Lederhautentzündung beim Pferd

Lederhautentzündung beim Pferd

Was ist eine Lederhautentzündung beim Pferd?

Die Lederhaut, häufig auch bezeichnet als Huflederhaut, befindet sich im Huf des Pferdes und stellt eine Verbindung zwischen Hufbein und Hornkapsel her. Durch unterschiedliche Ursachen kann es zu einer Huflederhautentzündung (Pododermatitis) kommen, die in eine septische und eine aseptische Form unterschieden wird. Die Huflederhautentzündung ist eine für das Pferd sehr schmerzhafte Erkrankung und erfordert eine medizinische Versorgung durch einen Tierarzt.

Welche Ursachen gibt es?

Die Lederhautentzündung kann verschiedene Ursachen haben und wird abhängig davon in zwei Formen unterschieden.

Bei der septischen Huflederhautentzündung sind Bakterien die Ursache für die Entzündung. Diese dringen zum Beispiel über Verletzungen, wie zum Beispiel einen Nageltritt, aber auch durch eine Verletzung im Bereich des Kronrandes oder durch Hornspalten, bedingt durch eine schlechte Hornqualität, in den Huf ein und führen zur Entzündungsreaktion, bis hin zur Bildung eines Abszesses.

Bei der aseptischen Lederhautentzündung gibt es ebenfalls viele verschiedene Ursachen. Diese Form entsteht überwiegend durch Druck auf das in der Hornkapsel liegende Gewebe, zum Beispiel durch das Auffußen auf einen Stein, Treten gegen die Boxenwände aber auch Fehlstellungen in den Gelenken, die zu einer ungleichen Druckverteilung im Bereich der Hufe führen. Auch ein fehlerhafter Beschlag oder schlecht sitzende und drückende Hufnägel können zur Huflederhautentzündung führen. Auch die bei allen Pferdebesitzern gefürchtete Hufrehe zählt zu den aseptischen Huflederhautentzündungen.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Die Diagnose Huflederhautentzündung stellt der Tierarzt anhand des Vorgesprächs mit den Besitzern und seiner Untersuchungsergebnisse. Das Vorliegen typischer Anzeichen wie eine deutlich verminderte Bewegungslust bis hin zu hochgradiger Lahmheit oder vollständiger Entlastung, gegebenenfalls eine warme Hornkapsel, vermehrte Pulsation der Mittelfußarterie und der Untersuchung mit der Hufzange geben entsprechende Hinweise.

Welche Symptome hat ein Pferd mit Lederhautentzündung?

Jede Form der Huflederhautentzündung ist für das Pferd sehr schmerzhaft. Um den Schmerz zu umgehen versuchen die Pferde typischerweise das betroffene Bein oder die betroffenen Beine, zum Beispiel im Fall einer Hufrehe, zu entlasten, sowohl im Stand als auch deutlich sichtbar im Schritt. In vielen Fällen ist die Hornkapsel des betroffenen Hufes wärmer als die der übrigen Hufe. Ein weiterer Hinweis bietet die Pulsation der Mittelfußarterie, die an allen 4 Gliedmaßen gut tastbar ist. Bei einer Huflederhautentzündung ist die Pulswelle im Gefäß deutlich stärker zu fühlen. Manchmal hilft auch der Vergleich der Pulswelle am betroffenen Bein mit der an einem gesunden Bein des gleichen Pferdes. Typischerweise reagiert das Pferd beim Abdrücken mit der Hufzange durch den Tierarzt mit einer Ausweichbewegung. In vielen Fällen zeigt sich eine Schwellung des Gewebes auch im Bereich der Fesselbeuge und des Fesselgelenkes, manchmal auch im Bereich der Beugesehnen. Je nach Ursache kann ein Huf alleine oder mehrere betroffen sein.

Schmerzen als Symptom bei einer Lederhautentzündung

Jede Form der Huflederhautentzündung ist für das Pferd sehr schmerzhaft. Eine Entzündung geht aufgrund der lokalen Reaktion immer mit einer Schwellung des Gewebes einher. Der Huf ist nach außen hin aber durch die relativ feste Hornkapsel begrenzt, sodass jegliche Schwellung innerhalb der Hornkapsel zu einem erhöhten Druck auf das Gewebe und dadurch zu Schmerzen führt. Außerdem stehen die Pferde je nach Größe mit mehreren Hundert Kilo Gewicht auf dem jeweiligen Huf.

Wann muss mein Pferd zum Tierarzt?

