Giardiose ist eine Erkrankung die von krankheitserregenden Protozoen verursacht wird. Giardien sind weltweit verbreitete Dünndarmparasiten von Säugetieren, Vögeln, Reptilien und auch Menschen. Infektionen sind klinisch oft unauffällig, bei jungen Hunden, Katzen und Wiederkäuern kann es aber zu Durchfall kommen. Giardien sind bei 6% aller Hunde, bei 35-50% aller Welpen und im Tierheimbereich sogar bei bis zu 100% aller Hunde vorhanden – also sehr häufig.
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Für den Besitzer und auch für den erfahreneren Tierarzt ist es fast unmöglich an den Symptomen zu erkennen, dass ein Hund an Giardien erkrankt ist. Bei älteren Hunden kommt es oft überhaupt nicht zu klinischen Symptomen, sondern der Erreger vermehrt sich unbemerkt.
Bei Jungtieren tritt nach einer Inkubationszeit von gut zehn Tagen ein akuter oder häufiger ein chronischer Durchfall auf, der oft von einer Entzündung der Darmschleimhaut begleitet wird. Diese erkennt man an einer Absonderung von wässrig-schleimigem Sekret mit dem Kot. Auch Blut kann dem Kot beigemischt sein. Zum Teil kommt es zu einer Steatorrhö, einem Fettstuhl. Das bedeutet, dass Fett nicht mehr adäquat verdaut werden kann und mit dem Kot ausgeschieden wird. Der Durchfall ist grundsätzlich intermittierend, tritt also schubweise auf.
Selten kommt es auch zu Erbrechen. Diese allgemeinen Magen-Darm-Symptome lassen keine Schlussfolgerung auf eine spezifische Erkrankung zu und können nur zu einem Verdacht führen, der aber mit Tests belegt werden muss.
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Der Hund nimmt die Erreger in der Umwelt meist als Zyste oder auch als Trophozoit auf. Hierbei handelt es sich um in der Umwelt bzw nur im Wirtstier überlebensfähige Stadien der Parasiten. Die Trophozoiten besiedeln den Dünndarm und seltener den Dickdarm oder die Gallenblase. Dort vermehren sie sich durch Zweiteilung und bilden Zysten, die dann mit dem Kot ausgeschieden werden. Die Zysten infizieren erneut einen empfänglichen Wirt, dessen Magensäure die Zystenwand auflöst und so Trophozoiten freisetzt, die sich erneut vermehren und wieder Zysten bilden.
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Die Verbreitung und Ansteckung erfolgt also durch den zystenhaltigen Kot anderer infizierter Tiere. Kommt der Hund damit in Kontakt, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass er sich ansteckt. Das kann beim Belecken von kotverschmierten Hautpartien anderer Hunde passieren, aber auch bei der Aufnahme von verunreinigtem Trinkwasser oder Futter. Die Zysten bleiben in feuchter Umgebung nämlich bis zu drei Wochen, in kühlem Wasser sogar drei Monate infektiös.
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Ist der eigene Hund an Giardiose erkrankt, sollte man dessen abgesetzten Kot so restlos wie möglich entfernen, um die Gefahr der Infektion von anderen Tieren zu vermindern. Es hilft auch, auf die Kotstellen Kalk aus dem Baumarkt zu streuen. Dieser wirkt desinfizierend und andere Hunde schnuppern weniger gern an der Stelle.
Das meist benutzte Mittel zur Behandlung der Giardiose ist Fenbendazol. Es bewirkt bei Hund und Katze sowie bei Kälbern und Lämmern eine klinische Besserung der Symptome und eine Verminderung der Zystenausscheidung. Fenbendazol sollte einmal täglich mit 50 mg/kg Körpergewicht an drei bis fünf aufeinander folgenden Tagen verabreicht werden. Auch Febantel und andere Benzimidazole sowie Ronidazol sind wirksam. Ronidazol muss zur Behandlung allerdings umgewidmet werden.
Die Symptome kehren häufig trotz therapeutischer Behandlung zurück. Auch kommt es zu Reininfektionen, wenn sich der bereits kranke Hund noch einmal in der kontaminierten Umwelt mit dem gleichen Erreger infiziert. Daher sind allgemeine Hygienemaßnahmen zur Bekämpfung des Erregers wichtig. Die Zysten werden durch Temperaturen über 60 Grad Celsius oder Trockenheit abgetötet. Alle Gegenstände, mit denen der Hund in Kontakt gekommen ist, wie Decken und Näpfe sollten mit entsprechend heißem Wasser gründlich gereinigt werden. Auch der Hund selbst und andere Hunde im gleichen Haushalt sollten gründlich gewaschen werden. Studien mit Vakzinen, also Impfstoffen, haben bisher keinen erfolgreichen Schutz vor der Giardiose gebracht.
