Einschläfern des Hundes

Einschläfern bedeutet, dass im Falle einer aussichtlosen Erkrankung und zur Vermeidung unnötigen Leidens dem Hund Sterbehilfe geleistet wird. In der Tiermedizin spricht man auch von Euthanasie. Die Tötung darf nur unter Vermeidung von Schmerzen und unter Betäubung mit einem Medikament erfolgen, das speziell für diesen Zweck zugelassenen ist. Um Krämpfe zu vermeiden werden oft zusätzlich auch sogenannte Sedativa vor der Betäubung verabreicht. Da laut dem Tierschutzgesetz kein Tier unnötig Leiden oder Schmerzen ausgesetzt werden darf, kann das Einschläfern durch den Tierarzt als Akt des Tierschutzes durchgeführt werden.

Gründe, einen Hund einschläfern zu lassen

Die Gründe, einen Hund einschläfern zu lassen sind, wie die verschiedenen Krankheitsbilder auch, sehr vielfältig. Der Tierarzt entscheidet in jedem Einzelfall individuell, ob nach §1 des Tierschutzgesetzes ein vernünftiger Grund für das schmerzlose Töten vorliegt. Die Beratung durch den Tierarzt kann dem Besitzer die Entscheidung zwar nicht abnehmen, allerdings hilft sie ihm, loszulassen.

Dass ein Tier in Ruhe zu Hause einschläft und stirbt ist sehr selten. Oft leiden die Tiere an mehreren Krankheiten gleichzeitig, sodass sie starke Schmerzen und Bewegungseinschränkungen, dies sind Gründe , einen Hund einzuschläfern. Auch altersbedingte, dauerhafte Schmerzen oder Umstände, die die Haltung des Hundes unmöglich machen, können diese Entscheidung begründen. Ziel ist es, diesen Zustand durch eine Euthanasie zu vermeiden bzw. zu umgehen, sodass der Hund vor unnötig verlängertem Leiden bewahrt wird.

Neben diesen körperlichen Kriterien stellt sich stets die Frage nach der Lebensqualität, da beispielsweise auch eine starke Inkontinenz nicht nur den Besitzer belastet, sondern auch ein Hund darunter leidet, seinen Bedürfnissen von Sauberkeit und Pflege nicht mehr nachkommen zu können. Auch wenn er sich nicht mehr selbstständig bewegen und fressen kann, sollte man sich die Frage stellen, inwiefern der Hund in dieser Situation noch ein tiergerechtes Leben hat.

Ein weiterer Grund für das Einschläfern eines Hundes ist außerdem die Gefahrenabwehr (z.B. eine Tollwut Infektion oder ein aggressives Tier).

 

Demenz

Auch geriatrischenErkrankungen wie eine fortgeschrittene Demenz sind häufige Gründe fürs Einschläfern. Einige Hunde erkennen ihr Zuhause nicht mehr als solches oder verhalten sich ihrem Besitzer gegenüber neutral oder gar aggressiv. Demenz kranke Hunde sind intensive Pflegepatienten und bedürfen ständiger Betreuung. Selbst alltägliche Dinge wie Fressen und Trinken werden zur Herausforderung, da sie vergessen, wo die Näpfe stehen oder sie „verirren“ sich in der Wohnung und verharren oft stundenlang an einer Stelle, bis sie aus dieser Situation „“befreit“ werden. Wie viel Lebensqualität ein Hund mit seinem individuellen Stadium der Demenz noch hat, liegt in der Beurteilung des Besitzers.

Weitere Informationen finden Sie unter Demenz beim Hund

Vestibularsyndrom

Alte Hunde neigen dazu, ein geriatrisches Vestibularsyndrom zu entwickeln, das sehr plötzlich auftritt. Durch die meist erschreckende Symptomatik ist der Hundebesitzer oft stark verunsichert und im ersten Moment überfordert, sodass er möglicherweise über eine Einschläferung nachdenkt. Allerdings hilft in den meisten Fällen eine Therapie nach nur wenigen Tagen und führt zu einer deutlichen Besserung. Das geriatrische Vestibularsyndrom ist also gut behandelbar und in der Regel keine Indikation fürs Einschläfern

Liegt jedoch eine andere, nicht behandelbare Ursache für das Vestibularsyndrom vor, kann es durchaus begründeet sein, das Tier vom Leid zu erlösen.