Jede Form der Huflederhautentzündung ist für das Pferd sehr schmerzhaft. Außerdem können die Übergänge zwischen den einzelnen Erkrankungen sehr fließend sein. Daher sollten Sie Ihren Haustierarzt kontaktieren, sobald das Pferd eine deutliche Lahmheit oder Anzeichen von Schmerzen zeigt, um ihm schnell Erleichterung zu verschaffen und eine entsprechende Diagnose stellen zu lassen. Bei Erkrankungen wie der Hufrehe ist die Zeit außerdem ein sehr wichtiger Faktor, je früher die Behandlung beginnt, desto besser stehen die Chancen und desto geringer schneller kann einem Gewebeschaden entgegen gewirkt werden.

Wie wird eine Lederhautentzündung behandelt?

Die Behandlung der Huflederhautentzündung hängt maßgeblich von der Ursache ab. Bei einer septischen Huflederhautentzündung zum Beispiel nach einem Nageltritt muss der Stichkanal gründlich gesäubert und ausgeschnitten werden um die Bakteriendichte zu verringern. Häufig ist dafür insbesondere nach tieferen Verletzungen eine Operation notwendig. Die Pferde werden mit Antibiotika, Schmerzmittel und Entzündungshemmern versorgt.
Entstehen im Huf aufgrund der eingedrungenen Bakterien Abszesse, lokalisiert der Tierarzt diese mithilfe der Hufzange. Mithilfe eines Hufmessers wird das Horn solange abgetragen bis das Hufgeschwür eröffnet ist und das eitrige Sekret ablaufen kann. Bei einer aseptischen Huflederhautentzündung, zu der zum Beispiel auch die Hufrehe zählt, bekommt das Pferd weiche Polsterverbände, ggf mit einem Keil unter dem Trachtenbereich, wodurch der Zug der Beugesehnen auf das Hufbein verringert werden soll. Es werden bei Bedarf und abhängig von der Erkrankung blutverdünnende Medikamente, Entzündungshemmer und Schmerzmittel verabreicht.
Das Pferd hat Boxenruhe und soll möglichst weich stehen. Im Anschluss an die akute Phase und bei deutlicher Besserung der Symptomatik können diese Pferde Unterstützung durch einen orthopädischen Beschlag durch einen erfahrenen Hufschmied bekommen. Je nach Diagnose muss durch den Besitzer das Haltungs- und Fütterungsmanagement angepasst werden.

Gibt es Hausmittel?

Bei dem Verdacht auf eine Huflederhautentzündung sollte immer ein Tierarzt hinzugezogen werden, um eine entsprechende Diagnostik durchzuführen. Um die Zeit bis zu seinem Eintreffen zu überbrücken, können die warmen Hufe in einem Eimer oder am Wasserschlauch mit kaltem Wasser gekühlt werden. Dadurch soll die Entzündungsreaktion im Gewebe zurückgedrängt werden.

Gibt es homöopathische Mittel?

Die Homöopathie kann begleitend zur schulmedizinischen Therapie eingesetzt werden, ist als alleiniges Mittel der Wahl allerdings nicht ausreichend. Bitte sprechen Sie die Therapie mit Ihrem Tierarzt ab. Je nach Ursache und Schweregrad der Erkrankung kommen unterschiedliche homöopathische Mittel in Frage. Dazu zählen zum Beispiel Nux vomica, Gingko biloba, Calcium fluoratum oder Okoubaka.

Wie lange dauert eine Lederhautentzündung an?

Die Krankheitsdauer hängt von der Erkrankung ab. Ein Hufgeschwür, das nicht besonders tief ist und vollständig eröffnet werden kann, ist meist nach einigen Tagen wieder vergessen. Diese Pferde laufen nach dem Eröffnen des Geschwüres und dem Abfließen des Eiters bereits deutlich besser. Bei einer hochgradigen Hufrehe hingegen kann sich die Behandlungsdauer schnell über mehrere Wochen bis Monate hinziehen und in ganz schweren Fällen können die Veränderungen im Huf aufgrund der Folgen der Huflederhautentzündung derart gravierend sein, dass das Pferd von seinen Schmerzen erlöst werden muss.

Was kostet die Behandlung?

Auch die Kosten für die Behandlung hängen stark von der Schwere der Erkrankung ab. Bei einem leicht zu eröffnenden Hufgeschwür, das nicht allzu tief liegt, liegen die Kosten bei rund 150 bis 300 Euro. Für eine intensive Betreuung einer Hufrehe oder einer Operation nach einem Nageltritt liegen die Kosten ganz schnell in einem Bereich von mehreren Hundert bis Tausend Euro.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 18.07.2019 - Letzte Änderung: 10.11.2021