Hundepfoten lecken - Was ist normal, was krankhaft?

Jeder kennt es , dass sein Hund sich ab und an seine Pfoten leckt. Normalerweise würde man sich dabei jedoch nichts ungewöhnliches denken. Doch in manchen Fällen kann es auf Probleme im Pfoten Bereich hindeuten, wenn es übermäßig häufig passiert.
Das Problem liegt darin, das der Hund sich dieses Verhalten merkt, da es natürlich gegen das Jucken im Pfoten Bereich hilft und somit dem Hund signalisiert, wenn du deine Pfoten leckst hört der Juckreiz auf. Doch auf Dauer kann es die Barriere der Haut schädigen, da diese durch das ständige Lecken anfängt gereizt zu werden und es dadurch zu Rissen in der Haut führt.
Dies bietet Bakterien und Pilzen eine gute Grundlage um sich festzusetzen und weiteren und viel stärkeren Juckreiz auszulösen, so dass sich der Hund immer weiter leckt, da der Juckreiz so gemindert wird.

Ursachen für das Pfotenlecken

Es gibt verschieden Ursachen für das Lecken im Pfotenbereich.

  • Zum einen kann es dadurch bedingt sein, dass dort einfach Haare verfilzt sind, die den Hund stören und zu leichten Juckreiz führen. Der Hund versucht diese Haare mit allen Möglichkeiten abzubekommen, damit der Störfaktor beseitigt wird.
  • Zum anderen kann auch Dreck von dem Spaziergang dafür sorgen, dass der Hund seine Pfoten reinigen möchte und somit die Pfote beginnt zu lecken.

Diese zwei Auslöser sind jedoch harmlos, da hier einfach der Instinkt des Hundes zu Grunde liegt.
Jedoch bestehen Erkrankungen, welche einen Juckreiz auslösen können.

  • Dazu zählen zum einen Pilze, die sich in der Haut festsetzen und zu Juckreiz führen. Dies bringt den Hund auch zum Lecken der Pfoten, jedoch viel häufiger als es die Regel wäre. Dies führt wiederum dazu das die Haut immer wunder wird und somit sich die Erkrankung  immer weiter ausprägen kann, was die Symptome immer weiter verschlimmert.
  • Außerdem können Bakterien die selben Symptome wie Pilze auslösen. Auch diese nisten sich in der Haut ein und führen zu Juckreiz. Sie können jedoch auch parallel mit Pilzen auftreten, als sogenannte sekundäre Infektion.

Was auch häufige Auslöser sind, sind Parasiten und zwar Milben. Dabei gibt es die sogenannte Herbstgrasmilbe, welche winzige Läsionen in der Haut verursacht, das deren Speichel eindringen kann und somit mäßigen bis unerträgliche Juckreiz auslösen können.

Wir empfehlen ihnen diesbezüglich auch den Artikel "Räude - Eine Milbenerkrankung beim Hund" zu lesen.

Aber nicht nur Infektionen und Parasiten können Juckreiz auslösen, sondern auch Fremdkörper die sich in der Pfote festsetzen und somit das Tier stören und  Schmerzen verursachen können. Deshalb möchte der Hund mit seinem Leckverhalten das Problem für den Juckreiz los werden.

Als letzte Ursache, die noch zu erwähnen wäre, wäre die allergische Reaktion auf ein Lebensmittel oder die Umwelt. Auch hier kann es zu Juckreiz führen, da Veränderungen der Haut auftreten, durch die Reaktion des Körpers auf ein bestimmtes Problem, welches der Hund nicht verträgt.

Was ist normal, was krankhaft?

Jetzt stellt sich einem natürlich die Frage, wann sollte ich mir Gedanken machen. Am besten achten sie dabei darauf wie häufig und intensiv das Tier an seinen Pfoten leckt. Dies kann einem schon den ersten Hinweis auf ein eventuell bestehendes Problem geben.
Äußert sich das Jucken beispielsweise so, dass das Tier mehrere Minuten leckt und es genießt, dass es aufhört zu jucken, sollten ihre Alarmglocken läuten. Dabei kommt es eventuell sogar noch zu einer starken Speichelbildung.
Als erstes sollten sie sich die betroffene Pfote anschauen und auf eventuell bestehende Fremdkörper achten. Außerdem sollten sie sich die Farbe der Haut anschauen. Ist diese stark gerötet und eventuell schon eitrig, sollten sie das Jucken verhindern und zum nächstmöglichen Zeitpunkt einen Tierarzt aufsuchen um eventuelle Infektionen auszuschließen.

