So erkennt man eine Vergiftung beim Hund

Giftstoffe sind Substanzen, die einen mehr oder weniger großen Schaden im Organismus des Hundes anrichten können. Eine Vergiftung entsteht, wenn der Hund diese Giftstoffe auf verschiedenen Wegen aufnimmt, sie anschließend verstoffwechselt und der Körper so nachhaltig in seiner Funktion beeinträchtigt wird. Es kann im schlimmsten Fall zu unumkehrbaren Schädigungen oder zum Tod kommen. 

An diesen Symptomen erkenne ich eine Vergiftung

Die Symptome bei einer Vergiftung können sehr vielfältig sein und hängen von der Art des Gifts und der aufgenommenen Menge beziehungsweise Konzentration ab. Entdecken Sie, dass es Auffälligkeiten gibt, die auf eine Giftaufnahme hindeuten, sollten Sie eine Probe des Erbrochenen zum Untersuchen mit zum Tierarzt nehmen (Achtung: Nur mit Handschuhen anfassen).

Folgende Symptome können auf eine Vergiftung hinweisen:

  • Unruhe
  • schaumiges Erbrochenes
  • Blut in Erbrochenem, Durchfall, Urin oder aus Maul und Nase
  • Herzschlag kann erhöht und unregelmäßig sein
  • Das Zahnfleisch kann sehr blass sein
  • Geschwüre am Zahnfleisch
  • vermehrtes Speicheln
  • Krampfanfälle an einem Körperteil oder dem gesamten Körper
  • Muskelzittern 
  • Lähmungserscheinungen
  • Pupillen entweder deutlich vergrößert oder verengt
  • Apathie
  • Bewusstseinsverlust
  • plötzliches versterben

Wann muss ich zum Tierarzt?

Eine Vergiftung beim Hund ist ein absoluter Notfall! Sobald Sie den Verdacht oder Hinweise auf eine Vergiftung haben, sollten Sie unverzüglich mit Ihrem Tierarzt Kontakt aufnehmen und den Hund bei Ihm vorstellen.

Solange sich eventuell aufgenommene giftige Feststoffe oder Flüssigkeiten noch im Magen befinden, kann man diese mithilfe einer Magenspülung oder einem herbeigeführten Erbrechen wieder aus dem Hund entfernen, bevor Sie größeren Schaden anrichten können. Werden diese Stoffe jedoch weiter in den Darm geleitet und dort über die Schleimhaut aufgenommen, kann es zu umfangreichen Organschäden und mitunter lebensgefährlichen Vergiftungen des Hundes führen, die im schlimmsten Fall trotz intensivmedizinischer Betreuung nicht mehr in den Griff zu bekommen sind.

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Was können Ursachen für eine Vergiftung sein?

Ursache für eine Vergiftung können diverse Giftstoffe sein, die auf verschiedenen Wegen aufgenommen werden. Häufig befinden sich diese auch in jedem Haushalt und wurden dem Hund versehentlich zugänglich gemacht. So kann eine für Hunde giftige Substanz auf seiner Höhe im Regal, auf einem Tisch oder ähnlichem liegen gelassen werden oder umkippen. Häufig fallen diese aber auch unbemerkt auf den Boden und werden dort vom Hund aufgefressen.

Das passiert zum Beispiel häufiger bei Medikamente, die von Hunden nicht vertragen werden. Für den Menschen hergestellte Medikamente sind in der Regel viel zu hoch dosiert für Tiere.

Im Haushalt besteht außerdem immer die Gefahr, dass es zur Aufnahme von Reinigungs- und Desinfektionsmitteln kommt. Besonders gefährlich sind diejenigen, die Benzalkoniumchlorid enthalten.

Ebenfalls gefährlich können der Kontakt und die Aufnahme von giftigen Pflanzen oder Pflanzenteilen sein. Hierzu zählen beispielsweise Tulpen, Hyazinthen oder Oleander. Während eines Spaziergangs können die Hunde in Kontakt zu Insektiziden und Düngemitteln kommen. Auch dieser Kontakt und die Aufnahme dieser Stoffe können schwerwiegende Folgen nach sich ziehen.

Viele Hunde erhalten auch menschliche Nahrungsmittel vom Tisch oder aus der Hand des Besitzers oder klauen es sich selber in einem unbeobachteten Augenblick. Wichtig zu wissen ist auch, dass viele Lebensmittel, die für den Menschen bestimmt sind, giftig für den Hund sind. Zu diesen Lebensmitteln zählen zum Beispiel Schokolade mit dem enthaltenen Theobromin, Zwiebeln und Knoblauch, einige Avocadosorten, Nachtschattengewächse, Weintrauben und Rosinen, Alkohol und viele weitere.

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Auch Schwermetalle können im Körper großen Schaden anrichten, zum Beispiel Kupfer oder Blei.

Des Weiteren sind viele Chemikalien wie Blausäure oder Dioxin oder aber Ethylenglycol, das in Frostschutzmitteln vorkommt, giftig für Hunde.

Auch bestimmte Gase wie Kohlenmonoxid können großen Schaden anrichten.

