Unter einem Maulkorb oder Beißkorb versteht man eine Konstruktion, die bei Hunden den Einsatz des Mauls einschränkt und das Beißen verhindern soll.
Für das Anlegen eines Maulkorbs gibt es diverse Gründe. Die meisten Menschen vermuten einen gefährlichen und übermäßig aggressiven Hund, wenn er ihnen mit Maulkorb entgegenkommt, doch das ist nicht immer der Fall. Nur die wenigsten Hunde sind Menschen gegenüber aggressiv, viel häufiger verstehen sie sich nicht so gut mit anderen Hunden und tragen einen Maulkorb, um Beißunfälle zu vermeiden.
Die Besitzer von sehr schüchternen und ängstlichen Hunden ziehen ihren Schützlingen auch häufig einen Maulkorb an, damit sie nicht vor Schreck nach Leuten schnappen, die versuchen sie zu streicheln. Einen ängstlichen Hund erkennt man unter anderem an nach hinten angelegten Ohren, einem eingezogenen Schwanz, angespannter Muskulatur und aufgestellten Nackenhaaren. Von solchen Hunden sollte man grundsätzlich Abstand halten und sich nur vorsichtig nähern, um ihnen unnötigen Stress zu ersparen.
Auch beim Tierarzt wird ängstlichen und aggressiven Hunden ein Maulkorb oder zumindest eine Maulschlinge angelegt, um das Personal zu schützen. Für Katzen gibt es übrigens keine Maulkörbe. Sie werden bei der Behandlung, wenn sie sich wehren, in ein Handtuch gewickelt oder in einen Spezialkäfig gesperrt.
Umgekehrt gibt es nicht nur Hunde, die vor Menschen Angst haben, sondern auch Menschen, die sich vor Hunden fürchten. Gerade große dunkle Hunde können sehr bedrohlich wirken. Einige Besitzer entscheiden sich daher zum Beispiel in der vollen Innenstadt dafür, ihrem Hund einen Maulkorb anzuziehen, um es anderen Leuten zu erleichtern ohne Angst an ihrem Hund vorbeizugehen. Auf der einen Seite fühlen sich viele Leute dadurch zwar sicherer, auf der anderen Seite könnte man aber auch fälschlicherweise zu dem Schluss kommen, es würde sich um einen gefährlichen Hund handeln.
Auch gesetzliche Vorschriften können der Grund für einen Maulkorb sein. In manchen Städten zum Beispiel dürfen Hunde nur mit Maulkorb und kurzer Leine in öffentlichen Verkehrsmitteln mitfahren. Listenhunde ohne Wesenstest müssen ebenfalls einen Maulkorb tragen. Mehr zu den gesetzlichen Vorschriften ist im Abschnitt „Maulkorbpflicht“ zu finden.
Möchte man mit einem jungen Hund trainieren ohne Leine zu laufen, kann ein Maulkorb gerade bei Hunden mit starkem Jagdtrieb zusätzliche Sicherheit geben, bis der Hund gut hört und man ihm vertraut. Ebenso kann man Maulkörbe einsetzen, wenn man einen Hund in eine neue Gruppe integrieren möchte, zum Beispiel auf der Hundewiese, wenn man sich nicht sicher ist, wie die Hunde aufeinander reagieren.
Bei Windhunderennen tragen die Hunde auch Maulkörbe, damit sie sich nicht im Köder verbeißen.
Zudem können Maulkörbe helfen, verfressene Hunde daran zu hindern, bei Spaziergängen Müll vom Boden aufzusammeln.
Die Kosten für einen Maulkorb unterscheiden sich stark je nach Art, Model, Größe, Eignung und Qualität des Maulkorbs. Auch der jeweilige Händler hat Einfluss auf die Kosten.
Im Internet findet man Modell bereits ab 3€. Möchte man jedoch einen speziell angepassten Maulkorb für einen 80kg Schutzhund, steigt der Preis maßgeblich.
Zusätzlich sind Nylonmaulschlaufen wesentlich günstiger als Gittermaulkörbe. Erstere gibt es in solider Verarbeitung schon für 10€, bei Gittermaulkörben muss man, wenn sie stabil sein sollen und nicht nur als Fraßschutz dienen, deutlich tiefer in die Tasche greifen.
Um ein passendes Exemplar sowohl für den Hund als auch für die primäre Nutzung mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis zu finden, lässt man sich am besten individuell in einem Fachgeschäft beraten.
Das klassischste und bekannteste Modell ist wohl der Gittermaulkorb. Hierbei handelt es sich um ein Plastik- oder Metallgitter, dass das Hundemaul großräumig umfasst. So kann der Hund zwar hecheln und trinken, beißen ist durch die stabile Gitterkonstruktion jedoch nicht möglich. Wichtig ist hierbei ein guter Sitz und bestenfalls eine Abpolsterung zum Gesicht hin. Nachteilig am Gittermaulkorb sind das recht hohe Gewicht sowie das sperrige Format.
