Schilddrüsenunterfunktion beim Hund

Die Schilddrüsenunterfunktion beim Hund

Eine Schilddrüsenunterfunktion beim Hund bedeutet einen Mangel an den sogenannten Schilddrüsenhormonen Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3). Die Schilddrüsen liegen beidseits seitlich am Hals des Hundes. Die von den Schilddrüsen gebildeten Hormone haben Auswirkungen auf nahezu alle Stoffwechselprozesse im Körper.

Thyroxin (T4) wird direkt in der Schilddrüse gebildet und ist ein sogenanntes Prohormon von Trijodthyronin. In den Zielorganen, vor allem Leber, Niere, Gehirn, Herz und Skelettmuskulatur, wird das T4 in seine aktive Form, das T3, umgewandelt. Trijodthyronin kann erst nach seiner Aktivierung wirken. Typische Wirkungen sind Steigerung des Stofffwechsels, wodurch der Grundumsatz erhöht wird, was beispielsweise mit einer Steigerung der Herzfrequenz einher geht. Die Ausschüttung des Thyroxins an der Schilddrüse wird von einem übergeordneten Hormon, dem sogenannten Thyroidea stimulierenden Hormon (TSH) gesteuert. TSH wird in der Hirnanhangsdrüse gebildet.

 

Die Ursachen

Die Erkrankung an einer Schilddrüsenunterfunktion ist meist ein schleichender Prozess. Eine Unterfunktion der Schilddrüse beruht entweder auf dem Untergang von Schilddrüsenzellen oder einem Mangel an aktivierenden Faktoren für die Schilddrüse.

Der Untergang von Schilddrüsengewebe kann unterschiedliche Ursachen haben. Zum einen existiert bei dieser Erkrankung eine genetische Komponente. Heißt, die Zerstörung der Schilddrüse kann vererbt sein. Auf der anderen Seite gibt es eine Form der Erkrankung, bei welcher der Körper Antikörper gegen die eigenen Schilddrüsenzellen bildet. Dadurch erkennt das Abwehrsystem des Körpers die Schilddrüsenzellen als fremd an und sie werden zerstört.

Neben dem Defekten an der Schilddrüse selbst, kann ebenso ein Mangel am Thyroidea stimulierenden Hormon (TSH) zu einer verminderten Ausschüttung von Schilddrüsenhormonen führen.

Erfahren Sie mehr zum Thema: Die Schilddrüsenerkrankungen.

Kann das durch BARF ausgelöst werden?

Werden bei der Ernährungsform BARF versehentlich Schilddrüsenanteile gefüttert, besteht die Gefahr einer akuten Schilddrüsenüberfunktion. Dieses Problem kann auftreten, wenn Schlundfleisch gefüttert wird, bei welchem in der Produktion die Schilddrüse nicht vom Kehlkopf entfernt wurde oder gar ganze Kehlköpfe mit Schilddrüse angeboten werden.

Barft ein Hundebesitzer seinen Hund, sollte er dringend darauf achten, dass keinerlei Schilddrüsengewebe in dem Muskelfleisch enthalten ist. Im Zweifelsfall sollte man  beim Hersteller nachfragen.

Informieren Sie sich hier zum Thema: BARF für den Hund.

Die Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion

Eine Unterfunktion der Schilddrüse tritt vor allem bei großen und mittelgroßen Hunderassen auf. Eine Ausnahme macht der Dackel, der trotzt seiner gedrungenen Körpergröße verhältnismäßig häufig erkrankt. Meistens sind Hunde im mittleren Alter betroffen. Die Erkrankung kann aber durchaus auch bei jungen und alten Hunden auftreten.

Die Schilddrüse hat einen großen Einfluss auf nahezu allen Stoffwechselvorgänge im Körper, daher sind die Symptome dieser Erkrankung weder eindeutig, noch bei jedem Tier gleich ausgeprägt. Die Hunde zeigen häufig Haarausfall. Die Haut und die Ohren neigen zu Entzündungen. Außerdem haben die Tiere oft eine Überproduktion von Hautfetten in den Talgdrüsen. Dadurch scheint das Fell der Tiere oft fettig und riecht unangenehm. Womöglich zeigen die Tiere eine vermehrte Futteraufnahme und nehmen auch an Körpergewicht zu.

