Mein Hund erbricht - Was ist die Ursache?

Ein Hund, der sich erbricht, würgt aktiv durch Kontraktion der Bauchmuskulatur angedautes Futter hoch und spuckt dieses wieder aus. Beim Brechen verspürt der Hund genauso wie wir Menschen, wenn wir uns übergeben müssen, eine Übelkeit vor dem Brechreiz.

Das Erbrechen kann vom Magen herrühren, aber auch ganz andere Ursachen haben. Prinzipiell handelt es sich um einen Schutzmechanismus des Körpers, um sich von schädlichen Stoffen zu befreien.

Die Ursachen

Die naheliegendste Ursache des Erbrechens ist ein Problem im Magen-Darm-Trakt. Das Erbrechen kann fütterungsbedingt oder krankhaft sein. Überfrisst der Hund sich oder ist das Futter schlecht oder unverträglich durch eine Futtermittelallergie, kann dies ein Brechen genauso auslösen wie Entzündungen, Tumore oder Parasiten im Verdauungsapparat.

Auch Obstruktionen, also Verschlüsse, die dazu führen, dass der Mageninhalt nicht durch den Darm weiter abtransportiert werden kann, lösen Übelkeit aus. Weniger naheliegend sind die „extragastrointestinalen“ Ursachen des Erbrechens. Da der Brechreiz vom zentralen Nervensystem (Gehirn) ausgelöst wird, können auch Angst, Schmerz, erhöhter Hirndruck oder eine Enzephalitis die Ursache des Brechens sein.

Logisch ist auch, dass manche Medikamente oder Gifte sowie metabolische Ungleichgewichte oder auch vestibuläre Probleme (Probleme im Gleichgewichtsorgan) wie eine Reiseübelkeit das Erbrechen auslösen können. Weniger offensichtlich als Ursache sind Leber- oder Nierenentzündungen, Gebärmuttervereiterungen, Harnwegsverschlüsse oder Herzinsuffizienzen. 

Die Symptome

Das Erbrechen teilt sich in drei Phasen und ist in der Regel gut zu erkennen. Es kommt zunächst zu einer Phase der Übelkeit (Nausea). Der Hund ist entweder apathisch oder unruhig, zittert oder läuft herum. Dabei leckt er sich die Lippen, kaut und schluckt vermehrt. Durch den verstärkten Speichelfluss und die dadurch ausgelösten wiederholten Schluckbewegungen wird zum einen der Schließmuskel des Magens relaxiert und zum anderen die Speiseröhre durch den Speichel vor der Magensäure geschützt.

Auf die Übelkeit folgt ein Würgereiz. In der Würgephase spannt der Hund die Bauchmuskeln an, streckt den Hals nach vorne unten und drückt den Mageninhalt retrograd, also statt weiter in den Darm wieder Richtung Maul zurück. Dabei entspannt sich die Speiseröhre und es kommt in der letzten Phase zum Brechakt. Durch Kontraktion von Bauchmuskulatur, Zwerchfell und Magen wird der Mageninhalt durch Speiseröhre und Maulhöhle ausgeworfen. Dieser Prozess ist ein Reflexgeschehen, welches durch das sogenannte Brechzentrum im Gehirn über verschiedene Neurotransmitter ausgelöst und gesteuert wird.

Insgesamt handelt es sich beim Erbrechen des Hundes um den gleichen Vorgang wie beim Erbrechen des Menschen.

Die Diagnose

Die Diagnose wird nach einem Vorgespräch mit dem Besitzer und einer klinischen Untersuchung gestellt. Bei der klinischen Untersuchung prüft der Tierarzt Schleimhäute, Atem- und Herzfrequenz und tastet den Bauch des Hundes ab.

Wichtig im Vorgespräch mit dem Besitzer ist, das Erbrechen (Vomitus) vom Regurgitieren zu unterscheiden. Beim Regurgitieren gibt es im Unterschied zum Erbrechen keine Übelkeit und keinen Brechreiz mit Würgen und Bauchkontraktionen. Das Abdomen des Hundes wird zu Aufklärung abgetastet auf Schmerzen, Fremdkörper, Organveränderungen, abnormale Massen und Flüssigkeitsansammlungen. Anschließend kann zur Ursachenabklärung eine Blut- sowie eine Röntgen- und eine Ultraschalluntersuchung vorgenommen werden.

Mein Hund erbricht gelb

Die gelbe Farbe von Erbrochenem deutet darauf hin, dass sich ihm Galle beigemengt ist. Galle stammt aus der Gallenblase, einer Anhangsdrüse der Leber und wird zur Verdauung in den vorderen Teil des Dünndarms entleert. Sie dient hauptsächlich der Fettverdauung.

