Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Diabetes mellitus, der sogenannten Zuckerkrankheit, und Diabetes insipidus, der sogenannten Wasserharnruhr.
Bei dem bei der Katze recht seltenen Diabetes insipidus unterscheidet man zwischen einer renalen und einer zentralen Form; bei beiden kann der Harn nicht richtig konzentriert werden, wodurch es zu vermehrter Wasseraufnahme und -ausscheidung kommt.
Häufiger tritt Diabetes mellitus auf. Bei 95% aller an Diabetes mellitus erkrankten Menschen und Tiere handelt es sich um Diabetes mellitus Typ I, einem Insulinmangel, hervorgerufen durch eine Schädigung der Insulin bildenden Zellen.
Bei der Katze jedoch tritt sehr viel häufiger Typ II auf. Hier sind diese Zellen intakt; stattdessen wird typischerweise trotz Anwesenheit von Glukose zu wenig Insulin ausgeschüttet.
Die Ursache für den Diabetes mellitus Typ II bei der Katze ist eine sogenannte Insulinresistenz.
Insulin ist ein Polypeptidhormon, das in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird.
Es bewirkt, dass Zucker aus dem Blut aufgenommen wird, um weiter verstoffwechselt werden zu können. Dazu bindet Insulin an den Insulinrezeptor, was eine Erhöhung der Durchlässigkeit für Glukose durch die Zellmembran, an dem sich der Rezeptor befindet, bewirkt, indem mehr Glukose Transporter in diese Membran eingebaut werden.
Durch die erhöhte Aufnahme von Glukose in die Zellen wird der Blutzuckerspiegel erniedrigt. Normalerweise produziert die Bauchspeicheldrüse bei Aufnahme von Glukose mehr Insulin, um diese vermehrt aufzunehmen.
Bei Diabetes Typ II kranken Katzen ist die glukoseabhängige Insulinsekretion allerdings gestört.
Die Ursache davon kann genetisch bedingt sein, außerdem kann falsche Fütterung oder Übergewicht eine Insulinresistenz bei einer Überforderung des Glukoseabbaus ursächlich sein.
Weitere mögliche Ursachen sind andere Erkrankungen des endokrinen Systems oder der Bauchspeicheldrüse sowie die Gabe von bestimmten Medikamenten.
Da die Symptome einer Diabeteserkrankung nicht sehr eindeutig sind, machen diese immer nur einen Verdacht möglich.
Die wirkliche Diagnose sollte in jedem Fall von einem Tierarzt gestellt werden. Diese wird labordiagnostisch belegt.
Eine Katze mit Diabetes weist immer sowohl eine „Glykämie“, also erhöhte Zuckerwerte im Blut, und eine gleichzeitige „Glukosurie“, also Zucker im Harn auf.
Entsprechend werden Blut und Harn der Diabetes verdächtigen Katze untersucht.
Dabei sollte ausgeschlossen werden, dass es sich nur um eine stressbedingte Glukose Erhöhung zum Untersuchungszeitpunkt handelt. Eine Fruktosamin-Messung spiegelt die Glukosewerte der letzten zwei Wochen und weist bei einer Erhöhung auf eine stressunabhängige und damit diabetesbedingte Erhöhung des Blutzuckers hin.
Eine an Diabetes mellitus erkrankte Katze frisst zunächst mehr als gewöhnlich, weil sie den in der Nahrung enthaltenen Zucker nicht verstoffwechseln kann, da er nicht aufgenommen wird und ihr somit fehlt.
Auch trinkt und uriniert sie öfter als normal.
Das liegt daran, dass bei Blutglukosewerten, die doppelt so hoch sind wie gewöhnlich, die Fähigkeit der Niere, die Glukose zurück zu resorbieren, überfordert ist. Glukose zieht bei ihrer Ausscheidung als osmotisch wirksame Substanz Wasser mit sich, was durch vermehrtes Trinken ausgeglichen werden muss.
Obwohl die Katze viel frisst, zeigt sie Anzeichen eines Energiemangels. Dazu gehört, dass sie trotz Polyphagie, also vermehrtem Fressen, abnimmt, das Fell stumpf wird und die Katze sich insgesamt matt zeigt.
In akuten Fällen kommt es zu Apathie, Erbrechen oder süßlich riechendem Mundgeruch.
Dieser entsteht, wenn der Körper kurzfristig anstelle von Zucker Ketonkörper abbaut, um den Energiedefizit auszugleichen.
In fortgeschrittenen Stadien des Diabetes kommt es zu einer Futterverweigerung.
Spätestens jetzt sollte dringend ein Tierarzt aufgesucht werden.
