Zecken beim Hund

Zecken sind blutsaugende Ektoparasiten von Vögeln, Säugetieren und Reptilien und gehören zu den Spinnentieren. Sie haben genau wie Spinnen acht Beine ein spitzes Mundstück und einen dehnbaren Hinterleib.

Für den Hund sind sie zum einen selbst Krankheitserreger, da Stoffe in ihrem Speichel das Immunsystem beeinträchtigen, zum anderen können sie Endoparasiten übertragen. Durch Zeckenbisse kann der Hund mit Viren, Bakterien, Einzellern, Pilzen und Fadenwürmern infiziert werden.

Hunde werden vor allem von Schildzecken befallen, in großen Teilen Europas ist der wichtigste Vertreter dieser Art der Holzbock. Diese Zecken schlüpfen aus einem Ei und entwickeln sich über ein Larven- und ein Nymphenstadium zur adulten Zecke. Vor jeder Weiterentwicklung zum nächsten Stadium muss eine Zecke Blut von einem seiner Wirte saugen.

Diese Krankheiten können übertragen werden

Diese Krankheiten überträgt die Zecke auf den Hund:

  • Anaplasmose
  • Babesiose
  • Borreliose
  • Ehrlichiose
  • FSME
  • Hepatozoonose
  • Zeckenparalyse

Die in unseren Breitengraden vorkommenden Erkrankungen werden im Folgenden beschrieben. Mehr über die anderen Erkrankungen findet man im Artikel über die „Mittelmeerkrankheiten beim Hund“.

 

Die Borelliose

Die Borreliose wird durch Bakterien ausgelöst. Diese breiten sich nach dem Zeckenbiss über den Blutkreislauf aus und können verschiedene Organe und das zentrale Nervensystem (Rückenmark und Gehirn) befallen.

Bei Hunden verläuft die Erkrankung im Gegensatz zum Menschen meist symptomlos. Sollten doch Symptome auftreten, handelt es sich dabei um unspezifische Beschwerden wie Apathie oder Fieber. Erst wenn sich im weiteren Krankheitsverlauf eine Lyme-Arthropathie ausbildet, kommt es zu Gelenkentzündungen verbunden mit Lahmheiten.

Da sich die Bakterien vor dem Immunsystem im Bindegewebe verstecken können, treten die Symptome schubweise auf. Außerdem erschwert dies eine Behandlung, da Antibiotika die Bakterien im Bindegewebe oft gar nicht oder nicht ausreichend erreichen. Die Behandlung mit Antibiotika dauert mehrere Wochen und ist mit Kontrolluntersuchungen des Blutes verbunden.

Bleibt die Borreliose unbehandelt kann es in späteren Stadien zu Erkrankungen des Herzens und der Niere kommen.

Informieren Sie sich hier zum Thema: Die Borelliose beim Hund.

Die Anaplasmose

Auch bei der Anaplasmose handelt es sich um eine durch Bakterien bedingte Erkrankung. Die Bakterien befallen die weißen Blutkörperchen und schwächen so das Immunsystem des Hundes.

Nach 1 – 2 Wochen tritt hohes Fieber gepaart mit starker Müdigkeit auf. Weitere unspezifische Krankheitssymptome wie Abmagerung, Durchfall, Erbrechen und manchmal sogar Blutungen, Entzündungen und Lahmheit können außerdem beobachtet werden.

In der Regel bleibt die Krankheit nicht über längere Zeiträume bestehen, sondern scheint auszuheilen, kann aber jederzeit erneut auftauchen, wenn die Bakterien nicht vollständig eliminiert wurden und das Immunsystem des Hundes in den Wochen nach der Infektion geschwächt ist.

Behandelt wird die Anaplasmose durch eine mehrwöchige Antibiotikatherapie, klüger ist es jedoch, die Zecken zu bekämpfen, bevor es zu einer Übertragung der Bakterien kommt.

Die Ehrlichiose

Wie bei der Anaplasmose handelt es sich auch bei der Ehrlichiose um Bakterien, die die weißen Blutkörperchen befallen. Bis die Krankheit ausbricht, kann es Jahre dauern. Zu Beginn zeigt der Hund vor allem unspezifische Symptome wie Müdigkeit und Abgeschlagenheit.