Die gelbe Färbung von Erbrochenem zeigt also an, dass der Magen sich entleeren kann und die Nahrung bis in den Dünndarm weitertransportiert wurde. Eine Magenentleerungsstörung in Richtung des Darms lässt sich durch diesen Befund also ausschließen.

Zu Galle im Erbrochenen kommt es bei vielen Erkrankungen, die Erbrechen auslösen, bei denen das Problem im vorderen Dünndarm liegt. Zum Beispiel findet sich Galle im Erbrochenen bei einer Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis).

Mein Hund erbricht gelb - Ist das gefährlich?

Mein Hund erbricht weißen Schaum

Erbricht der Hund weißen Schaum oder durchsichtigen Schleim und kein angedautes Futter, ist meist auch kein Futter mehr im Magen. Ursache kann eine Übersäuerung des Magens durch zu viel Produktion von Magensäure sein. Diese dient eigentlich dem Aufschließen der Nahrung und dem Abtöten von schädlichen Mikroorganismen, die mit dem Futter aufgenommen werden, kann aber auch die Magenschleimhaut reizen und in großem Überschuss zu Erbrechen führen. Oft erbricht der Hund morgens vor dem Fressen. Tritt dies häufiger auf, sollte man den Magen untersuchen lassen und eventuell ein Magenschutzmittel geben.

Geht es dem Hund akut sehr schlecht und er erbricht weißen Schaum, kann dies besonders bei großen Hunden auch auf eine Magendrehung hindeuten. Der Hund schluckt Speichel ab, der Magen hat sich jedoch um seine eigene Achse gedreht und sich dadurch geschlossen. Der abgeschluckte Speichel kann nicht weitertransportiert werden und wird als weißer Schaum wieder erbrochen. Bei Verdacht auf Magendrehung suchen Sie sofort den Tierarzt auf, denn diese ist lebensgefährlich!

Mein Hund erbricht Blut

Erbricht der Hund Blut, kann dies verschieden aussehen. Handelt es sich um frisches hellrotes Blut, ist davon auszugehen, dass das Blut aus dem vorderen Teil des Verdauungstraktes rührt. Dazu gehören Maulhöhle, Speiseröhre, Magen und vorderer Darm. Auch denken sollte man an Nase, Rachen und Luftröhre.

Ist das Blut jedoch angedaut und hat eine kaffeesatzartige Farbe, spricht dies für größere Mengen Blut im vorderen Magendarmtrakt, welches dort schon längere Zeit gewesen ist. Alternativ kommt abgeschlucktes und dadurch verdautes Blut aus Nase oder Rachen in Frage. Dass das Blut aus den Anhangdrüsen des Magens (Pankreas, Leber, Galle, etc.) rührt, ist eher unwahrscheinlich.

Blutungen können durch spitze oder scharfe Fremdkörper verursacht werden, die abgeschluckt wurden und dabei oder beim erbrechen die Schleimhaut des Verdauungsapparats geschädigt hat. Außerdem in Frage kommen Parasitenbefall, Entzündungen oder Tumore.

Erbrechen und Durchfall

Vor allem bei Magen-Darm-Infekten, die viral oder bakteriell bedingt sind, treten häufig Erbrechen und Durchfall zusammen auf. Man spricht auch von „Brechdurchfall“. Sowohl Magen- als auch Darmschleimhaut sind durch die schädlichen Mikroorganismen gereizt oder es kommt zu einem Ungleichgewicht der Mikroorganismen im Magendarmtrakt.

In diesem Fall sind nach dem Aufhören des Erbrechens und des Durchfalls Probiotika angezeigt, um den Bakterienhaushalt im Darm wieder zu stabilisieren. Erbrechen und Durchfall sind außerdem unspezifische Symptome bei vielen Krankheiten, die das Allgemeinbefinden schwächen.

Mein Hund erbricht Kot

Es gibt das Phänomen der „Miserere (lateinisch: „erbarme mich“) oder auch „Koproemesisis“ (griechisch: „Kot erbrechen“). Dieses tritt bei komplettem Darmverschluss oder einer defekten Ileocaecalklappe (Klappe, die sich am Ende des Dünndarms befindet) auf.

Wird Kot erbrochen, muss der Darminhalt bereits bis in den Dickdarm transportiert worden sein und von dort aus den langen Weg durch den Dünndarm zurück in den Magen gelangt sein, um erbrochen werden zu können. Den Rückstrom des Dickdarminhalts in den Dünndarm verhindert üblicherweise außerdem die Ileocaecalklappe. Insgesamt ist dieses Phänomen sehr selten und tritt auch bei einem Darmverschluss (Ileus) nur selten auf!

