Räude beim Hund

Definition - Was ist die Räude?

Landläufig bezeichnet man eine Hauterkrankung des Hundes, die durch Milben hervorgerufen wird, als Räude. Im engeren Sinne sind mit dem Begriff Räude (lat. Scabies) jedoch nur Erkrankungen gemeint, die auf bestimmte Milbenarten zurückzuführen sind. Dazu gehören beim Hund die Ohrräude und die Sarcoptes-Räude.

Räude beim Hund ist eine schwerwiegende Erkrankung der Haut, die unbehandelt zum Tod des Tieres führen kann.

Ursachen für die Räude beim Hund

Die Ursache für die Sarcoptes-Räude beim Hund sind die Milben Sarcoptes scabei canis oder vulpes. Diese sind sehr leicht übertragbar zwischen Hunden und somit hochansteckend. Bei Haushunden in Deutschland kommt die Erkrankung nicht mehr so häufig vor, allerdings sind wildlebende Füchse regional unterschiedlich stark mit der Räude befallen. Die Krankheit kann vom Fuchs auf den Hund übertragen werden, das heißt beim Kontakt mit Füchsen oder auch nur durch infizierte Umgebung (z.B. in Fuchsbauten) kann ein Hund sich anstecken, was besonders für Jagdhunde eine Gefahr darstellt.

Was ist die Räudemilbe?

Milben sind 8-beinige Parasiten, die zu Spinnentieren gehören. Die Sarcoptes-Milbe gehört zu den Grabmilben. Diese Milben leben in der Epidermis, der obersten Schicht der Haut. Dort graben die weiblichen Milben Gänge, in denen sie ihre Eier ablegen. Dieser Vorgang verursacht sehr starken Juckreiz bei dem betroffenen Tier.

Eine Übertragung zwischen Hunden kann das ganze Jahr über stattfinden. Die Milben bevorzugen dünn behaarte Stellen am Körper, von denen aus sie sich über die ganze Haut verteilen können.

Die Räudemilben kommen weltweit vor und während sie bei Haushunden in Deutschland selten geworden sind, sind wildlebende Füchse und Straßenhunde in anderen Ländern häufig betroffen.

Die Ohrräude verursachende Milbe Otodectes cynotis gehört zu den Nagemilben und lebt auf der Haut in der Ohrmuschel, wo sie auch ihre Eier ablegt und durch ihre Bewegung ebenfalls starken Juckreiz verursacht. Sie ernährt sich von alten Hautzellen und Ohrenschmalz, dessen Produktion sie durch ihre Bewegungen und das Nagen anregt. Sie kann ohne eine Behandlung sehr lange im Ohr überleben und unangenehme Krankheitssymptome hervorrufen.

An diesen Symptomen erkenne ich, dass mein Hund an der Räude erkrankt ist

Räude verursacht starken Juckreiz, da die Milben meist noch zusätzlich eine allergische Reaktion der Haut hervorrufen. Diese beginnt meist an dünn behaarten Stellen wie Kopf und Ohren, kann sich aber schnell über die Brust, Bauch und Beine auf den ganzen Körper ausbreiten.

Der Hund kratzt sich durch den Juckreiz wund, die Haut kann sich entzünden und ist rot bis blutig oder eitrig, geschwollen und die Haare fehlen. Der Hund leidet sehr unter dieser Erkrankung, wodurch er eventuell schlechter frisst, sein Verhalten ändert und nicht mehr leistungsfähig ist. Unbehandelt kann diese Erkrankung innerhalb von wenigen Monaten zum kläglichen Tod des Tieres führen.

Die Ohrräude führt zu heftigem Juckreiz im Ohr mit erhöhter Ohrschmalz-Produktion. Das Sekret aus den Ohren erscheint typischerweise kaffeesatzartig. Typisch ist, dass der Hund beim Berühren des Ohres beginnt, mit seiner Hinterpfote Kratzbewegungen zu machen. Durch das häufige Jucken und eine allergische Reaktion auf die Milben kann sich das Ohr entzünden und die Ohrmuschel wird rot, heiß und schwillt an.