Hier finden Sie mehr über Anzeichen und Ursachen für das Vestibularsyndrom beim Hund

Vorbereitung aufs Einschläfern

Muss ihr Hund eingeschläfert werden, sollte Sie sich, auch wenn es in diesem Moment sehr schwerfällt, Zeit nehmen darüber nachzudenken, was mit dem Tierkörper passieren soll. Bei einem geplanten Termin solltenen Sie sich frei nehmen und, wenn es sich einrichten lässt, mit der Familie zu dem Termin zu erscheinen. Da Kinder in der Regel sehr natürlich mit dem Thema Tod und Sterben umgehen, kann man sie gerne mit einbeziehen. Vorab sollten Sie sich überlegen, ob Sie ihren Hund bis zum Schluss begleiten wollen, was in der Regel hilft, mit seinem Tod abzuschließen und Abschied zu nehmen.

Was passiert nach dem Einschläfern mit dem Hundekörper?

Man kann das verstorbene Tier entweder über die Tierarztpraxis entsorgen oder einäschern lassen. Hierfür gibt es Sammeleinäscherung, man kann aber auch eine Einzeleinäscherung wählen und die Asche in einer Urne aufbewahren. Außerdem kann der Hund über die kommunale Tierkörperbeseitigung beseitigen werden.

Hat man ein Grundstück oder einen Garten kann man sein Tier auch dort beerdigen: das Loch sollte mindestens ein Meter tief sein und das Grundstück darf sich nicht in einem Wasserschutzgebiet befinden. Bestenfalls deckt man das Grab abschließend mit einer schweren Steinplatte o.ä. ab. In manchen Fällen lassen Besitzer, die sich sehr schwertun, sich von ihren Lieblingen zu trennen, ihre Haustiere nach dem Einschläfern präparieren.

Ablauf der Einschläferung

Beim Einschläfern wird für eine ruhige und stressarme Umgebung gesorgt, viele Praxen bieten dafür einen Hausbesuch oder einen separaten Raum in der Praxis an. Sie als Besitzer können beispielsweise die Lieblingsdecke ihres Hundes mitbringen und ihn dabei streicheln oder den Kopf halten, sodass er sich wohl fühlt.

Es gibt unterschiedliche Medikamente, die speziell für das Einschläfern entwickelt wurden und unterschiedlich verabreicht werden können.
Eine der Methoden setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: zuerst wird ein Narkosemedikament gespritzt. Der Hund schläft nach etwa 10-15 Minuten tief und fest, sodass er nichts mehr wahrnimmt und auch kein Schmerzempfinden mehr hat. Gerade bei sehr ausgezerrten oder unruhigen Hunden wird die Narkose in die Muskulatur gespritzt. Ist der Hund tief in Narkose folgt eine Spritze mit dem Medikament, das zum Tod führt.

Eine andere Möglichkeit bietet die Gabe eines Barbiturats (ein Schlafmittel, das überdosiert verabreicht wird), das bei ruhigen Tieren in die Vene gespritzt wird. Bei einer Injektion in die Vene schläft der Hund innerhalb von Sekunden friedlich ein und stirbt letztendlich an der Überdosierung.

Beide Varianten ermöglichen dem Hund ein schmerzfreies und friedliches Sterben im Kreise seiner Familie.

Wie lange dauert es, bis mein Hund eingeschläfert ist?

Das Einschläfern dauert in der Regel 15-30 Minuten. Die Dauer hängt davon ab, wie das Medikament zum Einschläfern injiziert wird. Wird zuerst ein Narkosemittel in die Muskulatur gespritzt, dauert die Euthanasie insgesamt länger, da die Narkose erst über die Muskulatur in den Körperkreislauf aufgenommen werden muss und das Tier langsam einschläft und erst die zweite Spritze zum Tod führt. Eine Injektion direkt in die Vene wirkt sofort und lässt den Hund schmerzfrei einschlafen und sterben

Kann ich meinen Hund selbst einschläfern?

Nein, das Einschläfern darf laut Tierschutzgesetz nur unter vollständiger Betäubung, d.h. unter Ausschaltung des Bewusstseins und Vermeidung von Schmerzen durch fachkundiges Personal mit notwendigen Kenntnissen erfolgen. Verstöße werden nach Tierschutzgesetz § 17 als Straftat geahndet.

