Mein Hund hat Blähungen

Unter Blähungen versteht man eine gesteigerte Menge Luft im Darm.
Diese entsteht durch ganz unterschiedliche Ursachen wie beispielsweise abgeschluckte Luft, Fehlgärungen, einer ungünstigen Lebensmittelzusammensetzung oder Lebensmittelunverträglichkeiten.
Wird deutlich zu viel Gas gebildet, oder kommt es an einer Stelle des Darms zu einem Verschluss, können die Blähungen mittel- bis hochgradige Bauchschmerzen verursachen.

Ursachen

Häufig werden Blähungen durch das Futter ausgelöst.
In vielen Fertigfuttermitteln ist ein sehr hoher Anteil an Ballaststoffen oder ein hoher Anteil an Bindegewebe enthalten. Viele Hunde bekommen dadurch Verdauungsprobleme, das Futter wird nicht richtig aufgespalten und es führt zu unangenehmer Gasbildung. Im Darm entwickelt sich immer eine zum Futterangebot passende Besiedlung der Darmbakterien.
Fehlt den Hunden ausreichend Bewegung, reduziert sich die Funktion und Arbeit des Darmes, das teilweise verdaute Futter verbleibt zu lange im Körper und führt zur Gasbildung, die sich durch Blähungen bemerkbar macht.
Auch bei einer abrupten Futterumstellung kann es zu vermehrten Blähungen kommen, da sich die Darmflora erst auf die neue Zusammensetzung einstellen muss.

Erfahren Sie, was Sie über die Fütterung Ihres Hundes wissen sollten.

Eine weitere Ursache ich Stress. Bei Stress werden im Körper des Hundes andere Stoffwechselregulationen durchgeführt, die zu einer Verschiebung der Darmflora führen können. Gestresste Hunde fressen meist hastig, kauen das Futter nicht richtig und schlucken viel Luft mit herunter. Die Luft wird zum großen Teil über den Darm wieder ausgeschieden.

Außerdem können andere Erkrankungen Ursache für Blähungen sein, hierzu zählen zum Beispiel Darmparasiten oder eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse.

Futterumstellung

Bei einer sehr abrupten Futterumstellung können sich die Bakterien nicht ebenso schnell umstellen, die Darmflora muss sich erst langsam umstellen, wodurch es zu Fehlgärungen mit Gasbildung kommt, häufig zusammen mit Durchfall oder Verstopfungen.
Daher sollte man eine Futterumstellung immer über 5-7 Tage Dauer vornehmen und anfangs einen kleinen Anteil von dem neuen Futter in das alte Futter mischen. Dieser Anteil wird von Tag zu Tag ein wenig erhöht, während der Anteil des alten Futters von Tag zu Tag weniger werden sollte.

Lesen Sie genauer, was es bei der Futterumstellung zu beachten gibt.

Diagnose

Die Diagnose wird durch einen Tierarzt gestellt. Hier ist das Zusammenspiel aus einer ausführlichen zielgerichteten Anamnese (Vorbericht) und der klinischen Untersuchung sehr wichtig. Daher sollten Sie sich vor einem Tierarztbesuch schon einmal Gedanken über die Häufigkeit, begleitende Symptome und weitere mögliche Auffälligkeiten oder beobachtete Zusammenhänge machen. Hiermit können Sie Ihren Tierarzt bei einer Diagnosefindung sehr unterstützen, denn die Symptome treten meist nur in gewissen Zeiten und nicht dauerhaft auf. Zum Ausschluss ernsthafter Erkrankungen kann der Tierarzt außerdem weiterführende Untersuchungen wie eine Blut- oder Kotuntersuchung anordnen und eine Röntgenbildgebung oder eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraums anordnen.

Begleitende Symptome

Blähungen sind ein Ausdruck des Körpers, dass eine Störung im Verdauungssystem vorliegt. In den meisten Fällen ist eine Dysregulation in der Darmflora ursächlich. Hierdurch können nicht nur Blähungen entstehen, sondern es kann zu weiteren Problemen während der Verdauung kommen. Hierzu zählen

  • Erbrechen von aufgenommenem Futter
  • Entwicklung von Durchfall
  • Verstopfung
  • Durchfall und Verstopfung Wechsel
  • Unwohlsein des Hunds
  • Appetitlosigkeit 
  • Gewichtsverlust
  • Laute Darmgeräusche als „Gluckern“ oder „Rumoren“
  • Bei Parasitenbefall können diese mit dem Kot mitausgeschieden werden
  • Manchmal vermehrte Aufnahme von Gras

