Wurmkur beim Hund

Eine Wurmkur, auch Anthelminthikum genannt, beschreibt ein Arzneimittel, welches gegen parasitisch lebende Würmer wirkt. Die Wurmkur kann vorbeugend, d.h. ohne den Nachweis eines Wurmbefalls, oder therapeutisch, d.h. bei akutem Wurmbefall mit Diagnose, eingesetzt werden.

Bei der Entwurmung muss man grundsätzlich beachten, dass nur ausgewachsene Würmer und Larven abgetötet werden (also keine Eier) und außerdem kein Schutz vor einer Neuinfektion besteht. Daher sollte die Entwurmung regelmäßig wiederholt werden. In welchen Abständen die Verabreichung eines Anthelminthikums sinnvoll ist, hängt vom Umfeld des Hundes und einigen anderen Faktoren ab. Es empfiehlt sich, für diese Frage den Tierarzt zu Rate zu ziehen.

Diese Wurmkuren gibt es

Die wichtigsten Wirkstoffe gegen Würmer beim Hund sind unter anderem:

  • Fenbendazol und Flubendazol gegen Hakenwürmer und Lungenwürmer
  • Ivermectin gegen Fadenwürmer (und Zecken/Läuse/Milben)
  • Milbemycinoxim und Moxidectin gegen Fadenwürmer (und Zecken/Läuse/Milben)
  • Praziquantel und Nitroscanat gegen Bandwürmer und Egel

Bei den genannten Wirkstoffen handelt es sich um in der Tiermedizin sehr wichtige Wirkstoffe, die für Hunde zugelassen sind. Aufgrund der Vielzahl der Wurmmittel, ist hier jedoch nur eine kleine Auswahl genannt.

Im Folgenden werden einzelne Präparate mit den enthaltenen Wirkstoffen vorgestellt. Es gibt vereinzelt zwar auch als Pasten und Spot-ons, am gebräuchlichsten sind aber Entwurmungstabletten.

MilbeMax

Bei Milbemax handelt es sich um ein Kombipräparat aus den Wirkstoffen Milbemycinoxim und Praziquantel. Dadurch wirkt es gegen Fadenwürmer (darunter Spulwürmer und Hakenwürmer), Bandwürmer, einige Egel und zusätzlich noch andere Parasiten wie Zecken, Läuse und Milben. Zudem kann es Linderung bei starkem Lungenwurmbefall schaffen.

Aufgrund seiner Vielseitigkeit wird Milbemax gerne als das „Standardantiparasitikum“ eingesetzt und ist mit 10 – 20 € je nach Dosierung eher im oberen Preissegment der Wurmmittel.

ACHTUNG – Was oft übersehen wird: Milbemax wirkt zwar grundsätzlich gegen Hakenwürmer, jedoch nicht gegen den mitteleuropäischen Vertreter „Uncinaria stenocephala“, der in unseren Breiten am häufigsten vertreten ist. Gegen Hakenwurmbefall setzt man daher eher Fenbendazol oder Flubendazol ein, was effektiv sämtliche Hakenwurm-Spezies eliminiert. Unter dem Mikroskop kann der Tierarzt sowohl die Eier aus dem Kot als auch die ausgewachsenen Würmer, anhand ihrer Köpfe, unterscheiden.
Des Weiteren unterscheidet sich das klinische Bild, da „Uncinaria stenocephala“ im Gegensatz zu anderen Hakenwürmern kein Blut saugt und so auch keine Anämie auslöst.

Milbemax ist für Hunde und Katzen verschiedener Größen als Tablette in der jeweils passenden Dosierung erhältlich. Für Hunde gibt es Milbemax zudem als Kautablette, was die Verabreichung erleichtern soll. Das Präparat ist verschreibungspflichtig, daher erhält man es nur beim Tierarzt oder mit Rezept in einer Apotheke.

