Um im Notfall einem verletzten Pferd oder Reiter helfen zu können ist es wichtig im Stall eine Notfallapotheke zu haben.
Sowohl für das Pferd selbst, wie auch für den Pferdebesitzer, kann es von Vorteil sein, wenn man über eine solide medizinische Grundausrüstung verfügt, um im Notfall schnell erste Hilfe leisten zu können.
Es bietet sich für den Pferdebesitzer oder auch andere Reiter an, einen Erste-Hilfe-Kasten in der Sattelkammer zu deponieren. Häufig benötigt man im Stall Verbandszeug oder Pflaster für kleine Wunden, beispielsweise wenn man an einem Nagel in der Wand hängengeblieben ist, mit dem Messer beim Hufe ausschneiden abgerutscht ist oder ein beschlagenes Pferd ungünstig auf den Zehennagel getreten ist. Hierfür eignen sich Sets, die eigentlich als Erste-Hilfe-Kit fürs Auto gedacht sind, perfekt. Häufig ist es jedoch deutlich billiger, wenn man sich seine Ausrüstung selbst zusammenstellt.
Da man im Stall nur so von Dreck umgeben ist, darf es natürlich auch an einem Hautdesinfektionsmittel nicht fehlen. Zusätzlich kann man Desinfektionsmittel zur Oberflächendesinfektion bereit halten, um im Notfall einen Tisch als Unterlage oder Geräte wie Scheren etc. desinfizieren zu können.
Leidet man unter einer chronischen Erkrankung empfiehlt es sich zudem, wenn man die Möglichkeit dazu hat, Notfallmedikamente verschlossen im Stall zu deponieren, falls man seine Medikamente zu Hause vergessen hat oder sie unvorhergesehener Weise plötzlich benötigt.
Ebenfalls kann man darüber nachdenken, Notfallnummern im Stall anzubringen, sodass beispielsweise Ehepartner oder Eltern informiert werden können, wenn ein schwererer Unfall passiert ist. Hat der Stall kein Festnetztelefon, ist es zudem ratsam, ein stabiles Notfallhandy mit starkem Akku bereitzulegen, damit man im Ernstfall schnell Hilfe rufen kann, auch wenn man sein Handy zu Hause vergessen hat oder der Akku leer ist.
Auf die Medikamente und Medizinprodukte für Pferde wird unter dem Punkt „Stallapotheke“ gesondert eingegangen.
Um eine Notfallsituation zu erkennen und richtig zu handeln, benötigt man gewisse Grundkenntnisse zur Anatomie und Physiologie von Pferden sowie einiges an medizinischem Wissen. Wenn man durch Beruf oder Hobbies noch keine Vorkenntnisse in diesem Bereich erwerben konnte, bietet es sich daher an, einen Erste-Hilfe-Kurs speziell für Pferdebesitzer zu belegen, da das Handeln in Notfallsituationen über Leben oder Tod entscheiden kann.
Solche Kurse werden von verschiedenen Vereinen angeboten und im Internet findet man zahlreiche Inserate über ganz Deutschland verteilt. Wichtig ist es darauf zu achten, dass der Kurs von einem Tierarzt angeboten wird, damit man sich sicher sein kann, dass es sich bei dem Kursleiter um eine geschulte Fachperson handelt.
In einem Erste-Hilfe-Kurs lernt man unter anderem, welche Ausrüstung man benötigt und wo man diese kaufen kann, wie man eine Kolik erkennt und sich am besten verhält, bis der Tierarzt kommt, wie man Wunden und Verletzungen richtig versorgt, was zu tun ist bei Lahmheiten, Atemnot, Schlundverstopfungen, Kreuzverschlag, Fieber, Nageltritt und vieles mehr.
Oft kann man danach auch besser entscheiden, ob es sich in einer konkreten Situation um einen Notfall handelt und man den Tierarzt rufen oder sogar in eine Klinik fahren sollte.
Diese Kurse sind meist abends oder am Wochenende, sodass man auch daran teilnehmen kann, wenn man Vollzeit arbeitet. Ein Kurs dauert in der Regel mehrere Stunden bis Tage und kostet einige hundert Euro.
Oft ist es sogar möglich, einen Tierarzt zu einem Wunschtermin vor Ort in den eigenen Stall einzuladen, wenn genug Leute interessiert sind und daran teilnehmen wollen. Hierbei lassen sich dann natürlich auch Gruppentarife verhandeln und man kann an den eigenen Pferden üben, wie man Verbände anlegt oder ein Pferd mit einer Nasenbremse korrekt fixiert.
Nicht nur für den Besitzer, auch für das Pferd selbst, bietet es sich an, Verbandsmaterial und einige Notfallmedikamente bereitzustellen.
Ebenso wie wir Menschen ziehen sich Pferde im Stall sehr häufig kleinere oberflächliche Verletzungen zu. Um diese zu verarzten, verwendet man meist eine sterile Kompresse zur Abdeckung der Wunde und darüber ein Verband, die oberste Schicht am besten wasserabweisend. Wie dieser fachgemäß angebracht wird, lernt man in Erste-Hilfe-Kursen oder kann man sich von seinem Tierarzt zeigen lassen. Wie beim Menschen muss man auch beim Pferd jede offene Wunde säubern und desinfizieren. Hierzu verwendet man am besten spezielle Desinfektionsmittel oder Iodlösung.
Des Weiteren können andere Produkte wie Scheren oder Spritzen nützlich sein, um Verbände zu kürzen oder dem Pferd Medikamente in den Mund einzugeben, die es freiwillig nicht nehmen würde. Auch Wattepads, Klebeband, Zeckenzangen, Pinzetten, Taschenlampen und Einweghandschuhe kann man immer wieder gebrauchen.
Zudem gibt es einige Medikamente, die gerade in größeren Ställen von vielen Pferden häufig benötigt werden. Dazu zählen zum Beispiel Notfallmedikamente für Koliken. Zinksalben für nässende Wunden oder Mineralerde bzw. Kühlgel für strapazierte Sehnen, Bänder, Muskeln und Gelenke dürfen gerade bei Sportpferden auch nicht fehlen. Steht ein Kühlschrank zur Verfügung, kann man statt Gels auch ganze Kühlpacks für Verbände bereithalten, wobei man diese niemals direkt auf der Haut anbringen darf.
Die Stallapotheke selbst sollte einen festen Platz haben und entweder in einem Schrank oder in einem Koffer ordentlich sortiert sein, damit jeder der sie gerade benötigt im Notfall schnell auf sie zugreifen kann und sich nicht erst die Kompressen und Verbände im ganzen Stall zusammensuchen muss. Zudem ist es wichtig darauf zu achten, die Stallapotheke sauber zu halten und die Medikamente nicht offen herumstehen zu lassen und beim Ablaufen der Haltbarkeit fachgerecht zu entsorgen und zu erneuern. Auch sollten benutze Utensilien immer wieder möglichst bald aufgefüllt werden.
Um das Pferd auch in Stresssituationen händeln zu können und dem Tierarzt seine Arbeit zu erleichtern, haben einige Besitzer auch Führketten, Steigergebisse oder Nasenbremsen in ihrer Notfallausrüstung. Diese sollten jedoch nur angewendet werden, wenn man sie auch korrekt handhaben kann, da sonst ein enormes Verletzungspotenzial besteht.
Wie für de Reiter kann man auch für die Pferde Notfall-Telefonlisten mit den wichtigsten Nummern (Besitzer, Tierarzt, Schmied, Klinik usw.) anlegen und diese mit in der Stallapotheke verstauen.