Mein Hund humpelt - Was ist die Ursache?

Ein Hund, der „humpelt“ oder in der Fachsprache gesagt „ein Hund, der eine Lahmheit zeigt“, ist ein Hund, der eine oder mehrere Gliedmaßen nicht so stark belastet wie andere und dadurch unregelmäßig läuft.
Dem veränderten Gangbild können die unterschiedlichsten Ursachen zugrunde liegen: von Wachstumsproblemen, über Vertreten und Zerren beim Spielen bis hin zu altersbedingten Arthrosen und Knochenbrüchen.

Ursachen

Wenn der Hund humpelt oder auch lahmt, ist dies ein Zeichen davon, dass er Schmerzen hat.
Die schmerzende Gliedmaße wird weniger stark und zeitlich kürzer belastet, sodass der Hund auf die gesunde Gliedmaße zu fallen scheint, um sich dann mit der gesunden Seite kraftvoller abzustoßen. Es entsteht ein ungleichmäßiges Gangbild. Grund dafür können akute Probleme wie Zerrungen an Bändern und Sehnen, eingetretene Dornen, wund geleckte Ballen oder Knochenbrüche sein, aber auch chronische Erkrankungen durch Verschleiß wie zum Beispiel Arthrose.
Das Problem muss aber nicht zwangsläufig aus den Beinen kommen, sondern kann auch im Rücken liegen. Zuletzt sind Ganganomalien durch neurologische Störungen möglich.

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Humpeln nach einem Sprung

Hat der Hund wild getobt oder ist er ein weiteres Stück gesprungen und danach lahm, kann der Sprung die Ursache für das Humpeln sein. Ähnlich wie wir es von uns selbst kennen, kann der Hund sich beim Landen nach einem Sprung vertreten und dabei diverse Verletzungen zufügen.
Möglich ist eine Zerrung oder Überdehnung eines der Bänder oder der Sehen, wenn der Hund das Bein beim Landen einseitig schief belastet. Sehnen und Bänder können dabei sogar reißen. Knochenbrüche sind ebenso möglich. Außerdem das Eintreten von spitzen Gegenständen. Denn gerade bei einem Sprung wirken große Kräfte, wenn der Hund mit seinem gesamten Gewicht wieder auf den Pfoten landet.

Humpeln nach dem Aufstehen

Fällt einem auf, dass der Hund nach dem Aufstehen humpelt, obwohl er zuvor noch normal lief, kann es sein, dass der Hund sich während eines Spaziergangs oder beim Spielen verletzt hat, ohne dies sofort zu zeigen. Unter Freude oder Aufregung achten Hunde oft nicht so genau darauf, ob etwas weh tut oder zeigen es zumindest nicht. Nachdem sie dann zuhause zur Ruhe gekommen sind, kann es sein, dass sie den Schmerz beim Wiederaufstehen erst richtig bemerken.
Lahmt der Hund immer wieder beim Aufstehen, ist dies ein Zeichen, dass es sich nicht um ein akutes Problem handelt, sondern der Schmerz durchs Liegen und wieder Aufstehen provoziert wird. Dies kommt bei Problemen im Rücken oder in den Gelenken der Gliedmaßen vor. Zu Grunde liegende Krankheiten sind zum Beispiel Spondylosen oder Arthrosen. Bei Spondylosen handelt es sich um knöcherne Verbindungen zwischen den Wirbeln, bei Arthrosen um Gelenkverschleiß. Oft laufen sich Hunde mit solchen Erkrankungen ein und die Lahmheit tritt nur nach langen Liegepausen auf.

Arthrose

Vor allem bei alten Hunden ist die häufigste Lahmheitsursache die Arthrose. Es handelt sich dabei um eine degenerative Gelenkerkrankung mit Verschleiß der Knorpel- und Knochenstrukturen in den Gelenken.
Hunde, die an Arthrose leiden, zeigen Lahmheiten vor allem, wenn sie zuvor längere Zeit gelegen haben und dann aufstehen. Nach einiger Zeit laufen sie sich ein und das Humpeln lässt nach. Bei starker Anstrengung kann die Lahmheit zum Beispiel auf dem Rückweg eines langen Spaziergangs zurückkehren, nachdem sie zwischendurch fast weg war.
Besonders nass-kaltes Wetter macht Hunden mit Arthrose oft zu schaffen.