Lesen Sie mehr zu diesem Präparat in dem gesonderten Artikel: MilbeMax für den Hund

Spot-on

Unter einem Spot-on-Präparat versteht man eine mit Wirkstoff versetzte Flüssigkeit, die, meist im Nacken, auf die Haut gegeben wird und über diese aufgenommen wird. Dann gelangen die Wirkstoffe, wie es auch bei Tabletten der Fall wäre, ins Blut und können von dort aus durch die Blutbahn transportiert werden und im ganzen Körper gegen die Parasiten wirken.

Spot-on-Präparate gibt es genau wie Tabletten mit verschiedenen Wirkstoffen und Dosierungen. Sie sind genauso wirksam wie Tabletten und jeder Besitzer kann für sich selbst entscheiden, in welcher Form er seinem Vierbeiner den Wirkstoff am liebsten verabreicht.

Drontal

Bei Drontal handelt es sich um ein verschreibungspflichtiges Kombipräparat aus den Wirkstoffen Febantel, Praziquantel und Pyrantel. Es wirkt gegen Fadenwürmer (Hakenwürmer, Spulwürmer und Peitschenwürmer) sowie gegen Bandwürmer. Dorantel ist nur in Tablettenform erhältlich und wird am besten in einem Stück Käse oder Wurst versteckt verabreicht. Eine Tablette kostet ca. 4€.

Panacur

Dieses Mittel enthält Fenbendazol und wirkt damit gegen Fadenwürmer und Bandwürmer. Im Gegensatz zu Milbemax wirkt Panacur auch gegen Uncinaria stenocephala und Giardien, dafür aber nicht gegen alle Bandwurmarten, sondern nur gegen „Taenia pisiformis“.

Panacur wird in Tablettenform verabreicht und kann zu Erbrechen und leichtem Durchfall führen. Zudem sollte es nicht bei trächtigen Hündinnen angewandt werden oder nur gegen Ende der Trächtigkeit nach Absprache mit dem Tierarzt. Eine Tablette kostet nur ca. 2 €.

Lesen Sie mehr zu diesem Präparat in dem Artikel: Panacur

Milpro

Bei Milpro handelt es sich um ein Generikum von Milbemax, das heißt es enthält dieselben Wirkstoffe, ist jedoch günstiger.

Droncit

Droncit ist ein apothekenpflichtiges Arzneimittel für Hunde und Katzen, das heißt man benötigt zwar kein Rezept, das Medikament darf jedoch nur von fachkundigem Personal in Apotheken verkauft werden.

Als Wirkstoff ist Praziquantel enthalten und somit ist Droncit ein Bandwurmmittel. Es ist sehr gut verträglich, zudem sind keine Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten bekannt. Lediglich die Überdosierung von Droncit kann zu Erbrechen führen.

Das Mittel ist in Tablettenform und als Spot-on erhältlich, ein 5 – 10 kg schweres Tier benötigt eine Tablette im Wert von 5 € bzw. ein Spot-on für ca. 6 €.

Lesen Sie mehr in dem Artikel: Droncit Spot-on - gegen Würmer und Parasiten

Gibt es rezeptfreie Wurmkuren?

Je nach Präparat und Art bzw. Dosierung des Wirkstoffs kann eine Wurmkur rezeptpflichtig, apothekenpflichtig oder sogar frei verkäuflich sein.

Kennt man sich selbst jedoch nicht mit den Parasiten des Hundes sowie mit den pharmakologischen Grundlagen wie Wirkmechanismen und Resistenzentwicklungen bei den einzelnen Präparaten aus, sollte man lieber direkt zum Tierarzt gehen als in die Apotheke. Nur der Tierarzt kann eingehend beraten, da Apotheker meist auf Humanpräparate spezialisiert sind und zudem keine Kotuntersuchungen durchführen.

Es ist des Weiteren dringend davon abzuraten, einfach ab und zu oder auf Verdacht beliebige Präparate in der Drogerie zu kaufen und seinem Vierbeiner zu verabreichen, da wie oben beschrieben nicht jedes Präparat gegen alle Würmer wirkt und falsche Entwurmungsintervalle zu medizinresistenten Würmern führen können.