Wie wird Räude beim Hund diagnostiziert?

Der Tierarzt kann den Verdacht auf eine Räudeerkrankung oft bereits anhand der typischen Hautveränderung stellen. Ein Nachweis gelingt mit einem Hautgeschabsel, bei dem die oberflächlichen Hautschichten des Hundes abgeschabt werden und mikroskopisch untersucht werden. Da meist jedoch gar nicht allzu viele Milben auf einem Hund leben, können sie unter Umständen mit der Untersuchung nicht entdeckt werden. Sicherer ist eine Blutuntersuchung, die jedoch erst vier Wochen nach Ansteckung ein zuverlässiges Ergebnis liefert. Bei dem Verdacht auf Räude sollte daher immer schon vor dem Untersuchungsergebnis mit einer Therapie begonnen werden.

Ohrmilben können bei einer Ohruntersuchung mit bloßem Auge gesehen werden.

Behandlung / Therapie

Ist die Sarcoptes-Räude unbehandelt bei vielen Wildtieren ein qualvolles Todesurteil, lässt sie sich bei unseren Haushunden gut behandeln. Man nutzt dafür akarizide Mittel, also Präparate gegen Hautparasiten. Zugelassen sind hierfür die Wirkstoffe Selamectin und Moxidectin, die beim Tierarzt als Spot-On-Präparate erhältlich sind. Ein ebenfalls zugelassener Wirkstoff ist Sarolaner, der in Form einer Kautablette verabreicht wird. In schwerwiegenden Fällen muss die Entzündung der Haut eventuell mit einem Entzündungshemmer und Antibiotika bekämpft werden.

Wer sein Hund regelmäßig gegen äußere Parasiten behandelt (also Floh- und Zeckenmittel nutzt) dürfte kaum Probleme mit der Räude haben, da diese Präparate alle eine schützende Wirkung vor Räudemilben haben.

Bei einem Befall mit Räudemilben ist es sehr wichtig, alle Tiere im gleichen Haushalt zu behandeln (auch Katzen!) und auch die Umgebung. Dies muss eventuell in Absprache mit dem Tierarzt nach einigen Wochen wiederholt werden, um eine sichere Abtötung aller Milben zu gewährleisten.

Die Ohrräude wird auf dem gleichen Weg behandelt. Zusätzlich kann eine Behandlung der Entzündung im Ohr durch den Tierarzt nötig werden.

Diese Hausmittel können helfen

Ein Befall mit Räudemilben beim Hund ist eine schwerwiegende Erkrankung, die man nicht mit Hausmitteln in den Griff bekommen kann. Man kann natürlich den Hund neben einer sachgerechten Therapie beim Heilungsprozess unterstützen. Gegen Juckreiz hilft es, die Haut zu kühlen (Vorsicht! Bei großflächiger Kühlung der Haut besteht die Gefahr, dass der Hund unterkühlt). Man sollte desweiteren vermeiden, dass der Hund sich wund kratzt. Bei Ohrräude reicht es aus, dem Hund einen Trichter anzuziehen, damit er mit seinen Pfoten das Ohr nichtmehr erreichen kann. Um das Jucken an anderen Körperstellen zu verhindern kann man dem Hund ein Body oder T-Shirt anziehen. Stülpt man Socken über die Hundepfoten, sind die Krallen verdeckt und das Jucken kann die Haut nicht mehr so stark schädigen.

Bis die Behandlung abgeschlossen ist, sollte man unbedingt die Umgebung des Hundes sauber halten, das beinhaltet tägliches staubsaugen sowie ständiges (möglichst heißes) waschen der Liegeplätze des Hundes. Beseitigt man nicht alle Milben aus der Umgebung, besteht die Gefahr einer unmittelbaren Neuinfektion des Hundes.

Homöopathie bei Räude

Man kann die Anti-Milbentherapie auch homöopathisch unterstützen. Mittel die das Immunsystem unterstützen sind sehr gut geeignet. Allein auf homöopathischen Wegen ist eine Heilung der Räude nicht möglich, da homöopathische Präparate die Milben nicht abtöten können.

