Bei der Kastration werden in einer Operation in Vollnarkose (Allgemeinanästhesie) die Keimdrüsen entfernt, die für die Fortpflanzung der Tiere essenziell wichtig sind. Bei der Hündin handelt es sich um die Eierstöcke (Ovarien), bei Rüden werden die Hoden entfernt. In den Eierstöcken werden die Eizellen und die weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Gestagene gebildet, in den Hoden werden die Spermien gebildet und im Nebenhoden gespeichert. Außerdem werden im Hoden die männlichen Geschlechtshormone (Androgene) gebildet.
Bei dem Alter für den Kastrationstermin lassen sich keine pauschalen Angaben machen. Jeder Hund entwickelt sich anders schnell und gilt in einem anderen Alter als ausgewachsen und voll entwickelt. Hier lässt sich grob sagen, dass die Entwicklung von Hunden kleiner Hunderassen deutlich schneller abgeschlossen ist, als die Entwicklung von Hunden großer Hunderassen. Aber auch innerhalb einer Hunderasse gibt es individuelle Unterschiede. Einige durchlaufen den Prozess deutlich schneller als andere.
Rüden sollten erst kastriert werden, wenn sie körperlich ausgewachsen sind, denn bei ihrer Entwicklung spielen die Sexualhormone eine wichtige Rolle.
Bei Hündinnen hat man beobachtet, dass sie während ihrer ersten Läufigkeit einen großen Schritt in ihrer Entwicklung machen. Weshalb man sie frühestens zwischen der ersten und zweiten Läufigkeit kastrieren möchte.
Wenn Sie ihren Hund kastrieren lassen möchten, aber unsicher sind, wann der richtige Zeitpunkt ist, suchen Sie das Gespräch mit ihrem Tierarzt. Er kann Ihren Hund gründlich untersuchen und Sie dann bei der Frage nach dem passenden Zeitpunkt unterstützen.
Beim Rüden befinden sich die Keimdrüsen im Hodensack zwischen den Innenschenkeln der Hinterbeine. Bei der Kastration in Vollnarkose wird ein Schnitt im Bereich eines Hodensacks gemacht, nacheinander beide Hoden dadurch vorgelagert und so weit wie möglich oben abgebunden und abgesetzt. Anschließend wird der Hodensack mit einer Naht verschlossen.
Die Keimdrüsen der Hündin sind die Eierstöcke. Diese befinden sich in der Bauchhöhle. Diese muss im Bereich des Bauchnabels mit einem kleinen Schnitt eröffnet werden. Die Eierstöcke werden aus dem umliegenden Gewebe herausgelöst, abgebunden und entfernt. Anschließend werden die Bauchhöhle und die Haut in mehreren Lagen wieder zugenäht. Somit stellt der Eingriff bei der Hündin eine deutlich aufwändigere und komplikationsträchtigere Operation dar als beim Rüden.
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Bei der Kastration werden beim Rüden und bei der Hündin die Keimdrüsen entfernt. Diese bilden die Geschlechtshormone und sind zuständig für die Geschlechtsspezifische Ausprägung der hormonell gesteuerten Verhaltensweisen. Entfernt man diese zeigen die Hunde deutlich weniger Geschlechtstrieb. Die Rüden konzentrieren sich nicht mehr so stark auf läufige Hündinnen und laufen ihnen nach. In vielen Fällen lässt auch die Aggressivität gegenüber Menschen und anderen Rüden nach. Viele Rüden entwickeln in jungen Jahren eine hormonell gesteuerte sexuelle Hyperaktivität, kommen nicht mehr zur Ruhe, schlafen kaum noch oder verweigern sogar vollständig die Futteraufnahme. Diesen Rüden wird durch die Kastration dieser Stress in der Regel genommen.
Dennoch ist eine Kastration alleine aufgrund unerwünschter Verhaltensweisen mittlerweile nach dem Tierschutzgesetz nicht mehr zulässig und darf nur aufgrund einer medizinischen Indikation durchgeführt werden. Kastrierte Hündinnen werden nicht mehr läufig, die Attraktivität für Rüden nimmt ab. Die Hündin kann nicht mehr ungewollt gedeckt werden und Welpen bekommen. Auch die Phase auffälligen Verhaltens wie zum Beispiel Nestbau oder Blutung aus der Scheide (Vagina) während der Läufigkeit tritt nicht mehr auf.
