Das Kurzdarmsyndrom oder auch "short bowel desease" genannt, tritt bei Hunden oft nach einer Operation am Darm auf, bei der größere Abschnitte des Dünndarms entnommen werden mussten. Am häufigsten kommt es zu Symptomen, wenn der Dünndarm etwa zur Hälfte entfernt wurde. Darüber hinaus kann dieses Syndrom auch eine angeborene Missbildung des Dünndarms sein. In beiden Fällen äußert sich das Syndrom durch eine gestörte und unzureichende Aufnahme von Nährstoffen (Malabsorption) sowie durch starken Durchfall. Da im Dünndarm die Aufnahme der Nährstoffe stattfindet, ist diese bei einem Kurzdarmsyndrom weitestgehend gestört bzw. schafft der verbliebene Restdarm nicht, die für den Körper notwendigen Nährstoffe aufzunehmen.
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Die Ursachen für das Kurzdarmsyndrom beim Hund sind neben dem angeborenen Fehlen großer Abschnitte des Dünndarms die operative Entfernung großer Anteile des Dünndarms. Die Ursache für einen derartigen Eingriff kann vielfältig sein, was das Entfernen der betroffenen Darmabschnitte notwendig für das Überleben des Hundes macht. Zum Beispiel kann ein Darmverschluss (Ileus) des Dünndarms größere Abschnitte des Darmes absterben lassen, wodurch diese als Ergebnis entfernt werden müssen. Ein Ileus kann beispielsweise durch eine Darmeinstülpung (Invagination), einen Fremdkörper, eine Verstopfung oder einen Darmtumor verursacht werden. Auch das verdrehen von Darmschlingen (Volvulus) kann zum Absterben des Geschlinges führen, sodass eine Operation zur Darmentfernung zwingend erforderlich ist. Außerdem kann beispielsweise ein Eingeweidebruch (Hernie) einige Darmschlingen einklemmen und die Blutgefäßversorgung abklemmen, sodass der Darm abstirbt oder eine schwere Darmentzündung (Enteritis) oder andere schwere Entzündungen im Bauchraum für einen krankhaften Darm ursächlich sind, der nun operativ entfernt werden muss.
Zeigt der Hund Beschwerden, kann der Tierarzt durch unterschiedliche Untersuchungen das Kurzdarmsyndrom diagnostizieren, bzw. die Mangelerscheinungen, die es verursacht, therapieren. Zum Beispiel kann eine umfangreiche Kot Untersuchung präzise Aussagen darüber machen, inwieweit die Nahrung verdaut werden konnte und den Körper mit Nährstoffen versorgt hat. Außerdem kann mittels Röntgenaufnahmen, Ultraschalluntersuchung oder Computer Tomographie (CT) der Magen-Darmtrakt begutachtet werden. Regelmäßige Gewichtskontrollen und Blutuntersuchungen können ergänzend durchgeführt werden, um den Verlauf der Erkrankung zu beobachten.
Hunde mit Kurzdarmsyndrom zeigen bei normaler Futteraufnahme starken Gewichtsverlust. Sie sind matt und abgeschlagen, können auch von starkem Durchfall geplagt sein oder haben einen sogenannten Fettstuhl. Auch Dehydrierung und Mangelerscheinungen zeigen sich oft, da sie durch den Durchfall sehr viel Wasser verlieren. In der Regel treten derartige Symptome erst auf, wenn der Dünndarm bis zur Hälfte, bzw. bis zu zwei Dritteln entfernt wurde oder fehlt, weil der Restdarm nicht in der Lage ist, die fehlenden Darmabschnitte zu kompensieren. Je nachdem welche Dünndarmabschnitte entfernt wurden, zeigen sich unterschiedliche Mängel, da die Dünndarmabschnitte unterschiedliche Funktionen haben. So kann sich z.B. eine unzureichende Aufnahme von Gallensäuren und Vitamin B12 äußern, wenn der Krummdarm (Ileum) auch entfernt werden musste.