Woher weiß ich, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist?

Der richtige Zeitpunkt muss individuell für Ihr Tier entschieden werden. Sowohl eine fahrlässige Euthanasie oder auch das Unterlassen einer Euthanasie trotz erheblicher Leiden und Schmerzen des Tieres stellen eine Straftat dar. Der Besuch bei einem Tierarzt hilft, den vorliegenden Fall einzuschätzen und den richtigen Zeitpunkt zu finden.

Oft verursachen mehrere Krankheiten zugleich chronische Schmerzen oder lassen keine Bewegung mehr zu. Auch können aufwendige Pflegemaßnahmen, Inkontinenz oder nächtliche Unruhe den Alltag so stark belasten, dass die Lebensqualität für Mensch und Tier hinterfragt werden muss. 

Leidet mein Hund beim Einschläfern?

Nein, ein Hund wird schmerzfrei und im Tiefschlaf erlöst, sodass er in keinem Fall leidet. Er schläft sanft ein und verliert sein Bewusstsein, je nach Methode führt dann entweder der Herz- oder Atemstillstand oder ein überdosiertes Schlafmittel (ein sogenanntes Barbiturat) zu einem schmerzfreien und friedvollen Tod führt.

Oft zeigen Tiere nach dem Einschläfern, wenn sie bereits tot sind, reflektorisches Muskelzucken. Dies wirkt zwar sehr befremdlich, allerdings ist dieses Phänomen ganz normal und bedeutet lediglich, dass letzte Nervenimpulse weitergeleitet werden. Dies kann auch noch bis zu einer Stunde nach dem Tod beobachtet werden. Auch ein reflektorisches Luftschnappen kann vorkommen- auch dann kann der Besitzer sicher sein, dass dies rein reflektorisch geschieht und das Tier längst verstorben ist.

Diese Medikamente werden verwendet

Ein mögliches Medikament für eine Euthanasie ist das T61, das ein Allgemeinanästhetikum, ein Muskelrelaxans und ein Lokalanästhetikum enthält und eine tiefe Narkose sowie einen Herz- und Atemstillstand bewirkt. Es darf nur an Tieren in Vollnarkose angewandt werden, die Wirkung tritt innerhalb von Sekunden bis wenigen Minuten ein.

Weiterhin gibt es Medikamente aus der Wirkstoffgruppe der Barbiturate, die stark überdosiert gegeben werden, hierzu zählt beispielsweise das Euthadorm®. Für Hunde und Katzen wird es in der Regel einmalig direkt in die Vene injiziert, sodass die Tiere nach ca. 5-10 Sekunden einschlafen. Die Tiere verlieren schnell das Bewusstsein, gefolgt von tiefer Anästhesie und Tod. Diese Art des Einschläferns gilt als eine der sichersten Methoden in der tierärztlichen Praxis.

Kosten für eine Einschläferung

Die Kosten für eine Einschläferung variieren stark, weshalb man hierfür keine Preispauschale nennen kann. Der Preis setzt sich aus mehreren Faktoren zusammen: Wird der Hund beispielsweise daheim eingeschläfert, fallen zusätzliche Kosten für die Anfahrt an. Auch das Einschläfern im Notdienst verursacht Kosten zusätzlich zu den einzelnen Faktoren wie Voruntersuchung und möglicherweise zusätzliche Beruhigungsmittel oder ein Venenzugang und weitere Injektionen.

Außerdem spielt es eine Rolle, was nach dem Einschläfern mit dem Tierkörper passieren soll.

Erfahrungsgemäß sollte man mit etwa 100-200€ für das Einschläfern rechnen. Ihre betreuende Tierarztpraxis wird Sie darüber gerne informieren und einen individuellen Kostenvoranschlag unterbreiten. Allerdings sollte man sich für eine Euthanasie nicht den kostengünstigsten Tierarzt suchen, sondern sich an seinen gewohnten Haustierarzt wenden, da er auch für der Hund vertraut ist, der sich nicht auf einen fremden Menschen einstellen muss und keine Angst hat oder gestresst ist.

Empfehlungen aus der Redaktion

Hier finden sie eine allgemeine Übersicht über die Gesundheit des Hundes

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 06.09.2018 - Letzte Änderung: 10.11.2021