Die Ehrlichiose, auch bekannt unter dem Namen „Zeckenfieber“, ist eine durch Bakterien verursacht Infektionskrankheit, die typischerweise im Mittelmeerraum vorkommt. Das Bakterium “Ehrlichia canis“ befällt dabei die weißen Blutkörperchen und führt langfristig zu Blutungen und Blutarmut, Ödemen, Mattigkeit, einer Milzvergrößerung bis hin zu einer Hirnhautentzündung mit zentralnervösen Störungen.
Die Ehrlichien werden mithilfe von Zecken der Gattung Rhipicephalus sanguineus, („Braune Hundezecke“) die besonders im Mittelmeerraum vorkommt, von einem Tier auf ein anderes übertragen. Daher gilt diese Erkrankung auch als sogenannte Reise- oder Mittelmeerkrankheit, vor denen der Hund bei einem geplanten Urlaub ganz besonders geschützt werden sollte. Im Hund vermehren sich die Bakterien in den weißen Blutkörperchen, insbesondere in den Monozyten, Makrophagen und Lymphozyten.
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Die erste Verdachtsdiagnose lässt sich durch die Anamnese stellen, wenn sich der Hund in einem gefährdeten Gebiet aufgehalten hat und möglicherweise ein Zeckenbefall festgestellt werden konnte. Zur Bestätigung der Verdachtsdiagnose folgt eine Blutabnahme und die Untersuchung des Blutes unter dem Mikroskop. Bei einer Ehrlichieninfektion findet man bestimmte Zellstadien, die sogenannten Morulastadien, in den Lymphozyten und Monozyten. Auch eine Untersuchung mittels PCR (Polymerase Chain Reaktion) ist möglich und stellt einen Nachweis vorhandener DNA dar. Ein positives Ergebnis bestätigt eine Infektion, während sie ein negatives Ergebnis nicht vollständig ausschließt.
Im Blutbild fällt eine deutlich verringerte Anzahl der roten und weißen Blutkörperchen (Anämie, Leukozytopenie) sowie der Blutplättchen (Thrombozytopenie) auf. Im chronischen Stadium ist die Anzahl aller Zellen gleichermaßen verringert. Gleichzeitig nimmt der Anteil an Immunglobulinen stark zu wodurch die Menge des Gesamteiweißes im Blut ansteigt.
Der Verlauf der Ehrlichiose lässt sich anhand der Symptome in 3 aufeinander folgende Stadien unterteilen. Das erste Stadium ist die akute Phase. Die Hunde sind matt und abgeschlagen, zeigen Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust und haben normalerweise hohes Fieber. Die Lymphknoten reagieren und schwellen an, ebenso die Milz. Im Blutbild sieht man eine Verminderung der Blutplättchen (Thrombozytopenie) und in der Haut können Sie kleine stecknadelkopfgroße Blutungen entdecken (Petechien). In einigen Fällen zeigen die Hunde zusätzlich Erbrechen und Nasenausfluss. Dieses Stadium erstreckt sich über einen Zeitraum von 1-4 Wochen.
Es folgt ein Stadium, in dem die Tiere nahezu beschwerdefrei sind.
Dieses Stadium geht in die chronische Phase über. Die Ehrlichien sorgen für massive Veränderungen der Blutzusammensetzung, die sich mithilfe eines Blutbildes feststellen lassen. Hier sind eine deutlich verringerte Anzahl der roten und weißen Blutkörperchen (Anämie, Leukozytopenie) sowie der Blutplättchen (Thrombozytopenie) zu erkennen. Gleichzeitig nimmt der Anteil an Immunglobulinen stark zu. Dadurch kommt es zu Symptomen wie Blutungen, Entzündungsreaktionen der Gelenke, Ödemen und einer Nierenschwäche. In einigen Fällen kann sich eine Hirnhautentzündung (Meningitis) entwickeln, die dann zur Erblindung, Gleichgewichtsstörungen oder Lähmungen und auch zu epileptischen Anfällen führen kann.