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Borreliose

Borreliose ist eine der Erkrankungen, die durch Zecken übertragen wird. Der eigentliche Verursacher der sogenannten Lyme-Borreliose ist das Bakterium „Borrelia burgdorferi“.
Einige Wochen nach dem Zeckenbiss und der Ansteckung mit dem Bakterium kommt es zu Fieber, Gelenkschmerzen, Gelenkentzündungen oder sogar Lähmungen. Typisch sind auch wechselnde Lahmheiten. Das bedeutet, man hat ein paar Tage das Gefühl, der Hund lahmt vorne links, dann plötzlich vorne rechts und wieder ein paar Tage später dann hinten. Nach einer Blutuntersuchung und Bestätigung der Diagnose „Borreliose“ kann mit einem geeigneten Antibiotikum behandelt werden.

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Humpeln nach einer Impfung

Dass ein Hund nach einer Impfung lahmt, ist grundsätzlich unwahrscheinlich.
Nebenwirkungen bei Impfungen treten insgesamt nur sehr selten auf. Zu den typischen Nebenwirkungen gehören Müdigkeit und Abgeschlagenheit sowie lokale Reaktionen in Form von Schwellungen an der Injektionsstelle. Manchmal kommt es auch zu Unruhe und Durchfall.
Da die meisten Impfungen beim Hund unter die Haut erfolgen, ist auch das unabsichtliche Treffen eines Nerven oder eine Muskelreaktion auszuschließen.

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Humpeln nach einem Insektenstich

Dass ein Hund nach einem Insektenstich lahmt, kommt vor allem dann vor, wenn der Hund auf eine Biene oder Wespe getreten ist und dann von dieser gestochen wurde.
Der Stich in die Pfote tut dem Hund so weh, dass er nicht mehr auftreten möchte. Wird der Hund an einer anderen Stelle gestochen, kommt es normaler Weise nicht zu Lahmheiten. Manche Hunde reagieren allerdings allergisch. Schwillt eine größere Körperpartie als allergische Reaktion auf den Stich an, kann die Bewegung eingeschränkt sein.
Außerdem können manche Insekten Krankheiten übertragen, in deren Folge Lahmheiten auftreten.

Humpeln ohne Schmerzen

Normalerweise hat es einen Grund, wenn Ihr Hund humpelt. Nehmen Sie also jede Lahmheit ernst!
Wenn es für Sie selbst keinen ersichtlichen Grund für die Lahmheit gibt, stellen Sie Ihren Hund einem Tierarzt vor, um sicher zu gehen, dass er keine Schmerzen hat. Lahmt der Hund nach der Gabe von Schmerzmitteln weiterhin, kann es sein, dass das Schmerzmittel nicht stark genug oder für die Erkrankung nicht geeignet ist. Es geht auch nicht jede Lahmheit mit Schmerzen einher. Manche Hunde laufen unregelmäßig, da sie bestimmte Anomalien im Körperbau haben, sind aber so an diese gewöhnt, dass sie die Hunde nicht stören.

Diagnose

Die Lahmheitsdiagnostik beim Hund besteht darin, dass der Tierarzt den Hund zunächst im Stehen und Laufen anschaut und dann geschonte Gliedmaßen und den Rücken des Hundes abtastet. Dabei werden alle Gelenke gebeugt und gestreckt, sowie Gelenke,  Sehnen, Bänder und Knochen ertastet.
Es gibt außerdem bestimmte Provokationsproben, die der Tierarzt zum Beispiel an Knien oder Rücken durchführen kann, um eine Erkrankung zu diagnostizieren. Zur Sicherung der Diagnose sind vor allem Röntgenuntersuchungen für knöcherne Veränderungen und Ultraschalluntersuchungen für Veränderungen der Sehnen und Bänder wichtig. Besonders gut ausgestattete Kliniken haben außerdem CT- und MRT-Geräte.

