Tollwut beim Hund

Definition - Was ist eine Tollwut beim Hund?

Tollwut ist eine vom Lyssaviren übertragene Infektionskrankheit vieler Warmblüter einschließlich Mensch und Hund. Sie verläuft immer tödlich. Eine Tollwutimpfung steht zur Verfügung und ist bei der Ein- oder Ausreise in einen EU-Mitgliedsstaat für Hunde sogar Pflicht.

Deutschland gilt zurzeit als tollwutfrei abgesehen von der Fledermaustollwut. Tollwut führt zu einer Entzündung des Gehirns, die mit neurologischen Störungen und abnormalem Verhalten, Muskelkrämpfen, Lähmungen und Koma einhergeht.

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Ansteckung und Ursache der Tollwut beim Hund

Ursache für die Tollwuterkrankung sind Lyssaviren aus der Familie der Rhabdoviridae. Tritt Tollwut in Deutschland auf, kommt dies meist bei außereuropäisch importierten Hunden vor. Studien haben gezeigt, dass 20% der aus Risikoländern importierten Hunde trotz laut Impfausweis korrekter Impfung keinen ausreichenden Schutz vor dem Virus aufwiesen.

Eine Infektion durch Fledermäuse ist extrem selten. Infiziert wird der Hund durch einen Biss, da der Erreger insbesondere im Speichel ausgeschieden wird. Auch über Kratzwunden oder Schleimhäute kann eine Übertragung stattfinden. Über die Bissstelle wandert das Virus durch die Muskeln oder direkt über die Blutbahn in die Nerven und steigt von dort in Rückenmark und Gehirn auf. So entstehen die Krankheitssymptome einer Entzündung im Gehirn (Polioenzephalomyelitis). Seltener findet eine Infektion über Fleisch oder die Luft statt.

Das Virus ist zwar wenig umweltbeständig, hält sich jedoch in Kadavern infizierter Tiere. Auch der Aufenthalt in einer Höhle mit infizierten Fledermäusen kann zur Infektion führen.

Diagnose

Die Verdachtsdiagnose kann meist anhand der Anamnese, insbesondere des Vorberichts und der klinischen Symptome, durch den Tierarzt gestellt werden. Bestätigt wird der Befund durch gesetzlich vorgeschriebene Maßnahmen. Meist wird die Diagnose erst am toten Tier gestellt, da die Tiere an der Tollwut sterben. Genutzt werden spezielle Labortests mit denen das Virus in Gehirngewebe oder Körperflüssigkeiten nachgewiesen werden können. Einen Test am lebenden Tier, mit dem Tollwut sicher ausgeschlossen werden kann, gibt es leider nicht. 

So lange ist die Inkubationszeit

Die Inkubationszeit beschreibt den Zeitraum von der Aufnahme des Krankheitserregers bis zum Auftreten der Symptome. Dieser ist bei der Tollwut sehr variabel und beträgt beim Hund 2-24 Wochen. Es sind sogar Fälle beschrieben worden, in denen die Inkubationszeit über ein ganzes Jahr dauerte. Die Virusausscheidung beginnt bereits in der Inkubationszeit, meist etwa 1-5 Tage vor Ausbruch der klinischen Symptome.

An diesen Symptomen erkennen ich, dass mein Hund an Tollwut erkrankt ist

Ein Verdacht auf Tollwut liegt dann vor, wenn der Hund von einem Tier gebissen wurde, das sich auffällig verhielt oder wenn er sich selbst abnormal verhält. Dabei sind die Symptome abhängig von dem Stadium der Krankheit, in dem sich das Tier befindet. Dazu kommt die Problematik, dass es nicht selten zu irregulären Verlaufsformen kommt.

Im sogenannten Prodromalstadium zeigt der Hund sich überfreundlich bis abweisend im Wechsel, teils ängstlich und teils aggressiv. Dabei reagieren die Tiere lichtempfindlich. Im folgenden Exzitationsstadium sind die Hunde leicht erregbar, aggressiv, desorientiert bis launisch und neigen zur Raserei, in der sie um sich beißen. Einige Tage vor dem Tod beginnt das Paralysestadium, in dem sich die vorausgegangenen Unruhen, Muskelzuckungen und Krämpfe zu Lähmungen und Erschöpfung bis hin zum Koma wandeln. Das bekannteste Symptom der Tollwut ist wohl das Speicheln, das zum Schaum vorm Maul führt.

Bei jeder Erkrankung mit unklaren neurologischen Symptomen sollte an Tollwut gedacht werden.

Schaum vorm Mund als Symptom von Tollwut beim Hund

Das Tollwutvirus vermehrt sich besonders in den Speicheldrüsen des infizierten Tiers und wird auch in hohen Dosen im Speichel ausgeschieden, sodass die meisten Infektionen mit Tollwut durch einen Biss und die Übertragung von infiziertem Speichel in die offene Wunde entstehen. Der Schaum vorm Mund des tollwütigen Tieres ist also tatsächlich Speichel. Der Schaum entsteht durch vermehrtes Kauen.

Wann muss ich zum Tierarzt?

