Schilddrüsenüberfunktion beim Hund

Die Schilddrüsenüberfunktion beim Hund

Eine Schilddrüsenüberfunktion, auch Canine Hyperthyreose genannt, ist eine selten vorkommende Erkrankung der Schilddrüse beim Hund. Die Schilddrüse ist ein hormonproduzierendes Organ, das sich unterhalb des Kehlkopfes seitlich der Luftröhre befindet. Sie speichert Iod und produziert die Schilddrüsenhormone Triiodthyronin (T3), Thyroxin (T4) und Calcitonin.

Die Hormone Triiodthyronin und Thyroxin haben eine maßgebliche Wirkung auf den Energiestoffwechseln. Das Calcitonin spielt eine wichtige Rolle für den Calcium- und Phosphathaushalt. Bei der Schilddrüsenüberfunktion kommt es zu einer Erhöhung der Schilddrüsenhormone im Blut und nachfolgend zu Stoffwechselentgleisungen.

Die Ursachen

Man unterscheidet drei mögliche Ursachen für eine Schilddrüsenüberfunktion beim Hund. Dazu zählen hormonbildende Tumoren der Schilddrüse, Fütterungsfehler und Medikamente.

Vom Schilddrüsengewebe ausgehend können Tumore entstehen, die, wie die Schilddrüse selbst auch, Schilddrüsenhormone produzieren. Durch die zusätzliche Produktion des Tumors kommt es zu einer Erhöhung des Gehalts an Schilddrüsenhormonen im Blut und damit zur Ausbildung einer Hyperthyreose. Es sind jedoch nicht alle Schilddrüsentumore hormonell aktiv. Des Weiteren handelt es sich leider oft um bösartige Schilddrüsenkarzinome, die nicht nur die Ausbildung einer Hyperthyreose zur Folge haben, sondern auch metastasieren können. Schilddrüsentumore als Ursache einer Überfunktion sind insgesamt jedoch selten.

Eine weitere Ursache für die Canine Hyperthyreose ist die langfristige Überdosierung von Medikamenten zur Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion. Durch die Übermäßige Zufuhr von Schilddrüsenhormonen kommt es zu einer Erhöhung des Blutspiegels und damit zur Hyperthyreose. Gleichzeitig kann es außerdem zu einer Rückbildung der Schilddrüse kommen. Man spricht dann von der sogenannten iatrogenen Hyperthyreose.

Weiterhin kann Hyperthyreose auch durch fehlerhafte Fütterung ausgelöst werden. Dann liegt die sogenannte alimentäre Hyperthyreose vor.

Informieren Sie sich hier rund über das Thema: Die Schilddrüsenerkrankungen.

Kann das durch BARF ausgelöst werden?

Die alimentäre Hyperthyreose entsteht durch die Fütterung von frischem Schilddrüsengewebe im Rahmen der BARF-Fütterung. Dies geschieht in der Regel unbeabsichtigt bei der Fütterung von frischem Schlund. Da die Schilddrüse der Speiseröhre anatomisch gesehen benachbart ist, kann es dazukommen, dass beim Füttern von Schlund auch Schilddrüsengewebereste und damit Schilddrüsenhormone vom Hund mitaufgenommen werden.

Bei einer nicht ausgewogenen BARF- Fütterung und regelmäßiger Aufnahme von Schilddrüsengewebe, kann es langfristig zu erhöhten Schilddrüsenhormonwerten im Blut des Hundes kommen.  

Erfahren Sie hier mehr zum Thema: BRAF für den Hund.

Die Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion

Aufgrund des erhöhten Gehalts an Schilddrüsenhormonen und deren Wirkungen auf den Energiestoffwechsel, kommt es zu einer allgemeinen Stoffwechselsteigerung. Bei betroffenen Hunden kommt es dann zu Gewichtsverlust trotz erhöhtem Appetit und gesteigerter Futteraufnahme. Auch ein vermehrtes Trinken und folglich ein vermehrter Harnabsatz sind zu beobachten. Darüber hinaus kann die Herz- und Atemfrequenz und der Blutdruck erhöht sein. Häufig tritt auch eine Wärmeempfindlichkeit auf.

