Eine Ohrenentzündung (Otitis) beim Hund kommt relativ häufig vor und lässt sich in zwei Ausprägungen einteilen:
Beide können unterschiedliche Ursachen haben und sich auch vollkommen anderes präsentieren. Eine frühe Abklärung und Therapie der Entzündung kann dem Hund oft eine langwierige Behandlung ersparen, da die Entzündung fortschreitend meist schlimmer wird und im Endstadium sogar einen kompletten Verschluss des Gehörganges und einer chirurgischen Entfernung mit sich bringen kann.
Im Ohr des Hundes leben Mikroorganismen wie Bakterien, Parasiten, Pilze und Hefen. Es herrscht hierbei ein sensibles Gleichgewicht, dass durch äußere Umstände schnell beeinflusst werden kann.
Zum Beispiel durch Kratzen der Ohren kommt es zu einer Reizung der Ohren und das Gleichgewicht gerät durcheinander. Im Verlauf kommt es zu einem überwuchernden Wachstum von Bakterien und Hefepilzen, die Haut wird angegriffen und es kommt zu einer Entzündung. Die entzündete Haut juckt den Hund natürlich zusätzlich und es bildet sich ein Teufelskreis, den man durch eine Behandlung durchbrechen muss.
Die sicherlich häufigsten Erreger hierbei sind Malassezien (Hefepilze) und Bakterien der Gattung Staphylococcus und Streptococcus.
Eine primäre Entzündung mit Parasiten wie Ohrmilben kommen auch regelmäßig vor und ziehen auch eine Schädigung der Haut nach sich, wodurch es auch hier zu einer Überbesiedelung mit Bakterien kommen kann.
Es ist sehr wichtig die grundlegende Ursache herauszufinden, weshalb überhaupt ein Juckreiz entsteht, da nur eine Behandlung dieser Ursache eine dauerhafte Verbesserung schafft. Einen großen Anteil hierbei macht die Entzündung durch allergische Reaktionen aus. Am häufigsten sind hierbei Futtermittelallergien zu nennen. Die sogenannte atopische Dermatitis (eine Umweltallergie) spielt hierbei ebenfalls eine Rolle, genauso wie der Pemphigus foliaceus (eine Autoimmunerkrankung).
Neben der allergischen und infektösen Komponente sind auch Fremdkörper, wie Grashalme oder Grannen, eine mögliche Ursache. Hunde mit großen, hängenden und stark behaarten Ohren sind dabei immer mehr gefährdet als andere, da das Mileu zum Wachstum von Bakterien verbessert wird.
Bei einer Allergie erkennt der Körper des Tieres etwas als körperfremd an und bekämpft dieses in Form einer Entzündung. Allergische Reaktionen beim Hund treten häufig in Form von Reaktionen auf bestimmte Futterbestandteile, Gräser, Pollen, Milben und vielem Weiteren auf. Das geht soweit, dass Hunde sogar auf ein neues Waschmittel des Menschen allergisch reagieren können.
Manifestiert sich eine solche Abwehrreaktion an den Ohren, kommt es zu einer allergischen Entzündung. Diese zieht einen Juckreiz und eine geschädigte Haut nach sich, weshalb es wie bereits erwähnt zu einer Besiedelung mit Bakterien kommen kann.
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Neben Otodectes cynotis, die am häufigsten auftritt, kommen auch Räudemilben der Gattung Sarcoptes und Psoroptes gehäuft vor.
Räudemilben ernähren sich unter Anderem von Hautbestandteilen und können ihre Eier in die Haut ihres Wirtes legen, indem sie kleine Gänge in die Haut ihres Wirtes fressen und zur Eiablage nutzen. Die Milben an sich und die Hautschädigungen durch diese, jucken den Hund sehr, weshalb bei einem Hund mit Räudemilbenbefall vor allem der starke Juckreiz auffällt.
Sekundär wird durch die Milben und das Kratzen des Hundes wieder eine Oberfläche für ein massives Bakterienwachstum geschaffen, welches wiederum für sich einen Juckreiz schafft.