Wie häufig darf ich eine Wurmkur machen?

Als Maxime kann man wie bei den meisten Medikamenten das „so oft wie nötig, aber so selten wie möglich“-Prinzip anwenden. Das heißt im Klartext, dass man idealerweise nur nach einer positiven Diagnose entwurmt.

Hat man jedoch kleine Kinder, die mit dem Hund in engem Kontakt stehen, so ist es doch zu empfehlen, den Hund alle 3 Monate mit Praziquantel gegen Bandwürmer zu behandeln, damit der Hund nie ausgewachsene Bandwürmer in sich trägt und Eier ausscheidet, an denen sich auch Menschen infizieren können. Hierbei kann man nicht erst auf eine Kotuntersuchung warten, da der Hund bereits eine Infektionsquelle darstellen würde, sobald im Kot die ersten Eier zu finden sind.

Bei Therapiehunden an Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern oder Altenheimen – also an Orten, wo sehr viele Menschen sind, die unter Umständen auch kein funktionierendes Immunsystem haben – empfehlen verschiedene Organisationen sogar eine monatliche Behandlung des Hundes gegen alle in Mitteleuropa vorhandenen Wurmarten.

Das sind die typischen Nebenwirkungen einer Wurmkur

Die vom Tierarzt verkauften Wurmmittel sind vor ihrer Zulassung bereits auf Sicherheit, Unbedenklichkeit und Wirksamkeit getestet worden und somit auch recht nebenwirkungsarm. Natürlich kann es, wie bei jedem Medikament, auch zu Unverträglichkeiten sowie unerwünschten Nebenwirkungen kommen.

Wurmkuren führen in einigen wenigen Fällen zu:

  • kurzzeitigem Durchfall oder weichem Kot
  • Abgeschlagenheit
  • Müdigkeit
  • Mattigkeit
  • Erbrechen
  • allgemeinem Unwohlsein

Selten treten auch neurologische Beschwerden wie Muskelzittern oder unsicherer Gang auf. Sollten diese Symptome allerdings länger als ein bis zwei Tage andauern, ist es empfehlenswert, einen Tierarzt zu kontaktieren.

Das kostet eine Wurmkur

Wie viel eine Wurmkur kostet hängt vom Wirkstoff, seiner Dosierung und dem Gewicht des zu behandelnden Hundes ab.

Handelt es sich nicht um einen „Spezialfall“, wie beispielsweise Herz-/Lungenwürmer, beträgt der Preis meist nur wenige Euro.

  • Die Preise für einige bekannte Präparate stehen im jeweiligen Absatz (s.o.) mit dabei, für eine vorhergehende Kotuntersuchung fallen zusätzlich noch ca. 30 – 40 € an.

Das muss ich bei einer Wurmkur beim Welpen beachten

Welpen können sich schon vor der Geburt durch ihre Mutter mit Würmern infizieren. Manche Wurmarten werden auch nach der Geburt über die Milch übertragen. Daher werden Hundewelpen meist alle zwei Wochen entwurmt, vom Zeitpunkt der Geburt bis zwei Wochen nach dem Absetzen von der Muttermilch.

Im Gegensatz zu erwachsenen Hunden werden Welpen fast ausschließlich gegen Fadenwürmer, insbesondere Spulwürmer behandelt, da diese für erwachsene Hunde in den allermeisten Fällen ungefährlich sind und oft nicht einmal Symptome auslösen. Bei Welpen hingegen können Spulwürmer zu einem Spulwurmbauch (zahlreiche Würmer + Gas), massiver Abmagerung, Darmverstopfungen und dadurch sogar zum Tod führen. Auch Spulwürmer können auf den Menschen übertragen werden, sind aber – genau wie beim Hund – in der Regel nur für Kinder und immunsupprimierte Menschen gefährlich und befallen dann das Auge.

