Hufrehe ist eine nicht infektiöse Huflederhautentzündung beim Pferd. Sie äußert sich mit starken Schmerzen und Lahmheit beim Pferd.
Bei der Hufrehe handelt es sich um eine aseptische, also eine nicht infektiöse, Huflederhautentzündung. Bei dieser kann es im schlimmsten Fall zu einer Auflösung des Hufhorns und einer Rotation des Hufbeins kommen. Sie wird durch verschiedene Faktoren verursacht und kann durch Fütterung, Belastung oder Giftstoffe beeinflusst werden. Meist sind die Vorderhufe betroffen, manchmal jedoch auch alle vier Hufe. Das Wort „Rehe“ leitet sich dabei vom altdeutschen Wort „Rähe“ für steife Glieder ab und beschreibt somit nicht die Erkrankung selbst sondern viel mehr eins ihrer Symptome.
Im Anfangsstadium der Hufrehe, circa ein bis zehn Tage, zeigen sich zunächst keine Symptome.
Bei einer Hufrehe unter der Geburt kommt es zu erhöhter Körpertemperatur, Schwitzen und Muskelzittern.
Bei den anderen Formen der Hufrehe sind vor allem die Körperhaltung und das Gangbild auffällig. Die Vorderhufe werden nach vorne vor den Schwerpunkt herausgestellt und nicht gern belastet. Somit treten auch Lahmheiten auf. Zum Ausgleich werden die Hinterbeine tiefer unter den Schwerpunkt geschoben. Führt man die Pferde über harten Boden, kommt es zu einer Trachten-Fußung.
Je nach Stärke der Lahmheit unterscheidet man vier verschiedene Grade der Hufrehe:
Zusätzlich zur Lahmheit zeigt das Pferd an den Mittelfußarterien eine deutliche Pulsation durch die vermehrte Durchblutung des entzündeten Hufs. Die ist für den Laien allerdings nur sehr schwer zu tasten.
Bei einer chronischen Hufrehe bildet sich ein Rehehuf: die Haut an der Krone faltet sich ein und die Sohle wölbt sich vor. Außerdem bilden sich sogenannte Reheringe. Wird die Hufrehe nicht behandelt, kommt es zur Bildung eines Knollhufs. Das bedeutet, dass der Huf vermehrt nach vorne wächst.
Hufrehe ist eine sehr schmerzhafte Erkrankung. Ein Pferd mit einem akuten Reheschub hat so starke Schmerzen, dass es sich kaum von der Stelle bewegen lässt. Selbst unter der Gabe von Schmerzmitteln zeigen die Pferde oft weiter Schmerzsymptomatik. Diese äußert sich durch starke Lahmheiten und Gangunwilligkeiten sowie eine veränderte Haltung im Stand mit nach vorne gestellten Vorderbeinen.
Hufrehe wird multifaktoriell bedingt. Das bedeutet, dass meist nicht nur eine Ursache Schuld an der Entstehung der Hufrehe ist, sondern mehrere Gründe zusammen kommen.
Eine Ursache für Hufrehe kann eine Vergiftung sein, einerseits durch Giftstoffe aus der Umwelt wie durch Aufnahme von Giftpflanzen (z.B. Eibe) , andererseits aber auch durch Endotoxine, also durch Bakterien im Körper freigesetzte Stoffe, wie zum Beispiel bei einer Nachgeburtsverhaltung (ausbleibender Abgang der Nachgeburt/Plazenta). Des Weiteren kann eine zu kohlenhydratreiche Fütterung bei prädisponierten Pferden der Auslöser sein.
Nicht zuletzt zu nennen ist die hormonelle Hufrehe. Sie tritt bei Pferden mit Erkrankungen der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) auf, wie Adenome (gutartige Geschwulste) oder PPID (Equines Cushing). Auch die Gabe von zu hohen Dosen Cortison kann eine Hufrehe auslösen.
Diagnostiziert wird eine Hufrehe vom Tierarzt durch das klinische Bild des Pferdes mit der veränderten Haltung und Lahmheit.
Die Verdachtsdiagnose wird durch die Aufnahme von Röntgenbildern bestätigt. Ist die Hufrehe weiter fortgeschritten, kann im Röntgenbild eine Hufbeindrehung und Hufbeinsenkung gesehen werden. Um diese zu bestätigen, können bestimmte Winkel im Röntgenbild ausgemessen werden.
Im Spätstadium kommen Luftkontraste, Osteoporose, schnabelförmige Aufbiegungen der Hufbeinspitze und weitere Anzeichen hinzu.
Bei dem Verdacht auf eine Hufrehe sollte unbedingt ein Tierarzt gerufen werden. Zeigt das Pferd einen akuten Reheschub und will sich nicht mehr bewegen, ist eine zeitnahe Versorgung angebracht. Um eine weitere Verschlechterung zu vermeiden, sollte ein Behandlungsplan mit dem Tierarzt abgesprochen werden.
