Gesäugeentzündung beim Hund

Die Gesäugeentzündung beim Hund beschreibt eine zumeist bakteriell bedingte Entzündung der Zitzen, eine sogenannte Mastitis, welche vorwiegend bei der Hündin auftritt. Die entzündlichen Vorgänge können sowohl nur einen, als auch mehrere Zitzen betreffen und dabei akut oder chronisch verlaufen. Eine solche Entzündung ist in der Regel mit der Laktation assoziiert, das heißt wenn die Hündin einen Wurf Welpen mit Milch zu versorgen hat. Demnach tritt die Gesäugeentzündung meist im Zusammenhang mit der Geburt eines Wurfes auf. Dies kann vor oder unmittelbar nach der Geburt, außerdem innerhalb der Laktation -zum Beispiel durch Biss-und Kratzverletzungen durch die saugenden Welpen-, kurz nach dem Absetzen der Welpen oder im Zuge einer Scheinträchtigkeit sein.  Je nach Schweregrad der Entzündung ist das Allgemeinbefinden der Hündin unter Umständen hochgradig gestört. Deswegen sind indirekt auch die Welpen, insofern die Hündin einen Wurf versorgen muss, gefährdet. Zum einen kann sich die Mutter nicht adäquat um ihren Wurf kümmern, wenn die Infektion den ganzen Körper beeinträchtigt, zum anderen können sich die Welpen mit Bakterien aus der Milch und der entzündeten Zitzen infizieren. Dies kann sogar bis zum Tod der Welpen führen und sollte daher bei kleinsten Auffälligkeiten gewissenhaft beobachtet werden.

Ursachen

Die Ursachen für eine Gesäugeentzündung beim Hund sind vielfältig. Am häufigsten wird die Infektion getragen von verschiedenen Bakterien, so zum Beispiel kugelförmige grampositive Bakterien (Staphylokokken oder Streptokokken), aber auch diverse andere Bakterienarten. Diese Bakterien besiedeln die äußere Haut an der Zitze auch wenn die Hündin gesund ist. Durch unterschiedliche Einflüsse kommt das Gleichgewicht dieser Bakterien durcheinander, sodass sich die Möglichkeit einer Infektion bietet. Dazu zählt mangelnde Hygiene in der Zuchtanlage durch unzureichende Säuberung der Wurfkiste und der sonstigen Umgebung, in welcher sich die Hündin mit ihrem Wurf aufhält. Unangemessene Umwelt- und Ernährungsbedingungen, wie Nässe, Kälte, Zugluft, schlecht isolierte Liegebereiche oder Ernährungsdefizite spielen eine Rolle, außerdem bereits vorher bekannte infektiöse oder duch Parasiten hervorgerufene Hauterkrankungen der Hündin, Entzündungen anderer Körperteile (Zahnfleischentzündung, Ohrentzündung), sowie andere Allgemeinerkrankungen, welche das Allgemeinbefinden der Hündin herabsetzen und das Immunsystem schwächen.

Eine Hündin mit Welpen ist im stetigen Kontakt mit ihren Jungtieren. Hierbei kann es durch den Milchtritt zu Verletzungen durch die Krallen und durch das intensive Saugen an den Zitzen zu Bissverletzungen kommen. Sind bei der Geburt Welpen verstorben oder handelt es sich um einen sehr kleinen Wurf kann es außerdem zu einem erhöhten Milchdruck in der Zitze kommen, da nicht genug Welpen Milch saugen. Auch beim abrupten Absetzen der Welpen kann es zum sogenannten Milchstau kommen. Durch einen mangelhaften Schluss der Zitzenspitze läuft immer wieder unkontrolliert Milch aus aus dieser heraus, was wiederum zu Infektionen führen kann. Nach der Geburt kann es zu Ausfluss aus der Scheide der Hündin kommen. Dieses Sekret kann bei Kontakt mit den Zitzen ebenfalls zur Entzündung führen. Ist häufig zu Beginn nur eine Zitze betroffen, so entwickelt sich schnell eine Übertragung auf die anderen Zitzen, dadurch dass die Welpen die Keime an der ganzen Milchleiste verteilen und schließlich oft alle Zitzen entzündet sind.

