Bindehautentzündung beim Pferd

Die Bindehautentzündung (Konjunktivitis) ist eine Entzündung der Bindehaut des Auges, die sich an der Innenseite der Augenlider befindet und die Augäpfel mit den Augenlidern verbindet. Sie darf nicht als Bagatellkrankheit abgetan werden, da häufig auch andere Teile des Auges mit erkrankt sind. Besonders oft geht die Bindehautentzündung mit einer Entzündung der Hornhaut (Kornea) einher (Keratokonjunktivitis) und kann dann eine sehr langwierige Erkrankung sein. Die Bindehautentzündung kann durch Irritationen, Erreger wie Bakterien und Viren oder Allergene ausgelöst werden.

Welche Ursachen hat eine Bindehautentzündung beim Pferd?

Man unterscheidet Bindehautentzündungen, die durch irritative Prozesse am Auge, allergische Reaktionen, systemische Erkrankungen sowie Erreger oder Parasiten im Auge hervorgerufen werden.

Allergene wie Pollen sind die häufigste Ursache der Bindehautentzündung. Staub oder Fremdkörper können zu einer irritativen Konjunktivitis führen. Auch Noxen, also schädigende Stoffe, sorgen für eine Entzündung am Auge. Ist das Pferd empfindlich gegen Heustaub oder Pflanzenpollen ist die Bindehautentzündung oft immer wiederkehrend.

Systemisch sind vor allem Viren Verursacher der Konjunktivitis. Konkret handelt es sich um das equine Herpesvirus I oder II, das equine Influenzavirus A2 und das equine Adenovirus. Infiziert sich das Pferd mit einem Virus, verschwinden die Krankheitssymptome in den meisten Fällen nach einer Woche wieder. Geimpfte Pferde erkranken meist gar nicht. In seltenen Fällen kann es jedoch auch zu einer durch Viren ausgelösten langwierigen Keratokonjunktivitis kommen, die durch sekundäre bakterielle Infektionen noch verschlimmert wird.

Primäre Erreger von lokalen Entzündungen am Auge sind Bakterien wie Moraxella equi und Chlamydiophila feis. Auch Pilze wie Blastomyces und Aspergillus können Konjunktivitis verursachen. Bei der parasitär bedingten Bindehautentzündung handelt es sich um Thelazia, Habronematosa oder Onchozerka Larven, die im Auge leben.

Wie wird eine Bindehautentzündung diagnostiziert?

Die Diagnose einer Konjunktivitis wird hauptsächlich durch Inspektion, also intensives Betrachten, der Bindehaut gestellt. Der Tierarzt drückt mit Daumen und Zeigefinger die Lider auseinander. Auch die Nickhaut im Innenwinkel des Auges wird betrachtet. Nach einer Lokalanästhesie kann diese außerdem mit speziellen Instrumenten angehoben werden, um ihre Innenseite zu betrachten. Bei der Untersuchung wird eine Lichtquelle zu Hilfe genommen. Mit einer Lupe oder Spaltlampe können Strukturen vergrößert betrachtet werden. Betrachtet werden Farbe, Füllung der Gefäße sowie Oberflächenveränderungen. Zusätzlich wird mikrobiologisch auf Erreger getestet. Hierzu wird eine Tupferprobe oder eine zytologische Probe genommen.

Welche Symptome hat ein Pferd mit Bindehautentzündung?

Bei der Bindehautentzündung treten die typischen Anzeichen einer Entzündung auf: Rötung, Schwellung, Wärme, Schmerz und Funktionsverlust. Besonders auffällig für den Betrachter ist, dass die Schleimhaut gerötet und geschwollen ist. Dabei tränt das Auge und es kommt zu klarem serösem bis eitrigem Augenausfluss. Zeigt das Pferd eine Schwellung bei klarem Augenausfluss handelt es sich um einen akuten Krankheitszustand, wohingegen ein zähes und gelbliches Sekret auf einen chronischen Verlauf hindeutet.
Die Konjunktivitis tritt beim Pferd in den meisten Fällen beidseitig auf. Wer selbst schon mal eine Bindehautentzündung hatte weiß, dass diese unangenehm bis schmerzhaft ist und juckt. Dem Pferd geht es nicht anders als uns Menschen. Daher zeigt das Pferd sein Unwohlsein mit Zukneifen der Augen, Scheuern oder Schütteln des Kopfes sowie Kopfschiefhaltung oder Lichtempfindlichkeit.

Wie wird eine Bindehautentzündung behandelt?

