Bei der Verdauung werden durch Zersetzen der Nahrung durch Bakterien Gase gebildet. Da der Darm bei Pferden sehr lang ist können die Gase teilweise nur schlecht entweichen. Eine Gaskolik führt zu starken Schmerzen beim Pferd, weshalb unverzüglich der Tierarzt gerufen werden sollte, auch um weiterführende Komplikationen zu vermeiden.
Unter einer Gaskolik, auch Meteorismus genannt, versteht man starke Bauchschmerzen beim Pferd, die durch eine enorme Aufgasung des Magen-Darm-Trakts ausgelöst werden. Gaskoliken treten vor allem im Frühjahr und Winter auf und können akut lebensbedrohlich werden, da der Darm reißen und sich der Darminhalt im Bauchraum verteiken kann.
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen primärem und sekundärem Meteorismus, da diese Formen unterschiedliche Ursachen haben.Der zugrunde liegende Mechanismus ist jedoch in beiden Fällen der gleiche: unverdautes Futter im Darm wird von Bakterien fermentiert. Dadurch entstehen Gase, die aufgrund der enormen Länge des Pferdedarms nur sehr schwer entweichen können, was dann zu einer schmerzhaften Aufgasung und Überdehnung der Darmwand führt.
Die primäre Form tritt vor allem im Frühjahr auf, wenn die Pferde angeweidet werden und direkt vom Heu auf das eiweißreiche und rohfaserarme Gras umsteigen. Ebenso können größere Mengen an Obst (z.B. auf Streuobstwiesen) oder Mais/Kartoffeln/ Brot (z.B. von Spaziergängern gefüttert) zu einer Aufgasung führen, da die Blinddarmbakterien das eiweiß- und kohlenhydratreiche Futter fermentieren. Häufig bleibt das gebildete Gas jedoch nicht auf den Blinddarm beschränkt, sondern verlagert sich auch in den Dünndarm oder Dickdarm.
Der sekundäre Meteorismus hingegen entsteht nach einer Darmverschlingung oder Verstopfung. Der Darminhalt kann nicht weiter transportiert werden und fängt vor dem Verschluss an zu gären. Auch hierbei bildet sich Gas. Verstopfungen treten vor allem im Winter durch fehlende Bewegung und Wassermangel auf.
Vermuten Sie, dass Ihr Pferd an eher anfällig für andere Kolikformen ist? Dann lesen Sie mehr unter: Kolik beim Pferd
Wichtig für eine Kolikdiagnose sind zum einen die Anamnese, das heißt ein Gespräch mit dem Besitzer über die gezeigten Symptome und die Vorgeschichte, und zum anderen die klinische Untersuchung. Die Puls- und Atemfrequenz liefern wichtige Hinweise auf den Schweregrad der Kolik. Mit dem Stethoskop wird außerdem die Darmmotorik abgehört.
Wenn ein Pferd eine Kolik hat, bedeutet das im Prinzip nur, dass es unter Bauchschmerzen leidet. Daher unterscheidet sich eine Gaskolik in ihrer Symptomatik nur geringfügig von den anderen Kolikarten. Häufige Koliksymptome beim Pferd sind:
Treten einzelne dieser Symptome nur schwach ausgeprägt und selten auf, ist das in den allermeisten Fällen jedoch noch kein Grund zur Besorgnis. Unter starken Schmerzen zeigt ein Pferd zumeist mehrere dieser Symptome über einen längeren Zeitraum. Als Besitzer erkennt man es in der Regel schon früh, wenn sich das Pferd plötzlich verändert verhält.
Lassen die Symptome nach und das Pferd wird ganz ruhig, ist Vorsicht geboten, denn es kann sich um eine plötzliche Verschlechterung des Zustands handeln. Auch wenn es dem Pferd scheinbar besser geht, sollte man auf jeden Fall den Tierarzt zu Rate ziehen.
Wie bei jeder Kolik leiden die betroffenen Pferde auch bei Gaskoliken unter starken Schmerzen. Diese entstehen, da der Darm durch die Gasbildung und den dadurch steigenden Druck stark überdehnt wird und im schlimmsten Fall sogar reißen kann. Um die Schmerzen zu lindern, bis die Ursache bekämpft ist, spritzt der Tierarzt in vielen Fällen erstmal Buscopan (Butylscopolamin), welches krampflosend wirkt.