Panacur ist eigenlich ein Anthelminthikum, also eine Wurmkur. Giardien sind zwar keine Würmer, aber das wirksame Medikament in Panacur ist das Fenbendazol, gegen das auch Giardien anfällig sind. Fenbendazol wird in einer Dosis von 50 mg/kg Körpergewicht pro Tag gegeben, wobei man beachten muss, dass es Panacur als 250 g und als 500 g Tabletten gibt. Panacur ist als Kautablette gedacht, kann aber auch zerkleinert mit dem Futter oder aufgelöst in Wasser verabreicht werden. Alternativ gibt es eine Panacur Petpaste, die mit einem Injektor auf die Zunge des Tiers gegeben wird.
Dabei sollte drei bis fünf aufeinander folgende Tage behandelt werden. In der Trächtigkeit sollte die Gabe von Panacur bis zum 40. Tag der Trächtigkeit gar nicht und später nur in Absprache mit dem Tierarzt erfolgen, da das Risiko einer Fruchtschädigung besteht. Die pharmakologische Wirkung von Fenbendazol liegt in der Hemmung der Ausbildung des Zytoskeletts, der Hemmung der Spindelbildung bei der Zellteilung sowie der Hemmung der Aufnahme und des intrazellulären Transports von Nährstoffen und anderen wichtigen Stoffen für den Parasiten. Entsprechend werden deren Energiereserven erschöpft, wodurch sie selbst absterben und nach zwei bis drei Tagen aus dem Körper ausgeschieden werden. Außerdem wird so ihre Vermehrung verhindert.
Spartix kommt gewöhnlich als Präparat gegen die bakterielle Trichomonaden- Infektion bei Tauben zum Einsatz. Der Wirkstoff ist Carnidazol, ein Antibiotikum aus der Gruppe der Nitroimidazole. Der Einsatz bei Hunden und Katzen ist möglich, wenn die Tiere auf andere Wirkstoffe nicht ansprechen. Nitromidazole schädigen durch die Bildung von reaktiven Metaboliten die Protein- und Nukleinsäure-Synthese und sind so nicht nur gegen Bakterien, sondern auch gegen manche Protozoen wie Giardien wirksam.
Wie bei jeder Durchfallerkrankung hilft es dem Hund, wenn er besonders nährstoffreiche und leicht verdauliche Nahrung bekommt. Dazu gehören zum Beispiel Reis, gekochtes Huhn und Hüttenkäse. Außerdem verliert der Hund durch den Durchfall viel Flüssigkeit und sollte zum Trinken animiert werden. Dabei sollte auf Hygiene bei Futter und Wasser geachtet werden, um eine Reininfektion, also eine erneute Ansteckung mit dem gleichen Erreger, zu verhindern. Auch kann es sinnvoll sein Trockenfutter durch Feuchtfutter zu ersetzen, da dieses durch den Geruch appetitanregender ist und trotzdem viel Wasser beinhaltet. Auch Brühe, die durch das Auskochen von Knochen zubereitet wurde, kann den Hund anregen mehr Flüssigkeit zu sich zu nehmen.
Ein weiteres Hausmittel bei der Giardiose ist eine Möhren-Suppe oder auch Moro-Suppe genannt. Die Möhren werden lange gekocht, damit sich die enthaltenen Zuckermoleküle verändern. Oligosaccharide blockieren an der Darmwand die Stellen, die auch die Giardien zum Andocken benötigen, um sich dort zu vermehren. Die Möhrensuppe muss aber in großen Mengen und wenig verdünnt, sowie schnell nach der Infektion gegeben werden, um wirksam zu sein. Probiotischer Joghurt hilft beim Aufbau einer physiologischen Darmflora vor allem auch als Nachbehandlung.
Zur Unterstützung der Regulierung der Symptome kann man die gleichen homöopathischen Mittel geben wie bei anderen Durchfallerkrankungen. Dabei sollte aber auch immer beachtet werden, dass der Durchfall auch eine reinigende Funktion hat und nicht vollständig unterbunden werden sollte. Vor allem nach Antibiotika-Behandlungen kann Pernaturam Usniotica helfen, den Aufbau einer natürlichen Darmflora zu unterstützen. Dem Immunsystem kann durch Propolis, Echinacea oder Katzenkralle auf die Sprünge geholfen werden. Kräuter wie Knoblauch, Thymian, Organo, Majoran und Wermut sollen die Ausscheiung der Giardien unterstützen. Schafft der Hund es nicht sich mit Hilfe von Homöpathika und seinem eigenen Immunsystem von den Giardien zu befreien und der Durchfall und das schlechte Allgemeinbefinden bestehen bleibt, sollte ein Tierarzt zu Rate gezogen werden!
