Strahlfäule entsteht aufgrund von Zersetzungsprozessen des Hufhorns durch anaerobe Bakterien. Im Anfangsstadium kann Strahlfäule gut mit Hausmitteln behandelt werden. Außerdem ist ein regelmäßiges Hufeauskratzen und Ausmisten der Box von Kot und Urin wichtig.
Bei der Strahlfäule handelt es sich um eine Zersetzung des Hufhorns im Bereich des Strahls, die durch fäulniserregende Bakterien hervorgerufen wird. Sie kommt bei Pferden jeder Rasse und jeden Alters vor.
Die Diagnose wird durch das klinische Bild gestellt. Die Lokalisation zusammen mit Aussehen, Geruch und Hornbeschaffenheit lassen den Schluss auf Strahlfäule zu.
Verwechselt werden kann sie theoretisch mit Hufkrebs. Bei diesem verhornt das Epithel am Huf erst gar nicht, statt sich wie bei der Strahlfäule aufzulösen. Außerdem bilden sich beim Hufkrebs Wucherungen des Horns. Bei bereits zurückliegender Erkrankung kann man sogenannte Strahlfäuleringe am Horn feststellen.
Um Strahlfäule zu vermeiden und frühzeitig zu erkennen, ist es wichtig, dem Pferd mehrmals täglich die Hufe auszukratzen und diese dabei auch genau zu betrachten. Zwar können auch Strahlfäuleringe am Hufhorn entstehen, jedoch ist es deutlich einfacher die Strahlfäule am Strahl direkt zu erkennen. In der mittleren Strahlfurche sowie in den Strahlfurchen links und rechts des Strahls beginnt die Fäulnis meist und geht dann immer weiter in den Strahl selbst über. Man erkennt, dass das Horn seine Konsistenz, Farbe und Geruch verändert. Es wird immer weicher, verfärbt sich schwarz und stinkt nach Fäulnis.
Beim Auskratzen der Hufe kann ohne viel Mühe mehr und mehr des schwarzen, weichen Materials abgetragen werden. Ist die Strahlfäule weiter fortgeschritten, können Krater im Huf entstehen und sich große Teile vom Horn des Hufs auflösen. Bei einer Auflösung der empfindlichen Hufsohle, vor allem bei Gewicht tragenden Anteilen sowie bei einem Fortschreiten der Strahlfäule in gut innervierte Bereiche des Horns und der Strukturen darunter, löst die Strahlfäule außerdem Schmerzen aus und das Pferd beginnt mehr oder weniger stark zu lahmen.
An der gleichen Stelle wie die Strahlfäule tritt auch Hufkrebs auf. Hier hat man auch zurück gehendes Horn, jedoch an anderen Stellen auch Zubildungen.
Bei einer geringgradigen Strahlfäule muss das Pferd nicht unbedingt lahmen. Das liegt daran, dass das äußere Horn nicht von Nerven durchzogen wird, sondern erst die darunter liegenden Schichten. Eine beginnende Strahlfäule sollte jedoch trotzdem ernst genommen werden, da sich sonst schnell eine Lahmheit entwickeln kann. Da das Horn, wenn es sich einmal aufgelöst hat, längere Zeit braucht, um nachzuwachsen und sich zu regenerieren, bleibt eine Lahmheit, die einmal besteht, auch längere Zeit bestehen.
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Ausgelöst wird die Strahlfäule durch Fäulniserreger. Dies sind meist anaerob, also ohne Sauerstoff lebende, Bakterien. Diese kommen im Boden und vor allem im Kot und Harn vor. Damit sind sie immer in der Umwelt des Pferdes vorhanden und ein Kontakt ist unvermeidbar.
Unter bestimmten Umständen dringen die Bakterien ins Horn ein und verursachen dort die Strahlfäule. Der Strahl ist dabei durch seine weiche Struktur besonders anfällig für Verschmutzung. Wird ein Pferd in einem unsauberen Stall mit viel Kot und Urin gehalten, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass sich Strahlfäule durch die Feuchtigkeit und das vermehrte Bakterienaufkommen bildet.
Schlechte Hornpflege, Beschlag über dem Strahl und mangelnde Bewegung begünstigen die Bildung von Strahlfäule zusätzlich.
Hat man den Verdacht, dass sein Pferd Strahlfäule hat, sollte man dieses seinem Schmied oder Tierarzt zeigen und mit ihm die Behandlungsoptionen absprechen. Spätestens wenn das Pferd lahmt, sollte unbedingt ein Tierarzt um Rat gefragt werden. So lange sollte man jedoch nicht warten!
Der Therapieerfolg sollte in regelmäßigen Abständen überprüft und die Behandlung wenn notwendig angepasst werden. Kontrollen sollten dabei wöchentlich erfolgen.