Musste ein großer Dünndarmabschnitt entfernt werden, konzentriert sich die Behandlung auf die optimale Versorgung des Patienten mit Nährstoffen. Die Nahrungsaufnahme durch das Kurzdarmsyndroms ist nun nicht mehr vollständig gewährleistet und es gilt Mängel vorzubeugen. Flüssigkeit und Elektrolyte und gegebenenfalls Mineralstoffe werden dazu über Infusionen verabreicht. Außerdem wird die Nahrung so angepasst, dass ein auf diese Darmerkrankung konzipiertes, fettreduziertes Futter den Darm in seiner Verdauung nicht unnötig belastet, und um Nährstoffversorgung des Restdarms zu gewährleisten. Möglicherweise kann nach einer Darm-OP dieses Futter in Form einer Flüssignahrung notwendig sein, das dann nach und nach auf festes Futter umgestellt wird. Außerdem muss überprüft werden, inwiefern der Restdarm zukünftig in der Lage ist, das Entfernen der Darmabschnitte zu kompensieren oder ob ein dauerhafter Ausgleich der Nährstoffe notwendig wird. Besteht bereits ein Mangel, muss dieser ausgeglichen werden und der Hund langfristig engmaschig kontrolliert werden. Dementsprechend richtig sich die Behandlung nach dem klinischen Bild des Patienten bzw. nach den Blutuntersuchungen.
Ein Hund mit Kurzdarmsyndrom muss je nach Schweregrad der Erkrankung regelmäßig untersucht und gewogen werden und fordert eine intensive Betreuung durch den Tierarzt, da besonders Hunde mit chronischem Durchfall Gefahr laufen zu dehydrieren. Um eine Unterversorgung an Nährstoffen vorzubeugen hält man sich dazu am besten an die Anweisungen des Tierarztes oder des Futterberaters, der einen individuellen Ernährungsplan für ihren Hund erstellt. Andernfalls kann sich die Lebensqualität ihres Vierbeiners sowie der Therapieerfolg verschlechtern.
Das Kurzdarmsyndrom ist nicht zu heilen, daher ist die Therapie lebenslang. Allerdings richtet sie sich nach dem Schweregrad des Syndroms, da Mangelerscheinungen erst auftreten, wenn der Dünndarm etwa zur Hälfte entfernt werden musste. Bestenfalls schafft der Restdarm die Darmentnahme zu kompensieren. Dann reicht es, regelmäßig das Gewicht zu kontrollieren und ein Kurzdarmsyndrom-kompatibles Futter zur Entlastung des verbliebenen Darms zu füttern.
Je nach Schweregrad des Syndroms fällt auch die Prognose aus, da sie einerseits davon abhängig ist, wie der verbliebene Teil des Darmes die Resorption der Nährstoffe allein stemmen kann und andererseits, wie der Patient auf die Behandlung anspricht. Bestenfalls reichen engmaschige Gewichtskontrollen, regelmäßige Blutuntersuchungen und eine Futteranpassung aus, um sich auf dieses Syndrom mit guter Lebensqualität und ohne verminderte Lebenserwartung einzustellen. Allerdings kann auch eine lebenslange Substitution von Flüssigkeit mit Elektrolyten und Mineralstoffen durch die anhaltenden Durchfälle, sowie je nach Mangel weitere Maßnahmen und intensive Betreuung durch den Tierarzt, erforderlich werden.
Da sich die Kosten nach dem Schweregrad des Kurzdarmsyndroms richten, sind die diese sehr individuell ausgeprägt. Bei einer geringgradigen Ausprägung des Syndroms kommen neben den Standard Tierarzt-Kosten im Jahr keine signifikant höheren Kosten auf Sie zu. Während sich die Gewichtskontrollen einfach zu Hause im Auge behalten lassen, kommen bei einer mittel- bis hochgradiger Ausprägung des Kurzdarmsyndroms für regelmäßige Blutuntersuchungen (ca. 50 Euro) im Quartal, Infusionen bei Bedarf (ca. 30 Euro) und möglicherweise einer Intensivbetreuung (ca. 20 Euro pro Tag). Zusätzlich können Kosten für Spezialfutter und Beratungsgebühren anfallen.
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