Dann weisen die Schleimhäute punktförmige Blutungen auf und auch in Nasensekret, Kot und Urin kann man Blut finden. Im Laufe der Jahre werden die betroffenen Tiere unbehandelt immer schwächer und sterben schließlich an inneren Blutungen.

Behandlungsversuche mit Antibiotika gibt es zwar, einfacher ist jedoch eine Zeckenprophylaxe bevor sich der Hund infiziert.

Mehr Informationen zu diesem Thema finden Sie unter: Die Ehrlichiose.

Die FSME

Die Abkürzung FSME steht für Frühsommer-Meningo-Encephalitis und bezeichnet eine virusbedingte Erkrankung. Unbehandelt endet ein FSME-Ausbruch meist tödlich.

Hunde zeigen seltener Symptome als Menschen, diese sind dann meist Fieber, gefolgt von neurologischen Störungen, wie epileptischen Anfällen, Bewegungs- oder Bewusstseinsstörungen, Schmerzen und das Ausbleiben von Reflexen.

Die Behandlung der Erkrankung erfolgt nur symptomatisch, es gibt derzeitig kein Medikament, das eine Heilung herbeiführen kann. Im Gegensatz zum Menschen gibt es für Hunde keine Impfung, der einzige Weg seinen Vierbeiner vor FSME zu schützen ist eine Zeckenprophylaxe, um die Virusübertragung zu verhindern.

Die Symptome

Aufgrund der Tatsache, dass Zecken verschiedene Krankheiten übertragen können, kann man die Frage nach den Symptomen nicht allgemeingültig beantworten, sondern immer nur bezogen auf die jeweilige Krankheit.

Daher findet man die Symptome in den Abschnitten zu den einzelnen übertragbaren Krankheiten.

An welchen Stellen findet man die Zecken am ehesten?

Auch wenn Zecken sich theoretisch am ganzen Körper festsaugen können, finden wir sie bei unseren Vierbeinern am häufigsten an weniger behaarten, gut geschützten Stellen, wie in den Achseln, der Leistengegend oder am Ohrgrund.

Lebt man in einem Risikogebiet mit vielen (unter Umständen auch infizierten) Zecken, empfiehlt es sich, den Körper seines Hund nach dem Spaziergang systematisch auf Zecken zu untersuchen.

Meist werden Zecken jedoch zufällig beim Streicheln entdeckt, wenn sie sich bereits festgebissen und vollgesaugt haben.

So entferne ich eine Zecke

Entdeckt man eine festgebissene Zecke, entfernt man sie am besten mit einer speziellen Zeckenzange, mit der man sie am Kopfstück fasst und dann mit einer Drehbewegung aus der Haut des Tieres zieht. Auf keinen Fall sollte man einfach ruckartig ziehen, da dann der Kopf abreißen und in der Haut stecken bleiben kann. Videos dazu findet man auf YouTube und auch der Tierarzt kann einem zeigen, wie Zecken korrekt entfernt werden. Hat man gerade keine Zeckenzange zur Hand, kann man auch einfach eine Karte wie eine Kreditkarte oder einen Personalausweis nehmen und diese zwischen Haut und Zecke ansetzen. Auch hier kann man die Zecke mit einer Drehbewegung versuchen zu lösen.

Auf keinen Fall sollte man versuchen, Zecken mit einer herkömmlichen Pinzette oder gar seinen Fingernägeln zu entfernen. Dabei kann es passieren, dass man den Hinterkörper zerquetsch, was dazu führen würde, dass man sämtliche in der Zecke enthaltenen Krankheitserreger geradewegs in sein Haustier presst und damit genau das Gegenteil von dem erreicht, was man eigentlich wollte.

Hat man die Zecke entfernt, muss man entweder den harten Panzer mit dem Fingernagel zerdrücken oder sie anzünden, damit sie nicht überlebt und weitere Tiere oder Menschen befallen kann.

Die Diagnose

Die Diagnose stellt der Tierarzt nach eingehender klinischer Untersuchung und einer Blutuntersuchung. Je nach Vorbericht und Symptomen kann es jedoch sehr schwierig sein, weitgehend unspezifische Beschwerden auf einen Zeckenbiss zurückzuführen.