Liegt eine Umfangsvermehrung im Halsbereich vor, können außerdem Schluckbeschwerden, Würgen und Husten auftreten. Auch ein gestörtes Fressverhalten und Regurgitieren sind möglich. Beim Regurgitieren kommt mit Speichel vermischtes Futter, das den Magen noch nicht erreicht hat, unmittelbar nach dem Fressen wieder aus Maul und Nase hervor. Es handelt sich dabei jedoch nicht um Erbrechen. Weiterhin kann sich auch die Stimme des Hundes beim Bellen verändern.

Häufig aber bleibt die Erkrankung unentdeckt, denn nur wenige die betroffenen Hunde entwickeln überhaupt Symptome. Wenn es zur Ausbildung von klinischen Anzeichen kommt, stellen sich diese außerdem schleichend über einen längeren Zeitraum ein.

So verändert sich das Verhalten

Die übersteigerte Stoffwechselaktivität bei einer Schilddrüsenüberfunktion kann dazu führen, dass sich das Verhalten des Hundes ändert. Betroffene Hunde sind nervös, zittern, sind unruhig und leicht erregbar. Auch Angst, scheues Verhalten oder Geräuschempfindlichkeit können auftreten. Natürlich leidet nicht jeder Hund, der solches Verhalten zeigt, an einer Schilddrüsenüberfunktion.

Für die Diagnose der Erkrankung kann eine Verhaltensänderung jedoch unterstützend sein. Das bedeutet, dass Verhaltensweisen, wie Ängstlichkeit oder Nervosität, auftreten, die der Hund vorher nicht gezeigt hat. Für diese Symptome gibt es keine weiteren naheliegenden Erklärungen- 

 

Wann muss ich zum Tierarzt?

Als Besitzer sollte man seinen Hund stets gut beobachten, sodass Veränderungen im Verhalten und Krankheitzeichen schnellstmöglich bemerkt werden. Bei der Schilddrüsenüberfunktion entstehen die Symptome jedoch schleichend, was eine frühzeitige Erkennung der Krankheit erschwert.

Sollten jedoch Symptome wie Schwellungen im Halsbereich, Gewichtsverlust bei gleichbleibender Futteraufnahme, vermehrtes Trinken und vermehrter Harnabsatz sowie ständige Unruhe auftreten, sollte zeitnah ein Termin beim Tierarzt vereinbart werden. Dies ist von besonderer Bedeutung, da es sich um ein Schilddrüsenkarzinom handeln könnte. Eine frühzeitige Diagnose ist entscheidend für die Prognose.

Die Diagnose

Die Diagnose einer Schilddrüsenüberfunktion stellt der Tierarzt auf Grundlage des Gesprächs mit den Hundebesitzern, der Symptomatik, die der Hund zeigt und seinen Untersuchungen. Beim Vorliegen eines Schilddrüsentumors kann unter Umständen eine Umfangsvermehrung im Bereich des Kehlkopfes fühlbar sein.
Des Weiteren wird eine Blutuntersuchung durchgeführt, bei der im Labor der Gehalt an Thyroxin und Triiodthyronin im Blut bestimmt wird. Ein erhöhter Thyroxin- und ein veränderter Triiodthyronin-Wert können Hinweise auf das Vorliegen einer Schilddrüsenüberfunktion liefern. Zudem können weitere Werte für die Diagnose eines Tumors herangezogen werden.

Auch bildgebende Verfahren wie das Anfertigen eines Röntgenbilds, eine CT- oder Ultraschalluntersuchung sind sinnvoll, um die Schilddrüse bildlich darzustellen und um zu überprüfen, ob Veränderungen in der Struktur oder der Größe vorliegen. Außerdem können zytologische Untersuchungen, also eine Untersuchung der Zellen, in der Schilddrüse oder eine Szintigrafie notwendig werden.

Die Behandlung

Liegt eine alimentäre Schilddrüsenüberfunktion vor, muss eine Futterumstellung erfolgen. Bei ausgeglichener Ernährung kommt es von allein wieder zur Einstellung einer normalen Schilddrüsenfunktion und normalen Hormonwerten im Blut. Auch bei der iatrogenen, also durch Medikamente verursachten Hyperthyreose, reguliert sich nach reduzierter Medikamentendosis die Schilddrüsenfunktion von selbst.

