Arthrose beim Pferd

Bei einer Arthrose handelt es sich um eine degenerative Veränderung eines Gelenks. Bei einer Degeneration kommt es durch Verschleiß zu einem nicht umkehrbaren Umbau der anatomischen Strukturen. Dabei wird im Gelenk zunächst Knorpel abgebaut und dann Knochen umstrukturiert. Im Gegensatz dazu ist eine Arthritis eine Gelenksentzündung. Die Arthrose kommt vor allem bei älteren Pferden vor. Besonders häufig findet man sie an den Gliedmaßen.

Welche Ursache liegen einer Arthrose zugrunde?

Ein Gelenk besteht aus zwei Knochenenden, die mit Knorpel überzogen sind, einer Gelenkkapsel und darin liegende Synovialflüssigkeit. Der Knorpel macht das Gelenk gleitfähig und wird darin von der Synovia unterstützt und auch von ihr ernährt. Er besteht aus sogenannten Chondrozyten in einem Kollagennetz. Durch ständige Belastung wird dieses Netz angegriffen. Bei einer Arthrose löst sich das Kollagennetz auf und der Knorpel wird porös. Die Chondrozyten steuern dem entgegen, sterben unter der erhöhten Belastung jedoch irgendwann ab. Ist der Knorpel abgestorben, beginnt auch der Knochen zu reagieren und verdickt sich unter dem Druck. Es entstehen Zubildungen, die auch abbrechen und in den Gelenkspalt fallen können. Dadurch entsteht eine Entzündung und vermehrte Produktion von Synovia. Durch den Verschleiß wird auch die Stoßabsorption verschlechtert, wodurch die Arthrose immer schneller fortschreitet.

Wo gibt es überall Arthrose beim Pferd?

Arthrosen können überall dort entstehen, wo es Gelenke gibt. Denn sie entstehen an den Gelenken, wo Reibung zwischen den beteiligten Knochen herrscht. Beim Pferd sprechen wir vor allem von Arthrosen von Hufgelenk, Krongelenk, Fesselgelenk, Vorderfußwurzelgelenk und Sprunggelenk, Buggelenk und Knie, Schultergelenk und Hüftgelenk sowie den Facettengelenken der Wirbel oder dem Kreuzdarmbeingelenk.

Dabei kommen die Arthrosen an bestimmten Gelenken häufiger vor als an anderen und haben teilweise spezielle Namen. Die bekannteste ist bei den Reitern wohl der „Spat“, eine degenerative Erkrankung des Sprunggelenks, bei der die verschiedenen Gelenketagen sich mehr und mehr knöchern verbinden. Weitere häufige Lokalisationen sind Krongelenk und Fesselgelenk.

Wie wird Arthrose beim Pferd diagnostiziert?

Die Diagnose Arthrose wird meist bereits aufgrund der Beschreibung der Symptome gestellt: ein älteres Pferd, das zu Beginn schlecht läuft, sich dann aber unter Bewegung einläuft. Oft ist sie aber auch ein Nebenbefund in Ankaufsuntersuchungen. Bei dem Verdacht auf eine Arthrose werden Röntgenbilder aus verschiedenen Positionen gemacht, um die einzelnen Gelenkspalten, in denen die Arthrose sich befinden könnte, korrekt darzustellen. Auf dem Röntgenbild kann man nicht den Knorpelabbau, wohl aber knöcherne Zubildungen erkennen. Sind auf dem Röntgenbild noch keine Zubildungen erkennbar, kann eine Reaktion an der betroffenen Stelle oft aber schon mit Hilfe einer Szintigrafie, Ultraschall, Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) dargestellt werden.

Welche Symptome hat ein Pferd mir Arthrose?

Typischerweise erkranken Pferde an Arthrose die zwischen 15 und 20 Jahre alt sind. Aber es kann auch vorkommen, dass sich bereits bei einem erst acht Jahre alten Pferd eine Arthrose gebildet hat. Meist gibt es Veränderungen an der knöchernen Struktur ohne, dass überhaupt Symptome zu erkennen sind. Das liegt daran, dass zunächst der Knorpel angegriffen wird, welcher keine Schmerzerkennung hat. Erst bei Reaktionen der Knochenhaut wird Schmerz erzeugt. Dabei sind Pferde sehr unterschiedlich schmerzempfindlich und zeigen auch bei Beteiligung von Knochenhaut noch keinen Schmerz.