Beim Hundesport wie zum Beispiel Windhunderennen sind großzügige Maulkörbe vorgeschrieben, damit die Hunde uneingeschränkt atmen und hecheln können, um ein Überhitzen zu vermeiden.
Maulschlaufen aus Nylon sehen weniger bedrohlich aus und wirken angenehmer und weicher für den Hund. Allerdings verrutschen sie dafür auch leicht und hindern den Hund am Hecheln und Trinken. Die Maulschlaufe eignet sich daher wenig für freilaufende Hunde oder Hundesport, ideal ist sie jedoch für die Tierarztpraxis und für Spaziergänge mit unsicheren Hunden an der kurzen Leine.
Tierärzte verwenden manchmal auch einfach Mullbinden, die für eine kurze Behandlungsdauer das Hundemaul fixieren. Ohne Sachkenntnis sollte man dies zu Hause jedoch nicht nachmachen, da man den Hund dabei verletzen kann und diese Maulschlingen nur notdürftig halten und leicht verrutschen, wenn niemand zusätzlich den Hundekopf fixiert.
Die Maulschlinge ist nicht zu verwechseln mit einem sogenannten „Halti“, das ähnlich wie ein Halfter bei Pferden dazu dient, mehr Einfluss auf den Hund beim Führen zu haben. Sie können Hunde nicht am Beißen hindern.
Beim Anlegen des Maulkorbs sollte man zum einen auf den richtigen Sitz am Hundekopf achten und darauf, dass er fest verschnallt ist und sich nicht wieder lösen kann. Zum anderen ist es wichtig, den Hund zuvor an den Maulkorb zu gewöhnen, damit er nicht panisch reagiert und versucht, sich den Maulkorb wieder auszuziehen.
Handelt es sich um einen besonders aggressiven oder ängstlichen Hund, muss man natürlich auch aufpassen, selbst nicht verletzt zu werden.
Entscheidet man sich dafür, seinem Hund einen Maulkorb anzulegen, ist es sehr wichtig, dass dieser perfekt passt. Ein schlecht sitzender Maulkorb kann für den Hund selbst oder für die Menschen und Hunde in seiner Umgebung gefährlich sein.
Ist der Maulkorb zu eng, kann es zu Druckstellen und Hautabschürfungen kommen. Außerdem kann ein zu enger Maulkorb den Hund am Hecheln und Trinken hindern, was bei sportlicher Belastung und hohen Temperaturen zu Überhitzung bis hin zu Kreislaufversagen und Tod führen kann.
Ist der Maulkorb hingegen zu groß, kann er unter Umständen verrutschen und den Hund so verletzen oder das Beißen trotz Maulkorb ermöglichen.
Um einen perfekt sitzenden Maulkorb zu finden, lässt man sich am besten in einem Fachgeschäft beraten und probiert verschiedene Modelle und Passformen aus.
Trägt der Hund einen Gittermaulkorb, kann er, sofern dieser groß genug ist ganz normal durch das Gitter trinken. Bei einer richtig sitzenden Maulschlaufe hingegen ist das Maul des Hundes so fixiert, dass er es nicht mehr öffnen kann. Daher kann der Hund nicht richtig oder gar nicht trinken und unter anderem deshalb eignet sich eine Maulschlaufe nicht für einen dauerhaften Einsatz.
Grundsätzlich benötigt jeder Hund der einen Maulkorb tragen soll vorab eine Art „Maulkorbtraining“, da ein Fremdkörper im Gesicht verständlicherweise immer erst einmal Stress bedeutet.
Im ersten Schritt geht es darum, dem Hund zu zeigen, dass ein Maulkorb nichts schlimmes ist und er keine Angst haben muss. Man zeigt dem Hund den Maulkorb und lässt ihn daran schnuppern. Zusätzlich kann man mit Stimme, Streicheleinheiten und Leckerlis belohnen.
Reagiert der Hund darauf positiv, kann man langsam anfangen, den Maulkorb über die Hundeschnauze zu ziehen, jedoch noch nicht zu verschließen. Zu Beginn nur wenige Zentimeter für zwei oder drei Sekunden, dann folgt eine Belohnung. Sowohl die Tiefe als auch die Zeitspanne kann man (angepasst an das Verhalten des Hundes!) langsam steigern. Wichtig sind hierbei Geduld und Ruhe.
Verfällt der Hund in Stress oder fühlt sich sichtlich unwohl, geht man lieber nochmal einen Schritt zurück oder übt zwischendurch etwas, was der Hund bereits gut kann. Auch sollte man drauf achten, den Hund nicht durch zu lange Trainingseinheiten zu überfordern, der Prozess kann mehrere Tage bis Wochen dauern.