Erfahren Sie hier mehr zum Thema: Würmer beim Hund.

Mein Hund erbricht Würmer

Ist der Hund extrem verwurmt, kann es vorkommen, dass er die Würmer mit dem Kot ausscheidet oder auch erbricht. Die häufigsten Parasiten im Magen-Darm-Trakt des Hundes sind Nematoden wie Spulwürmer (Ascariden), Hakenwürmer (Ankylostoma, Uncinaria), Peitschenwürmer (Oxyuren) und Magenwürmer (Ollulanus) sowie Bandwürmer (Cestoden) wie Gurkenbandwürmer (Dipylidium), Taenia- und Echinococcen-Arten.

Die Würmer wandern durch den Magen-Darm-Trakt und können so bei Erbrechen zufällig mit erbrochen werden oder bei großem Befall auch das Erbrechen auslösen.

Wann muss ich zum Tierarzt?

Das Gefährliche am Erbrechen ist, dass der Hund sehr viel Flüssigkeit verliert und sich das Elektrolyt- sowie das Säure-Basen-Verhältnis im Körper verschiebt und der Hund so dehydrieren und einen Kreislaufschock erleiden kann. Ist der Allgemeinzustand des Hundes schlecht, sollten Sie auf jeden Fall zum Tierarzt gehen.

Geht es dem Hund bis auf das Erbrechen gut, kommt es auf die Häufigkeit des Erbrechens an, ob die Ursache abgeklärt werden muss. Erbricht der Hund sich alle paar Monate oder nur zweimal im Jahr und ansonsten geht es ihm gut, ist das in der Regel kein Grund zur Sorge. Anders sieht es aus, wenn der Hund häufiger bricht. Dann sollte die Ursache frühzeitig abgeklärt und wenn möglich behoben werden. 

Die Behandlung

Die Behandlung des Erbrechens erfolgt zunächst symptomatisch. Das bedeutet, dass je nach Allgemeinzustand eine Infusion erfolgt, um den Hund mit Flüssigkeit und Elektrolyten zu versorgen.

Um das Erbrechen zum Stillstand zu bringen, gibt es auch sogenannte Antiemetika. Dies sind Medikamente, die zentral den Brechreiz verhindern. Diese sollten aber mit Vorsicht angewandt werden, da sie nicht die eigentliche Ursache des Erbrechens beheben. Bei einem Darmverschluss würde die Gabe von einem Antiemetikum die Symptome des Hundes zum Beispiel noch verschlechtern. Daher sollten immer der Vorbericht des Besitzers und das restliche klinische Bild des Hundes in die Diagnose miteinfließen und zu deren Sicherung eventuell auch Röntgen-, Ultraschall- und Blutuntersuchung hinzugezogen werden.

Die Behandlung erfolgt dann entsprechend der gefundenen Ursache. Bei einer Infektion des Magen-Darm-Trakts ist ein Antiemetikum und ein Antibiotikum indiziert, wohingegen bei einem Darmverschluss eine Operation notwendig ist. In der Nachbehandlung sollte der Hund mit Schonkost gefüttert werden, um den Verdauungsapparat möglichst nicht weiter zu reizen.

Die Hausmittel

Hat der Hund einen empfindlichen Magendarmtrakt, kann es helfen, ihn mit einer Möhrensuppe zu füttern. Dafür werden Möhren bei niedriger Temperatur mindestens zwei Stunden lang gekocht und dann püriert. Man nimmt 500g Möhren auf 1 L Wasser. Am Ende wird die Suppe mit abgekochtem Wasser wieder auf einen Liter aufgefüllt. Die Möhren setzen beim Kochen Oligogalakturonsäuren frei. Dies sind Zucker, die von ihrer Struktur her den Rezeptoren in der Darmschleimhaut ähneln, sodass Keime, die die Magendarmschleimhaut angreifen, anstatt an den Rezeptoren der Schleimhaut an den Zuckern andocken und mit ihnen ausgeschieden werden.

Außerdem hilft es, den Hund mit Schonkost zu füttern. Dazu gehören Reis, Frischkäse, gekochte Kartoffeln und Hähnchen. Auch der Sud vom Hähnchenkochen kann verfüttert werden. Wichtig ist dabei, den Hund in vielen kleinen Portionen am Tag zu füttern, damit der Magen möglichst entlastet wird.

