Schilddrüsenüberfunktion bei der Katze - erkennen & behandeln

Die Schilddrüsenüberfunktion (medizinisch: Hyperthyreose) ist die bei älteren Katzen am häufigsten auftretende hormonelle Krankheit. Dabei werden die Schilddrüsenhormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3) vermehrt produziert, die sämtliche Stoffwechselaktivitäten des Körpers erhöhen und dauerhaft zu Organschädigungen führen können.

Schilddrüsenüberfunktion bei der Katze

Was ist eine Schilddrüsenüberfunktion

Die Schilddrüsenüberfunktion (medizinisch: Hyperthyreose) ist die bei älteren Katzen am häufigsten auftretende hormonelle Krankheit.

Dabei werden die Schilddrüsenhormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3) vermehrt produziert, die sämtliche Stoffwechselaktivitäten des Körpers erhöhen und dauerhaft zu Organschädigungen führen können.

Ursachen einer Schilddrüsenüberfunktion

Es ist nicht eindeutig geklärt, wieso vor allem Katzen häufig an einer Schilddrüsenüberfunktion erkranken.
Ungefähr bei einem Drittel der erkrankten Katzen ist ein gutartiger Schilddrüsentumor (Schilddrüsenadenom) die Ursache der übermäßigen Hormonproduktion.
Dieser befindet sich vorwiegend einseitig an einem der beiden sogenannten Schilddrüsenlappen.

Ein bösartiger Schilddrüsentumor wird nur sehr selten diagnostiziert (in etwa 2 % der Fälle).

Bei etwa 70 % der Katzen mit Schilddrüsenüberfunktion ist das Schilddrüsengewebe in beiden Lappen verändert.

Als weitere Ursache stehen vor allem chemische Substanzen im Verdacht, die sich in der Umwelt befinden (z. B. in Verpackungen des Futters) und mit dem Futter von der Katze aufgenommen werden, da besonders häufig ältere Katzen von der Schilddrüsenüberfunktion betroffen sind.  

Diese Chemikalien könnten eine hormonähnliche Wirkung besitzen, die das Schilddrüsengewebe verändern bzw. die Produktion der Schilddrüsenhormone T3 und T4 direkt beeinflussen soll.
Der Einfluss dieser Chemikalien auf die Schilddrüse der Katze ist bisher jedoch nicht vollständig geklärt worden.

Andere denkbare Ursachen könnten infektioser oder genetischer Natur sein.

Diagnose einer Schilddrüsenüberfunktion

Oftmals führt eine vom Tierarzt fühlbare Vergrößerung der Schilddrüse zur Verdachtsdiagnose.

Eine sichere Diagnose erzielt der Tierarzt mit einer Blutuntersuchung auf die Werte der Schilddrüsenhormone.

Ist die Konzentration des Hormons Thyroxin (T4) höher als der Normalwert, handelt es sich um eine Schilddrüsenüberfunktion.

Gleichzeitig sollte ein Blutbild gemacht und das Blutserum auf Organwerte untersucht werden, um Folgeschäden an Herz, Niere oder Leber zu diagnostizieren bzw. ausschließen zu können.

Zur eindeutigen Diagnose können vermehrte Stoffwechselprozesse der Schilddrüse mittels Szintigrafie sichtbar gemacht werden.

Schilddrüsenüberfunktion- Ist meine Katze betroffen ?

Die Überfunktion der Schilddrüse bewirkt eine Erhöhung des Stoffwechsels in jeder einzelnen Zelle des Körpers.
Dieser erhöhte Stoffwechsel bedarf viel Energie, weshalb  Katzen mit Schilddrüsenüberfunktion häufig trotz gesteigertem Fressverhalten an Gewicht verlieren.

Durch den Gewichtsverlust bemerken viele Besitzer beim Streicheln über den Brustkorb einen kräftigen und sehr schnellen Herzschlag, der typisch für die Schilddrüsenüberfunktion ist, ebenso wie eine allgemeine Unruhe bzw. Nervosität oder sogar Aggressivität der Katze.