Den Tierarzt sollte man rufen, sobald man die ersten Symptome einer Kolik feststellt. Ob das Pferd danach in die Klinik muss um operiert zu werden oder ob der Tierarzt häufiger kommen muss, hängt vom Behandlungserfolg sowie vom Schweregrad der Kolik ab.
Bis der Tierarzt kommt, kann man sein Pferd durch Bewegung unterstützen und es langsam Schritt führen. Der Tierarzt wird dann zuerst über eine medikamentöse Behandlung versuchen das gestaute Gas zu entfernen und die Darmmotorik anzuregen. Auch kann man versuchen mithilfe einer Nasen-Schlund-Sonde das Gas aus dem Magendarmtrakt abzulassen. Unter Umständen kann es jedoch nötig sein den Darm zu punktieren, um den Darm zu entgasen.
Ist der Darm verstopft oder verdreht ist in vielen Fällen eine Operation unumgänglich. Dazu muss der Darm unter Vollnarkose vorgelagert werden und mechanisch entleert bzw. wieder physiologisch korrekt ausgerichtet werden. Danach muss das Pferd noch einige Tage bis Wochen zur Nachbahandlung in der Klinik bleiben.
Da Koliken sehr schmerzhaft sein können und oft mit komplizierten Behandlungen und enormen Kosen einhergehen, ist es ratsam, einer Gaskolik vorzubeugen. Um einen primären Meteorismus zu verhindern, sollte man das Pferd im Frühling schonend anweiden und jede Futterumstellung möglichst langsam angehen. Im Winter hingegen muss man auf ausreichend Bewegung achten und viel Wasser bereitstellen oder auch Mash füttern, um die Verdauung anzuregen.
Homöopathische Mittel, die beruhigend auf den Magendarmtrakt wirken, können bei empfindlichen Pferden prophylaktisch eingesetzt werden, jedoch sollte man in erster Linie auf eine angemessene Fütterung und ausreichend Bewegung achten.
Da bei einer Gaskolik akute Lebensgefahr bestehen kann, ersetzt eine Behandlung mit zufällig ausgewählten Mitteln keine Diagnosestellung und gezielte Therapie beim Tierarzt. Oft muss das Gas erst mechanisch abgelassen werden, bevor es dem Pferd wieder besser geht.
Auch zur Unterstützung der Behandlung nach dem Einsatz von Medikamenten oder nach einer Operation, können homöopathische Mittel zusätzlich eingesetzt werden.
Koliken beginnen meist schleichend und können sich über Stunden bis Tage hinziehen. Je früher man einschreitet und die Kolikursache behandelt, desto besser ist die Prognose und desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Pferd keine bleibenden Schäden davonträgt.
Es gibt zwei Gründe ein Pferd bei einer Kolik einzuschläfern. Traurigerweise ist ein sehr häufiger Grund, dass die Besitzer sich die teure Operation nicht leisten können und das Pferd von seinen Schmerzen erlösen müssen. Einschläfern bleibt in einer solchen Situation der letzte Ausweg. Deshalb empfiehlt es sich im Vorfeld eine OP-Versicherung abzuschließen.
Der zweite Grund ist, wenn man während der Operation feststellt, das bereits ein großer Teil des Darms abgestorben ist. In solchen Fällen lässt man die Pferde nicht mehr aus der Narkose erwachen.
Mit Anfahrt, Diagnosestellung und Medikamenten kann bereits der erste Besuch des Tierarztes mehrere hundert Euro kosten. Benötigt das Pferd eine Operation und die damit verbundene Narkose sowie den anschließenden mehrtägigen Klinikaufenthalt, können die Kosten schnell in die Tausende gehen.
Vor der Anschaffung eines Pferdes sollte man sich daher im Klaren darüber sein, welchen finanziellen Aufwand man im Krankheitsfall tragen muss. Unter Umständen ist es ratsam bereits im Vorfeld eine OP-Versicherung abzuschließen, da ein Pferd mit einer starken Kolik eingeschläfert werden muss, wenn man es nicht schnellstmöglich operieren lässt.