Mehr dazu finden Sie in dem Artikel: Ohrmilben beim Hund
Die Diagnose kann vom Tierarzt recht schnell durch Anschauen des Ohres und des äußeren Gehörganges mit Hilfe eines Otoskops gestellt werden. Die Haut des Gehörganges zeigt sich hierbei gerötet und teils mit Sekretauflagerung. Auch das Trommelfell, welches das Außen- von dem Mittelohr trennt, kann betroffen sein und sich gerötet zeigen.
Muss der Tierarzt eine Probe entnehmen, so tut er dies mit Hilfe eines Tupfers und gewinnt etwas Material aus dem Ohr und kann dieses gefärbt unter dem Mikroskop beurteilen oder zur Untersuchung einschicken und so Erreger erkennen oder ausschließen. Sollte er dies nicht können, so muss die Ursache durch weitere Diagnostik herausgefunden werden.
Sollte die Entzündung so stark fortgeschritten sein, dass das Innenohr betroffen sein könnte, so kann eine CT (Computertomographie) einen Überblick verschaffen, da eine äußere Besichtigung nur bis zum Trommelfell möglich ist.
Das sicherlich häufigste Symptom für eine Ohrenentzündung ist der Juckreiz. Der Hund ist unruhig, kratzt sich am Ohr, schüttelt sich vermehrt oder reibt sich an Gegenständen. Zudem tritt meist ein unangenehm muffiger Geruch auf, den man auch ohne direkt neben dem Ohr zu sein schon bemerken kann. Schaut man sich das Ohr von innen an und klappt die Ohrmuschel hoch, ist meist auch eine verschmutzte Haut mit bräunlichem, halbtrockenem Sekret zu sehen. Krault man betroffene Hunde am Ohr, so genießen sie es durch den gestillten Juckreiz oft sehr, können aber im Zweifel bei zu starken Berührung auch schmerzhaft sein.
Sollte sich die Entzündung weiter ausbreiten und auf das Mittel- oder Innenohr übergreifen, so ist dies sehr schmerzhaft für den Hund und er wird Berührungen weniger oder gar nicht mehr dulden. Betroffene Hunde können zusätzlich eine Kopfschiefhaltung entwickeln oder andere Orientierungsschwierigkeiten haben, da das Gleichgewichtsorgan ebenfalls betroffen sein kann.
Weitere nützliche Informationen erhalten Sie in dem Artikel: Mein Hund hat einen Juckreiz
Gleichgewichtsstörungen treten meist erst in sehr fortgeschrittenen Stadien einer äußeren Ohrentzündung auf, nämlich wenn diese auf das Innenohr übergreift. Im Innenohr liegt das sehr sensible Gleichgewichtsorgan, welches bei Infektionen schnell beeinträchtigt werden kann.
Sollten sie bei ihrem Hund Gleichgewichtsprobleme feststellen, so ist es in jedem Falle sinnvoll schnellstmöglich einen Tierarzt aufzusuchen, der auch das Innenohr auf mögliche Entzündungen untersuchen kann. Außerdem sind andere Ursachen, wie Entzündungen oder tumoröse Veränderungen im Gehirn möglich, weshalb im Falle von Gleichgewichtsstörungen eine Untersuchung in jedem Fall erfolgen sollte.
Die Behandlung richtet sich nach zwei Gesichtspunkten:
Ist die Primärursache eine Allergie, so kann auf entsprechende auslösende Allergene verzichtet werden. Beispielsweise wird dann ein bestimmter Inhaltsstoff in Futtermitteln abgestellt oder das neue Waschmittel wieder gewechselt. Alternativ zum Abstellen der Ursache ist auch eine Desensibilisierung möglich, wobei der Hund bewusst kleinen Dosen des Allergens ausgesetzt wird und so im besten Fall eine Toleranz entwickelt. Sollte eine Milbeninfektion bestehen, kann diese mit entsprechenden Antiparasitika (Medikamente gegen Parasiten) behandelt werden.
Lesen Sie dazu auch den Artikel: Räude - Eine Milbenerkrankung beim Hund
Neben dem Abstellen der Hauptursache ist auch die Hygiene des Ohres sehr wichtig. Hierfür kann der Tierarzt, und nach Anleitung auch der Hundebesitzer, das Ohr mit einem speziellen Reiniger säubern und gegebenenfalls mit einer antibiotischen Lösung die Besiedelung mit Bakterien behandeln.