Nach der initialen Behandlung sollte der Tierarzt nach einigen Wochen zur Kontrolle kommen. Gibt es erneute Reheschübe sollte auf jeden Fall wieder der Tierarzt gerufen werden!
Falls möglich sollten im Zuge der Behandlung zunächst die Ursachen der Rehe abgestellt werden.
Bei einer Geburtsrehe ist die Nachgeburt durch Spülungen vollständig zu entfernen. Bei einer Fütterungsrehe ist die Gabe von Kraftfutter auszusetzen und bei anders bedingter Hufrehe ist auf metaboliscche Erkrankungen wie PPID (Equines Cushing Syndrom) und EMS (Equines Metabolisches Syndrom) zu testen.
Um den Zug auf die Beugesehne und damit die Hufbeinsenkung möglichst zu verhindern, sollte das Pferd während eines akuten Reheschubs nicht bewegt werden und möglichst viel liegen. Wohltuend ist in jedem Fall das Kühlen der Hufe mit Wasser und Eiswürfeln. Um die Bewegung des Hufs einzuschränken und die Schmerzen des Pferdes zu verringern, kann ein Gips um den Huf helfen. Zur Schmerzlinderung und Hemmung der Entzündung werden Schmerzmittel der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAIDs) wie Phenylbutazon oder Meloxicam sowie in schweren Fällen Flunixin-Meglumin angewendet.
Auch Blutverdünner wie Heparin oder Aspirin werden angewendet. Neben der Anwendung von Medikamenten sind vor allem orthopädische Maßnahmen, wie ein spezieller Beschlag, wichtig, um dem Pferd langfristig zu helfen.
Die sinnvollste und einzige langfristig helfende Maßnahme bei Hufrehe ist eine orthopädische Unterstützung des Pferdes. Ziel ist es hierbei das Hufbein durch eine Erhöhung der Trachten zu entlasten. Dies bewirkt einen verringerten Zug der tiefen Beugesehne am Hufbein und verlagert das Gewicht von der schmerzenden Hufspitze hin zu der nicht betroffenen Trachtenregion. Dies geschieht in einer akuten Phase durch Kleben eines Klotzes und/oder Eingipsen des Hufs.
Nach der akuten Phase, welche sich jedoch einige Wochen hinziehen kann, ist ein spezieller Beschlag anzuraten. Hufschmied und Tierarzt sollten hier eng zusammenarbeiten, um ein für das Pferd optimales Ergebnis zu erzielen. Die Trachten des Pferdes werden langsam gekürzt und dann ein für das Pferd passendes Eisen verwendet. Druck auf die Hufbeinspitze, welche durch die Tendenz zur Rotation Richtung Boden bei Hufrehe-kranken Pferden am meisten schmerzt, wird durch ein Zurücklegen des Eisens verringert.
Bei Belastungsrehen verwendet man Eisen mit verbreitertem äußerem Schenkel und kürzt die entsprechende Trachte. Zusätzlich verwendet man elastische Sohlenpolster, mit denen das Eisen ausgespritzt wird, um eine bessere Gewichtsverteilung über die Sohle zu erreichen. Vor allem chronische Rehepatienten sollten hinten geschlossene Eisen bekommen, aus denen die Hufspitze schwebend herausragt. Ein Polster ist auch hier sinnvoll.
Es gibt Homöopathika für die verschiedenen Auslöser der Hufrehe.
Bei durch Futtermittel ausgelöster Hufrehe Urtica urens für sechs Tage dreimal täglich 30 Tropfen, dann reduzieren auf zweimal täglich 25 Tropfen, Belladonna oder Lachesis C30 in Wasser bis zu achtmal mit kürzeren Abständen, Nux vomica C30 in Wasser drei- bis fünfmal täglich für ein bis drei Tage und Berberis vulgaris D4 oder D6 zwei- bis dreimal täglich für zwei Wochen.
Bei Belastungsrehe verwendet man Arnica C30 drei- bis fünfmal täglich.
Für die Verhütung einer Geburtsrehe gibt man einmalig Pyrogenium, Lachesis oder Arnica C30 oder C200 bis zu fünfmal am Tag. Kommt es zu Nachgeburtsverhaltungen sollte jedoch immer ein Tierarzt um Hilfe gebeten werden!
Homöopathika sollten keinesfalls die alleinige Therapie einer Hufrehe darstellen. Sie können lediglich unterstützend nach Absprache mit dem behandelnden Tierarzt gegeben werden.
Die Kosten der Behandlung der Hufrehe setzen sich zusammen aus der Diagnose und Behandlung beim Ersten sowie den folgenden Reheschüben und den regelmäßigen orthopädischen Beschlagen.
Bei der ersten Diagnose wird der Tierarzt das Pferd anschauen und untersuchen sowie Röntgenbilder anfertigen und bei der Behandlung der Rehe die Eisen entfernen, einen Gips anbringen und vielleicht einen Aderlass oder Medikamente anwenden.