Normalerweise sind Katzen dafür bekannt eher wenig zu trinken.
Daher ist vermehrtes Trinken das erste Anzeichen, das dem Katzenbesitzer auffällt.
Vermehrtes Trinken muss aber nicht zwangsläufig auf eine Krankheit hindeuten. Genau wie wir Menschen trinken auch Katzen bei warmen Temperaturen mehr
Aber es ist eben auch ein Leitsymptom für Diabetes mellitus und Diabetes insipidus. Bei Diabetes mellitus zieht die mit dem Harn ausgeschiedene Glukose Wasser mit sich, sodass die Katze einen erhöhten Wasserbedarf hat.
Bei Diabetes insipidus wird entweder zu wenig ADH (antidiuretisches Hormon oder auch Vasopressin genannt) produziert oder die Niere reagiert nicht ausreichend auf das ADH.
Dieses konzentriert den Harn, indem es dafür sorgt, dass mehr Wasser rückresorbiert wird.
Ist der Diabetes noch nicht allzu fortgeschritten, frisst die Katze zunächst einmal mehr als gewöhnlich.
Das liegt daran, dass sie zwar Glukose mit der Nahrung aufnimmt, diese aber nicht verwerten kann und ein Energiedefizit entsteht.
Um dieses auszugleichen, frisst die Katze vermehrt.
Ist die Erkrankung weiter fortgeschritten und unbehandelt, wird die Katze apathisch und verweigert die Futteraufnahme.
Dass die Katze nichts frisst, kann aber auch andere Gründe haben:
zum Beispiel Stress, eine verändert Lebenssituation oder ein Futterwechsel, aber auch andere Erkrankungen als Diabetes wie Nieren-, Leber- oder Magenerkrankungen können die Ursache dafür sein.
Da bei Diabetes mellitus Typ II meist ein relativer Insulinmangel herrscht, bei dem durch die Anwesenheit von Glukose nicht wie normalerweise die Insulinsekretion gesteigert wird, muss der Katze per Injektion Insulin zugeführt werden.
Bei Tieren wird anders als bei Menschen ein länger wirksames Insulin genutzt, welches nur einmal am Tag vom Besitzer unter die Haut gespritzt werden muss, anstatt zu jeder Mahlzeit.
Jede Injektion birgt speziell bei der Katze das Risiko der Entwicklung von Fibrosarkomen, gutartigen aber stark wachsenden Tumoren, da Katzen sehr empfindlich auf Injektionen reagieren.
Insulin kann aber nicht oral verabreicht werden, da es im Magen-Darm-Trakt inaktiviert werden würde.
Als Alternative oder Ergänzung zu Insulininjektionen können sogenannte Antidiabetika wie Sulfonylharnstoffe gegeben werden.
Diese sind oral wirksam, müssen also nicht gespritzt werden und bewirken eine Freisetzung von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse.
Sie wären bei Diabetes Typ I entsprechend unwirksam! Zusätzlich sollte immer auch die Ernährung der Katze umgestellt werden.
Bei der Diagnose von Diabetes mellitus sollte das Katzenfutter auf eine kohlenhydratarme, proteinreiche Diät umgestellt werden.
Das bedeutet, dass das Katzenfutter auf keinen Fall Zuckerzusätze und außerdem wenig Getreide oder Kartoffeln beinhalten sollte.
Diese bestehen zu einem verhältnismäßig großen Teil aus Stärke, welche aus Zuckern besteht. Stattdessen sollte die Katze viel Fleisch oder auch Quark und Käse bekommen.
Übergewicht der Katze ist streng entgegenzuwirken, da es die Insulinwirkung negativ beeinflussen kann. Ein Teil des Futters sollte vor der Insulingabe verfüttert werden, der Rest danach.
Besteht der Verdacht, dass die Katze an Diabetes leiden könnte, da sie vermehrt frisst und trinkt, aber trotzdem an Gewicht verliert, sollte in jedem Fall der Tierarzt aufgesucht werden, um den Verdacht frühzeitig abzuklären.
Ist Diabetes diagnostiziert worden, sollte in regelmäßigen Abständen der Tierarzt für eine Kontrolle aufgesucht werden.
Der Bedarf an Insulin bleibt nicht immer für den Rest des Katzenlebens konstant und muss unter Umständen angepasst werden. Sowohl Über- als auch Unterdosierungen von Insulin können gefährlich sein.
Außerdem kann es zu einer diabetischen Ketoazidose kommen, zu erkennen an süßlichem Maulgeruch.
