Was für den Menschen unvorstellbar ist, ist bei manchen Tieren ein natürliches Verhalten. Bei anderen Tieren und auch bei Hunden ist dies eine Unart und definitiv eine Verhaltensanomalie: Das Fressen des eigenen oder fremden Kotes der gleichen oder anderer Tierarten. Der Fachausdruck hierfür lautet Koprophagie.
Dieses Verhalten ist nicht nur unästhetisch und unhygienisch, sondern stellt eine wichtige Infektionsquelle und dementsprechend eine Gesundheitsgefahr für Tier und Besitzer dar.
Die Ursachen für Koprophagie sind vielfältig, jedoch ist es im Gegensatz zu Kaninchen, Meerschweinchen und Nagern bei Hunden kein normales Verhalten.
Häufig wird das Kotfressen vorübergehend im Welpenalter beobachtet – die Theorie, dass dies zur Stärkung der Darmflora dient, ist nicht wissenschaftlich bestätigt. Welpen sind schlichtweg neugierig und nehmen ähnlich wie Kinder alles in den Mund, was ihnen in die Quere kommt.
Ein weiterer Grund für Koprophagie kann Langeweile (v.a. bei Zwingerhaltung) oder der Wunsch nach Aufmerksamkeit sein: meist ekeln sich die Besitzer und setzen sich mit ihrem Hund stärker auseinander als sonst, wenn er unerwünschte Verhaltensweisen wie das Kotfressen an den Tag legt.
Ebenso kann Hunger diese Angewohnheit ausgelöst haben – vor allem Vierbeiner, die aus schlechten Verhältnissen geholt wurden, mussten ihren Nährstoffbedarf selbst decken und lassen sich die Unart der Koprophagie nur schwer wieder abgewöhnen. Aber nicht selten sind auch Mangelerscheinungen der Grund für das Kotfressen: Diese können bereits durch starke körperliche Belastung wie bei Renn- und Schlittenhunden, aber beispielsweise auch durch Parasiten oder eine Funktionsstörung der Bauchspeicheldrüse hervorgerufen werden. Dies kann eine ausreichende Nährstoffresorption aus dem Futter verhindern und so zusätzliche Nährstoffquellen erforderlich machen.
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Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Sicher ist eine Mangelerscheinung nur eine von vielen möglichen Ursachen der Koprophagie. Hervorgerufen werden kann ein solcher Mangel beispielsweise durch einen starken Parasitenbefall oder eine Funktionsstörung der Bauchspeicheldrüse.
Die Bauchspeicheldrüse produziert Enzyme, die für die Fettverdauung notwendig sind, welche im Falle einer Störung nicht mehr in ausreichendem Maße stattfinden kann. Trifft dies zu treten jedoch gegebenenfalls zusätzlich andere Symptome einer Mangelerscheinung wie stumpfes Fell, Leistungsschwäche oder Gewichtsabnahme auf.
Ein Mangel kann nur von einem Tierarzt durch eine Blutuntersuchung eindeutig diagnostiziert und kategorisiert werden.
Im Falle von Koprophagie handelt es sich nicht um eine Krankheit und bedarf deshalb auch keiner Diagnose. Vielmehr ist Kotfressen eine Verhaltensweise, die dem Besitzer im Alltag auffällt. Je früher das Herrchen oder Frauchen die Unart bemerkt umso besser, denn umso leichter kann sie noch wieder abtrainiert werden.
Um Koprophagie zu bemerken aber auch um anderen „Spazierunfällen“ wie zum Beispiel dem Fressen von gegebenenfalls schädlichem Aas ( z.B. vergiftete Ratten ) oder Giftködern vorzubeugen, sollte der Hund vor allem beim Spaziergang beobachtet werden.
Koprophagie ist eine unhygienische aber darüber hinaus auch ernsthaft gesundheitsgefährdende Unart, die dem Hund möglichst schnell wieder abgewöhnt werden sollte. Das ist wichtig, um Schmierinfektionen über den Hund auf den Menschen zu verhindern. Zudem können Infektion oder Intoxikation des Hundes mit Infektionserregern oder mit toxischen Arzneimittelrückständen (v.a. In Pferdekot) vermieden werden.
Ein adäquater Grundgehorsam bildet die Basis: Kommandos wie „Pfui!“ und „Aus!“ bedeuten dem Hund, sofort fallen zu lassen, was er gerade im Maul hat. Wut und Ausschimpfen hingegen sind der Abgewöhnung wenig zuträglich, da der Hund dies nicht mehr mit dem Kotfressen assoziieren wird und wohlmöglich sogar noch als positiv zu wertende Aufmerksamkeit interpretiert.