Weitere Informationen entnehmen Sie bitte dem Artikel "Mein Hund hat einen Juckreiz"

An diesen Symptomen erkenne ich, dass mein Hund erkrankt ist

Speziell durch Symptome kann man leider nicht feststellen, ob das Tier nun eine schwerwiegende Erkrankung aufweist oder es sich doch nur um eine verfilzte Stelle handelt.
Zunächst sollten sie ihr Tier bei übermäßigem Lecken beobachten, denn die Art wie sich ihr Tier leckt und dabei verhält gibt einen Hinweis das wirklich etwas nicht in Ordnung ist.

Bei Infektionsproblemen ist das Jucken meist sehr intensiv. Es geht mit viel Speichel einher und nässt damit die Umgebung. Zum Anderen genießen die Tiere es förmlich, dass sie sich jucken. Sie fangen an nicht nur zu lecken, sondern beißende Bewegungen durchzuführen, da sie merken, je stärker geleckt und gebissen wird, desto eher hört der Juckreiz auf. Man kann es mit sich selbst vergleichen, wenn wir starken Juckreiz haben genießen wir es auch wenn wir uns intensiv kratzen können und dann der Juckreiz gemindert wird.

Also sollten sie sich nun Gedanken machen, wie sie weiter vorgehen. Am besten schauen sie sich nun die Pfoten an und achten auf eventuell bestehende Veränderungen. Ist die Haut gerötet oder eventuell schon eitrig sollten sie schnellstmöglich einen Tierarzt aufsuchen um mögliche Ursachen ausfindig zu machen, damit so eine Therapie begonnen werden kann und damit der Juckreiz gelindert und verhindert wird sowie das Lecken der Pfoten gestoppt wird.

Weitere nützliche Informationen finden Sie auch in dem Artikel "Haarausfall beim Hund"

Behandlung / Therapie

Die Behandlung erfolgt je nach Diagnose.

  • Bei bakteriellen Infektionen sowie bei Pilzinfektionen erhält man eine Waschlotion. Diese trägt man auf die Pfoten des Tieres auf und lässt sie für 5-10 Minuten einwirken. Danach wäscht man sie wieder ab. Dies wiederholt man zu Beginn alle zwei Tage oder je nach Anweisung des Tierarzt.
  • Bei Parasitenbefall, wie der Herbstgrasmilbe, klingen die Symptome nach dem Abfallen der Juckreiz auslösenden Larven nach einigen Tagen ab. Deshalb geht man dabei so vor, dass man entweder ein Shampoo verwendet, welches den Juckreiz mindert, oder man reibt das Tier mit einer Salbe ein, welche auch Juckreiz lindernd wirkt. Sollte man jedoch für diese Art der Behandlung keine Zeit haben, gibt es noch Tabletten die den Juckreiz unterdrücken können, wie Beispielsweise Apoquel oder auch andere Produkte.

All diese Produkte können sie bei ihrem Tierarzt erwerben. Dieser stellt die Diagnose und führt eine individuelle Beratung durch damit ihr Tier die richtige Therapie bekommt, die dann hoffentlich zum Erfolg führt.

Bei all diesen Diagnosen kann es sich auch einfach nur um ein Fellproblem handeln und nicht um eine Infektionskrankheit. Man sucht die verfilzte Fellstelle und schneidet sie heraus. Somit ist das Problem behoben. Sollten sie sich selber nicht zutrauen das Fell ihres Tieres abzuschneiden, können sie auch dafür zu ihrem Tierarzt fahren.

Lesen Sie dazu auch den Artikel "Die richtige Fellpflege beim Hund"

Wie kann ich meinem Hund das Pfotenlecken abgewöhnen?

Sollte es bei dem Pfotenlecken schon zu zwanghaftem Verhalten gekommen sein, kann man versuchen dem Tier Socken über die Pfoten zu ziehen, so dass er nicht mehr die Möglichkeit hat sich zu lecken. Nach mehreren Tagen sollte es sich schon wieder eingependelt haben. Manchmal kann diese Prozedur länger dauern und erfordert viel Geduld und Aufmerksamkeit um es zu beheben. Deshalb ist es immer wichtig das Tier zu beobachten und schnellstmöglich zu reagieren damit es gar nicht erst dazu kommt, dass sich das Tier zwanghaft lecken will.

