Ohrmilben (Otodectes cynotes) sind kleine Parasiten und Erreger der sogenannten Ohrräude. Sie siedeln sich beim Hund in der Ohrmuschel und im äußeren Gehörgang an, ernähren sich dort von Hautzellen, Blut und Gewebeflüssigkeit und vermehren sich. Durch ihre Anwesenheit beschädigen sie die Haut des Hundes und verursachen Ohrenentzündungen. In Einzelfällen können die Milben auch an anderen Körperstellen auftreten und Hautentzündungen auslösen. Ohrmilben können von Hund zu Hund aber auch von Hund zu Katze und umgekehrt übertragen werden. Eine Ansteckungsgefahr für den Menschen besteht jedoch nicht.
Ohrmilben kommen weltweit vor und werden in erster Linie von Hund zu Hund übertragen. Am meisten betroffen sind dabei Welpen und junge Hunde, die von ihrer infizierten Mutter angesteckt werden. Aber auch in feuchter Umgebung sind die Milben eine gewisse Zeit überlebensfähig, sodass eine Übertragung auch aus der Umwelt möglich ist. Da die Ohrmilbe auch Katzen und andere fleischfressenden Tiere befällt, ist eine Ansteckung auch bei anderen Tierarten möglich. Ohrmilben sind beim Hund jedoch nur für weniger als zehn Prozent aller Ohrentzündungen verantwortlich.
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Der Tierarzt stellt die Diagnose einer Ohrmilbeninfektion indem er sich zuerst beim Hundebesitzer über Symptome und Vorgeschichte des Hundes informiert. So kann er herausfinden, wo sich der Hund möglicherweise angesteckt und welche Symptome er bisher gezeigt hat. Als nächstes führt er eine allgemeine Untersuchung des Hundes und dann der Ohren durch, um sich selbst ein Bild von der Symptomatik zu machen.
Mit einem Otoskop, einem kleinen Gerät mit einer Sehvorrichtung und einer Lichtquelle, kann er tiefer in den Gehörgang schauen und beurteilen, wie Schwellung, Hautrötung und Ablagerungen aussehen. Eventuell sind sogar die Milben selbst als kleine weiße Pünktchen sichtbar. Anschließend wird noch eine mikroskopische Untersuchung durchgeführt, für die eine kleine Probe des Ohrenschmalzes entnommen und unter einem Mikroskop betrachtet wird. Befinden sich Milben im Ohr, sind sie hier mit hoher Wahrscheinlichkeit zu sehen.
Hunde mit Ohrmilben zeigen die klassischen Symptome einer Ohrenentzündung. Der Hund hat starken Juckreiz und kratzt sich mit den Pfoten oder reibt sein Ohr am Boden. Die Ohrmuschel und der Gehörgang sind gerötet und geschwollen. Außerdem sind in geringem bis mittlerem Ausmaß dunkle, kaffeebraune Ablagerungen im Ohr zu finden.
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Wer bei seinem Hund eine Ohrenentzündung entdeckt, sollte möglichst zeitnah zum Tierarzt gehen. Je früher die Entzündung behandelt wird, umso so schneller ist sie in der Regel auch wieder weg. Wer lange wartet, kann unter Umständen sogar verursachen, dass die Entzündung sehr schlimm und hartnäckig wird. Ohrenentzündungen sind jedoch keine Notfälle, sodass in der Regel bis zum nächsten Werktag mit dem Tierarztbesuch gewartet werden kann. Lediglich bei extremen Juckreiz, bei dem der Hund sich blutig kratzt und nicht zur Ruhe kommt, ist ein früherer Gang zum Tierarzt sinnvoll.
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Ohrmilben beim Hund werden mit Medikamenten behandelt, die Milben abtöten. Es sollte zum einen eine lokale Behandlung der Ohren mit Ohrentropfen vorgenommen werden, aber auch eine systemische, also den ganzen Körper betreffende Behandlung des Hundes ist hier sinnvoll.
Milbenabtötende Wirkstoffe sind zum Beispiel das Benzylbenzoat, das in manchen Ohrentropfen vorhanden ist. Aber auch die sogenannten makrozyklischen Laktone wie Selamectin oder Moxidectin, töten Milben ab und können bei einem Ohrmilbenbefall eingesetzt werden. Es gibt diese in Form von Spot-on-Präparaten, die dem Hund im Nacken in das Fell getropft werden. Der Wirkstoff breitet sich dann allmählich über die gesamte Körperoberfläche aus und erreicht auch die Ohren, wo er die vorhandenen Ohrmilben abtötet.
