Das Sommerekzem zeigt sich bei den betroffenen Pferden vor allem in den Sommermonaten, da sie auf eine bestimmte Mückenart, die Gnitzen, überempfindlich reagieren. Abhilfe schaffen Ekzemerdecken und spezielle Mückenabwehrsprays.
Das Sommerekzem wird auch Insektenüberempfindlichkeit genannt. Konkret handelt es sich um eine Hypersensibilisierung gegen das Speichelallergen der Culicoides-Mücken (Gnitzen). Die Erkrankung zeichnet sich vor allem durch Juckreiz an Mähne und Schweif in den Monaten, in denen es viele Insekten gibt, aus. Die Pferde haben oft starke Scheuerstellen im Sommer, während sie im Winter symptomlos sind. Das Sommerekzem ist die häufigste Ursache für Juckreiz beim Pferd. Theoretisch kann jedes Pferd betroffen sein, besonders häufig kommt das Sommerekzem jedoch bei Isländern, Welsh, Shire und Friesen vor.
Das Sommerekzem ist ein Juckreiz, ausgelöst durch eine Überempfindlichkeit gegen den Speichel bestimmter blutsaugender Insekten, der Gnitzen. Ihr Speichel enthält ein Protein, welches sie beim Blutsaugen in die Haut des Pferdes abgeben, worauf die Pferde allergisch reagieren. Werden die Symptome nicht erkannt und das Pferd bleibt den Gnitzen ausgesetzt, verschlimmert sich der Juckreiz bis es zu offenen Hautwunden kommt. Diese können sich bei Kontakt mit Bakterien noch zusätzlich infizieren.
Der Tierarzt kann eine Verdachtsdiagnose bereits aufgrund des Vorberichts stellen: ein Pferd, dass sich bei Insektenexposition an Mähne und Schweif stark scheuert. Die Symptome verschwinden, wenn die Pferde längere Zeit (2-4 Wochen) keinen Gnitzen ausgesetzt sind. Ein Nachweis im Labor ist oft gar nicht notwendig, kann aber zur Sicherung der Diagnose natürlich angefordert werden. Bei dem Test im Labor handelt es sich um einen „Funktionellen in vitro Test (FIT)“. Es wird die Histaminausschüttung aus den neutrophilen Granulozyten (Blutzelle) überprüft.
Das deutlichste Symptom des Sommerekzems ist der heftige Juckreiz (Pruritus). Dieser ist seltener an der Haut, sondern vor allem an Mähne und Schweif gleichzeitig zu beobachten. An diesen Stellen findet man Schuppen und Verkrustungen. Zusätzlich kommt es häufig zu Scheuerstellen am Bauch des Pferdes. Oft verlieren die Pferde an den betroffenen Stellen die Haare (Alopezie) und es kann sogar zu nässenden Wunden kommen. Oft kommt es zu sekundären Infektionen mit Bakterien, Milben oder Pilzen, welche die Läsionen dann noch verstärken,kommen. Dazu kommt eine Verdickung der Haut an den immer wieder verletzten und wieder heilenden Hautpatien.
Typisch für den Verlauf bei einem an Sommerekzem erkrankten Pferd ist das erstmalige Auftreten der klinischen Symptome mit vier bis sechs Jahren mit stetiger Verschlechterung jeden Sommer bzw. je öfter das Pferd den Gnitzen ausgesetzt ist. Zwischen April und Oktober zeigt das Pferd die Symptome des Sommerekzems, während sie in den Wintermonaten wieder verschwinden. Durch diesen Vorbericht des Besitzers und die klinischen Symptome kann die Diagnose bereits relativ sicher gestellt werden.
Wenn man feststellt, dass das Pferd sich übermäßig scheuert und dadurch sein Wohlbefinden eingeschränkt ist oder es sogar Hautverletzungen hat, sollte der Tierarzt kommen. Der Tierarzt kann den Juckreiz symptomatisch behandeln und beraten, wie man eine Verschlimmerung vermeiden kann. Die symptomatische Therapie muss je nach verwendetem Präparat und Stärke der Symptome des Pferdes unterschiedlich oft wiederholt werden, um den Juckreiz zu unterdrücken. Kommt es zu einer Infektion der Hautwunden, welche man an starken Rötungen, Schwellungen oder Eiterbildung erkennt, sollte der Tierarzt ebenfalls auf jeden Fall kommen.
Da sich das Sommerekzem nur bei Kontakt mit Insekten ausprägt, ist es am sinnvollsten, die betroffenen Pferde so gut es geht vor den Insekten zu schützen. Das bedeutet, die Pferde im Sommer nachts auf die Weide zu lassen und tagsüber aufzustallen oder sie komplett im Stall zu halten. Außerdem gibt es spezielle Ekzemerdecken, die mit Repellents (Mückenschutzmittel) kombiniert werden können.