Ist es dann soweit, dass Symptome auftreten, zeigt sich die Arthrose durch Unbeweglichkeit, Steifheit oder Lahmheiten, die meist nach längerem Warmreiten deutlich besser werden. Auch bestimmte Lektionen können dem Pferd im Alter immer schwieriger fallen, die es zuvor beherrscht hat. Lahmheiten fallen vor allem auf hartem Boden und in engen Wendungen auf. Holt man das Pferd aus der Box geht es steif oder sogar lahm, je länger man es dann bewegt, umso mehr verschwindet die Lahmheit oft. Dabei reagiert das Pferd vor allem in Wetterperioden mit feuchter Kälte und generell bei starken Wetterumschwüngen, vor allem von warm zu kalt.

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Hat ein Pferd bei Arthrose Schmerzen?

Arthrosen machen das betroffene Gelenk nicht nur unbeweglicher, sondern sie verursachen auch Schmerzen. Durch den Abbau der schützenden Knorpelschicht, über den das Gelenk die Knochen übereinander gleiten lässt, reiben die Knochen übereinander. Während der Knorpel keine Schmerzrezeptoren besitzt, gibt es viele dieser Schmerzfühler in der Knochenhaut. Die Schmerzen und damit auch das Symptom der Lahmheit entsteht meist nicht im Anfangsstadium der Arthrose, wenn sich der Knorpel abbaut, sondern erst dann, wenn der Knochen beteiligt wird. Zusätzlich zu den Schmerzen am Gelenk kann es durch Schonhaltungen, um das erkrankte Gelenk zu entlasten, zu Muskelschmerzen und Verspannungen kommen.

Wann und wie häufig muss der Tierarzt kommen?

Stellt man eine Lahmheit fest, die entweder sehr stark ist oder über einen längeren Zeitraum nicht verschwindet, sollte man den Tierarzt hinzuziehen. Dieser kann durch Untersuchungen herausfinden, ob es sich um eine Arthrose handelt, oder ob es noch andere Lahmheitsursachen gibt. Ist bekannt, dass das Pferd an Arthrose erkrankt ist und zeigt es immer wieder dieselben Symptome, ist es bei einem erfahrenen Besitzer nicht notwendig, jedes Mal den Tierarzt zu rufen. Eine Abklärung sollte immer dann erfolgen, wenn der Zustand des Pferdes sich verschlechtert oder das Pferd sonst keinen guten Eindruck macht. Die Häufigkeit hängt dabei sehr vom individuellen Krankheitsverlauf ab. Da Arthrose jedoch in der Regel langsam voranschreitet, sind Kontrollen häufig nur alle paar Monate bis Jahre notwendig.

Wie wird Arthrose beim Pferd behandelt?

Da es sich bei Arthrosen um degenerative Prozesse, also einen fortschreitenden Knorpelabbau und Knochenumbau, handelt, ist eine Behandlung schwierig. In manchen Fällen ist es möglich, eine störende Knochenzubildung operativ in einer Arthroskopie zu entfernen und die Bewegungsfreiheit des erkrankten Gelenks wieder zu erhöhen. Ansonsten ist es wichtig, dem Pferd mit Beschlag, Reitweise und Futter so gut wie möglich zu helfen.

Das Pferd sollte auf jeden Fall weiterbewegt und auch geritten werden. Dabei sind vor allem lösende Übungen wichtig. Es sollte natürlich nicht krampfhaft versucht werden, den Leistungsstand zu halten, wenn das Pferd zeigt, dass ihm Lektionen schwerer fallen. Zu viel Ruhe ist jedoch auch schädlich. Reiten auf weichem Boden mit vielen großen Wendungen ist dem Pferd meist am angenehmsten. Man kann das Pferd mit einem stoßabsorbierenden Beschlag unterstützen und bei manchen Arthrosen, wie dem Spat, hilft ein seitliches Hochstellen des Pferdes mit dem Eisen, um erkrankte Gelenksbereiche zu entlasten.

Bei akuten Entzündungen kann auch eine Gelenksinjektion mit Entzündungshemmern, Hyaluronsäure oder Eigenblut erfolgen. Ein neuer Ansatz ist die Anwendung von Stammzellen, um die Entzündung zu beeinflussen. Im späteren Verlauf kann eine symptomatische Gabe von Schmerzmitteln in Betracht gezogen werden. Hier geht es aber nur noch darum, dem Pferd in Zeiten von Wetterumschwüngen, in denen es besonders schlecht läuft, ein paar Tage auszuhelfen.