Hygiene und das sofortige Beseitigen von jeglichem Kot aus dem Umfeld des Hundes minimieren die Möglichkeit für das Tier, diesen zu fressen. Ebenso hilfreich ist das Anleinen während des Spaziergangs oder sogar das Anlegen eines Maulkorbs, um die Aufnahme von Kot zu erschweren.
Eine weitere Option ist die sogenannte „Gegenkonditionierung“, bei der Kothaufen mit Pfeffer oder Bitterstoffen präpariert werden, sodass der Hund das Kotfressen mit einer negativen Erfahrung assoziiert.
Ist ein Mangel die Ursache sollte umso mehr auf eine hochwertige und ausgewogene Fütterung geachtet werden. Krankhafte Ursachen wie eine Störung der Pankreasfunktion müssen veterinärmedizinisch behandelt werden.
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Unmittelbare Hilfe gegen das Kotfressen selbst kann Homöopathie zwar nicht liefern, doch ist eine allgemeine Unterstützung durch Futterzusätze möglich, um Mangelerscheinungen vorzubeugen oder auszugleichen.
Dies sollte nach einer Untersuchung in Absprache mit dem behandelnden Tierarzt oder Tierheilpraktiker erfolgen. Weiterhin können zwar keine Homöopathika, wohl aber Hausmittel wie Pfeffer bei der Gegenkonditionierung nützlich sein.
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Der Hund stellt durch Koprophagie nicht nur einen Überträger für Krankheiten des Menschen dar, sondern gefährdet sich durch die unhygienische Angewohnheit auch selbst.
Zunächst einmal setzt er sich selbst einem erheblich erhöhten Infektionsdruck aus und kann sich über den Kot zum Beispiel mit Eiern, Larven von ein- und mehrzelligen Parasiten wie Giardien oder Bandwürmern, aber auch mit anderen Infektionserregern wie Bakterien und Viren anstecken. Koprophagie führt zu einer erheblich beschleunigten Durchseuchung einer Population.
Eine weitere Gefahr stellen Medikamentenrückstände im Kot allen voran anderer Tierarten da. Pferdeäpfel enthalten beispielsweise oft Rückstände von Antiparasitika wie Ivermectin, die bei Hunden toxische Wirkungen haben können. Besonders gefährdet sind Hunde mit dem weit verbreiteten MHCI-Defekt, auf den die Tiere routinemäßig getestet werden.
Harmlosere Symptome nach Koprophagie sind Erbrechen und Durchfall, die den Ekel des Besitzers weiter verstärken, für den Hund jedoch meist nicht weiter dramatisch sind.
Grundsätzlich ist Koprophagie zwar eine Unart, die dem Hund schnellstmöglich abgewöhnt werden sollte, jedoch in der Mehrzahl der Fälle nicht unbedingt akut gesundheitsgefährdend.
Ein Tierarztbesuch ist dann angezeigt, wenn das Kotfressen möglicherweise auf eine Mangelerscheinung oder eine andere Krankheit zurückzuführen ist, also bei zusätzlich schlechtem Allgemeinbefinden oder Gewichtsverlust.
Unumgänglich ist ein veterinärmedizinischer Besuch, falls nach der oralen Aufnahme von Kot Vergiftungserscheinungen wie Erbrechen, Polydipsie, Muskelkrämpfe, Apathie und neurologische Ausfallerscheinungen etc. auftreten. Auch die Krankheiten, mit denen sich ein Hund durch Koprophagie infizieren kann, können einen Tierarztbesuch erfordern. Sie äußern sich jedoch meist erst nach einiger Inkubationszeit.
Wie erkennt man eine Vergiftung bei einem Hund? Lesen Sie hier weiter.
Die Koprophagie selbst ist keine Krankheit sondern nur eine unschöne Angewohnheit, die die Chance der Infektion mit Krankheitserregern deutlich erhöht. Je früher der Besitzer das Kotfressen seines Hundes bemerkt, umso leichter kann es ihm durch korrektes Management und angemessene Fütterung wieder abtrainiert werden.
Die Koprophagie muss nicht „geheilt“, sondern nur vorgebeugt werden. Die Prognose, der durch das Kotfressen erworbenen Krankheiten, ist je nach Infektionserreger beziehungsweise Toxin sehr verschieden!
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