Eine Therapie mit Medikamenten erfolgt nur in akuten Fällen mit starkem Juckreiz. Angewandt werden Kortikosteroide (Cortison) gegen die allergische Überreaktion. Eine Immuntherapie gibt es bisher leider nicht. Kommt es zu Wunden durch das Scheuern, müssen diese natürlich ebenfalls versorgt werden, um eine Sekundärinfektion zu verhindern. Ein neuer Therapieansatz ist die Entwicklung einer Impfung gegen das Sommerekzem.
Da es beim Sommerekzem zu Verkrustungen und Schuppenbildung kommt, kann man bei geringgradigen Fällen versuchen, diese Symptome durch Salben oder Lotionen in den Griff zu bekommen. Eine Pflege der Haut mit feuchtigkeitsspendenden und juckreizlindernden Salben kann hier helfen. Diese werden an den schuppigen Stellen einmassiert. Zusätzlich sollte die Salbe aber immer wieder vorsichtig entfernt und die Haut gereinigt werden. Starker Juckreiz ist allerdings nicht allein mit Salben in den Griff zu bekommen.
Ein Weg, das Pferd vor den Gnitzen zu schützen ist, es vollständig in eine Ekzemerdecke einzupacken. Diese geht über Kopf und Ohren und bedeckt nicht nur den Rücken und die Flanken, sondern auch den Bauch und den Hals. Bedacht werden muss allerdings, dass auch die Decken keinen vollständigen Schutz vor den Gnitzen gewährleisten, denn diese können immer noch unter die Decke krabbeln oder durch diese durchstechen. In wie weit eine Decke hilft, muss im Einzelfall ausprobiert werden.
Um Pferde vor stechenden Insekten zu schützen, kann man diese mit Knoblauch füttern. Dieser hat eine antirepellente Wirkung. Schuppige Stellen kann man mit Body Lotion, Bepanthen, Betaisadonna, Melkfett oder Zinksalbe einreiben, um die Haut zu pflegen. Juckreizmindernd wirkt vor allem auch Birkenhaarwasser. Außerdem kann man Kamillenblüten oder Brennnesseln aufkochen und den Sud an der Haut einreiben. Vorsichtig sollte man allerdings bei offenen Wunden sein.
Die Basistherapie des Sommerekzems besteht in der Homöopathie aus Urtica urens D1, Alleosal und in der ganzheitlichen Medizin mit Eigenblut. Homöoparhika werden über viele Wochen verabreicht. Je nach Verlauf können verschiedene andere Homöopathika hinzugezogen werden.
Bei berührungsempfindlichen und geschwollenen Hautreaktionen helfen Apis D6, Arnica C30, Chamomilla C30, Ledum D6 und Rhus toxicodendron D12 über 4-10 Tage. Kommt es zu rissigen und nässend bis eitrigen Veränderungen der Haut wählt man Graphites C30, Calcium carbonicum C30 immer über vier Tage mit Pausen oder Merereum D8 und Hepar sulfuris D12 zweimal täglich für drei bis sieben Tage. Bei blutigen Wunden Psorinum, Arsenicum album, Lycopodium, Sulfur und Phosphorus C30 für vier Tage.
Die Kosten für die Behandlung des Sommerekzems richten sich stark nach der Ausprägung der Symptome. Muss das Pferd den ganzen Sommer über mit Cortison versorgt werden, sind die Kosten natürlich deutlich teurer als wenn das Pferd nur einen einzigen behandlungsbedürftigen Schub hat. Wichtig ist bei der Behandlung des Sommerekzems ja vor allem auch die möglichst insektenfreie Haltung. Eine Ekzemerdecke kostet ca. 40-100€. Kosten für einen Pensionsstall, in dem die Pferde nachts auf die Weide kommen, sind natürlich individuell.
Das Sommerekzem tritt häufig erstmals mit drei bis sechs Jahren auf. Die Symptome sind häufig erst gering und werden dann im Laufe des Sommers und/ oder von Jahr zu Jahr schlimmer. Das liegt daran, dass ein wiederholter Kontakt mit dem Gnitzenspeichel die Überempfindlichkeit immer weiter verstärkt. Ein Pferd, das einmal Symptome des Sommerekzems gezeigt hat, ist lebenslang am Sommerekzem erkrankt. Es ist nicht „heilbar“, sondern es sind lediglich die Symptome durch Therapie und Haltung eindämmbar.
Ganz neu ist die Entwicklung eines therapeutischen Impfstoffs gegen Zytokin IL-5, welcher beim Sommerekzem angewandt werden kann. Das Zytokin IL-5 ist verantwortlich für Entwicklung, Aktivierung und Freisetzung von eosinophilen Granulozyten. Diese lösen die Symptome des Sommerekzems aus. Der Impfstoff induziert die Bildung von Antikörpern gegen das Zytokin-IL5, wodurch die eosinophile Aktivität gedämpft wird. Diese Impfung funktioniert, da es sich um einen virusähnlichen Partikel handelt, der an das equine IL-5 bindet und eine Immunantwort induziert. Es gibt bisher jedoch lediglich Studien, der Impfstoff selbst ist noch nicht verfügbar.