An diesem Symptomen erkenne ich, dass mein Hund erkrankt ist

Je nachdem wie deutlich der Hund humpelt, ist eine Lahmheit mal einfacher und mal schwieriger zu erkennen. Es sind auch nicht alle Hunde gleich schmerzempfindlich, sodass man nicht davon, wie stark der Hund humpelt, darauf schließen kann, wie schwerwiegend die Erkrankung ist.

Bei einer Lahmheit wird meist ein Bein (manchmal auch mehrere Beine gleichzeitig) geschont. Das bedeutet, dass der Hund das betroffene Bein nur möglichst kurz belastet. Entsprechend versucht er dies mit dem anderen Bein auszugleichen. Lahmt ein Hund also vorne rechts, tritt er rechts nur ganz kurz auf und es sieht aus als würde er auf das linke Bein fallen. Das linke Bein stößt er dann besonders kräftig wieder ab.
Fällt Ihnen auf, dass Ihr Hund humpelt, schauen Sie auf jeden Fall alle Pfoten genau an, um auszuschließen, dass er sich dort verletzt hat. Wunden oder Schwellungen können Sie oft sehen oder fühlen. Bei Berührung zeigt der Hund an der verletzten Stelle bei Druckausübung vielleicht Schmerz. Passen Sie auf, dass der Hund nicht zuschnappt, wenn Sie auf eine schmerzende Stelle drücken! Bei vielen im Körper liegenden Problemen ist die Diagnose nicht so einfach. Wenn Sie sich unsicher sind, suchen Sie Ihren Tierarzt auf!

Mein Hund humpelt und leckt sich die Pfoten

Leckt der Hund seine Pfoten, kann dies heißen, dass er sich verletzt hat und die Wunde reinigen möchte. Andersherum kommt es aber auch vor, dass Hunde, die ein Problem mit Milben oder Allergien haben, sich so lange die juckenden Pfoten lecken, bis diese sich entzünden. In der Folge beginnt der Hund zu humpeln.
Wenn Sie sehen, dass Ihr Hund sich länger die Pfoten leckt als sonst, untersuchen Sie die Pfote auf Fremdkörper und wunde Stellen. Neben einer Behandlung der Ursache des Leckens sind oft ein Halskragen und ein Verband notwendig, um den Hund am lecken zu hindern.

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Behandlung

Humpelt der Hund, muss zunächst die Ursache erkannt werden.
Bei Fremdkörpern in den Pfoten müssen diese entfernt und die Pfote desinfiziert und verbunden werden. Leckt der Hund sich die Pfoten aufgrund einer Allergie oder Parasiten wund, sollte eine Milbenbehandlung erfolgen, der Allergie weiter nachgegangen und der Hund durch Verband und Halskragen am Lecken gehindert werden.
Bei Zerrungen an Bändern und Sehnen sowie vielen akuten Knochenproblemen hilft nur viel Ruhe. Die Heilung kann durch Entzündungshemmer unterstützt werden. Liegt ein Knochenbruch oder eine tiefe Wunde der Lahmheit zugrunde, kann eine Operation notwendig werden.
Chronische Erkrankungen wie Arthrose sind nicht heilbar, da es sich um einen degenerativen Vorgang handelt. In einem akuten Schub kann man dem Hund mit Entzündungshemmern helfen. In weit fortgeschrittenen Fällen kann eine dauerhafte Behandlung mit Schmerzmitteln notwendig werden.