Der nächste Schritt beginnt, wenn der Hund das Anlegen des Maulkorbs ohne Probleme akzeptiert. Nun kann man den Maulkorb verschließen, auch hier erstmal nur für kurze Zeit. Idealerweise gibt man dem Hund zu verstehen, dass es sich beim Tragen eines Maulkorbs um eine ganz normale Trainingseinheit wie „Sitz“ oder „Platz“ handelt, die nicht schlimm ist und danach sogar belohnt wird.
Auf keinen Fall sollte das Tragen eines Maulkorbs eine Strafe sein.
Lässt man das Maulkorbtraining ausfallen und gewöhnt den Hund nicht an den Maulkorb, ist es wahrscheinlich, dass er versuchen wird, ihn selbstständig wieder auszuziehen. Dabei kann er den Maulkorb nicht nur zerstören, sondern auch sich selbst verletzen.
Mehr zum Thema: So erziehen Sie Ihren Hund erfolgreich
Da immer häufiger freilaufende Hunde Giftködern zum Opfer fallen, die Hundehalter ihren Vierbeiner jedoch nicht dauerhaft an der kurzen Leine führen möchten, gibt es die Möglichkeit, dem Hund während des Freilaufs einfach einen Maulkorb anzuziehen. So kann er ungehindert rennen und mit anderen Hunden toben, ohne sich in einer Leine zu verheddern.
Für diesen konkreten Fall gibt es spezielle Plastikmaulkörbe, die ähnlich aufgebaut sind wie normale Gittermaulkörbe nur mit breiteren Streben. Dadurch wird der Hund zwar am Fressen größerer Brocken gehindert, jedoch wird es einem verfressenen Labrador mit Sicherheit trotzdem gelingen beispielsweise Hackfleisch durch die Löcher zu verschlingen.
Aus welchen Materialien ein Maulkorn bestehen sollte, hängt zum einen von der Verwendung und zum anderen von persönlichen Vorlieben ab.
Gittermaulkörbe können entweder aus Metall oder Plastik oder einer Kombination beider Materialien bestehen. Während das Metall relativ schwer ist, ist Plastik leicht und dadurch angenehmer zu tragen. Allerdings ist ein Metallmaulkorb deutlich stabiler. So eignet sich für Schutzhunde oder Hundesport eher ein Metallmaulkorb, während als Fressschutz gegen Giftköder ein Plastikmaulkorb vollkommen ausreichend ist.
Maulschlaufen sind aus Textil, meist Nylon, um somit weich und passen sich gut der Kopfform an, dürfen aber nicht dehnbar sein.
Auch Maulkörbe aus Biothane kann man in seltenen Fällen finden. Hierbei handelt es sich allerdings in den meisten Fällen um spezielle Maßanfertigungen.
In einigen deutschen Städten sowie in Zügen der deutschen Bahn gibt es für Hunde in öffentlichen Verkehrsmitteln eine Maulkorbpflicht. Alternativ gibt es bei kleinen Hunden auch die Möglichkeit, sie in Reisetaschen und Transportboxen mit in Zug oder Bus zu nehmen. In welchen Städten die Maulkorbpflicht gilt, und was es im Ausland für Verordnungen gibt, erfragt man am besten vorab bei der zuständigen Behörde.
Auch sogenannte Listenhunde müssen außerhalb privater Grundstücke einen Maulkorb tragen und an einer kurzen Leine geführt werden. Durch einen Wesenstest können sie allerdings in einigen Bundesländern von der Maulkorbpflicht befreit werden. Oft sind auch sehr alte Hunde sowie Welpen von der Regelung ausgeschlossen.
Mehr zum letzten Thema kann man im Artikel über Kampfhunde finden oder in den jeweiligen Länderverordungen.
Lesen Sie mehr zum Thema: Der Kampfhund
Ist der Hund besonders groß oder sehr winzig, kann es sein, dass er einen Maulkorb nach Maß benötigt, da es schlicht und ergreifend kein Modell in der passenden Größe gibt.
Auch für Schutzhunde kann ein Maulkorb nach Maß erforderlich sein, da er perfekt passen sollte und unter Umständen hohen Belastungen standhalten muss.
Ein weiterer Grund für einen spezialangefertigten Maulkorb sind persönliche Vorlieben betreffend Form, Material und Farbe.
Hat man jedoch keine speziellen Sonderwünsche und möchte den Maulkorb „nur“ im Alltag einsetzen, ist kein maßangefertigter Maulkorb nötig, da es im Handel schon Maulkörben in zahlreichen Ausführungen gibt.
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