Durchfall

Bei Blähungen gepaart mit Durchfall gibt es meistens zwei Ursachen.
Die erste Möglichkeit kann eine Futtermittelunverträglichkeit oder -allergie sein. Der Darm kann das angebotene Futter nicht verdauen und weiter verarbeiten. Über eine gesteigerte Darmpassage versucht er den Inhalt schneller wieder aus dem Körper zu entfernen als normal. Es kommt zu Durchfall.
Die zweite Möglichkeit ist ein Befall des Darms mit Parasiten. Hierzu zählen zum Beispiel die Giardien. Diese zerstören die Zellen im Darm, weshalb die Verdauung nicht mehr so erfolgt wie sie eigentlich vorgesehen ist. Die Futterinhaltsstoffe und Flüssigkeiten können von den geschädigten Zellen nicht mehr absorbiert werden, die Darmpassage ist beschleunigt und das Futter wird unverdaut wieder ausgeschieden.

Erbrechen

Bei Blähungen im Zusammenhang mit Erbrechen können ebenfalls mehrere Ursachen in Frage kommen.
Es kann sich hier zum Einen um einen einfachen Magen-Darm-Infekt handeln, wie Sie ihn auch beim Menschen kennen. Zum anderen kann eine Vergiftung als Ursache in Betracht kommen. Weitere Möglichkeiten sind ein Fremdkörper im Magen oder Darm, ein Darmverschluss oder eine Magen- bzw. Darmverdrehung. In diesem Fall sollten Sie unbedingt einen Tierarzt aufsuchen und Ihr Tier untersuchen lassen.

Erfahren Sie, wie Sie eine Vergiftung beim Hund erkennen.

Stinkende Blähungen

Stinkende Blähungen sind in der Regel die Folge von nicht ausreichend oder falsch verdautem Futter. Durch eine

  • nicht an das Futter angepasste Darmflora,
  • eine mengenmäßige Fehlproduktion der Verdauungssäfte oder
  • eine falsche Zusammensetzung der Darmbakterien

wird das Futter nicht richtig oder vollständig aufgespalten, weshalb es durch die Bakterien zur Gasbildung mit unangenehmem Geruch kommt.

Behandlung / Therapie

Je nach Ursache greift eine andere Therapie.
Bei Blähungen, die durch Futter ausgelöst werden, sollte auf ein leichter verdauliches Futter umgestellt werden. Bei einer Futtermittelunverträglichkeit oder -allergie sollte die entsprechende Zutat herausgefiltert und anschließend vermieden werden.
Bei Stress während der Futteraufnahme, sollte die Situation während des Fressens überdacht werden. Liegt er beispielsweise darin begründet, dass mehrere Hunde ihr Futter nebeneinander bekommen, sollten diese zu Fütterungszeiten räumlich getrennt werden. Bei Hunden, die trotzdem hastig fressen, sollte zum Beispiel über einen Anti-Schling-Futternapf nachgedacht werden.
Liegt eine andere organische Ursache zugrunde, muss diese vorrangig behandelt werden. Dann werden sich auch automatisch die Blähungen reduzieren.
Außerdem sollten Sie immer darauf achten, dass Ihr Hund genügend Bewegung hat, jedoch nie direkt nach der Futteraufnahme, da hier ein erhöhtes Risiko für eine Magendrehung besteht.

Erhalten Sie weitere Informationen zur Ursache und Behandlung der Magendrehung.

SAB simplex

SAB simplex ist ein Präparat zum Einnehmen bei Problemen im Verdauungstrakt. Der Wirkstoff ist Simeticon. Er soll das überschüssige Gas im Magen-Darm-Trakt binden und auflösen und damit Blähungen beseitigen. Sie sollten die Verabreichung dieses Mittels jedoch mit Ihrem Tierarzt absprechen.