Wichtig bei der Behandlung der Strahlfäule ist zunächst das Management des Pferdes. Es sollte möglichst mehrmals täglich sämtliches Einstreu, welches mit Urin oder Kot verschmutzt ist, aus der Box entfernt werden und täglich mit saugfähigem Material eingestreut werden. Das Pferd sollte stets trocken stehen und auch nicht auf matschigen Paddocks oder Weiden untergebracht sein. Tau oder frisches Wasser für kurze Zeit sind jedoch kein Problem.
Eine intensive Versorgung des Hufs durch Ausschneiden sollte durch Schmied oder Tierarzt erfolgen und dann auch in regelmäßigen Abständen fortgeführt werden. Verschiedene Sprays, Salben und Tinkturen helfen dann die Fäulniserreger langfristig in den Griff zu bekommen und die Hornqualität wieder zu verbessern.
Gegen Strahlfäule gibt es sowohl zahlreiche kommerzielle Mittel als auch viele Hausmittel.
Gegen geringgradige Formen der Strahlfäule können folgende Mittel helfen:
Bei hochgradiger Strahlfäule verwendet man dagegen besser folgende Mittel:
Die Auswahl des richtigen Mittels sollte am besten mit dem Schmied oder Tierarzt abgesprochen werden. Wenn das gewählte Mittel nicht anschlägt, sollte rechtzeitig auf ein anderes gewechselt werden.
Speiseessig oder Apfelessig ist eins der meist genannten Hausmittel zur Behandlung der Strahlfäule. Essig ist desinfizierend und entwässernd und wirkt damit sowohl den Bakterien selbst als auch dem feuchten Milieu, in dem sie leben, entgegen. Die Essigsäure neutralisiert außerdem den Ammoniak in dem sich die Bakterien befinden. Der Essig wird äußerlich auf den Huf aufgebracht. Dies kann in Form einer hochkonzentrierten Lösung geschehen, in die das Pferd gestellt wird, oder mit getränkter Watte. Dabei ist natürlich wichtig, dass die Hufe zunächst gereinigt werden und die Strahlfäule so gut wie möglich entfernt wird, bevor der Essig zur Anwendung kommt.
Bei sehr starker Strahlfäule ist Essig allein jedoch meist nicht ausreichend. Hier sollte zu stärkeren Mitteln wie Jodoformäther oder Wasserstoffperoxid gegriffen werden. Deren Anwendung sollte jedoch mit dem Tierarzt besprochen werden.
Vorbeugend kann der Essig auch mit einer Sprühflasche auf den Huf aufgebracht werden. Dies sollte man jedoch nur bei Pferden machen, die zu Strahlfäule neigen oder wenn eine Strahlfäule zu beginnen droht. Eine dauerhafte prophylaktische Anwendung ist nicht zu empfehlen.
Blauspray ist wohl vielen Tierbesitzern ein Begriff. Es gibt verschiedene Varianten von Blauspray: im klassischen Blauspray ist der Wirkstoff Dimethylsulfoxid (DMSO), ein Entzündungshemmer und Schmerzmittel enthalten, außerdem gibt es ein Blauspray welches mit einem Antibiotikum kombiniert ist. Dadurch ist eine Anwendung bei Strahlfäule möglich, um die Bakterien zu bekämpfen.
Wasserstoffperoxid (H2O2) ist ebenso wie Jodoformäther ein starkes Desinfektionsmittel. Das ursprüngliche Bleichmittel wird in der Medizin als Oxidationsmittel und Desinfektionsmittel verwendet. In der Apotheke lässt sich eine drei- bis elfprozentige Lösung günstig kaufen, diese ist jedoch im Vergleich mit der medizinischen Variante relativ gering konzentriert. Eine Anwendung sollte stets mit dem Tierarzt abgesprochen werden und nicht zu häufig erfolgen. Denn bei zu häufiger Anwendung kann der Huf stark austrocknen und dadurch brüchig werden. So entstehen wieder neue Eintrittspforten für Bakterien.
Jodoformäther führt zu einer guten Desinfektion, aber auch zu einer starken Austrocknung des Horns. Dies kann in extremen Fällen von Strahlfäule und besonders dann, wenn das Pferd in einer sehr nassen und matschigen Umgebung gehalten wird, kurzfristig erwünscht sein. In diesen Fällen ist eine Anwendung über zwei Tage sinnvoll. In den meisten Fällen führt Jodoformäther jedoch zu einer zu starken Austrocknung des Horns, welche zu Rissbildung führt und damit neue Eintrittsstellen für Bakterien schafft. Eine Anwendung sollte also gut überdacht und mit einem Tierarzt abgesprochen werden.