Besteht der Verdacht, dass der eigene Hund von einem tollwutverdächtigen Tier gebissen wurde oder der Hund selbst an Tollwut erkrankt sein könnte, muss umgehend ein Tierarzt aufgesucht werden! Bei der Tollwut handelt es sich um eine anzeigepflichtige Tierseuche. Daher muss der Tierhalter oder der behandelnde Tierarzt bereits den Verdacht auf den Ausbruch der Tollwut der zuständigen Behörde melden.

Behandlung / Therapie einer Tollwut

Laut Tollwut-Verordnung sind Heilversuche bei einem Ausbruch von Tollwut beim Hund verboten. Der Tierarzt darf den Hund also nicht gegen Tollwut behandeln, sondern muss diesen einschläfern. Dies ist begründet durch die Notwendigkeit des Schutzes der restlichen Hundepopulation.

Dazu kommt, dass eine Tollwuterkrankung bis auf seltenste Ausnahmen immer tödlich verläuft und man dem Hund eine lange Zeit voller Schmerzen und Leiden erspart. Die einzige Ausnahme der Pflicht zur sofortigen Tötung kann bei geimpften Hunden mit Zustimmung der zuständigen Behörde gemacht werden. Dies ist jedoch eine Einzelfallentscheidung.

Diese Hausmittel können helfen

Hausmittel für den Einsatz bei Tollwut gibt es nicht. Eine Impfung ist durch diese nicht zu ersetzen und eine Behandlung der Tollwut durch Hausmittel ist nicht möglich.

In jedem Fall sollte mit dem Hund ein Tierarzt bzw. bei einem Ansteckungsverdacht des Menschen ein Humanmediziner aufgesucht werden! Heilkräuter und andere pflanzliche Mittel sind unwirksam gegen das Virus und jedes Experiment mit Hausmitteln sollte unterlassen werden.

Homöopathie bei einer Tollwut

Von der Anwendung homoöpatischer Arzneien zur Behandlung einer Tollwutinfektion ist abzuraten, da eine Tollwutinfektion in der Regel nicht mehr behandelt werden kann. Fest steht zudem, dass eine Behandlung eines nicht geimpften Hundes mit Tollwut laut Gesetzgebung verboten ist! 

Obwohl der Homöopath Hering bereits vor 170 Jahren eine „Tollwutnosode“ als Prophylaxemittel entwickelte ist von einer prophylaktischen Tollwut-Behandlung mit homöopathischen Mitteln wie Lyssinum ebenfalls abzuraten.

Kosten für die Behandlung

Da Heilversuche bei einem bestätigt an Tollwut erkranktem Hund nicht erlaubt sind, entstehen in der Regel keine Kosten für die Behandlung abgesehen von den Kosten der Diagnose und Euthanasie. Eine labortechnische Analyse von Gewebeproben kostet einige hundert Euro je nach Labor. Das Einschläfern kostet etwa 50 € und das Einäschern des Hundes noch einmal zwischen 100 und 300 €.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema: Kosten für die Impfungen eines Hundes

Dauer einer Tollwut

Tollwut verläuft im sogenannten klassischen Dreiphasenverlauf. Auf die Inkubationszeit von 2-24 Wochen folgt das Prodromalstadium mit Verhaltensänderungen. Es dauert Stunden bis einige Tage. Darauf folgt das Exzitationsstadium der „rasenden Wut“ mit ausgeprägter Aggressivität und Beißen. Dieses kann 1-7 Tage andauern. Das Paralyse- oder Depressionsstadium endet nach weiteren 2-4 Tagen mit dem Tod.

Die gesamte Krankheit dauert also etwa 5-20 Tage bis es zum Tod kommt.

Wie ansteckend ist das für den Menschen?

Zwar sind Menschen weniger ansteckungsgefährdet als viele Tiere, die Gefahr besteht aber trotzdem.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema: Tollwut beim Menschen

Sollte man von einem tollwutverdächtigen Tier gebissen werden, sollte man die Wunde so schnell wie möglich von ärztlichem Personal reinigen und desinfizieren lassen. Es wird eine sogenannte postexpositionelle Behandlung durchgeführt, um den Krankheitsausbruch zu verhindern. Die genaue Behandlung ist abhängig davon, ob bereits eine Impfung vorliegt oder nicht. Auch eine Behandlung mit humanen Tollwut-Immunglobulinen ist möglich.

Prognose - Wie hoch ist die Überlebenswahrscheinlichkeit

Die Überlebenswahrscheinlichkeit bei einem Ausbruch von Tollwut beim Hund geht gegen Null - die Prognose ist sehr schlecht. Die Krankheit verläuft beim Hund fast immer tödlich und laut Tollwut-Verordnung ist jeder Tierarzt verpflichtet einen bestätigt erkrankten, nicht geimpften Hund sofort einzuschläfern.

Selbst Heilversuche sind bei Verdacht auf Tollwut nicht erlaubt. Dies dient dem Schutz der gesamten Tierpopulation vor der Verbreitung der Seuche. Ist das Tier geimpft, muss es nicht sofort getötet werden. Die Überlebenschance ist bei Ausbruch der Krankheit aber trotzdem gering.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 01.10.2018 - Letzte Änderung: 10.11.2021