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Die genaue Diagnose stellt der Tierarzt. Bei Großtieren geschieht dies mittels eines Flotationsverfahrens, bei dem Giardia-Zysten mit Wasser aus dem Kot des Tiers ausgeschwemmt und dann mikroskopiert werden. Bei Kleintieren wird die SAFC-Methode genutzt. Mit dieser werden vor allem Trophozoiten erfasst, aber auch Zysten. Da die Zysten nicht dauerhaft ausgeschieden werden, sollte der Kot mehrmals untersucht werden oder eine Sammelkotprobe von drei aufeinander folgenden Tagen genutzt werden. Es ist auch möglich, Kopro-Antigen-Tests wie einen ELISA oder Molekulare Analysen wie die PCR zu nutzen, um Giardien zu diagnostizieren.
Kommt Giardien Befall bei einem Hund häufiger vor, kann es sinnvoll sein sich als Hundebesitzer einen Vorrat an Schnelltests anzulegen. Aber auch Tierärzte benutzen diese häufig. Hierbei nutzt man eine Sammelprobe aus dem Kot von drei aufeinander folgenden Tagen, um die Chance zu erhöhen, dass eine Ausscheidung von Giardien-Zysten entdeckt wird. Meist handelt es sich um einen ELISA, der bei Anwesenheit von Giardien- Anteilen eine Farbreaktion zeigt. Im Handel gibt es diese zum Beispiel als SNAP-Test, der ein Ergebnis in acht Minuten liefert und nicht erst in 48h wie ein Labor-ELISA. Ist der Schnelltest positiv, sollte man den Tierarzt aussuchen, damit dieser den Hund medikamentös behandeln kann.
Bestimmte Genotypen von Giardien sind von Wirbeltieren auf Menschen übertragbar. Man nennt dies eine zoonotische Bedeutung. Über die Häufigkeit der Übertragung sind keine gesicherten Daten vorhanden. Allerdings kann sich der Mensch sich theoretisch ebenso wie der Hund bei der Aufnahme einer Dosis von 10-100 Zysten infizieren. Wenn man bedenkt, dass der Hund zeitweise bis zu 150 Millionen Zysten pro Gramm Kot ausscheidet, kann man sich vorstellen, mit wie wenig infektiösem Kot man in Verbindung kommen muss, um selbst zu erkranken.
Um dies zu verhindern, sind vor allem Hygienemaßnahmen von höchster Bedeutung. Wenn man beim Gassigehen oder bei der Hundepflege mit dem Kot des Hundes in Berührung kommt, sollte man sich gründlich die Hände waschen. Allerdings reichen auch Spuren des Kots, die zum Beispiel vom Hund beim Scheuern an Gegenständen oder Wänden und Böden in der Wohnung abgestreift wurden. Es empfiehlt sich daher, die gesamte Wohnung gründlich zu reinigen. Auch wird diskutiert, ob Fliegen die Erreger vom Kot auf menschliche Nahrung übertragen können. Stellt man an sich selbst ähnliche Symptome fest wie bei seinem Hund, sollte man einen Arzt aufsuchen.
Wie lange ein Erreger ansteckend ist, beschreibt der Begriff der Patenz. Das ist der Zeitraum vom ersten bis zum letzten Auftreten der Ausscheidung von ansteckenden Parasitenstadien, also die Zeit in der das infizierte Tier ansteckend ist. Die Patenz von Giardien dauert Wochen bis Monate, also extrem lange. Das liegt daran, dass sie nur extrem schwer aus dem Tierkörper eliminiert werden können. Dabei schwankt die Ausscheidungsdosis zwischen 150 Millionen Zysten je Gramm Kot bei einer Kotmenge von ca. 500g pro Hund pro Tag und fast gar keiner Zystenausscheidung. Die infektiöse Dosis dagegen ist bei einer Aufnahme von 10-100 Zysten erreicht und der Hund erkrankt.
Die Präpatenz beschreibt die Zeitspanne zwischen Infektion durch einen Krankheitserreger und dem ersten Auftreten von krankheitserregenden Geschlechtsprodukten, also in diesem Fall Zysten im Kot. Die Präpatenz kann, muss aber nicht, mit der Inkubationszeit, also der Zeit zwischen der Infektion und dem Auftreten der ersten klinischen Symptome, zusammenfallen. Die Präpatenz der Giardiose ist mit vier bis sechszehn Tagen recht kurz. Die Inkubationszeit beträgt meist gut zehn Tage.