Weitere Informationen finden Sie hier: Fieber beim Hund
Wenn Sie mit Ihrem Hund in gefährdeten Gebieten waren und möglicherweise einen Zeckenbefall festgestellt haben, sollten Sie Ihren Hund ganz genau beobachten. Das gilt auch, wenn Sie keine Zecken entdeckt haben. Je nach Lokalisation oder Felllänge fallen Zecken nicht immer direkt auf und können unbemerkt bleiben. Sobald dieser ein reduziertes Allgemeinbefinden zeigt, schlapp ist, nicht fressen mag oder Ihnen blasse Schleimhäute auffallen, sollten Sie dringend zeitnah einen Tierarzt aufsuchen. Je weiter die Krankheit fortschreitet, desto größere Schäden können im Körper entstehen, die möglicherweise nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Ganz wichtig für den Tierarzt ist in diesem Fall auch der Hinweis auf einen Auslandsaufenthalt oder einen Zeckenbefall.
Wenn die Verdachtsdiagnose bestätigt wurde, folgt die Therapie der Ehrlichiose durch Antibiotika. Hier sind die Wirkstoffe Doxycyclin, Tetracyclin oder Oxytetrazyklin die Mittel der Wahl. Doxycyclin wird in einer Dosierung von 10-25mg/kg Körpergewicht in der Regel in Tablettenform über eine Dauer von 1-3 Wochen verabreicht. Dieser Wirkstoff gelangt am besten in die Zellen, in denen sich die Bakterien aufhalten. Tetracyclin wird mit einer Dosierung von 22mg/kg Körpergewicht über eine Dauer von 14 Tagen verabreicht. Dieser Wirkstoff sollte nur als zweite Wahl oder als Alternative bei Unverträglichkeiten gegen Doxycyclin eingesetzt werden.
Je nachdem welche Begleiterscheinungen das Tier zeigt und wie verändert die Blutwerte sind, sind gegebenenfalls weitere therapeutische Maßnahmen wie eine Bluttransfusion oder lediglich die Transfusion der Erythrozyten bei einer ausgeprägten Anämie erforderlich. Kommt es zu einer ausgeprägten Thrombozytopenie (Verminderung der Blutplättchen), kann die Gabe von Cortison angezeigt sein. Bei einer Veränderung der Nierenwerte sollte die Nierenfunktion mithilfe von Infusionen über mehrere Tage unterstützt werden. 2-3 Wochen nach der Therapie sollte der Erregernachweis über PCR bereits ein negatives Ergebnis liefern, nach ca. 6-9 Monaten sollte ebenfalls der Antikörpertiter absinken.
Ihr Tierarzt wird Ihnen einen individuellen Therapieplan aufstellen.
Die Erkrankung Ehrlichiose kann nicht mit Hausmitteln behandelt werden, da sie eine Therapie mit Antibiotika erforderlich macht. Hausmittel können lediglich präventiv eingesetzt werden um den Befall mit Zecken, die Überträger der Bakterien sind, zu reduzieren oder sogar zu vermeiden. Hier gibt es mittlerweile eine große Bandbreite an angebotenen Mitteln, die vor Zecken schützen sollen. Hier müssen Sie selber ausprobieren, in welches Mittel Sie vertrauen möchten, und was bei Ihrem Hund individuell den größten Erfolg bringt. Bei allen Mitteln sollten Sie vorher an kleinen Arealen auf der Haut des Hundes testen, ob sie problemlos vertragen werden oder die Tiere allergisch darauf reagieren, bevor sie die Mittel großflächig auftragen.
Sehr beliebt ist aktuell das Kokosöl. Dieses wird aus der Kokosnuss gewonnen und enthält Laurinsäure, welche eine zeckenabhaltende Wirkung hat. Hiervon sollten Sie einmal täglich eine geringe Menge auf dem Fell auftragen.
Zistrose ist ebenfalls eine Pflanze, die Polyphenol enthält, das durch die immunstärkende, entzündungshemmende aber auch antimikrobielle und antiviral Wirkung auf die Zecken eine abhaltende Wirkung haben soll. Zistrose kann man als Tee oder in Kapselform erwerben. Die Dauer der Anwendung beträgt zwischen 5 und 20 Tagen. Die Kapseln können über das Futter gegeben werden. Der Tee sollte über die gesamte Zeckenperiode gegeben werden.