 

Diagnose

Die Diagnose Gesäugeentzündung ist durch eine Gesäugeuntersuchung in Kombination mit einer bakteriologischen Untersuchung einer Milchprobe von einem Tierarzt zu stellen. Bei der Untersuchung werden alle Zitzen gründlich betrachtet, um Schwellungen und Rötungen, unter Umständen sogar bläuliche Verfärbungen, festzustellen. Im Anschluss werden die Zitzen abgetastet. Dabei werden Wärme, Schmerzhaftigkeit, mögliche Schwellungen und die Beschaffenheit der Zitzenhaut bewertet. Diese kann gering- bis hochgradig verändert sein, d.h. noch geschlossen oder bereits offen/blutig und/oder eitrig, dunkel verfärbt aufgrund abgestorbener Bereiche, trocken/feucht, unkontrollierter Milchabfluss aus entzündeten Zitzen, etc. Zur Untersuchung der Milch wird eine MIlchprobe genommen und zunächst unter dem Mikroskop oder mittels bestimmter Färbelösungen auf Bakterien untersucht. Die Probe ist im akuten Geschehen meist wässrig-flockig und kann Blut- und/oder Eiterbestandteile beinhalten.

An diesen Symptomen erkenne ich, dass mein Hund erkrankt ist

Als Hundehalter sollte man insbesondere bei einer Hündin mit Welpen sehr genau beobachten, wie sich das Allgemeinbefinden von Mutterhündin und Welpen nach der Geburt entwickelt. Im Idealfall trinken alle Welpen ordentlich an der Mutter. Damit verbunden besteht immer die Möglichkeit von Verletzungen der Zitzen. Diese sollten regelmäßig auf vermehrte Wärme, Rötung, Schwellung, Funktion (milchgebend) und Schmerzhaftigkeit untersucht werden. Bei kurzhaarigen Hündinnen ist zumindest eine Schwellung und Rötung sehr viel leichter zu sehen als bei langhaarigen. Bei einer akuten Gesäugeentzündung legt sich die Mutterhündin oft auf kalte Flächen, zeigt Schmerzen beim Aufstehen und auch bei sonstigen Bewegungen, ist apathisch, frisst mitunter schlecht bis überhaupt nicht, und kann unter Durchfall und auch Fieber leiden. Die Welpen können bereits vor den ersten erkennbaren Anzeichen der Gesäugeentzündung Symptome einer Infektion/Vergiftung durch krankmachende Keime der Zitze zeigen und sollten deshalb auch gut beobachtet werden. In diesem Fall geht es den Welpen zunehmend schlechter, d.h. sie trinken weniger bis überhaupt nicht, verlieren Gewicht, sind apathisch, haben Fieber, und so weiter.

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Behandlung / Therapie

Bei einer bestätigten Gesäugeentzündung ist eine antibiotische Behandlung der Hündin unumgänglich. In der Regel wird der Tierarzt sich eines sogenannten Breitbandantibiotikums bedienen. EIn solches Antibiotikum hat einen relativ großen Wirkungsbereich, sodass viele häufig vorkommende Bakterien bekämpft werden können. Im Falle einer säugenden Hündin muss beachtet werden,dass viele Antibiotika Präparate nicht in Frage kommen, da sie in die Milch gelangen und darüber die Welpen schädigen können. Die Dauer der Antibiose sollte mindestens für 7 Tage angesetzt werden, um einer wiederholten Infektion vorzubeugen. Die Welpen sollten ebenfalls antibiotisch versorgt werden, da sie im ständigen Kontakt zur Infektionsquelle, nämlich der Zitze und der Milch, stehen.

Zusätzlich werden zur Schmerzlinderung Schmerzmittel für die Hündin eingesetzt. Bei einer enorm starken Entzündung einer oder meherer Zitzen kann es notwendig sein, diese teilweise oder komplett operativ zu entfernen, um die Gefahr einer Blutvergiftung einzudämmen. Ein solcher operativer Eingriff ist sicher die letzte Option, da das oberste Ziel die Erhaltung aller Zitzen ist. In Abhängigkeit vom Verlauf der Gesäugeentzündung, vom Alter der Welpen und dem Heilungsfortschritt kann es zu der Entscheidung kommen, dass die Welpen verfrüht oder vorübergehend von der Mutter getrennt werden, um die Jungtiere der Infektionsbelastung zu entziehen. Je nach individueller Situation sollte die Hündin beim vollständigen Absetzen der Welpen mit einem "Antiprolaktin" behandelt werden. Dieses Medikament stoppt das Signal zur Milchbildung, sodass die Hündin allmählich aufhört, Milch zu geben.