Das bedeutet, dass der Hund schon bis zu eine Woche lang den Krankheitserreger ausgeschieden und damit andere Tiere oder Menschen angesteckt haben kann, bevor der Besitzer überhaupt an klinischen Symptomen bemerkt, dass sein Hund krank ist. Allerdings kommt es bei erwachsenen Tieren oft überhaupt nicht zur Ausbildung von Symptomen und die Erkrankung bleibt unbemerkt. Eine Ausscheidung der Erreger findet trotzdem statt!
Ein immunkompetenter Hund schafft es die Infektion mit Giardien selbst zu bekämpfen, sodass der Besitzer meist keine Symptome zu sehen bekommt. Kommt es doch zu starkem Durchfall und Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens ist das ein Zeichen dafür, dass das Immunsystem mit der Bekämpfung des Erregers überfordert ist und es sollte ein Tierarzt aufgesucht werden. Man kann auch selbst einen Schnelltest machen oder die Diagnose dem Tierarzt überlassen. Ist der Test positiv, sollte dem Tier aber in jedem Fall ein Präparat gegen die Giardien verschrieben werden. Um die Diagnose zu beschleunigen, sollte man dem Tierarzt bei Verdacht auf eine Giardiose immer entweder eine Sammelkotprobe mitbringen oder selbst einen Test durchgeführt haben.
Dass eine Giardiose tödlich verläuft, kommt nur in den allerseltensten Fällen vor. Und zwar nur dann, wenn ein Hund mit einem enorm beeinträchtigten Immunsystem infiziert wird und dazu noch nicht behandelt wird. Kommt es in einem schweren Fall bei einem Welpen oder altem Hund mit schwachem Immunsystem zu einer Infektion mit den typischen Magen-Darm-Beschwerden, kann es sein, dass der Hund nichts mehr frisst und zusätzlich durch die Dünndarmentzündung keine Nährstoffe mehr aufnehmen kann. Das führt zu starker Schwächung, die im schlimmsten Fall zu Kreislaufproblemen führen kann. Meist sind hier aber noch andere Erkrankungen als die Giardiose beteiligt und es liegt ein schwerer Haltungsfehler in der Pflege des Hundes vor.
Bei einem normalen, immunkompetenten Hund sorgt die Infektion mit Giardien für Immunität. Das bedeutet, dass das Immunsystem des Hundes die Erreger teilweise oder sogar ganz eliminiert und einen partiellen Schutz vor einer erneuten Reininfektion verleiht. Das ist auch der Grund warum eine Giardiose mit klinischen Symptomen meist nur bei Welpen auftritt. Da die Erreger jedoch variable Strukturen ausbilden können, gelingt es ihnen auch immer wieder, sich der Immunabwehr zu entziehen. Die Dauer der Erkrankung kann daher zwischen wenigen Tagen und einigen Monaten variieren. Durch die Gabe von Medikamenten kann das Immunsystem in der Bekämpfung der Giardien unterstützt werden.
Gerade bei erwachsenen Hunden mit einem intakten Immunsystem ist die Giardiose eine eher harmlose Erkrankung und die Prognose gut.
Bei Welpen kann es in schweren Fällen zu einer Verschlechterung des Allgemeinzustandes mit Erbrechen, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Schwächung und Apathie kommen. Unbehandelt folgen Mangelernährung und Wachstumsstörungen. Je länger die Giardiose unbehandelt bleibt und desto schwächer das Immunsystem des erkrankten Hundes ist, desto schlechter wird die Prognose.
Die Kosten für die Behandlung setzen sich zusammen aus der allgemeinen Untersuchung beim Tierarzt, welche ca. 13-40€ betragen kann, dem Testverfahren, welches etwa 20€ kostet und der Behandlung. Die Kosten dafür variieren sehr stark je nach Gewicht des Hundes. Habe ich einen 10 kg schweren Beagle, reicht eine 250er Packung Panacur mit 10 Tabletten für ca. 10€; habe ich einen 50 kg schweren Rottweiler, benötigt dieser zwei Packungen 500er Panacur mit ebenfalls je 10 Tabletten für insgesamt etwa 35€. Spricht der Hund auf das Panacur nicht an, folgen weitere Tierarztbesuche und Medikamentengaben, die die Kosten der Behandlung entsprechend erhöhen.
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