Eine weitere Möglichkeit ist die kombinierte Gabe von Knoblauch und Bierhefe. Knoblauchpräparate sollte genau nach Anweisung des Herstellers oder Tierarztes verabreicht werden, erhöhte Mengen können eine toxische (giftige) Wirkung erzielen. Bierhefe enthält viele B-Vitamine und ist in Tabletten- oder Pulverform erhältlich.
Seien Sie vorsichtig mit der Anwendung von ätherischen Ölen! Sehr viele Tiere reagieren auf diese Mittel allergisch.
Die Homöopathie kann begleitend zu einer Antibiotikatherapie eingesetzt werden. Eine alleinige Alternative kann sie nicht bieten. Hier erfolgt meist eine Entgiftung des Körpers, zusätzlich werden die angegriffenen oder bereits geschädigten Organe individuell mit homöopathischen Mitteln in ihrer Funktion unterstützt. Diese ergänzende Therapie sollten Sie mit Ihrem Tierarzt besprechen.
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Die Dauer der Behandlung und auch die Lebenserwartung hängt sehr stark vom Verlauf der Erkrankung und den entstandenen Organschäden ab. Je früher die Erkrankung erkannt und behandelt wird, desto höher sind die Chancen, dass keine langfristigen und bleibenden Schäden zurück bleiben. Bei Organschäden hängt die Lebenserwartung ebenfalls vom Grad der Schädigung und der Regenerationsfähigkeit des Organs und möglichen Vorerkrankungen ab.
Die Prognose bei einer Ehrlichieninfektion, die tierärztlich behandelt wird, ist relativ gut. Das wichtigste ist eine ausreichend lange Therapie, um einen Rückfall (Rezidiv) zu vermeiden. Außerdem sollten die Tiere keinem besonderen Stress oder erhöhten Infektionsdruck ausgesetzt werden, da dieser zu zusätzlichen Infektionen und einer Schwächung des Körpers führen kann, dass die Tiere an diesen Komplikationen versterben können. Treten während der Therapie Komplikationen wie starken Blutungen oder werden Organe in Mitleidenschaft genommen, die dauerhafte Schäden davon tragen, verschlechtert sich die Prognose deutlich.
Der Mensch kann sich ebenfalls über eine Zecke mit der Ehrlichiose infizieren. Diese befällt den Menschen direkt und überträgt die Bakterien beim Saugakt. Eine direkte Übertragung vom Hund auf den Menschen findet nicht statt.
Beim Menschen ist diese Erkrankung erst seit den 80er Jahren bekannt. Hat eine Zecke die Bakterien übertragen auf einen Menschen übertragen, werden erste Symptome erst nach einigen Tagen bis mehreren Wochen sichtbar. Die Beschwerden ähneln denen einer normalen Grippe mit Fieber, Mattigkeit und Kopfschmerzen. Typisch sind auch Schweißausbrüche oder Schüttelfrost, Gelenk- und Gliederschmerzen. Im weiteren Verlauf können Beschwerden im Bereich des Magen-Darm-Traktes oder des Respirationstraktes hinzu kommen.
Auch beim Menschen erfolgt die Diagnose aufgrund verschiedener Blutuntersuchungen. Im Blutbild findet man eine erhöhte Leukozytenzahl (Leukozytose) sowie eine reduzierte Menge Blutplättchen (Thrombozytopenie). Beim Menschen können außerdem die Leberwerte verändert sein. Zusätzlich wird der Antikörpertiter bestimmt und eine PCR (Polymerase Chain Reaction) zum Nachweis der Bakterien DNA durchgeführt. Die Therapie erfolgt ebenso wie beim Hund durch die Gabe von Doxycyclin oder Rifampicin über eine Dauer von mehreren Wochen.
Die Kosten für die Behandlung hängen vom Stadium und dem Verlauf der Erkrankung sowie möglichen Komplikationen mit einem erforderlichen Klinikaufenthalt ab. Bei einer frühzeitigen Erkennung und Einleitung einer Therapie ohne Komplikationen müssen Sie mit Kosten für Tierarztbesuche, Labortests und Medikamente von ein paar Hundert Euro rechnen. Bei Komplikationen mit notwendiger Bluttransfusion und intensiver Überwachung und Betreuung in einer Klinik werden deutlich höhere Kosten zusammen kommen, die schnell im vierstelligen Bereich liegen können.