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Diese Hausmittel können helfen

Hat der Hund sich etwas gezerrt oder überdehnt oder auch einfach Muskelkater, sollten Sie ihn schön warm halten, damit die Muskeln sich entspannen können.
Besteht eine Schwellung, sollte die Stelle jedoch besser gekühlt werden. Bestehen offene Wunden, sollten diese mit klarem Wasser oder Jodlösung gereinigt und desinfiziert werden. Auch eine Reinigung mit Kamillentee ist möglich. Dabei ist es hilfreich, die Haare rund um die Wunde zu kürzen, um das Ausmaß der Wunde richtig zu beurteilen und zu verhindern, dass die Haare die Wunde reizen und diese verschmutzen.
Bei vielen Lahmheiten ist das Wichtigste überhaupt, den Hund zu schonen. Versuchen Sie allerdings nicht zu viel mit Hausmitteln, sondern suchen Sie rechtzeitig den Tierarzt auf, wenn Sie merken, dass die Lahmheit nicht verschwindet oder wenn es sich um ein schwerer wiegendes Problem handelt.

Homöopathie

Bei Schlägen, Prellungen oder Stürzen, die zu einer Schwellung geführt haben, hilft Arnica.
Bei Verletzungen von Gelenken, Muskeln, Sehnen und Bändern sind Bryonia oder Rhus toxicodendrum heilsam. Bei Insektenstichen und Stichwunden wird Ledum verwendet. Ruta und Symphytum helfen bei Beteiligung der Knochen wie zum Beispiel bei einer Knochenhautentzündung.

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Wann muss ich zum Tierarzt?

Immer dann, wenn ihr Hund den Eindruck macht, dass er Schmerzen hat, sollten Sie zum Tierarzt gehen.
Lahmt der Hund nur ganz leicht, kann man ein bis zwei Tage abwarten, ob das Humpeln von allein wieder aufhört. Lahmt der Hund jedoch schwer oder über einen längeren Zeitraum oder auch immer wieder leicht, sollten Sie die Ursache abklären lassen.

Dauer

Während geringgradige Lahmheiten durch Vertreten oft schon innerhalb einer Woche wieder abgeheilt sind, brauchen andere Erkrankungen wie Zerrungen oder Knochenhautentzündungen oft mehrere Monate.
Bei äußeren Verletzungen ist es wichtig diese sauber zu halten, da eine Besiedlung mit Bakterien den Heilungsprozess erheblich verzögern kann. Eine eiternde Wunde benötigt meist ein paar Wochen bis sie wieder verheilt ist. Manche Erkrankungen wie die Arthrose bleiben für den Rest des Hundelebens bestehen.

Prognose

Die Prognose ist von der Ursache der Lahmheit abhängig.
Bei leichten Verletzungen der Pfote ist die Prognose sehr gut. Diese heilen schnell ab und hinterlassen keine Spuren. Wenn sich eine Wunde entzündet, ist die Prognose grundsätzlich schlechter. Mit guter tierärztlicher Versorgung lässt sich jedoch auch dies meist wieder gut in den Griff bekommen.
Lässt man Zerrungen und Knochenbrüchen ausreichend Zeit zu verheilen, ist auch hier die Prognose langfristig recht gut. Nur bei Splitterbrüchen ist die Prognose sehr ungünstig und der Hund muss vielleicht sogar eingeschläfert werden. Auch Knochentumore haben eine schlechte Prognose.
Hunde mit Arthrose werden diese zwar ihr Leben lang behalten und auch immer wieder Lahmheiten zeigen, können aber meist noch eine ganze Weile nach der Diagnose gut damit leben.

Kosten für die Behandlung

Lässt man den Hund beim Tierarzt untersuchen, folgt zunächst eine allgemeine Untersuchung mit Beratung der weiteren Folgeuntersuchungen (13 – 40 €).
Jede Folgeuntersuchung im gleichen Krankheitsfall kostet dann 10 – 30 €. Werden Röntgenbilder angefertigt, kosten diese zwischen 20 und 96 € pro Bild. Eine Ultraschalluntersuchung kostet zwischen 40 und 115 €.
Meist werden bei Lahmheiten zur Hemmung von Entzündungen auch Medikamente gespritzt. Jede Injektion kostet zwischen 6 und 17 € plus die Kosten, die das Medikament selbst verursacht. In der Folge werden oft noch Tabletten verschrieben. Muss ein Verband gemacht werden, kostet dies zwischen 5 und 23 € und bei Gipsverbänden zwischen 50 und 150 €.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 08.09.2018 - Letzte Änderung: 10.11.2021