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Wann muss ich zum Tierarzt?

Die Vorstellung beim Tierarzt sollte bereits bei den ersten Anzeichen von Schwellungen und Rötungen der Zitzen und Zitzenumgebung, sowie sonstigen Auffälligkeiten der Hündin (Schmerzhaftigkeit, Fieber, Apathie) erfolgen. Bei einer Hündin mit Welpen muss auch bei plötzlicher Verschlechterung des Allgemeinbefindens der Jungtiere an die Möglichkeit einer Gesäugeentzündung gedacht werden. Die Gefahr besteht für die Welpen, durch das sogenannte "toxische MIlchsyndrom". Durch Aufnahme der infizierten Milch und den Kontakt mit der infizierten Zitzenhaut können die Welpen lebensbedrohlich geschädigt werden, und zwar bevor Auffälligkeiten an der Hündin auftreten. In diesem Fall ist äußerste Vorsicht geboten. Demnach führt kein Weg am Tierarzt vorbei, um das Leben von Hündin und Welpen zu schützen.

Diese Hausmittel können helfen

Eine Behandlung mit Hausmitteln kann die Ursachen einer Gesäugeentzündung nicht beseitigen und ist daher keinesfalls zu empfehlen. Um die Schmerzen an betroffenen Zitzen zu lindern können unterstützend zu Antibiose und Schmerztherapie kühlende Umschläge aufgelegt werden.

Dauer

Die Dauer der Erkrankung ist von vielen Faktoren abhängig. Darunter fällt die Schwere der Entzündung, d.h. wie stark sind die betroffenen Zitzen geschädigt, der Behandlungsbeginn, -fortschritt und -erfolg, das Management der Behandlung zu Hause (trinken die Welpen weiterhin an der Hündin, funktioniert die Medikamenteneingabe, etc.). Nach der Feststellung einer Gesäugeentzündung folgt eine mindestens 7-tägige Antibiotika- Therapie. Im Anschluss wird nach erneuter tierärztlicher Untersuchung festgestellt, ob die Behandlung bereits ausreichend war oder verlängert werden muss. Je nach Verlauf im Einzelfall kann die Behandlung insgesamt mehrere Wochen betragen.

Prognose

Die Prognose für das Leben und die Gesundheit der Hündin nach erfolgreicher Behandlung der Gesäugeentzündung ist durchaus als sehr gut einzuschätzen. Beim Anschlagen der Therapie wird die Infektion bekämpft und im besten Fall die problemlose Funktion der Zitze/n wiederhergestellt. Im Falle einer sehr schweren Entzündung kann es zum Verlust von betroffenen Zitzen kommen. Dies kann bedeuten, dass manche Zitzen keine Milch mehr geben und damit für folgende Würfe nicht mehr zum Säugen eingesetzt werden können. Dies ist außerdem der Fall, wenn eine oder mehrere Zitzen im Rahmen der starken Entzündung operativ entfernt werden mussten. DIesbezüglich ist abzuwägen, wie eine weitere Wurfplanung mit der verminderten Zitzenzahl vereinbar ist (eventuell müssen die Welpen zugefüttert werden o.ä.). Das Auftreten einer Gesäugeentzündung beim nächsten Wurf ist nicht ausgeschlossen und sollte aufgrund der vorhergehenden Krankengeschichte sensibel behandelt werden, d.h. die Hündin während der Trächtigkeit und der Milchgabe aufmerksam beobachten. Wird die Gesäugeentzündung früh erkannt, so ist die Gefahr für die Welpen gemindert. Auch diese haben dann eine sehr gute Prognose.

Kosten für die Behandlung

Die Kosten der Behandlung lassen sich nicht pauschal fassen. Auch dies ist von sehr vielen Fakroten abhängig:

  • Rasse der Hündin
  • Gewicht der Hündin
  • Schwere der Entzündung
  • Hündin mit oder ohne Welpen
  • Welpenanzahl
  • Behandlungsbeginn/-dauer
  • Medikamentelle Therapie ausreichend oder muss eine Operation in Erwägung gezogen werden

Die Behandlungskosten müssen individuell für die jeweilige Situation mit dem behandelnden Tierarzt besprochen werden.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 04.09.2018 - Letzte Änderung: 10.11.2021