Ohrenentzündungen sind beim Hund oft auch begleitet von Bakterien- und Pilzbefall, weshalb viele Ohrentropfen auch Antibiotika und Wirkstoffe gegen Pilze enthalten. Auch Kortison kann eingesetzt werden, um die Schwellung und Entzündung der Haut einzudämmen und um den Hund von seinem Juckreiz zu befreien. Eine Säuberung der Ohren mit Ohrpflegemitteln sollte zum Zeitpunkt der akuten Infektion nicht unbedingt vorgenommen werden, um ein tieferes Eindringen der Milben in den Gehörgang zu vermeiden und um die Wirksamkeit von Ohrentropfen nicht abzuschwächen.
Es gibt inzwischen eine Vielzahl an Spot-on-Präparaten, die gegen Milben und gleichzeitig auch gegen andere Parasiten wirken. Auch an Ohrentropfen gibt es unterschiedliche Produkte von diverse Herstellern. Gegen Milben wirken zum Beispiel die Präparate Advocate von Bayer oder Stronghold der Firma Zoetis. Ergänzend können zum Beispiel Surolan (Elanco) oder Mitex (WDT) Ohrentropfen eingesetzt werden. Die meisten dieser Präparate sind verschreibungspflichtig und daher nur nach einer Untersuchung durch einen Tierarzt in der Praxis erhältlich.
Es gibt einige Hausmittel, denen eine Wirkung gegen Ohrmilben nachgesagt wird. Dazu zählen Kokosöl, Teebaumöl, Apfelessig und andere. Tatsächlich jedoch wirken diese Mittel nicht gegen Milben. Eine milbenabtötende bzw. milbenabwehrende Wirkung haben ausschließlich die oben genannten Stoffe. Das Einbringen von Ölen oder Essig in das Hundeohr bei einer bestehenden Milbeninfektion kann die Entzündung unter Umständen sogar verschlimmern.
Kokosöl
Öle können durch Auftragen bei trockener Haut rückfettend wirken und durch Aufnahme übers Futter aufgrund von den darin enthaltenen ungesättigten Fettsäuren die Haut- und Haarstruktur verbessern. Eine von Kokosöl ausgehende Wirkung gegen Milben besteht jedoch nicht. Die wirksame Behandlung oder Abwehr von Parasiten im Allgemeinen mit Kokosöl beim Hund ist nicht möglich. Kokosöl sollte zudem nicht in die Ohren des Hundes eingebracht werden, insbesondere nicht bei einem akuten Milbenbefall.
Auch Homöopathie kann wegen fehlender Wirksamkeit bei Ohrmilben nicht helfen. Milben reagieren lediglich auf oben genannte Wirkstoffe und eine Abtötung und damit verbundene Ausheilung der Ohrenentzündung ist nur durch entsprechende Medikamente möglich.
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Die Behandlungsdauer ist je nach Ausmaß des Befalls und dem Grad der Entzündung unterschiedlich. Wird der Milbenfall zeitnah erkannt und behandelt, kann er nach Anwendung von wirksamen Medikamenten innerhalb einiger Tage wieder verschwinden. Bei schweren Infektionen kann die Behandlungsdauer unter Umständen aber auch hartnäckig sein und sich längere Zeit hinziehen.
Werden Ohrmilbeninfektionen frühzeitig erkannt und wirksam behandelt, ist die Prognose gut, dass die Ohrenentzündung schnell abheilt und keine weiteren Schäden an Haut oder Trommelfell bestehen bleiben. Bei ausbleibender oder später Behandlung einer starken Ohrenentzündung kann es jedoch dazukommen, dass das Trommelfell in Mitleidenschaft gezogen wird und es womöglich sogar zu einer Mittelohrentzündung kommt. Auch hier ist eine gute Ausheilung möglich aber das Risiko für eine lange Behandlungsdauer und bleibende Schäden größer.
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Ohrmilben können auch andere Spezies befallen, eine Infektion des Menschen tritt jedoch nicht auf. Sie sind für den Menschen daher ungefährlich. Sollte sich der eigene Hund Ohrmilben eingefangen haben, ist eine gewisse Hygiene jedoch trotzdem ratsam, um die Milben nicht unnötig in der Umgebung zu verteilen und eine Infektion anderer Tiere oder eine Wiederinfektion des Hundes zu vermeiden.
Die Ohrmilbe Otodectes cynotes ist prinzipiell nicht wirtsspezifisch und kann daher auch auf andere Tiere übertragen werden. Hauptsächlich ist sie jedoch bei Raubtieren verbreitet und kann außer Hunde auch Katzen oder Frettchen befallen. Ein Auftreten bei anderen Haustierarten wie Kaninchen oder Meerschweinchen kommt praktisch jedoch nicht vor.
Je nach Ausmaß des Milbenbefalls und der Ohrentzündung dauert es unterschiedlich lange, bis die Entzündung ausgeheilt ist. Die Behandlungsdauer und die Anzahl an Nachuntersuchungen beim Tierarzt variieren daher von Fall zu Fall. Deshalb sind auch die anfallenden auch Behandlungskosten verschieden. Im Normalfall kann man mit Kosten im Bereich von ungefähr 60 bis 120 Euro rechnen.
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