Die Behandlung richtet sich nach der Ursache und den Symptomen im einzelnen Fall. Die Ursache der Entzündung sollte wenn möglich abgestellt werden, das bedeutet eine Bekämpfung der Erreger oder ein Schutz des Pferdes vor Staub und Allergenen sowie eine Behandlung der Entzündungsreaktion.
Gibt es einen Ausfluss aus dem Auge, sollte dieses aus allen Schleimhautfalten herausgespült werden. Dazu eignet sich zum Beispiel physiologische Kochsalzlösung. Zusätzlich ist die Anwendung von Augensalben oder -tropfen angebracht. Hierbei kann man nicht über die Menge arbeiten, da nur eine geringe Menge auf dem Auge verbleibt und der Rest aus dem Auge tränt. Das bedeutet, dass man mit hoher Frequenz die Augensalben oder -tropfen anwenden muss, um stetig einen entsprechenden Wirkspiegel im Auge zu erhalten. Eine Anwendung ist viermal täglich bis stündlich angebracht. Viele Augensalben enthalten Antibiotika, sie wirken also bei Konjunktividen, welche durch bakteriele Erreger ausgelöst wurde. Man verwendet je nach Erreger die Antibiotika Chllortetracyclin, Bacitracin, Neomycin, Polymyxin, Gentamycin oder andere. Zusätzlich gibt es Augensalben mit Cortison, welche Entzündungen bei allergischen Reaktionen zurückdrängen.
Bei Irritationen helfen ölige Vitamin-A-Salben, welche einen Schutzfilm über dem Auge bilden. Parasiten werden durch orale Gabe von Ivermectin sowie Spülung des Auges bekämpft. Bei einer Infektion mit Herpes oder einem anderen Virus kommt es durch antibiotische Augensalben zu keiner Besserung. Die Erkrankung verschwindet nach 10 Tagen meist von selbst. Kommt es zu einer Hornhautbeteiligung gestaltet sich eine Therapie langwieriger und schwieriger.

Behandlung mit Bepanthen

Bepanthen sorgt für eine Befeuchtung und Pflege des Auges. Sie enthält Hyaluronsäure und Dexpanthenol. Sie ist gut geeignet zur unterstützenden Behandlung bei Bindehautentzündungen, die allergisch oder durch Staub hervorgerufen werden. Eine alleinige Behandlung mit Bepanthen-Augensalbe wird bei erregerbedingten Konjunktividen jedoch nicht ausreichen. Hier sollte man auf antibiotische Augensalben umsteigen. Auch eine Regeneration der Bindehaut wird unterstützt. Eine Anwendung von Bepanthen ist also im Anfangs- und im Endstadium der Bindehautentzündung sinnvoll. Es empfiehlt sich trotzdem immer die Anwendung mit dem Tierarzt abzusprechen.

Behandlung mit Floxal

Floxal Augentropfen enthalten Ofloxacin, ein Antibiotikum. Dieses ist für Pferde nicht offiziell zugelassen. Da außer dem Chlortetracyclin jedoch die meisten Wirkstoffe aus der Humanmedizin umgewidmet werden müssen, ist eine Anwendung beim Pferd theoretisch möglich. Eine Anwendung eines Antibiotikums sollte jedoch immer nach voraus gegangenem Antibiogramm erfolgen, um sicher zu gehen, dass das verwendete Antibiotikum auch gegen den vorhandenen Erreger wirkt.

Wann muss ich den Tierarzt rufen?

Wenn man eine Rötung oder Schwellung der Bindehäute oder vermehrtes Tränen der Augen bemerkt, sollte man dies genau beobachten. Verschwinden die Symptome nicht nach einigen Tagen, sollte man einen Tierarzt hinzuziehen.
Bei eitrigem Augenausfluss, starken Schwellungen oder Lichtempfindlichkeit sollte der Tierarzt unverzüglich informiert werden. Wer von seinem Pferd weiß, dass es zu Bindehautentzündungen neigt, kann zunächst selbst mit pflegenden Augensalben arbeiten. Spätestens nach einer Woche sollte jedoch der Tierarzt hinzugezogen werden.
Antibiotische Augensalben sollten immer nur unter tierärztlicher Anweisung verwendet werden. Sinnvoll ist immer auch eine mikrobiologische Untersuchung um potentielle Erreger richtig zu behandeln.

Welche Hausmittel können angewandt werden?

Zeigt das Pferd viel Augenausfluss, kann man diesen mit einem feuchten Lappen abwischen, um ein Verkleben des Fells zu vermeiden. Das Auge kann man vorsichtig mit einer neuen Spritze und Kamillentee spülen. Dieser ist entzündungshemmend und antiseptisch. Oft ist das Spülen mit physiologischer Kochsalzlösung aber besser, da man die Schwebestoffe auf dem Tee nur schlecht vollständig herausfiltriert bekommt. Bei geringgradigen Bindehautentzündungen hilft ein feucht halten der Augen mit physiologischer Kochsalzlösung.
Kommt es jedoch zu eitrigem Augenausfluss, extremen Schwellungen oder verschwindet die Entzündung nach einigen Tagen nicht von selbst, sollte ein Tierarzt kontaktiert werden und medizinische Augensalben Anwendung finden.

Welche homöopathischen Mittel können angewandt werden?