Im äußeren Gehörgang des Hundes befinden sich immer Bakterien, da die Haut ständig im Kontakt mit der Außenwelt steht. Problematisch wird diese bakterielle Besiedlung nur, wenn entweder schädliche Keime überwuchern und die Haut angreifen oder wenn eine primäre Veränderung der Haut besteht, sodass Keime die nicht mehr intakte Haut angreifen können.
Eine antibiotische Therapie ist dann notwendig, wenn eine bakterielle Problematik festgestellt wurde und der Hund unter der Infektion leidet, zum Beispiel durch massiven Juckreiz.
Zuerst sollte der Tierarzt eine lokale antibiotische Therapie durch Ohrspülungen in Betracht ziehen. Erst wenn dadurch keine Besserung auftritt oder die Infektion sehr ausgeprägt ist, beziehungsweise auch eine Infektion des Mittel- oder Innenohr besteht, sollte der Tierarzt eine systemisch-antibiotische Therapie in Form von Tabletten oder Injektionen wählen.
Der Besuch beim Tierarzt bleibt häufig bei einer Ohrentzündung nicht aus, da die Grundursache erkannt werden muss und die Erkrankung unbehandelt in den meisten Fällen fortschreitend schlechter wird.
Sollten Sie bei Ihrem Hund bemerken, dass er sich vermehrt oder sehr intensiv am Ohr kratzt, sich mehr schüttelt oder sehr verschmutzte und unangenehm riechende Ohren hat ist es sicherlich ratsam zur Abklärung einen Tierarzt aufzusuchen.
Es gibt viele Quellen und Angaben zu Hausmitteln bei einer Ohrenentzündung des Hundes. Die meisten dieser sind wirksam gegen Bakterien und Pilze und haben teils nachgewiesene Wirksamkeiten. Eine Behandlung der Bakterien und Pilze ist an und für sich auch gut, führt einen aber wieder an das Problem der Grundursache der Erkrankung. So lange diese nicht behoben ist, so hilft eine Behandlung kurz- aber nicht langfristig. Deshalb sollte vor Anwendung von Hausmitteln definitiv eine Diagnose gestellt werden, wo die Ohrenentzündung ihren Ursprung hat.
Sollte diese Ursache abgestellt oder behandelt sein, so spricht auch nichts gegen eine begleitende Unterstützung mit Hausmitteln.
Honig wird im allgemeinen eine wundheilende und auch antibakterielle und antimykotische (gegen Pilze) Wirkung nachgesagt.
Mittlerweile ist auch bekannt, dass der Bestandteil Methylglyoxal für diese Wirkung verantwortlich ist. Eine antibakterielle und antimykotische Behandlung mit Honig kann somit auch bei einer Ohrenentzündung erfolgen, wobei es hierbei extra tiermedizinische Präparate gibt, die im wesentlichen bei oberflächlichen Schürf- und Kratzwunden verwendet werden.
Neben Honig ist auch Kokosöl wirksam gegen Bakterien und Pilze. Das Kokosöl wird grundsätzlich auch für den Menschen als sehr gesund angesehen und beinhaltet mit einer gesättigten Fettsäure, der Laurinsäure, auch eine antimikrobielle Komponente.
Im wesentlichen werden die Medikamente bei einer Ohrenentzündung aufgrund zweier Wirkungen ausgewählt.
Da sich diese Therapie in den meisten Fällen der Ohrenentzündungen anbietet, gibt es Kombinationspräparate, die bereits beide Inhaltsstoffe enthalten.
Ohrentropfen stellen das Grundgerüst der tierärztlichen Therapie dar. Dabei kann er sowohl auf reinigende und schleimlösende, als auch auf antibiotische Präparate zurückgreifen.
Ein Beginn der Behandlung sollte nach der Stellung der Diagnose durch den Tierarzt erfolgen und regelmäßige Kontrollen und gründliche Reinigungen beim Tierarzt den Erfolg dokumentieren.
Entgegen der Tatsache, dass man beim Menschen sehr aufpassen muss das Trommelfell nicht zu verletzen, ist dies beim Hund schwieriger. Der Hund hat einen deutlich längeren äußeren Gehörgang, der zudem auch noch abgeknickt ist. Somit kann nach Einweisung des Tierarztes eine tägliche oberflächliche Säuberung durch den Besitzer erfolgen, eine tiefe und gründliche Reinigung aber stets dem Tierarzt überlassen werden.