Bei ausgewachsenen Hunden, die in der Regel gut mit Wurmbefall zurechtkommen, steht die Bandwurmbekämpfung im Vordergrund, um eine Übertragung auf den Besitzer zu verhindern, da Fuchs- und Hundebandwürmer beim Menschen Lebertumore und -zysten auslösen können.

In beiden Fällen erfolgt die Ansteckung über die orale Aufnahme mikroskopisch kleiner Wurmeier aus dem Hundekot. Dieser Kreislauf kann durch regelmäßige Entwurmung unterbunden werden, da so erst gar keine geschlechtsreifen Würmer mehr im Hund heranwachsen können und es nie zu einer Eiausscheidung kommt.

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Gibt es eine Wurmkur, die gegen alle Würmer wirkt?

Grundsätzlich gibt es keinen Wirkstoff, der alle Wurmarten in sämtlichen Lebensstadien (also auch Eier und Larven) tötet. Allerdings ermöglichen sogenannte Kombipräparate aus verschiedenen Wirkstoffen – wie zum Beispiel Milbemax aus Milbemycinoxim und Praziquantel – immerhin einen Großteil der mitteleuropäischen Würmer, die den Hund parasitieren, zu eliminieren.

Daher, und weil so das Risiko von Resistenzentwicklungen sinkt, empfiehlt es sich oft, abwechselnd mit verschiedenen Präparaten zu entwurmen. Eine individuelle Beratung hierzu erhält man von seinem Tierarzt.

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Kann man mit Hausmitteln eine Wurmkur machen?

Im Internet findet man zahlreiche „natürliche Präparate“, die gegen Würmer helfen sollen. Allerdings handelt es sich hierbei nicht um Medikamente, die ein Zulassungsverfahren durchlaufen haben und deren Wirksamkeit in Studien geprüft wurde. Einige dieser Mittel sind wirkungslos, andere können dem Hund sogar schaden. In jedem Fall sollte man vor der Gabe solcher Mittel mit seinem Tierarzt sprechen.

Auch Kokosöl, Karotten und Kürbiskerne werden im Internet als Wurmmittel beworben. In Kombination mit regelmäßigen Kotuntersuchungen schaden diese Stoffe dem Hund nicht und daher kann man diese Kuren bedenkenlos ausprobieren. Sollte der Tierarzt jedoch einen Wurmbefall feststellen, empfiehlt es sich, nicht lange zu zögern und mit einer medikamentösen Therapie zu beginnen, bevor es zu bleibenden Schäden kommt.

Wann muss ich zum Tierarzt?

Wenn man sich einen Hund neu anschafft, sollte man sich beim ersten Routinecheck beim Tierarzt direkt auch zum Thema Entwurmung beraten lassen. Je nachdem wie oft man sich entschließt zu entwurmen, sollte man regelmäßig zum Tierarzt gehen um ein Präparat zu kaufen beziehungsweise den Kot untersuchen zu lassen.

Zusätzlich sollte man einen Tierarzt aufsuchen, wenn der Hund Anzeichen eines akuten Wurmbefalls zeigt. Dazu zählen:

  • regelmäßiges Erbrechen
  • (unter Umständen blutiger) Durchfall
  • Abgeschlagenheit und Müdigkeit
  • Hautreizungen
  • Gewichtsverlust und Abmagerung
  • ein aufgeblähter Bauch bei Welpen
  • dauerhafter Husten
  • Anämie/Blutarmut und Ikterus/Gelbsucht
  • ein juckender After - was zu sogenanntem „Schlittenfahren“ führt, d.h. der Hund scheuert sein Hinterteil am Boden.

Ist die Wurmerkrankung bereits durch äußerliche Symptome klar zu erkennen, gilt es keine Zeit mehr zu verlieren, um schwerwiegende Schäden wie beispielsweise einen Darmverschluss zu vermeiden. Vorbeugend kann man auch einfach regelmäßig den Kot untersuchen lassen, wenn man weder ohne Anhaltspunkt ständig entwurmen noch auf einen derartig starken Befall, dass sich Symptome zeigen, warten möchte.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 28.11.2018 - Letzte Änderung: 10.11.2021