Zusätzlich spielt die Schilddrüse auch eine Rolle in der Regulation des Wärmehaushaltes. Kranke Hunde frieren häufig und schlafen viel. Eine nicht erkannte Unterfunktion der Schilddrüse kann zu Zyklusunregelmäßigkeiten bei Hündinnen führen. Das führt dazu, dass die Hündin nicht oder unregelmäßig läufig wird oder sogar unfruchtbar ist. Ebenfalls in seltenen Fällen, kann die Unterfunktion zu einer teigigen Schwellung der Unterhaut und des Fettgewebes führen. Diese Schwellung kommt durch eine vermehrte Bildung von Bindegewebe, aufgrund der Hormonverschiebungen zustande. Auch im Bereich der Augen kommt es in einigen Fällen zu Schwellungen aufgrund von Wasseransammlungen (Ödeme). Den Hunden wird dadurch ein „tragischer“ Blick zugesprochen.

Gelegentlich haben die Hunde eine verlangsamte Herzfrequenz und/oder Herz-Rhythmusstörungen. Hunde mit einer Schilddrüsenunterfunktion zeigen in vielen Fällen Verhaltensänderungen. Sie sind oft träger als gesunde Tiere.

So verändert sich das Verhalten

Eine Schilddrüsenunterfunktion kann unterschiedliche Auswirkungen auf das Verhalten des Hundes haben. Einige Hunde reagieren plötzlich deutlich schreckhafter auf äußere Reize, die vor der Erkrankung kein Problem dargestellt haben. Manche Hunde ziehen sich zurück, wirken teilweise lethargisch, teilnahmslos oder nervös.

Betroffene Tiere suchen vermehrte warme Schlafplätze auf, schlafen deutlich mehr und verweigern unter Umständen sogar Spaziergänge. Einige Hundebesitzer beschreiben auch eine vermehrte Aggressivität und Reizbarkeit bei ihrem erkrankten Tier. Eine Aggressivitätssteigerung durch den Mangel an Schilddrüsenhormonen wird kontrovers diskutiert.

Wann muss ich zum Tierarzt?

Zeigt der Hund plötzlich Verhaltensänderungen oder ist vermehrt träge und schreckhaft, sollte man den Hund genau unter die Lupe nehmen. Zeigen sich zusätzlich Fell- und Hautveränderungen, ist angeraten einen Tierarzt zu besuchen.

Nach eingehender Besprechung des Krankheitsverlaufes und einer allgemeinen Untersuchung des Hundes, sollte der Tierarzt eine Blutprobe nehmen, um die Schilddrüsenwerte zu bestimmen. Neben den Schilddrüsenwerten ist es ratsam ein gesamtes Blutbild erstellen zu lassen, um weitere Erkrankungen auszuschließen.

Die Diagnose

Eine Schilddrüsenunterfunktion wird anhand einer Blutuntersuchung diagnostiziert. Bei Verdacht auf diese Erkrankung misst man zum einen das Thyroxin (T4) und das Thyroidea stimulierende Hormon (TSH). Die beiden Messwerte sollten immer in Abhängigkeit voneinander bewertet werden. Bei einem kranken Hund liegt der TSH-Wert über dem Referenzbereich und T4 ist erniedrigt. Dies bedeutet, dass eine Stimmulation von der Hirnanhangsdrüse aus, keine Ausschüttung der Schilddrüsenhormone an der Schilddrüse bewirkt.

Neben der Bestimmung der Schilddrüsenparameter sollte ein rotes Blutbild gemacht werden, um eine Blutarmut (Anämie) auszuschließen. Etwa die Hälfte der Erkrankten Tiere zeigt einen solchen Nebenbefund, welcher je nach Grad therapiert werden sollte.