Bei Betaisodona handelt es sich um eine Jodsalbe, die in vielen Haushalten vorrätig ist. Prinzipiell ist Jod ein gutes Desinfektionsmittel gegen Bakterien. Der Vorteil an Jodsalbe ist, dass sie längere Zeit an der Auftragsstelle verbleibt. Allerdings schließt sie auch sauerstofffrei ab. Da die Bakterien bei Sauerstoff-Einfluss nicht überleben, macht es bei Strahlfäule mehr Sinn Jodspray zu verwenden als Jodsalbe, da das Spray Sauerstoff durchlässt.
Teebaumöl wirkt ebenfalls desinfizierend und ist auch zur Pflege der Hufe in vielen Hufsalben enthalten. Es ist daher vor allem zum Vorbeugen gegen Strahlfäule gut. Auch bei geringgradigen Formen der Strahlfäule kann es nach gründlicher Reinigung angewendet werden. Hilft das Teebaumöl jedoch nicht, sollte man zu anderen Mitteln greifen.
Das in Zahnpasta enthaltene Fluorid und Zink stört den Bakterien-Stoffwechsel und wirkt austrocknend. Daher kann sie gut bei geringen Formen der Strahlfäule angewendet werden. Wie bei allen Mitteln, die auf den Huf aufgetragen werden, sollte der Huf zuvor gründlich gesäubert werden. Bei starken Formen der Strahlfäule sollte zu intensiver wirkenden Mitteln gegriffen werden.
Kupfersulfat wirkt ebenfalls antibakteriell und wird vor allem bei Schafen gegen bakteriell bedingte Klauenerkrankungen verwendet. Auch beim Pferd kann das Kupfersulfat gegen Strahlfäule helfen. Wichtig zu wissen ist allerdings, dass das Kupfersulfat sehr umweltschädlich ist. Daher ist bei dem Umgang damit Vorsicht geboten und auch die Entsorgung ist nicht ganz einfach.
Bei Strahlfäule können Homöopathika gut als Begleitbehandlung genutzt werden. Allerdings sollte zusätzlich eine lokale Behandlung erfolgen. In schwereren Fällen muss außerdem ein Schmied oder Tierarzt hinzugezogen werden.
Begleitend behandeln kann man mit Mercurius solubis C30 in Wasser dreimal täglich, Hepar sulfuris D6 oder D12 dreimal täglich für 10 Tage, Silicea D12 zweimal täglich für 12 Gaben, Pyrogenium C30 oder C200 zweimal täglich für vier Gaben oder Lachesis C30 oder C200 dreimal täglich für fünf Tage.
Strahlfäule wird durch Bakterien verursacht. Daher liegt die Vermutung nahe, dass sie auch ansteckend ist. Es handelt sich jedoch nicht um eine klassische infektiöse Krankheit. Strahlfäule wird nicht direkt von Pferd zu Pferd übertragen und die Wahrscheinlichkeit, dass andere Pferde an Strahlfäule erkranken, erhöht sich auch nicht, wenn ein Pferd bereits daran leidet. Denn die Bakterien befinden sich im Boden und in Kot und Urin. Eine Erkrankung wird also vermieden, wenn die Haltungsbedingungen optimiert werden.
Strahlfäule lässt sich in der Regel ohne größeren Kostenaufwand behandeln. Eine Untersuchung durch den Tierarzt kostet ca. 10-30€. Die Behandlung mit Hausmitteln kostet sogar nur wenige Euros. Essig und Zahnpasta müssen nicht einmal neu angeschafft werden. Aber auch Wasserstoffperoxid, Teebaumöl oder Jodlösungen sind in entsprechenden Mengen für unter zehn Euro zu bekommen.
Viele Pferde leiden an einer geringgradigen Strahlfäule. Diese kann jahrelang unterschwellig bestehen oder immer wieder aufflammen. Bei schlechten Haltungsbedingungen kann Strahlfäule innerhalb von wenigen Tagen entstehen. Sie wieder auszumerzen kann einige Wochen dauern. Sollte sich nach ein bis zwei Wochen keine Besserung zeigen, wechselt man am besten das verwendete Mittel zur Behandlung.
Grundsätzlich sollte Strahlfäule kein Grund sein ein Pferd einschläfern lassen zu müssen. Denn wird sie rechtzeitig erkannt und behandelt, kann man sie gut in den Griff bekommen. Wird sie jedoch nicht behandelt, kann sie trotzdem gefährlich werden. Löst sich das untere Horn auf und fault der Huf weiter, werden tiefer liegende gut innervierte Hornschichten sowie das Hufbein (der Knochen im Huf) angegriffen. Lässt man es so weit kommen, kann dies tatsächlich zum Grund werden, ein Pferd einschläfern lassen zu müssen.