Schwere Vergiftungen entstehen auch häufig durch die Aufnahme von Rattengift oder Schneckenkorn.

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Rattengift

Rattengift wird sehr häufig von Hunden aufgenommen. Das tückische ist hier jedoch, dass es erst zeitverzögert (bis zu drei Tagen) zum Auftreten der Symptome kommt. Zu diesem Zeitpunkt ist die Schädigung des Körpers schon deutlich vorangeschritten. Bei Rattengift kommt es zur Hemmung der Bildung von Vitamin-K in der Leber. Vitamin-K ist für den Mechanismus der Blutgerinnung zwingend erforderlich, wodurch es bei einem Mangel zu schwerwiegenden Blutungen kommt, die tödlich enden können. Die Hunde können hierbei deutliche Symptome in Form von sichtbaren Blutungen zeigen oder auch unbemerkt innerlich verbluten.

Was ist eine Wasservergiftung beim Hund?

Die Wasservergiftung ist eine sehr typische Erkrankung bei Nutztieren, tritt aber hin und wieder auch bei Hunden auf. Sie kommt vor, wenn über längere Zeit die Tränkemöglichkeiten defekt oder nicht aufgefüllt sind und die Tiere kein Wasser aufnehmen können. Sobald sie wieder funktionieren, nehmen die Tiere aufgrund ihres enormen Durstgefühls sehr große Mengen an Wasser auf einmal auf.

Das kann auch passieren, wenn die Hunde sehr lange im Wasser spielen und dabei kontinuierlich Wasser aufnehmen. Dadurch kommt es zu einer starken Verschiebung der Blutsalze wie Natrium im Blut und die Körperzellen beginnen durch die Wasseraufnahme aufzuquellen. Hiervon sind auch Zellen in den Organen, wie zum Beispiel der Leber oder dem Gehirn betroffen. Da das Gehirn im starren Schädel liegt, gibt es nicht viel Platz zum ausbreiten. Schwillt das Gehirn zu sehr an, so können Bereiche durch den Schädel abgedrückt werden, was zu dauerhaften Hirnproblemen führen kann, wenn das Problem nicht notfallmäßig behoben wird.

Typische Symptome können Apathie, Erbrechen, Unruhe und starkes Speicheln sein. In schweren Fällen können noch Symptome wie Muskelzucken und Koordinationsstörungen, Krämpfe am gesamten Körper und Bewusstlosigkeit hinzukommen. In besonders schweren oder unbehandelten Fällen können die Hunde innerhalb weniger Stunden an der Erkrankung versterben.

Lesen Sie unseren kompletten Artikel zu dem Thema: Wasservergiftung beim Hund

Wann treten Vergiftungssymptome auf?

Abhängig von der Art des aufgenommenen Giftstoffes können die ersten Vergiftungserscheinungen innerhalb kurzer Zeit nach Aufnahme auftreten. Hierzu zählen starkes Speicheln (Hypersalivation), Würgen, Husten und Erbrechen.
Bei vielen Giftstoffen kommt es nach der Aufnahme und Verstoffwechslung zu mehr oder weniger gravierenden Organschäden. Hier werden die Folgen auch häufig erst innerhalb weniger Tage nach der Giftaufnahme deutlich. Bei Rattengift der neuesten Generation kommt es zu einem stark verzögerten Wirkeintritt, der erst nach 2-3 Tagen zu erkennen ist und dann sehr schnell zu einer lebensgefährlichen Situation für den Hund führt.

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Diagnose

Eine erste Verdachtsdiagnose auf eine Vergiftung lässt sich anhand bestimmter Symptome stellen. Für den Tierarzt ist es sehr wichtig zu wissen was der Hund gegessen haben könnte. Pflanzen, Medikamente oder ähnliche Dinge, die potentiell gefährlich sind, können wichtige Hinweise liefern.

Bei der klinischen Untersuchung werden die Befunde aufgenommen und dokumentiert. Je nach Art der Symptome folgen weiterführende Untersuchungen wie Blut- und Laboruntersuchungen, bei denen man Hinweise auf Veränderungen im Blutbild und den Organparametern bekommt. Bei Vergiftungen werden in der Regel auch die Gerinnungsparameter überprüft, da diese oft deutlich verändert sind.

Weiterführende Untersuchungen können Ultraschalluntersuchungen oder Röntgenbilder sein.

Behandlung / Therapie

Bei einer Vergiftung zählt jede Minute. Wurde das Gift über das Maul aufgenommen, muss es so schnell wie möglich wieder aus dem Magen entfernt werden, bevor es in den Darm weiter transportiert wird. In einigen Fällen kann man den Hund erbrechen lassen und hoffen, dass hierbei das Gift wieder mitausgeschieden wird.

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Bei einigen Giftstoffen, die sehr aggressiv den Schleimhäuten gegenüber sind, ist dies jedoch zu gefährlich. Hier legt man die Hunde in Narkose und versucht die giftigen Substanzen mithilfe einer Sonde aus dem Magen heraus zu spülen.