Sollte man in den letzten Wochen oder Monaten keine Anti-Zeckenmittel eingesetzt haben oder Zecken am Hund festgestellt haben, ist es daher ratsam, dem Tierarzt dies mitzuteilen. Auch eventuelle Auslandsaufenthalte sind ein wichtiger Anhaltspunkt.

Wann muss ich zum Tierarzt?

Am besten geht man bereits zum Tierarzt, bevor der Hund von Zecken befallen wird. Der Tierarzt kann dann zum Thema Prophylaxe (Zeckenhalsband, Spot-ons, Tabletten,…) beraten und den Tierhalter über mögliche Risiken aufklären.

Hat der Vierbeiner keine prophylaktische Behandlung erhalten oder trotzdem eine einzelne Zecke abbekommen, kann man diese entweder selbst entfernen oder sie in einer Praxis entfernen lassen.

Den Zeckenbiss sollte man die folgenden Tage im Auge behalten. Ist nichts auffällig, muss man auch nicht zum Tierarzt. Sollte der Hund (auch einige Monate später) unspezifische Krankheitsanzeichen zeigen und hatte schon öfters Zecken oder kommt aus dem Ausland, sollte man seinen Tierarzt aufsuchen und diesem das mitteilen.

Die Entzündung nach Zeckenbiss

Obwohl Zecken eigentlich diverse Stoffe in ihrem Speichel haben, die das Immunsystem des Wirtes unterdrücken sollen und so Entzündungen vermeiden, kann es in seltenen Fällen dazu kommen, dass sich ein Zeckenbiss entzündet. Meistens liegt es jedoch daran, dass die Zecke entweder vom Hund selbst oder vom Besitzer unsachgemäß entfernt wurde und der Kopf noch in der Haut steckt. In der Regel ist das jedoch nicht weiter schlimm und die Entzündung verschwindet nach einigen Tagen von selbst.

Verschwindet die Entzündung nicht oder wird immer schlimmer, sollte man einen Tierarzt aufsuchen.

Das Zeckenhalsband

Parasitenhalsbänder wie das Scalibor, Preventic oder Seresto haben sich bewährt wenn es darum geht, Zecken fernzuhalten. Sie kosten je nach Hersteller zwischen 10 und 30 €.

Es wirkt so, dass Insektizide aus dem Halsband in die Haut aufgenommen werden. Diese wirken als Nervengifte für Parasiten, die versuchen sich auf dem Hund anzusiedeln, aber auch für alle anderen Tiere und den Menschen. Bei richtiger Handhabung geht von einem Zeckenhalsband jedoch keinerlei Gefahr für Mensch und Hund aus.

Wichtig ist, dass man das Halsband in der richtigen Größe für seinen Hund kauft, da die Dosierungen des Wirkstoffs im Halsband je nach Gewichtsangabe unterschiedlich sind. Auch sollte man darauf achten das Halsband abzunehmen, wenn der Hund badet, damit keine Giftstoffe ins Wasser gelangen.

Ein Antiparasitenhalsband wirkt mehrere Monate, allerdings entfaltet es erst nach einer zweiwöchigen Tragezeit seine volle Wirkung. Das sollte man vor allem bei geplanten Urlauben in Risikogebieten bedenken und rechtzeitig zum Tierarzt gehen.

Erfahren Sie hier mehr zum Thema: Das Zeckenhalsband.

Die Zeckenmittel

Die klassischen Zeckenmittel beim Hund sind immer noch Spot-ons wie Exspot und Frontline für je ca. 5€. Da die Wirkstoffe für Mensch und Hund bei Verwendungsfehlern gefährlich sein können, tauchen jedoch vermehrt Alternativen für Spot-on-Präparate und Halsbänder auf.

Recht neue Mittel sind Bravecto (ca. 30€ für 3 Monate) beziehungsweise Simparica (ca. 10€ für 1 Monat). Sie werden als Kautablette verabreicht und töten blutsaugende Parasiten über einen Wirkstoff aus der Gruppe der Isoxazoline, der sich im Hundeblut verteilt. Der Wirkstoff bleibt also im Hundekörper und stellt keine Gefahr für Mensch und Umwelt dar.

