Nesselfieber ist ein Hautausschlag, der sowohl bei Pferden, aber auch bei Menschen auftreten kann. Dieser tritt durch eine überschießende Reaktion des Immunsystems auf verschiedene Reize auf.
Nesselfieber, auch Nesselsucht oder Urtikaria genannt, bezeichnet eine allergische Reaktion des Pferdes mit einer typischen Hautsymptomatik. Der Begriff ist von der Brennnessel abgeleitet, da sie der wohl bekannteste Verursacher einer solchen Hautreaktion ist.
Die Ursache des Nesselfiebers ist eine allergische Reaktion, also eine fehlerhafte, übertriebene Reaktion des Immunsystems auf einen äußerlichen Reiz. Dabei kann es sich um eine Kontaktallergie handeln, beispielsweise durch bestimmte Pflanzen auf der Koppel oder durch die am Pferd angebrachte Ausrüstung (Trense, Schabracke, Decken, etc.), aber auch Futtermittelallergien sind möglich. Des Weiteren können Schimmelpilzsporen, Insektenstiche, Cremes, Sprays oder Arzneimittel zu einer Nesselsucht führen.
Nesselfieber äußert sich in sehr charakteristischen Hautveränderungen, den sogenannten Quaddeln. Sie sind entweder nur an bestimmten Stellen oder auch über den gesamten Körper verteilt aufzufinden. Das sind kleine, rundliche Areale in denen die Haut erhaben ist und sich derb und geschwollen anfühlt. Die Quaddeln können unterschiedlich groß sein und bei einem schwereren Verlauf auch so groß werden, dass sie „zusammenfließen“ und dann nicht mehr als einzelne Verdickung erscheinen, sondern ganze großflächige Hautbereiche geschwollen wirken.
Die Quaddeln sind zunächst nicht schmerzhaft und die Pferde verspüren meist auch keinen Juckreiz. Oft verschwinden die Quaddeln nach wenigen Stunden bis zu maximal drei Tagen wieder. Bleiben sie länger bestehen, tritt an ihrer Oberfläche eine klare, bernsteinfarbene Flüssigkeit aus, die verkrustet und damit auch die oberen Hautschichten schädigt. Das führt dazu, dass das Pferd Schmerzen bzw. Juckreiz empfindet.
Es besteht weiterhin die Gefahr, dass sich die Quaddeln auch auf die Schleimhäute ausbreiten, was zu einer Einengung der Atemwege und schlimmstenfalls zur Atemnot führen kann. Bei sehr schwerem Verlauf kann das Pferd auch Fieber bekommen, was dem Symptom seinen Namen verleiht.
Ist die Nesselsucht nur mild ausgeprägt und zeigt das Pferd keine systemischen Beschwerden wie Juckreiz, Schmerz, Atem- und Schluckbeschwerden oder Fieber, kann es normal geritten werden. Es sollte jedoch darauf geachtet werden, dass die betroffenen Stellen nicht in der Sattel- und Gurtlage oder im Bereich des Zaumzeugs liegen, da sonst die Gefahr von Druckstellen oder Scheuerstellen besteht.
Da es sich beim Nesselfieber um eine allergische Reaktion und nicht um ein infektiöses Geschehen handelt, besteht keinerlei Ansteckungsgefahr für den Menschen. Natürlich können aber auch wir Menschen auf dieselben Substanzen allergisch reagieren, wie das Pferd auch.
Die Diagnose ist einfach anhand der typischen Hautveränderungen, den Quaddeln, zu stellen. Umso schwieriger ist es die Ursache für das Nesselfieber zu finden. Hierzu muss der Tierarzt eine gründliche Anamnese, eine Besitzerbefragung, durchführen um Hinweise zu bekommen, worauf das Pferd allergisch reagieren könnte. Ist eine Medikamentengabe vorangegangen, lässt sich die Urtikaria meist recht schnell darauf zurückführen. Liegt das Allergen allerdings im Umfeld des Pferdes bedarf es mitunter wochenlanger Überlegungen und Ausschlussversuche, um dem Problem auf die Spur zu kommen.
Tritt Nesselfieber (Urtikaria) das erste Mal auf sollte unbedingt ein Tierarzt zu Rate gezogen werden und mit ihm gemeinsam die Ursache der Nesselsucht gesucht werden. Entwickelt sich eine Schwellung der Schleimhäute ist ein Besuch des Tierarztes unumgänglich. Auch wenn das Nesselfieber wiederholt auftritt, sollte der Tierarzt konsultiert werden.
Mild ausgeprägtes Nesselfieber verschwindet in der Regel innerhalb von drei Tagen von allein und bedarf keiner Behandlung. Bei schwereren Fällen, insbesondere bei Atemnot und Schluckbeschwerden, können Antihistaminika und Cortison eingesetzt werden. Das wichtigste ist jedoch die Ursache der Allergie zu finden und aus der Umgebung des Pferdes zu entfernen.
Besteht der Verdacht auf eine Futtermittelallergie, muss eine Ausschlussdiät durchgeführt werden. Betroffene Pferde sollten stressarm in einem gut belüfteten Stall gehalten werden, das Heu sollte von einwandfreier, insbesondere schimmelfreier Qualität sein und es sollte zunächst auf die Anwendung von Sprays, Cremes und kommerzieller Futtermittel (Müslis) verzichtet werden, da diese oft potenziell allergene Substanzen enthalten.
Man kann Nesselfieber auch ergänzend homöopathisch behandeln. Hierzu eignen sich Apis, Calcium carbonicum hahnemanni und Urtica urens. Ist der Krankheitsverlauf jedoch schwer und leidet das Pferd unter Atemnot, müssen konventionelle Medikamente eingesetzt werden.
Die Behandlungskosten variieren sehr stark mit der Ausgeprägtheit des Nesselfiebers. In der Regel halten sie sich aber im unteren Bereich, da der tierärztlichen Diagnostik und Therapie ohnehin enge Grenzen gesetzt sind. Bei der gelegentlich lang andauernden Ursachenfindung ist Eigeninitiative gefragt, da man selbst das Pferd am besten kennt und potenzielle Allergieauslöser am ehesten identifizieren kann.
In der Regel bilden sich die Quaddeln innerhalb kürzester Zeit nach Kontakt mit einem Allergen und verschwinden in den nächsten Tagen von allein wieder. In schwereren Fällen kommt es zu einer Komplikation, also entweder dem Austritt von Flüssigkeit aus den Quaddeln, Fieber oder Atem- und Schluckbeschwerden. Die Nesselsucht kann sich dann länger hinziehen und bedarf ärztlicher Behandlung. Bei erneutem Kontakt mit dem Auslöser der Allergie kann die Nesselsucht auch nach der Heilung jederzeit erneut auftreten.
Nesselfieber ist kein Grund, ein Pferd einzuschläfern. In der Regel ist der Verlauf nicht schwer und das Pferd wird von allein wieder gesund oder kann einfach tierärztlich behandelt werden. In schwerwiegenden Fällen kann es manchmal sehr lang dauern, bis ein Auslöser gefunden wird, jedoch sind auch diese Pferde zu therapieren. Man sollte die Suche nicht aufgeben, da nur das Fernhalten von der entsprechenden Substanz nachhaltig Heilung verschafft. Wenn man ein von Nesselsucht betroffenes Pferd artgerecht hält und auf eine Reduktion von Stress und Allergenen achtet, kann es ohne Probleme eine hohe Lebensqualität haben.