Bei der Diagnostik sollte man beachten, dass bestimmte Medikamente wie Kortison, Sulfonamide und einige Entzündungshemmer zu einem Absinken der Hormonspiegel führen können. Dies kann zu einem falsch-postiven Testergebnis führen. Solche Medikamente sollten daher mindestens 4 Wochen vor der Untersuchung nicht mehr gegeben werden.

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Die Behandlung

Die Therapie bei einer Schilddrüsenunterfunktion besteht darin, das fehlende Hormon zu ergänzen. Hierzu muss der Hund im Normalfall einmal zweimal täglich vor der Fütterung eine Tablette verabreicht bekommen. Neuerdings sind die Schilddrüsenmedikamente auch in Form einer Lösung erhältlich, die man alternativ zu den Tabletten ins Maul geben kann. Besonders für Hunde, die nicht gerne Tabletten nehmen, ist die Flüssigkeit eine gute Alternative.

Durch die alleinige Medikamentengabe ist die Therapie aber nicht vollständig. Besonders nach der Erstdiagnose, sollte nach ungefähr 4 Wochen eine erneute Blutkontrolle stattfinden. Bei der erneuten Kontrolle, ermittelt man, ob die gewählte Dosis der Medikamente passend ist. Bei einem Hund unter Therapie sollte sich der Thyroxinwert wieder im Referenzbereich befinden.

Die richtige Ernährung bei einer Schilddrüsenunterfunktion

Neben der Hormontherapie ist eine geeignete Ernährung des Hundes essentiell. Bei der Erkrankung muss man besonders auf ein gutes Jodverhältnis im Futter achten, da das Spurenelement Jod ein Baustein der Schilddrüsenhormone ist.

Einige Futterhersteller stellen anhand einer Bedarfsanalyse ein passendes Futter mit ausgewogenen Inhaltsstoffen, speziell auf den kranken Hund maßgeschneidert, her. Ein solches Futter kann man beispielsweise im Internet bei Futalis erwerben.

Die Homöopathie

Bei einer diagnostizierten Schilddrüsenunterfunktion stellt eine homöopathische Therapie keine Alternative zur Substitutionstherapie durch Hormone dar. Zusätzlich zur Hormontherapie empfehlen Tierheilpraktiker eine unterstützende Gabe von Homöopathika. Präparate sind beispielsweise Strumeel oder Bachblütenpräparate.

Genau wie die medikamentelle Therapie sollte die Gabe der homöopathischen Mittel ein Leben lang fortgesetzt werden.

Der Krankheitsverlauf und Prognose

Die Prognose für eine Schilddrüsenunterfunktion beim Hund ist in der Regel gut. Nach einer Woche Therapie sollte die erste Besserung der Symptome eintreten. Jedoch verschwinden die Haut- und Fellsymptome meist erst nach mehreren Monaten.

Eine Therapie mit entsprechendem Hormonpräparaten muss meist ein Leben lang unter regelmäßiger Blutkontrolle der Werte fortgesetzt werden. Entscheidend für den Erfolg der Therapie ist die regelmäßige Gabe des Medikaments.

Die Kosten für die Behandlung

Die Kosten für eine Behandlung der Schilddrüsenunterfunktion setzen sich aus den Medikamentenpreisen und Kosten der regelmäßigen Blutkontrollen zusammen. E

ine Variante des Hormons ist das Präparat Forthyron. 250 Tabletten mit 200µg Wirkstoff kosten ca. 42€. Ein 20 kg schwerer Hund bekommt als Anfangsdosis ungefähr 1 Tablette morgens und abends. Dies bedeutet auf den Besitzer kommen Medikamentekosten von ca. 10€ im Monat zu.

Eine Blutuntersuchung variiert stark im Preis. Je nachdem, ob jedes mal ein Blutbild mit untersucht wird oder nicht. Diese Kosten sollten mit dem behandelnden Tierarzt besprochen werden.

Weiterführende Information

Nähere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter:

Alles rund über die Gesundheit des Hundes können Sie hier nachlesen.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 28.11.2018 - Letzte Änderung: 10.11.2021