Für die Behandlung einer tränenden Bindehautentzündung mit klarem Ausfluss kommen vor allem Euphrasia officinalis D4 oder D6, Belladonna D 8 oder C30 in Wasser oder Apis mellifica D8 oder C30 n Wasser in Frage. Bei eitrigen Absonderungen kann man Argentum nitricum D12 oder C30 in Wasser, Pulsatilla D8 oder C30 in Wasser, Hepar sulfuris D12 oder C30 in Wasser oder Sulfur D8 oder C30 in Wasser angewendet werden. Die Tropfen sollten viermal täglich angewandt werden. Kommt es zu keiner Besserung muss ein Tierarzt kontaktiert werden.

Anwendung von Euphrasia-Augentropfen

Euphrasia Augentropfen kommen aus der Humanmedizin und werden bei geröteten, gereizten oder tränenden Augen sowie bei allergischen Bindehautentzündungen angewendet. Sie beruhigen die Schleimhaut und versorgen diese mit Flüssigkeit und sind in der Regel gut verträglich. Für eine pflegende Wirkung am Auge können Euphrasia Augentropfen auch beim Pferd angewendet werden. Sie helfen allerdings nicht bei erregerbedingten Entzündungen!

Wie lange dauert eine Bindehautentzündung an?

Eine Bindehautentzündung kann nach wenigen Tagen von allein oder unter pflegender Behandlung mit Augentropfen oder -salben wieder ausheilen. Bei Staub oder Allergen empfindlichen Pferden kann sie jedoch alle paar Wochen immer wieder kommen. Sie kann außerdem Vorbote oder Begleiterscheinung von schwereren Erkrankungen sein. Oft tritt sie bei einer Periodischen Augenentzündung bzw. Equiner rezidivierender Uveitis (ERU) auf. Dann kann das Pferd auch sein Leben lang Probleme haben.

Wie ist die Prognose bei einer Bindehautentzündung?

Pferde, die auf Staub oder andere Reize mit einer Bindehautentzündung reagieren bleiben leider meist ihr ganzes Leben lang empfindlich. Das bedeutet, dass die Symptome immer wiederkehren und immer wieder behandelt werden müssen. Denn ein Pferd vor Staub oder Pollen zu schützen ist meist nur bedingt möglich. Erregerbedingte Konjunktividen können theoretisch besser behandelt werden, sind aber auch oft langwierig. Antibiotische Augensalben werden über mindestens zwei bis drei Wochen gegeben. Viral bedingte Bindehautentzündungen verschwinden entweder nach 10 Tagen von selbst wieder oder können zu einer Keratokonjunktivitis werden, welche mehrere Wochen bis Monate behandelt werden muss.

Ist eine Bindehautentzündung beim Pferd für den Menschen ansteckend?

Bei einer erregerbedingten Bindehautentzündung ist das Pferd ansteckend. Das bedeutet, dass Fliegen die Erreger von einem Pferd zum anderen verbreiten können. Auch der Augenausfluss ist bakterienbelastet und daher ansteckend. Zu beachten ist, dass auch wir Menschen uns mit vielen dieser Erreger anstecken können. Das Tragen von Handschuhen oder Händewaschen nach dem Reinigen des Auges bzw. Eingeben von Augentropfen ist unbedingt angebracht.
Allergische oder Fremdkörper-bedingte Konjunktividen sind natürlich nicht ansteckend. Bindehautentzündungen lösen bei uns Menschen ähnliche Symptome aus wie beim Pferd: die Bindehäute jucken, schwellen an und sind gerötet.

Was kostet eine Behandlung durch den Tierarzt?

Die Kosten der Behandlung beschränken sich meist auf den Kauf von Augensalben und regelmäßige Kontrollbesuche des Tierarztes, der eine ophthalmologische Untersuchung am Auge durchführt. Fünf Gramm Augensalbe kosten ca. 10 Euro. Dabei verwendet man immer nur einen Tropfen bzw. einen halben Zentimeter pro Anwendung. Die Kosten richten sich also nach der Häufigkeit und der Länge der Anwendung der Augensalben.

Was ist die Periodische Augenentzündung?

Die periodische Augenentzündung wird in der Fachsprache als Equine rezidivierende Uveitis (ERU) bezeichnet. Hierbei handelt es sich um einen chronisch schleichenden oder in Intervallen ablaufenden Entzündungsprozess. Die Uvea (Augenhaut) besteht aus Aderhaut (Choroidea), Strahlenkörper (Corpus ciliare) und Regenbogenhaut (Iris). Durch fortschreitende Schädigung der Strukturen am Auge kommt es langfristig meist zu einer Erblindung des betroffenen Auges. Als Ursache wird eine Autoimmunerkrankung oder eine Infektion mit Leptospiren gesehen. Die Uveitis wird meist von einer Bindehautentzündung begleitet. Bei einer Bindehautentzündung sollte immer auch auf das Vorliegen einer ERU untersucht werden.

Lesen Sie mehr dazu unter: Periodische Augenentzündung

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 18.07.2019 - Letzte Änderung: 10.11.2021