Behandlung mit Schmerzmitteln

Je weiter die Arthrose fortschreitet, desto mehr wird das Pferd in seiner Bewegung eingeschränkt und verspürt zunehmend Schmerzen. Diese können durch die Gabe von Schmerzmitteln unterdrückt werden. Beim Pferd gängige Schmerzmittel sind vor allem Meloxicam und Phenylbutazon. Es handelt sich dabei um Nicht-Steroidale-Antiphlogistika (NSAIDs).

Pferde, die lange Perioden gut ohne Schmerzmittel auskommen, dann aber in Zeiten von Wetterumschwüngen oder in bestimmten Wetterlagen kurzfristig Schmerzen haben, können gut mit Schmerzmitteln behandelt werden. Eine Langzeittherapie mit Schmerzmitteln ist aufgrund der dann auftretenden Nebenwirkungen jedoch nicht zu empfehlen. Es kann vor allem zur Bildung von Magenulzera (Magengeschwüren) kommen.

Kann das Pferd ohne Schmerzmittel nicht mehr längere Zeit lahmfrei leben, sollte über eine Euthanasie (Einschläfern) nachgedacht werden.

Behandlung mit Homöopathie

Während bei akuten Gelenksentzündungen (Arthritis) eher Arnica, Apis mellifica, Bryona oder Ledum zum Einsatz kommen, sind bei länger bestehenden Arthrosen andere Homöopathika besser geeignet. Bei Wetterfühligkeit hilft Rhododendron D12. Bei Pferden, die sich einlaufen, nimmt man Rhus toxicodendron D12 zweimal täglich über ca. sechs Tage und bei Pferden, die sich nicht einlaufen, Ruta D6 in der gleichen Dosierung.

Um den Mineralstoffwechsel zu aktivieren nutzt man Silacea C30 in Wasser über 5 Tage. Um degenerative Prozesse an Knochen und Bindegewebe zu verlangsamen gibt man Acidum hydrofluoricum C30 dreimal wöchentlich mit je einer Woche Pause. Calcium floratum C30 oder Symphytum D2 zweimal täglich im Wechsel mit Silicea sind gut bei der Bildung von Knochenspornen.

Behandlung mit Hausmitteln

Naturheilmittel, die bei Arthrose helfen sollen, sind Teufelskralle, Weihrauchharz, Ingwer, Zinnkraut, Süßholz und Grünlippmuschel. Alle wirken vor allem Entzündungen und Schmerz entgegen. Teufelskralle und Grünlippmuschel hemmen mit ihren Inhaltsstoffen zusätzlich einen weiteren Knorpelabbau. Zinnkraut und Süßholz wird wie Tee gekocht und als Angussverband ans Pferd gebraucht, die anderen Naturheilmittel werden gefüttert.

Behandlung mit Kräutern

In den Gelenken befindet sich die Synovia, die man sich in etwa wie Gelenkschmiere vorstellen kann. Sie besteht aus Proteogykanen. Um weiteren Abbau im Gelenk zu verhindern, kann man durch die Fütterung den Aufbau dieser Proteogykane fördern. Für ihren Aufbau werden Mangan für die Aktivierung des Enzyms zur Proteogykan-Synthese, Schwefel als Bestandteil der Bausteine der Proteoglykane und Kupfer und Silizium für kollagene Fasern im Gelenkknorpel benötigt.

Mangan ist im Heu enthalten, Schwefel findet sich in Knoblauch, Brennnesseln oder Salbei, Silizium in Schachtelhalm, Löwenzahn und Brennnessel und Kupfer ebenfalls in Brennnesseln.

Behandlung mit Teufelskralle

Die Wurzeln der Teufelskralle (Harpagophytum procumbens) sind eine typische Heilpflanze für die Behandlung von Arthrose. Es handelt sich um ein klettendes Sesamgewächs aus Südafrika. Enthalten sind in ihr die Stoffe Phenylpropanoiden, Iridoidglykosiden, ungesättigten Fettsäuren, Zimt- und Chlorgensäure. Der Wirkstoff Harpagosid wirkt entzündungshemmend, schmerzlindernd und abschwellend und soll außerdem die eiweißabbauenden Enzyme, die den Gelenkknorpel schädigen, hemmen. Dosiert wird Teufelskralle mit 5-10g Wurzel je 100kg Körpergewicht pro Tag. Es gibt aber auch fertige Liquids. Am besten wird Teufelskralle als Kur verabreicht.