Außerdem ist es sehr wichtig, dass man mögliche Ursachen behebt, damit das Tier nicht wirklich starken Juckreiz bekommt. Dann muss auch keine quälende Behandlung durchgeführt werden, welche negativ verknüpft werden kann.
Also bevor sie das Jucken abgewöhnen möchten, erst andere Ursachen, außer zwanghaftes Jucken, ausschließen und wenn Ursachen bestehen erst behandeln. Damit sorgen sie dafür das der Juckreiz durch die Behandlung gemindert wird.

Was jedoch auch schon mal sein kann ist, das eine allergische Reaktion von der Außenwelt den Juckreiz auslösen kann oder auch einfach nur schmutzige Pfoten. Zunächst sollten sie es mit Pfoten abwischen oder mit Wasser abwaschen der Pfoten ausprobieren. Sollte dies nicht dafür sorgen das sich der Juckreiz legt sollten sie vorübergehend dem Tier Schuhe draußen anziehen, die die Pfoten vor der Umgebung schützen und somit den Juckreiz beheben.

Weitere Tipps erhalten Sie in dem Artikel "Der Hundepsychologe".

Wann muss ich zum Tierarzt?

Für jeden Hundebesitzer ist es wichtig zu entscheiden, wann muss ich zum Tierarzt und wann bekommt man es noch alleine in den Griff. Dabei kommt es darauf an wie stark sich der Juckreiz zeigt und wie intensiv sich das Tier leckt.
Sollte es sich dabei um zu starken Juckreiz handeln und häufiger als es normalerweise ist, sollte man auf jeden Fall zum Tierarzt um es abklären zu lassen. Dabei sollten sie auch immer an ihr Tier denken, denn man weiß selber wie schlimm es sein kann, wenn man einen dauerhaften Juckreiz hat, der immer wieder kommt und den man so schnell wie möglich wieder loswerden möchte.
Deshalb lieber einmal zu viel zum Tierarzt gegangen, als einmal zu wenig.

Diese Hausmittel können helfen

Was manchmal auch helfen kann ist einfach Penaten Creme, da darin Zink enthalten ist, welcher den Juckreiz lindern kann. Dazu trägt man einfach etwas Creme auf die juckenden Bereiche auf und achtete dabei darauf, dass das Tier die Creme nicht ableckt. Dies dient jedoch nur dazu um für eine gewisse Zeit den Juckreiz zu lindern, bis man zum Tierarzt fahren kann um die Ursache abzuklären. Zudem ist die Creme hilfreich, wenn es sich bei dem Auslöser um ein Umweltproblem handelt, welches immer wieder Juckreiz verursacht. Man kann diesem Problem nicht aus dem Weg gehen, aber mit eincremen so zwanghaftes Jucken vermeiden.

Was manchmal auch helfen kann ist etwas Zitronensaft auf die betroffenen Stellen zu geben. Denn wenn sich das Tier nun die Pfoten ablecken möchte schmeckt es ekelhaft, da die Tiere diesen Geschmack nicht ausstehen können.  Dabei ist jedoch unbedingt darauf zu achten, ob die betroffenen Stellen gerötet sind oder eventuell offen, denn dann sollten sie es auf keinesfalls auftragen, da es starkes brennen verursachen kann und somit nicht mehr hilfreich ist sondern Schmerz auslöst.

Mehr Informationen erhalten Sie in dem Artikel "Pfotenflege beim Hund"

Ist Homöopathie hilfreich?

Auch hier lässt die Homöopathie keine Lücken offen, denn auch in diesem Bereich kann man Globuline erwerben die man gegen Juckreiz anwenden kann. Dabei gibt es aber unterschiedlichste Anwendungsbereiche, bei denen man sich am besten von einem Tierhomöopathen beraten lässt, welcher sich damit auskennt und sie somit auch am besten beraten kann. Doch auch hier müssen sie selber ausprobieren ob es funktioniert oder nicht.
Zudem sollten sie zunächst bei ihrem Tierarzt vorstellig werden und mit ihm in Absprache treten, ob es in dem Fall ihres Tieres ratsam ist oder nicht. Denn am besten ist es wenn Tierarzt und Tierhomöopath zusammen arbeiten. Somit kann man ihrem Tier bestmöglich helfen damit sich ihr Tier rundum wohl fühlt und sie sich damit auch. Zudem sind sie dabei auch auf der sicheren Seite.