Liegt jedoch ein Schilddrüsentumor vor, muss in der Regel eine Operation durchgeführt und der Tumor entfernt werden. Sollte dies nicht möglich sein, kann auch eine Bestrahlung oder Chemotherapie helfen. Da der Tumor samt Schilddrüse entfernt wird, muss der Hund nach der Operation mit Schilddrüsenhormon-Medikamenten behandelt werden, da die Schilddrüse nun nicht mehr (vollständig) vorhanden ist und diese Hormone nicht mehr produzieren kann.  

Die richtige Ernährung bei einer Schilddrüsenüberfunktion

Für Patienten mit alimentärer Hyperthyreose gilt natürlich, dass die Fütterung von frischen Schlachtabfällen, die Schlund und Schilddrüse beinhalten, eingestellt wird. Hier sollte eine Umstellung auf eine ausgeglichene Ernährung erfolgen. Wenn eine korrekte Fütterung über BARF nicht gelingt, sollte besser auf ein passendes Alleinfuttermittel zurückgegriffen werden.

Hunde mit iatrogener Schilddrüsenüberfunktion bedürfen keiner besondere Fütterung. Im Mittelpunkt steht hier das Herunterdosieren der Schilddrüsenmedikamente, die der Hund bekommt. Auch bei einer Schilddrüsenüberfunktion, die durch einen Tumor verursacht wird, muss kein spezielles Futter verwendet werden. Sollte der Hund jedoch zu Gewichtsverlust neigen, kann versucht werden, dies über ein kalorieneicheres Futter auszugleichen.

Wie ernähre ich meinen Hund am besten? Informieren Sie sich hier.

Die Homöopathie

Homöopathie ist bei einer Schilddrüsenüberfunktion des Hundes, egal welche Ursache zugrunde liegt, nicht wirksam.

Bei einem Hund mit diagnostizierter Schilddrüsenüberfunktion und den entsprechenden Symptomen muss die zugrundeliegende Erkrankung behandelt werden. Das bedeutet, dass entweder eine Futter- bzw. Dosierungsumstellung oder eine Tumorbehandlung erfolgen muss. 

Der Krankheitsverlauf und die Prognose

Je nach Ursache der Schilddrüsenüberfunktion ist die Prognose unterschiedlich.

Bei alimentärer und iatrogener Hyperthyreose ist die Prognose nach Beheben der Ursache gut, da sich die physiologische Schilddrüsenfunktion wiedereinstellt.

Liegt ein Tumor der Schilddrüse als Ursache vor, hängt die Prognose davon ab, ob es sich um einen gut- oder bösartigen Tumor handelt. Bei gutartigen Tumoren, die chirurgisch entfernt werden können, ist die Prognose ebenfalls gut.

Handelt es sich jedoch um ein Schilddrüsenkarzinom, ist die Gefahr groß, dass sich Metastasen (Tochtergeschwülste) im Körper ausgebreitet haben. Die Prognose ist abhängig vom dem Tumorstadium zum Zeitpunkt der Diagnosestellung, von dem Erfolg der OP und von dem Vorhandensein von Metastasen.

Die Kosten für die Behandlung

Da die Behandlung je nach Ursache unterschiedlich ist, können auch die Kosten für eine Behandlung variieren. Die erste Abklärung einer Schilddrüsenüberfunktion beinhaltet eine Beratung, eine allgemeine Untersuchung sowie eine Blutuntersuchung durch einen Tierarzt. Bei erhöhten Schilddrüsenwerten oder Schwellungen im Halsbereich werden außerdem Röntgen und/oder Ultraschall notwendig. Für die Erstuntersuchung sollte man daher ungefähr 200 € einplanen.

Je nach Ursache und Therapie kann das weitere Verfahren dann günstig verlaufen oder bei Operationen und weiteren komplexen Behandlungsverfahren unter Umständen sehr teuer werden.

Weiterführende Information

Nähere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter:

Alles rund über die Gesundheit des Hundes können Sie hier nachlesen.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 28.11.2018 - Letzte Änderung: 10.11.2021