Die Hausmittel

Hausmittel sind gegen Zecken wenig sinnvoll, da sie zum einen unwirksam sind und dem Vierbeiner im schlimmsten Fall sogar schaden können. Eine Alternative stellt allerdings Kokosöl dar.

Die Laurinsäure im Kokosöl führt tatsächlich dazu, dass Zecken dem Hund fernbleiben. Allerdings müsste man den gesamten Hund in Kokosöl tränken, um einen sicheren Zeckenschutz zu erzielen. Eine Fingerspitze in einen Teil des Fells zu geben ist leider recht wirkungslos.

Die Homöopathie

Da Homöopathie den Körper zur Selbstheilung anregen soll, ergibt es bei Zecken keinen Sinn homöopathische Arzneimittel zu verabreichen. Eventuell können Homöopathika bei leichten Entzündungen nach einem Biss die Heilung unterstützen.

Die Prognose

Die Prognose hängt sehr stark von der eigentlichen Erkrankung ab. Hat der Hund lediglich eine Zecke, ist die Prognose sehr gut und das Problem erledigt sich von allein. Hat die Zecke ihn jedoch mit einer Krankheit infiziert, kommt es sehr stark darauf an, wie es um das Immunsystem des Hundes steht und wie weit die Krankheit bereits fortgeschritten ist, wenn man sie erkennt.

  • Anaplasmose: Mit gezielter Antibiotikagabe kann man eine Anaplamoseerkrankung gut in den Griff bekommen.
  • Babesiose: Ohne Behandlung sterben die von Einzellern befallenen Hunde sehr schnell. Durch mehrmalige Medikamentengabe kann man die Parasiten jedoch vollständig abtöten und der Hund verfügt ca. 1 – 2 Jahre über Immunität.
  • Borreliose: Durch eine mehrwöchige Antibiotikatherapie können in der Regel zwar alle Bakterien abgetötet werden, bereits entstandene Schädigungen des Nervensystems bleiben jedoch auch nach der erfolgreichen Behandlung weiter bestehen.
  • Ehrlichiose: Nach einer zweiwöchigen Behandlung mit Antibiotika sollte der Hund geheilt sein. Wichtig ist hier nur eine frühzeitige Erkennung, bevor es zu irreversiblen Schäden kommt.
  • FSME: In den meisten Fällen bleibt eine Infektion asymptomatisch. Die FSME führt jedoch, falls sie ausbricht, unbehandelt zum Tod der Hunde. Behandeln kann man hier lediglich die Symptome, überlebt der Hund eine Infektion heilt die Krankheit meist vollständig aus.
  • Hepatozoonose: Hat der Hund kein geschwächtes Immunsystem, bleibt die Erkrankung symptomlos. Sollte die Krankheit ausbrechen, ist eine klinische Heilung zwar möglich, der Erreger kann aber nicht vollständig abgetötet werden und so kann die Erkrankung jederzeit erneut ausbrechen. Dauerhafte Medikamentengabe kann die Gefahr eines Rückfalls vermindern.
  • Zeckenparalyse: Der Biss der Zecke führt hier innerhalb eines Tages zu Lähmungen bis hin zur Atemlähmung und damit schließlich zum Tod. Wird die Zecke rechtzeitig entfernt, kann sich die Lähmung innerhalb weniger Stunden wieder zurückbilden.

Die Kosten für die Behandlung

Genau wie die Prognose hängen auch die Kosten stark von dem zugrunde liegenden Problem ab. Die meisten Kosten fallen für eine Diagnose inklusive Blutuntersuchungen und benötigten Medikamente an, die man bei einigen Krankheiten sogar über mehrere Jahre geben muss.

Günstiger ist eine regelmäßige Zeckenprophylaxe, die genauen Preise für die jeweiligen Methoden sind im entsprechenden Abschnitt beschrieben.

Weiterführende Information

Nähere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter:

Alles rund über die Gesundheit des Hundes können Sie hier nachlesen.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 06.09.2018 - Letzte Änderung: 10.11.2021