Ist die Katze nicht oder nicht gut eingestellt, werden anstelle der Glukose Ketonkörper zur Energiegewinnung genutzt, welche das Blut übersäuern können.
Wer seiner Katze mit Hausmitteln etwas Gutes tun möchte, tut dies am besten im Zuge ihrer Ernährung.
Um sicher zu sein, die Katze ihrer Erkrankung entsprechend kohlenhydratarm und proteinreich zu füttern, kann man das Futter selbst zubereiten, anstatt auf Fertigfuttermittel zurückzugreifen.
Hierbei sollte insbesondere auf tierische Produkte, wie Fleisch, Quark oder Käse zurückgegriffen und Kartoffeln und Getreide vermieden werden.
Eine medikamentöse Behandlung mit Insulin sollte jedoch trotzdem erfolgen.
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Wenn sie zum Krankheitsbild der Katze passen, können unterstützend die folgenden homöopathischen Mittel gegeben werden:
Eine Gabe von Homöopathika sollte immer mit dem behandelnden Tierarzt abgesprochen werden, da Kreuzreaktionen mit anderen gegebenen Medikamenten entstehen können.
Die zusätzliche Gabe von Hoöopathika kann nicht die Behandlung mit Insulin oder Antidiabetika ersetzen!
Katzen, die gut eingestellt sind und regelmäßig auf die Korrektheit der Einstellung untersucht werden, erleiden nur sehr selten Komplikationen und werden auch durch den Diabetes an sich nicht sehr stark eingeschränkt.
Sie können durchaus noch jahrelang bei fast uneingeschränkter Lebensqualität weiterleben.
Die Prognose ist schlechter, wenn es Probleme gibt, die Katze optimal einzustellen und es in der Einstellungsphase zur Entwicklung von Komplikationen oder Folgeerkrankungen kommt.
Folgeerkrankungen sind bei Katzen im Vergleich zum Menschen aufgrund der generell kürzeren Lebenserwartung von geringerer Bedeutung, können diese allerdings verringern.
Ist der Diabetes sekundär durch Übergewicht oder falsche Ernährung entstanden, ist es in manchen Fällen sogar möglich, dass dieser nach Behandlung und Behebung der Ursachen vollständig wieder zurückgeht.
Wird Diabetes nicht behandelt oder zu spät entdeckt, kann es zu einer Stoffwechselentgleisung kommen.
Man spricht von einer diabetischen Ketoazidose. Der Insulinmangel führt zu einer Steigerung des Fettabbaus (Lipolyse) und einer Hemmung der Fettsäuresynthese, wodurch anfallendes Acetyl-CoA in der Ketonkörpersynthese unter Abgabe von einem Proton zu Acetoacetat umgewandelt wird.
Dies führt zu einem Absinken des pH-Werts des Blutes, was wiederum zu Atembeschwerden, Erbrechen und Acetongeruch der Atemluft führt
Die Ketoazidose ist ein lebensbedrohlicher Zustand und kann unbehandelt tödlich verlaufen.
Grundsätzlich ist die Diagnose Diabetes kein Grund, die Katze einschläfern zu lassen, da sie behandelt auch mit dieser Krankheit noch jahrelang mit hoher Lebensqualität leben kann.
Dies ist allerding nicht immer der Fall.
Lässt die Katze sich jedoch schwer einstellen, kommt es zu Komplikationen wie Niereninsuffizenz, Ketoazidose oder Fibrosarkomen.
Das kann sowohl die Behandlungskosten nach oben treiben, als auch ihre Gesundheit beeinträchtigen.
Die Entscheidung die Katze einschläfern zu lassen sollte immer im Einverständnis zwischen Tierarzt und Besitzer zum Wohle der Katze getroffen werden abhängig von ihrem generellen Allgemeinbefinden und der zu erwartenden zukünftigen Lebensqualität.
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Die entstehenden Kosten bei der Behandlung einer an Diabetes erkrankten Katze setzen sich zusammen
Die Tierarztkosten beinhalten zum einen die Diagnosestellung bei Verdacht auf Diabetes, zum anderen aber auch diverse Folgeuntersuchungen, da die Einstellung des Insulins immer wieder überprüft werden muss. Dazu gehört eine allgemeine Untersuchung sowie Labortests von Blut und Harn sowie die Beratung.
Die Kosten hängen dabei ganz stark davon ab, wie schnell die Katze sich einstellen lässt, wie häufig Kontrollen erforderlich werden, je nachdem, ob die Einstellung sich schnell oder langsam verändert und davon, ob Folgeerkrankungen auftreten.
Monatlich muss mit Kosten von 30-150€ zusätzlich gerechnet werden.