Bei nachfolgenden Reheschüben werden nicht immer wieder neue Röntgenbilder nötig sein, in regelmäßigen Abständen ist ihr Anfertigen jedoch sinnvoll, um den Verlauf und das Fortschreiten der Erkrankung sowie den Erfolg der orthopädischen Bearbeitung des Hufs zu überprüfen.
Insgesamt ist mit Kosten von mehreren hundert Euro für die Tierarztbehandlung bei einem Reheschub zu rechnen. Auch der orthopädische Beschlag wird etwas teurer sein als ein regulärer Beschlag oder eine Barhufbearbeitung.
Hufrehe kann akut oder chronisch entstehen. Vor allem Pferde mit Geburtsrehe oder einer Vergiftung haben von einem Tag auf den anderen plötzlich einen heftigen Reheschub. Dieser dauert meist ca. sechs Wochen.
Pferde, die einmal einen Reheschub hatten, leiden an einem stark erhöhten Risiko, erneut einen Reheschub zu bekommen. Geschieht dies immer wieder spricht man von einer chronischen Hufrehe. Die Pferde zeigen meist alle paar Wochen bis Monate Schübe der Erkrankung und sind dann immer wieder für zwei bis sechs Wochen extrem schmerzhaft.
Eine Prognose ist allgemein vorsichtig stellen. Besser ist sie bei Pferden, die erst einmalig einen Hufreheschub gezeigt haben und bei denen sich noch keine Veränderungen im Huf zeigen wie starke Rotationen, Aufbiegungen der Hufbeinspitze oder Gaseinschlüsse. Als Orientierungspunkt für die Heilungschancen nimmt man spezielle Winkelmessungen der Hufbeinrotation in der Röntgenbildanalyse. Ist diese geringer als sieben Grad geht man von guten Heilungschancen aus, während die Prognose bei sieben bis zwölf Grad sehr vorsichtig ist. Dieser Leitsatz ist jedoch nicht immer anwendbar, denn wichtig ist im Endeffekt vor allem die klinische Gesundheit und Schmerzfreiheit des Pferdes.
Handelt es sich um eine akute Rehe kann diese am Ende des Schubs ohne nachhaltige Komplikationen geheilt sein oder es kann sich eine chronische Rehe ausbilden. Dabei sind die Symptome und Schmerzen in ihrer Stärke kein Indiz dafür, ob die Rehe sich als hartnäckig erweisen wird oder nicht. Mit einem guten Management und orthopädischen Beschlägen können die Pferde jedoch auch mit einer nicht heilbaren Rehe noch lange leben.
Bei dem Ausschuhen, wissenschaftlich „Exungulation“ genannt, handelt es sich um das Endstadium der Hufrehe. Hier kommt es zu einer Trennung der Hornschichten im Huf, wodurch die Hornkapsel sich vollständig ablöst. Dies geschieht nach einer schlechten Durchblutung der Lamellen im Huf, welche sich erst entzünden und dann anschwellen. Diese Schwellung führt zu starken Schmerzen, da zwischen Horn und Knochen kaum Platz für eine Ausdehnung ist. Werden die Lamellen langfristig nicht durchblutet sterben sie ab und es kommt zunächst zu einer Hufbeinsenkung, dann zu einer Hufbeinrotation (Aufbiegung der Hufbeinspitze) und im schlimsten Fall zu einem Durchtreten des Hufbeins durch die Sohle oder einer Vollständigen Trennung von Hornkapsel und Kronrand. Ist dies erreicht spricht man vom Endstadium der Hufrehe.
Da das Pferd für eine Heilung mehrere Jahre liegend oder hängend verbringen müsste, wird an diesem Punkt der Erkrankung das Einschläfern des Pferdes empfohlen.
Die Diagnose Hufrehe ist nicht gleichbedeutend mit einem Rat zum Einschläfern, auch wenn die Pferde oft den Eindruck erwecken nie wieder laufen zu können und tatsächlich immense Schmerzen haben. Bei einer akuten Hufrehe kann die Erkrankung jedoch auch nach einigen Wochen ausgestanden und das Pferd wieder voll belastbar sein.
Zu einer Euthanasie (dem Einschläfern des Pferdes) wird dann geraten, wenn das Pferd bei einer chronischen Hufreheerkrankung an mehr Reheschübe erleidet als schmerzfeie Zeit zu verbringen. Bei Pferden, die einen Durchbruch des Hufbeins durch die Sohle oder ein Ausschuhen erlitten haben, sollte das Pferd direkt eingeschläfert werden.
Hufrehe ist ein Problem das nur bei Pferden auftritt. Menschen besitzen keine Hornlamellen wie das Pferd im Huf. Außerdem ist diese Erkrankung aspeptisch und damit nicht infektiös, kann also weder auf den Menschen noch auf ein anderes Pferd oder andere Tiere übertragen werden.