Die Homöopathie

Auch bei der homöopathischen Therapie ist die Ursache des Erbrechens von größter Bedeutung. Bei einem überladenen Magen hilft Antimonium crudum, wohingegen bei einer Reisekrankheit Cocculus die richtige Wahl ist.

Bei anhaltender Übelkeit nach dem Erbrechen kann Ipecacuanha genutzt werden. Des Weiteren Mittel gegen Erbrechen sind Nux vomica und Tabacum. Helfen diese Mittel jedoch nicht und macht ihr Hund einen schlechten Allgemeineindruck, suchen Sie einen Tierarzt auf!

Die Dauer

Erbrechen kann einmalig auftreten und der Hund sich dabei nach einer kurzen Übelkeit von wenigen Minuten direkt erbrechen bevor es ihm wieder vollständig gut geht.

Es kann jedoch auch mehrmals über den Tag verteilt immer wieder auftreten oder es kann dem Hund so schlecht gehen, dass er, kaum dass er sich übergeben hat, direkt wieder würgt. Wichtig ist, dass Erbrechen, das über eine lange Zeit anhält oder über mehr als ein bis zwei Tage immer wieder kommt, behandelt wird!

Die Prognose

Die Prognose beim Erbrechen ist sehr stark abhängig von der Ursache. Handelt es sich um ein Erbrechen bei gutem Allgemeinzustand, ist die Prognose in der Regel ebenfalls gut. Ist der Allgemeinzustand extrem schlecht, ist auch die Prognose schlechter. Einem Hund mit Magen-Darm-Infekt kann es jedoch auch sehr schlecht gehen und mit einer Infusion und Therapie geht es ihm innerhalb von wenigen Tagen wieder gut.

Anders sieht es bei einem Darmversschluss aus. Hier ist die Prognose eher vorsichtig und abhängig von der schnellen Behandlung zu stellen.

Die Kosten für die Behandlung

Lässt man den Hund beim Tierarzt untersuchen, folgt zunächst eine allgemeine Untersuchung mit Beratung der weiteren Folgeuntersuchungen (13 – 40 €). Jede Folgeuntersuchung im gleichen Krankheitsfall kostet dann 10 – 30 €.

Werden Röntgenbilder angefertigt, kosten diese zwischen 20 und 96 € pro Bild. Eine Ultraschalluntersuchung kostet zwischen 40 und 115 €. Meist werden auch Medikamente gespritzt. Jede Injektion kostet zwischen 6 und 17 € plus die Kosten, die das Medikament selbst verursacht.

In der Folge werden oft noch Tabletten verschrieben. Wird eine Operation notwendig, steigen die Kosten entsprechend dessen, was operiert werden muss. Eine Eröffnung der Bauchhöhe (Laparotomie) kostet zwischen 76 und 230 €, eine Darmresektion 225 – 675€, eine Enterotomie 180 – 540 € und eine Magenresektion 225 – 675 €.

Wie kann ich meinen Hund zum Erbrechen bringen?

Erbrechen ist ein Schutzmechanismus des Körpers. Daher kann es in manchen Fällen auch gewünscht sein, den Hund erbrechen zu lassen. Hat der Hund beispielsweise einen Fremdkörper gefressen, ist es oft sinnvoller diesen ausbrechen zu lassen, als ihn durch den ganzen Bauch wandern zu lassen, da so die Gefahr einer Verletzung durch den Fremdkörper weniger groß ist.

Den Hund selbst zum Erbrechen zu bringen sollte nicht versucht werden. Fahren Sie dazu zum Tierarzt!

Dieser wird dem Hund ein sogenanntes Emetikum spritzen, also ein Medikament, welches beim Hund einen Brechreiz auslöst. Handelt es sich um einen spitzen Fremdkörper, zum Beispiel Steine oder eine Schraube, ist es sinnvoll, den Hund vor dem Erbrechen lassen mit Sauerkraut zu füttern bevor man ihn erbrechen lässt, da dieses sich um den Fremdkörper wickelt und so Magen- und Speiseröhrenschleimhaut vor dem scharfen Fremdkörper schützt, wenn dieser erbrochen wird. Hat der Hund Rattengift gefressen, reicht es oft nicht den Hund erbrechen zu lassen, sondern der Magen muss mit einer Schlundsonde geleert und gespült werden.

Lesen Sie mehr über dieses Thema unter: Den Hund zum Erbrechen bringen.

 

Weiterführende Information

Nähere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter:

Informieren Sie sich hier rund über die Gesundheit ihres Hundes.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 06.09.2018 - Letzte Änderung: 10.11.2021