Dauer bis zur Heilung

Die Dauer der Behandlung variiert je nach Ursache des Juckreizes. In manchen Fällen dauert es länger und in manchen kürzer.

  • Sollte es sich um eine bakterielle oder eine durch Pilze ausgelöste Infektion handeln, dauert es in der Regel mehrere Wochen bis das Problem behoben ist.
  • Bei Parasitenbefall ist es in der Regel relativ schnell behoben je nachdem womit das Tier befallen ist.
  • Bei Herbstgrasmilben sollte eine Genesung nach mehreren Tagen auftreten, da die auslösenden Larven dann abgefallen sind. Bei anderen Parasiten kann es dabei jedoch auch einige Wochen dauern, da immer wieder neu Jungtiere das Tier befallen und Juckreiz auslösen können, was jedoch auch bei den Herbstgrasmilben der Fall ist oder viel mehr sein kann.
  • Bei allergischen Reaktionen hingegen dauert es mehrere Monate um herauszufinden, welche Ursache hinter dem Problem steckt. Dabei ist es notwendig eine Ausschluss Diät durchzuführen um mögliche Juckreiz auslösenden Eiweißquellen ausfindig zu machen und diese dann umgehen zu können. Dazu und über den genauen Ablauf berät sie ihr Tierarzt, wenn es sich um dieses Problem handelt.

Sie können die Dauer ggf. auch beschleunigen oder den Leckreiz, je nach Ursache, durch das richtige und angemessene Waschen vom Hund vorbeugen. 

Prognose

In der Regel sind die Prognosen für Pfotenlecken gut, da es immer eine Möglichkeit gibt diese zu mindern oder die Ursachen festzustellen. Selbst in Fällen, wo man feststellt das es sich um Umwelteinflüsse handelt, gibt es Wege und Möglichkeiten um den Juckreiz zu mindern.
Auch bei Futtermittel- Unverträglichkeiten bekommt man den Juckreiz in den Griff, wenn man die auslösenden Faktoren verhindert und sich an die strikte Ernährung hält.

Wie ansteckend ist das für den Menschen?

In der Regel sind  die Juckreiz auslösenden Faktoren nicht auf den Menschen übertragbar und somit keine Zoonosen (übertragbare Infektionskrankheiten). Deshalb können sie beruhigt mit ihrem Hund weiter kuscheln und das Tier wie gewohnt anfassen.
Das einzige worauf sie achten sollten ist, wenn ihr Tier mit Flöhen befallen ist, dabei können die Flöhe auf den Menschen übergehen, auch wenn sie bei uns nur einmal beißen und wir nicht die Nahrungsquelle darstellen, kann es auch bei uns zu Juckreiz kommen, vor allem wenn die Tiere sehr stark befallen sind. Hier sollten sie so schnell wie möglich reagieren und von ihrem Tierarzt taugliche Präparate kaufen und sich von im Tiermarkt erhältlichen Produkte fern halten, da diese in der Regel nichts taugen und meist noch toxische Substanzen für ihre Tiere enthalten.

Mehr Informationen zu diesem Thema entnehmen Sie bitte dem Artikel "Flohspeichelallergie beim Hund"

Kosten für die Behandlung

Auch die Kosten schwanken je nach Diagnose.

  • Bei bakteriellen und durch Pilze verursachten Infektionen reicht häufig ein Präparat zum Waschen für das Tier aus.
  • Sollte es jedoch häufiger vorkommen, ist eine zusätzliche bakteriologische Untersuchung notwendig um mögliche Resistenzen ausschließen zu können und das richtige Präparat zu wählen.
  • Bei parasitären Befall kommt es darauf an, wie stark der Befall ist und dessen Auswirkung auf das Tier. Sollte es weniger stark ausgeprägt sein reicht es aus dem Tier Juckreiz lindernde Salben oder Shampoos aufzutragen, wiederum können auch Tabletten verabreicht werden, welche jedoch um einiges teurer sind als Salben oder Shampoos.
  • Sollte es sich jedoch um eine starke Ausprägung handeln ist es wichtig zusätzlich zu den Salben, Shampoos oder Tabletten ein Antiparasitikum zu verwenden.

Somit variieren die Kosten je nach Schweregrad und Diagnose.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 04.09.2018 - Letzte Änderung: 10.11.2021