Wie ist der typische Verlauf einer Arthrose?

Die Arthrose ist eine in der Regel langsam und stetig fortschreitende Erkrankung. Meist gibt es knöcherne Veränderungen lange bevor das Pferd klinische Symptome zeigt. Die knöchernen Veränderungen können langsam zunehmen oder auch lange Zeit gleichbleiben. Je älter das Pferd wird, desto steifer und unbeweglicher wird es in der Regel. Es handelt sich um eine lebenslang fortschreitende Erkrankung.

Wann muss ein Pferd mit Arthrose eingeschläfert werden?

Arthrose wird in sehr unterschiedlichen Stadien diagnostiziert. Entweder das Pferd lahmt bereits und wird deshalb geröntgt oder man findet die Arthrose als Zufallsbefund. Häufig sind Arthrosen, die man in einer Lahmheitsuntersuchung findet, gar nicht Ursache der Lahmheit. Entsprechend kommt es häufig vor, dass ein Pferd bei der Diagnose der Arthrose noch sehr wenig Beschwerden aufweist und noch längere Zeit eine gute Lebensqualität haben kann.

Auch wenn Arthrosen beim Pferd im Alter häufig vorkommen sind sie keiner der Hauptgründe warum Pferde eingeschläfert werden müssen, sondern oft haben diese noch andere Probleme. Es kann aber natürlich auch sein, dass die Arthrosen so ungünstig liegen, dass sie das Pferd dauerhaft zum Lahmen bringen. Die Lahmheit ist ein Zeichen dafür, dass das Pferd Schmerzen hat. Solange das Pferd sich also einläuft, sollte es weiterhin bewegt werden und kann auch normal geritten werden. Fängt es aber an zu lahmen, muss man beginnen sich über das Einschläfern Gedanken zu machen.

Ein Pferd, das nur unter Belastung lahmt, kann oft noch einige Jahre auf der Weide stehen, wohingegen Pferde, die bereits im Schritt lahm gehen oft kein schönes und schmerzfreies Leben mehr haben. Das Einschläfern ist jedoch immer eine Einzelfallentscheidung, die an der Lebensqualität des Pferdes fest gemacht werden sollte.

Was kostet eine Behandlung bei Arthrose?

Um Arthrose zu diagnostizieren macht der Tierarzt zunächst eine orthopädische Untersuchung (30 bis 100€) mit Leitungsanästhesien (ca. 20€ pro Stück) und Röntgenbildern (20-96€ pro Bild). Es macht durchaus Sinn, diese Untersuchung zu wiederholen, um einen Verlauf der Erkrankung zu sehen. Bei vielen Arthrosen ist zunächst keine Behandlung notwendig. Man kann lediglich die Gelenke durch Zusatzfutter unterstützen.

Ist die Arthrose sehr klein, aber gelenknah oder handelt es sich um ein freies Fragment, kann dieses in einer Operation mit Arthroskopie (200-600 € plus zusätzliche Kosten) entfernt werden. Eine weiterführende Diagnostik mit Szintigrafie (385-1155€), um weitere Gelenke, die betroffen sein könnten, zu finden, ist ebenfalls möglich. Hat das Pferd im späteren Verlauf Schmerzen, kann eine Behandlung mit Schmerzmitteln angebracht sein.

Wie sollte ein Pferd mit Arthrose geritten werden?

Pferde mit Arthrosen sind meist noch jahrelang reitbar. Oft bemerkt man diese gar nicht. Klassisch für ein an Arthrose erkranktes Pferd ist, dass es klamm losläuft, wenn es zuvor in der Box stand und sich dann einläuft. Daher sollte man ein Pferd mit Arthrose lange warm reiten. Das bedeutet, so lange Schritt zu reiten, bis das Pferd einen entspannten Eindruck macht und es dann so lange unter großen Wendungen leichtzutraben, wie das Pferd benötigt, um locker zu werden. Nach dem adäquaten Warmreiten kann das Pferd meist fast normal geritten und belastet werden. Lektionen, die dem Pferd deutlich schwerfallen, und das Springen höherer Hindernisse sollten jedoch reduziert werden.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 29.07.2019 - Letzte Änderung: 10.11.2021