Diese Hausmittel können helfen

Bei dauerhaften Blähungen sollten Sie vor der Anwendung von Hausmitteln durch einen Tierarzt immer eine ernsthafte Ursache ausschließen lassen.
Als Hausmittel gegen Blähungen wird Kümmel eine lindernde Wirkung nachgesagt. Dieser kann entweder in gemahlener Form unter das Futter gemischt werden, oder als Tee aufgebrüht und über das Futter oder zum Trinken angeboten werden.
Ebenso gibt es Tees mit einer Kümmel-Fenchel-Mischung oder einzelne Fenchel-Tees. Fenchel soll den gereizten Magen-Darm-Trakt beruhigen. Hier sollten Sie immer mit kleinen Mengen anfangen, um herauszufinden ob eine Allergie gegen die enthaltenen Stoffe besteht.
Eine weitere Möglichkeit ist die Verabreichung von Heilerde, die Sie bei Ihrem Tierarzt, im Fachhandel oder über das Internet käuflich erwerben können. Heilerde sollte immer nur in Form einer Kur gefüttert werden, da eine dauerhafte Gabe zu ungewollten Verstopfungen führen kann. Am besten sprechen Sie die Gabe inklusive Dosierung mit dem behandelnden Tierarzt ab. Dieser kennt Ihr Tier und die aktuelle Situation am besten. Denn bei der Gabe von Heilerde muss auf die Gabe von anderen Medikamenten Rücksicht genommen werden, da diese möglicherweise in Ihrer Wirkung eingeschränkt werden.

Homöopathie

Es gibt eine Reihe von Homöopathischen Mitteln, die beim Hund gegen Blähungen eingesetzt werden können. Dazu gehören zum Beispiel Colocynthis, Magnesium phosphoricum oder Lycopodium. Diese sollte man jedoch nicht einfach so einsetzen, jedes Mittel hat seinen eigenen Wirkungsbereich. Daher sollten Sie vor der Anwendung Ihren Tierarzt informieren und sich von ihm beraten lassen, welches dieser Mittel aktuell das passende für Ihren Hund ist. Dies kann auch innerhalb von wenigen Tagen variieren und ein anderes Mittel angezeigt sein.

Erfahren Sie mehr über Homöopathie beim Hund.

Wann muss ich zum Tierarzt?

Blähungen sind sehr unangenehm und können bei einer großen Menge Luft im Darm auch sehr schmerzhaft für den Hund sein.
Kommen Blähungen nur gelegentlich mal vor, müssen sie nicht direkt einen Tierarzt aufsuchen. Nehmen die Blähungen immer weiter zu oder beobachten Sie dies regelmäßig, sollten Sie Ihren Hund einem Tierarzt vorstellen, um nach einer Ursache suchen zu lassen. Meist können Sie diese im Anschluss abstellen und Ihr Hund fühlt sich dadurch auch schnell wieder besser.
Kommen weitere Symptome wie zum Beispiel Erbrechen, farblich veränderter Kot, eine deutliche Schmerzreaktion, ein aufgekrümmter Rücken, Erbrechen von schaumigem Mageninhalt oder allgemeine Apathie, Mattigkeit oder Fieber hinzu, müssen Sie jedoch dringend einen Tierarzt zu Rate ziehen.

Dauer

Die Dauer der Blähungen hängt von ihrer Ursache ab und kann stark variieren. Bei Blähungen durch Futtermittelunverträglichkeiten werden diese jeweils nach der Futteraufnahme auftreten, sind Parasiten die Ursache, werden die Blähungen nach einer Wurmkur deutlich besser. Bei organischen Ursachen treten die Blähungen solange auf, bis die Störung des jeweiligen Organs behoben ist.

Prognose

Die Prognose ist meistens sehr gut. Häufig sind harmlose Gründe der Auslöser für Blähungen, wie eine ungünstige Zusammensetzung des Futters oder Stress bei der Futteraufnahme. Diese lassen sich in der Regel gut beheben.
Ist allerdings eine andere Erkrankung als Ursache bestätigt worden, verschlechtert sich die Prognose möglicherweise und hängt von der jeweiligen Krankheit ab.

Kosten für die Behandlung

Auch die Kosten für die Behandlung hängen stark von der Ursache ab. Bei Futtermittelunverträglichkeiten sollte eine Futterumstellung durchgeführt werden, die in der Regel keine weiteren Kosten zur Folge hat, abhängig von den anfallenden Kosten des ausgewählten Futters. Bei Parasiten fallen die Kosten für eine Wurmkur an, die in der Regel mit  unter 100 Euro beziffert werden können. Bei aufwändigeren Untersuchungen oder organischen Ursachen liegen die Kosten meist deutlich höher und die Therapie ist häufig langwieriger.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 04.09.2018 - Letzte Änderung: 10.11.2021