Eine auffällige Atmung oder sogar Hecheln der Katze tritt in selteneren Fällen als Symptom auf.

Aufgrund mangelnder Fellpflege wirkt das Fell der erkrankten Katzen oft glanzlos und stumpf oder ist teilweise mit kahlen Stellen versehen.
Erbrechen und chronischer Durchfall können auch auf eine Schilddrüsenüberfunktion zurückzuführen sein.

Etwa die Hälfte der erkrankten Katzen zeigt ein gesteigertes Trinkverhalten und damit verbunden einen erhöhten Harnabsatz.

Einige Katzen mit Schilddrüsenüberfunktion haben außerdem eine erhöhte Körpertemperatur und suchen deshalb bevorzugt kühlere Plätze auf.
Es ist jedoch zu beachten, dass nicht jede Katze die gleichen Symptome zeigt.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: 

Lebenserwartung einer Katze mit einer Schilddrüsenüberfunktion

Die Lebenserwartung von Katzen mit Schilddrüsenüberfunktion hängt hauptsächlich davon ab, wie frühzeitig die Erkrankung diagnostiziert und behandelt wird.

Bleibt die Hyperthyreose lange unentdeckt und wird deshalb nicht behandelt, kann sie zu unterschiedlichen Folgeschäden an Organen wie z. B. Herzmuskelerkrankungen oder Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes führen, die die Lebenserwartung beeinflussen können.

Die Überfunktion der Schilddrüse kann außerdem eine bestehende Niereninsuffizienz verschleiern.
Denn durch den erhöhten Blutdruck wird die geschädigte Niere stärker durchblutet, dadurch wird mehr Urin produziert und weniger harnpflichtige Stoffe reichern sich im Blut der Katze an.

Die Einstellung auf Schilddrüsenmedikamente sorgt für eine Normalisierung des Blutdrucks, der dann nicht mehr ausreicht um die Niereninsuffizienz auszugleichen.

Es ist also nicht die Schilddrüsenüberfunktion allein, die die Lebenserwartung beeinträchtigen kann, sondern die eventuell dadurch verursachten oder verschleierten Schäden an anderen Organen.

Eine frühzeitige Diagnose und erfolgreiche Behandlung der Schilddrüsenüberfunktion ist somit ausschlaggebend für die Lebenserwartung der Katze.

Aus diesem Grund empfehlen viele Tierärzte die regelmäßige Untersuchung der Schilddrüsenhormone auch bei scheinbar gesunden Katzen ab einem Alter von 8 Jahren.

Die Behandlung und Therapie

Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Behandlung der Schilddrüsenüberfunktion bei Katzen. In den meisten Fällen erfolgt nach der Diagnose die Einstellung auf Schilddrüsenmedikamente in Tablettenform, die lebenslänglich ein- bis zweimal täglich eingegeben werden.

Außerdem gehört die regelmäßige Untersuchung des Thyroxin-Wertes zur Behandlung dazu, um sicher zu stellen, dass die Katze stets die benötigte Dosis an Thyreostatika bekommt.

Viele Katzen verweigern jedoch die Tabletteneinnahme.
In diesen Fällen kann entweder auf ein flüssiges Medikament (Thyronorm © Fa. Bayer) umgestellt werden oder auf eine Hautcreme, die auf tierärztliches Rezept in Apotheken hergestellt und der Katze ein- bis zweimal täglich ins Ohr einmassiert wird.

Alternativen zur lebenslangen Medikamententherapie sind die chirurgische Entfernung eines Schilddrüsenadenoms durch eine Operation, eine besonders jodarme Ernährung mit speziellen Diätfuttermittel (jedoch oft Akzeptanzproblem) oder die sogenannte Radiojodtherapie.

Bei der Radiojodtherapie wird der Katze radioaktives Jod eingegeben, das sich in der Schilddrüse anreichert und übermäßiges Schilddrüsengewebe zerstört und so für eine Normalfunktion der Schilddrüse sorgt. Aufgrund der Strahlung ist ein stationärer Aufenthalt der Katze von ca. 14 Tagen vorgesehen.
Bislang wird diese Methode nur an zwei Kliniken in Deutschland praktiziert (Tierklinik Norderstedt und Klinikum Gießen).