Im Normalfall werden dem Besitzer Ohrentropfen zur täglichen Anwendung mitgegeben.
Homöopathische Ansätze der Ohrenentzündung entgegenzuwirken gibt es je nach Erscheinungsbild der Erkrankung mehrere.
So wird zum Beispiel Aconitum (Eisenhut) für eine akute, schmerzhafte und mitunter eitrige Ohrenentzündung empfohlen. Dagegen für chronische Krankheitsverläufe eher Selicea Globuli.
Weitere homöopathische Arzneimittel sind:
Alle Quellen, die diese Arzneimittel anführen, geben an sich mit der Ohrenentzündung an sich zu befassen. Wie aber bereits mehrfach erwähnt steckt eine tiefgreifendere Ursache dahinter, weshalb diese, vor allem wenn keine Besserung eintritt, vom Tierarzt abgeklärt werden sollte.
Leider können sich Ohrenentzündungen sehr in die Länge ziehen und unter Umständen viele Untersuchungen notwendig machen, die grundlegende Ursache herauszufinden.
Erfolgt eine Therapie, so werden sich sicherlich die Beschwerden verbessern, allerdings ist es sehr schwierig eine chronische Ohrenentzündung komplett wegzubekommen. Und sollte nach der Therapie eine Symptomfreiheit bestehen, so wird dieser Hund trotzdem immer wieder die Tendenz haben erneut eine Ohrenentzündung zu entwickeln.
Dem gegenüber stehen akute Krankheitsverläufe, zum Beispiel durch Fremdkörper. Hier kann nach Entfernung des Fremdkörpers eine zweiwöchige Therapie mit Ohrentropfen schon für eine Heilung ausreichen.
Die Prognose für die Heilung der akuten Ohrenentzündung sind in der Regel gut, sobald man die auslösende Ursache herausgefunden hat. Auch eine lokale Therapie durch Ohrentropfen verschafft schnell Besserung.
Wie bereits erwähnt ist die Chance, dass der Hund erneut eine Ohrenentzündung entwickelt aber relativ hoch. Hier liegt es dann oft an dem Besitzer dieses zu beobachten und im Zweifel einen Rückfall schnell zu erkennen, damit eine ausgeprägte Problematik gar nicht erst wieder entstehen und der Tierarzt frühzeitig eingreifen kann.
Da die Hauptursache eine Inbalance der normalen Flora des Ohres die Ursache ist, ist auch in den meisten Fällen für den Menschen keine Ansteckungsgefahr vorhanden.
Bei einem längeren Krankheitsverlauf kommt es immer wieder vor, dass multiresistente Keime entstehen. Sollte dies der Fall sein, so sollte sehr darauf geachtete werden, diese nicht zu verschleppen. Genaueres wird aber der Tierarzt nach der Untersuchung ebenfalls erläutern.
Lesen Sie mehr dazu in dem Artikel: Räude - Eine Milbenerkrankung beim Hund
Je nach Intensität der Behandlung und Ausgeprägtheit der Ohrenentzündung kann diese inklusive aller Nachuntersuchungen und Medikamente mehrere hundert bis tausend Euro kosten, im Einzelfall auch noch mehr.
Sollte dagegen eine schnelle Diagnose erfolgen, die Therapie direkt begonnen werden und nur wenige Nachkontrollen stattfinden, so können die Kosten sich auch im Bereich von 100-200 Euro halten.
Ein chronisch erkrankter Hund muss immer wieder beim Tierarzt vorstellig werden und es ergeben sich laufende Kosten, die je nach Tierarzt unterschiedlich hoch sind. Bei einer ersten Vorstellung mit allgemeiner Untersuchung, spezieller Untersuchung des Ohres, Reinigung, mikroskopische Untersuchungen und/oder Abstriche nehmen und gegebenenfalls auswerten oder verschicken an ein Fremdlabor, Medikamente sowie die Beratung im Einzelfall ergeben sich in etwa Kosten ab 200 - 300 Euro. Je nach Abrechnung des Tierarztes kann die Rechnung auch höher ausfallen, natürlich auch abhängig von den tatsächlich getätigten Leistungen.