Kosten für die Behandlung

Die Kosten für die Behandlung variieren je nach Schwere der Erkrankung. Erkennt man die Erkrankung frühzeitig, so reicht die ein- bis zweimalige Behandlung mit Handelsüblichen SpotOns oder Antiparasiten-Tabletten aus, die Kosten hierfür bewegen sich in einem Rahmen deutlich unter 100€. Geht es dem Hund sehr schlecht und wird eine zusätzliche Behandlung gegen die Komplikationen eines Milbenbefalls nötig, können auch die Behandlungskosten ansteigen.

Wann muss ich zum Tierarzt?

Wenn der Hund plötzlich sehr starken Juckreiz zeigt, sollte unbedingt ein Tierarzt aufgesucht werden. Vor allem wenn der Hund vorher Kontakt zu Füchsen hatte oder in einer Umgebung mit vielen Füchsen war ist das Risiko für eine Räudeerkrankung hoch. Da Räude auch von anderen Hunden übertragen werden kann, sollte man auch bei nach intensivem Hundekontakt auftretendem starkem Juckreiz an Räude denken.

Der Tierarzt kann dann untersuchen, ob es sich tatsächlich um Milben oder um andere Hauterkrankungen handelt und geeignete Therapievorschläge machen.

Kann man dagegen impfen?

Gegen Milben gibt es keine Impfung. Man kann jedoch durch das regelmäßige Auftragen eines Spot-Ons oder das Verabreichen einer Tablette gegen Parasiten einer Milbeninfektion vorbeugen.

Dauer

Unbehandelt führt die Sarcoptes-Räude in der Regel innerhalb von 3 bis 4 Monaten zum Tod des Hundes. Es ist daher sehr wichtig, so früh wie möglich mit einer Therapie zu beginnen. Die Therapie kann je nach Schweregrad mehrere Wochen in Anspruch nehmen, eine Wiederholung ist in Abhängigkeit vom verwendeten Präparat nach 3 bis 4 Wochen notwendig. Bis das Fell des Hundes nachgewachsen ist und er wieder aussieht wie vor der Erkrankung kann es Monate dauern.

Prognose

Dank der sehr effektiven Antiparasitika, die die Milben zuverlässig abtöten ist die Prognose für betroffene Hunde mit einer Behandlung gut und sie können innerhalb einiger Monate wieder vollständig gesund werden. Wird der Hund nicht behandelt oder erst in der Endphase der Erkrankung, ist das Überleben kritisch.

Tiere, die die Krankheit unbehandelt überstehen und dann wieder genesen, bleiben danach dennoch Träger der Milben, wenngleich sie keine Symptome mehr zeigen. Das Immunsystem dieser Tiere lernt, die Milben zu tolerieren und obwohl der Hund selbst dann keine Krankheitsanzeichen mehr zeigt, bleibt er ansteckend für andere.

Wie ansteckend ist das für andere Tiere?

Die Räudemilben sind hochansteckend für andere Hunde und auch andere Fleischfresser wie Katzen und Füchse. Man muss einen infizierten Hund also auf jeden Fall isolieren, jeder Kontakt zu anderen Hunden oder Katzen sollte für die Zeit der Erkrankung verhindert werden.

Fleischfresser, die im gleichen Haushalt leben, müssen unbedingt in eine Behandlung mit einbezogen werden.

Wie ansteckend ist das für den Menschen?

Die Räudemilben können bei direktem Kontakt auf den Menschen übergehen. Sie lösen die sogenannte Pseudo-Krätze aus. Diese heilt in der Regel nach einigen Wochen von selbst wieder ab. Die Milben können zwar auf dem Menschen überleben und hier ähnliche Symptome auslösen wie beim Hund, jedoch sind sie auf dem Menschen nicht vermehrungsfähig und sterben irgendwann, ohne dass sich eine neue Generation etablieren kann.

Hat man Umgang mit einem mit Räude infiziertem Hund, sollte man sich daher möglichst schützen, indem man den direkten Kontakt weitestgehend vermeidet und auf gründliche Hygiene achtet.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 04.09.2018 - Letzte Änderung: 10.11.2021