Die Kosten belaufen sich auf ca. 1700 Euro.

Felimazole

Felimazole ist ein gängiges Medikament zur lebenslangen Behandlung der Schilddrüsenüberfunktion, ein sogenanntes Thyreostatikum, in Tablettenform.  

Es enthält den Wirkstoff Thiamazol.

Dieser Wirkstoff reichert sich in der Schilddrüse an und hemmt die übermäßige Produktion der Schilddrüsenhormone.

Felimazole ist rezeptpflichtig und in den Dosierungen 1,25 mg, 2,5 mg und 5 mg mit je 100 Tabletten pro Packung erhältlich.

 

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Felimazole- ein Medikament für meine Katze?

Nebenwirkungen dieser Medikamente

Bei der Langzeitbehandlung mit Medikamenten die Thyreostatika wie Thiamazol enthalten, können in seltenen Fällen Nebenwirkungen wie

  • Erbrechen,
  • Appetitlosigkeit,
  • Müdigkeit,
  • Juckreiz
  • und damit verbundene Entzündungen der Haut (vor allem im Bereich von Kopf und Nacken),
  • Neigung zu Blutungen,
  • Lebererkrankungen,
  • sowie Veränderungen des Blutbildes

auftreten.

Die Nebenwirkungen sind in den meisten Fällen reversibel, d. h. die Symptome verschwinden nach Absetzen der Medikamente wieder.

Sehr selten auftretende Nebenwirkungen sind

  • Blutarmut und
  • geschwollene Lymphknoten.

 

Homöopathie als Mittel gegen Schilddrüsenüberfunktion

Es gibt die Möglichkeit die Schilddrüsenüberfunktion homöopathisch zu behandeln.

Wichtig ist, dass man die Einstellung auf homoöpathische Medikamente mit einem erfahrenen Homöopathen besprechen sollte und die Blutwerte auch während der homöopathischen Behandlung der Krankheit regelmäßig von einem Tierarzt untersucht werden müssen.

Tritt trotz homöopathischer Behandlung keine Besserung der Symptome der Katze auf, sollten schulmedizinische Alternativen wie die Behandlung mit Thyreostatika, eine Operation oder die Radiojodtherapie in Erwägung gezogen und mit einem Tierarzt besprochen werden.

Als geeignete Mittel für die homöopathische Behandlung gelten

  • Adonis vernalis,
  • Chinium arsenicosum,
  • Jodum,
  • Kalium iodatum und
  • Lycopus virginicus.

Es wird beschrieben, dass die homöopathischen Mittel auch zusätzlich zur Therapie mit Schilddrüsenmedikamenten verabreicht werden können und deren benötigte Dosis gegebenenfalls verringern können.

Wann muss ich zum Tierarzt?

Katzen mit Schilddrüsenüberfunktion zeigen in den meisten Fällen ein verändertes Verhalten.
Da hauptsächlich ältere Katzen betroffen sind, deuten viele Besitzer dieses veränderte Verhalten als Alterserscheinung, weshalb die Krankheit oft lang unentdeckt und unbehandelt bleibt.

Stellt man Wesensveränderungen seiner Katze fest, sollte man seine Katze deshalb sicherheitshalber vom Tierarzt untersuchen lassen.

Der durch die Überfunktion ausgelöste Gewichtsverlust der Katze ist das auffälligste Symptom der Hyperthyreose und sollte spätestens der Zeitpunkt sein, an dem der Besitzer sich entscheidet, seine Katze untersuchen zu lassen.

Außerdem sollten unspezifische Symptome wie verändertes Trinkverhalten, Erbrechen und/oder Durchfall nicht unterschätzt werden und von einem Tierarzt eingeschätzt werden.

Eine Schilddrüsenüberfunktion sollte in jedem Fall behandelt werden

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 24.11.2017 - Letzte Änderung: 10.11.2021