Anschließend ist eine genaue Überwachung des Allgemeinzustandes und der Laborparameter, vor allem Organfunktionsparameter und Gerinnungsparameter, erforderlich. Die Hunde werden je nach Allgemeinzustand stationär aufgenommen, bekommen eine Infusion für die Unterstützung von Kreislauf und Organfunktionen und eine individuell angepasste medikamentöse Therapie. Bei Rattengiftvergiftungen wird zum Beispiel das fehlende Vitamin-K über die Vene verabreicht.

Kohletabletten

Kohletabletten werden auch als medizinische Kohle bezeichnet und auf Pflanzenbasis hergestellt. Die Kohle bindet im Magen-Darm-Trakt chemische Substanzen und verhindert so, dass sie im Darm vom Körper aufgenommen werden. Die Kohle wird anschließend mit dem Kot ausgeschieden.

Damit die Kohle auch ihre Wirkung erzielen kann, muss sie dem Hund in ausreichender Menge verabreicht werden. Im Allgemeinen gilt 1 Gramm Kohle pro Kilo Körpergewicht des Hundes. Die Kohle kann je nach Form in einer Spritze Wasser aufgelöst und vorsichtig (nicht mit Gewalt) ins Maul eingegeben werden, sofern der Hund in der Lage ist noch normal zu schlucken. Einige Hunde fressen sie auch einfach eingemischt im Futter oder mithilfe von besonderen Leckereien wie zum Beispiel Leberwurst oder Käse mit.

Homöopathie

Die Homöopathie kann nur begleitend zur schulmedizinischen Therapie eingesetzt werden und kann sie nicht ersetzen. Vergiftungen schädigen in vielen Fällen insbesondere die Leber und die Nieren, da der Körper versucht die Giftstoffe hauptsächlich über diese beiden Organe auszuscheiden. Die homöopathischen Mittel müssen individuell für jeden Hund ausgewählt werden und sehr genau für das Krankheitsbild passen, denn nicht jeder Hund zeigt bei jeder Vergiftung die gleichen Symptome. Mögliche homöopathische Mittel können Arsenicum album, Lycopodium oder Ipecacuanha. Ihr Tierarzt kann Sie hier weitergehend beraten und die geeigneten Mittel auswählen.

Wenn Sie mehr über die Stoffe lesen möchten, finden Sie auf unserer Humanmedizin-Seite mehr dazu: Arsenicum albumLycopodium oder Ipecacuanha

Alles zum Thema Homöopathie beim Hund finden Sie auch unter: Homöopathie beim Hund

Verlauf

Je nach Giftstoff und aufgenommener Dosis ist auch der Verlauf sehr unterschiedlich. Bemerkt man die Aufnahme giftiger Substanzen sehr schnell und sucht sofort einen Tierarzt auf, der den Hund dann auch sehr schnell und adäquat behandelt kann es zu einem milden Verlauf kommen. Lässt er den Hund entweder Erbrechen oder spült den Mageninhalt über eine Sonde wieder heraus und verhindert dadurch, dass ein Großteil der giftigen Substanzen weiter im Körper verstoffwechselt werden, kann man hoffen, dass die Erkrankung ohne große Schäden überstanden wird. Dennoch sind im weiteren Verlauf regelmäßige Kontrollen der Blut- und Organwerte erforderlich.

Bei schweren Vergiftungen kommt es in der Regel zu folgenreichen Organschädigungen, mit denen der Körper nur schwer oder gar nicht auskommen kann. Die Hunde müssen stationär in einer Klinik intensivmedizinisch betreut werden. Hierzu zählen auch Bluttransfusionen und gegebenenfalls eine Dialyse, bei der das ganze Blut des Hudes gereinigt wird. Jedoch kann es sein, dass der Hund trotz intensiver Betreuung an den Folgen der Vergiftung versterben kann.

Überlebenschancen

Die Überlebenschancen sind abhängig von der Art der Vergiftung. Prinzipiell ist eine Vergiftung beim Hund immer eine sehr ernste Erkrankung, die zum direkten Tod des Tieres führen kann. Häufig überleben die Tiere die akute Situation, schwere unumkehrbare Organschäden gefährden im Anschluss aber langfristig das Leben des Hundes. Je schwerer die Vergiftung ist und je höher die aufgenommene Konzentration an Gift, desto schlechter sind die Überlebenschancen für das Tier. Daher ist eine schnelle Behandlung und Therapie auch sehr entscheidend.

Dauer der Vergiftungssymptome

Die Vergiftungserscheinungen können unterschiedlich lange anhalten. Sie können sich teilweise innerhalb weniger Stunden bis wenige Tage deutlich reduzieren und zurück entwickeln. Symptome, die durch nicht regenerative Organschäden entstehen, können allerdings ein Leben lang weiter bestehen bleiben. Hier ist auch die  regelmäßige Vorstellung des Hundes bei einem Tierarzt erforderlich, um die Funktion der geschädigten Organe zu kontrollieren und möglicherweise eine individuelle medikamentöse Therapie auszuarbeiten und anzupassen.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 08.09.2018 - Letzte Änderung: 10.11.2021