Kastriert man die Hündin zwischen der ersten und zweiten Läufigkeit soll die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung von Eierstocks- und Gebärmuttertumoren sowie Tumoren in der Milchleiste im Vergleich zu unkastrierten Hündinnen deutlich vermindert sein. Vorteil einer Kastration bei beiden Geschlechtern ist außerdem das Unterbinden einer ungeplanten Vermehrung. Bei einigen Erkrankungen ist allerdings die Kastration ein Teil der Therapie. Hierzu zählen zum Beispiel Kryptorchiden (ein oder beide Hoden sind nicht in den Hodensack abgestiegen, sondern befinden sich noch in der Bauchhöhle und neigen zur tumorösen Entartung), Prostataerkrankungen oder Tumoren.
Die Kastration ist eine Operation unter Vollnarkose, bei der ein normales Narkose- und Komplikationsrisiko wie bei jeder anderen Operation auch besteht. Während oder nach der Operation kann es zu unerwünschten Blutungen kommen oder das Operationsgebiet kann sich entzünden. Nach der Kastration und dem Wegfall der Sexualhormone ändert sich der gesamte Stoffwechsel und der Energiebedarf sinkt, sodass sehr viele Tiere bei gleichbleibender Futtermenge stark an Gewicht zunehmen und ihr Leben lang an Fettleibigkeit leiden.
Außerdem ist die chirurgische Kastration, egal ob beim Rüden oder bei der Hündin immer ein irreversibler Eingriff, sodass eine Nutzung in der Zucht definitiv ausgeschlossen ist. Besonders Hündinnen mittlerer und größerer Hunderassen und Hündinnen der Rassen Dobermann, Boxer, Collies oder Riesenschnauzer neigen zu einer postoperativen Harninkontinenz. Einige langhaarige Hunderassen neigen nach einer Kastration zu verändertem Fellwachstum. Die Unterwolle wächst überproportional stark und das längere Deckhaar kommt nicht mehr so sehr zur Geltung und wirkt struppig.
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Bei der Sterilisation der Hündin werden in einer Operation die Keimdrüsen im Gegensatz zur Kastration nicht entfernt, sondern lediglich die Eileiter, die als Verbindung von den Eierstöcken zur Gebärmutter dienen, durchtrennt. Dies hat den Vorteil, dass die Hündinnen nicht tragend werden können. Die weiblichen Geschlechtshormone werden aber weiterhin von den Eierstöcken produziert, sodass das hormongesteuerte Verhalten der Hündin bestehen bleibt, aber das Risiko für Erkrankungen wie eine Gebärmutterentzündung (Pyometra), Tumoren an Eierstöcken, Gebärmutter und Milchleiste (Mamma) oder eine Scheinträchtigkeit bleibt mit unverändert hoch weiterhin bestehen.
Bei jeder Operation gibt es ein allgemeines Narkose- und Komplikationsrisiko. Da eine Kastration ein geplanter Eingriff ist, werden die Hunde vor der Einleitung der Narkose gründlich untersucht und mithilfe einer Blutuntersuchung und einer klinischen Chemie die Blut- und Organwerte kontrolliert. Gibt es hier Auffälligkeiten, die auf eine akute Erkrankung hindeuten, wird die Operation zum Schutz des Hundes auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Auch während der Operation selber kann es zu Komplikationen kommen. Hierzu zählen übermäßige Blutungen oder das Abbinden wichtiger Strukturen wie zum Beispiel den Harnleitern (Ureteren) bei der Hündin, die in der Folge gravierende Folgen auf die Gesundheit haben können, da dann ein Abfluss des Urins aus der Niere in die Blase nicht mehr möglich ist.
Nach der Kastration muss der Hund 10-14 Tage ruhig gehalten werden. Er bekommt Leinenzwang verordnet und darf nicht an der Wunde lecken. Rüden kann man mit einem Halskragen daran hindern. Dieser muss auf jeden Fall immer getragen werden, sobald der Hund unbeaufsichtigt ist.
Bei der Hündin kommt häufig ein sogenannter Hundebody aus, der den Hunden übergezogen wird und die Bauchwunde verdeckt. Die Hunde dürfen sich nach der Operation nicht übermäßig viel bewegen oder gar Sport treiben, außerdem dürfen sie in der Zeit nicht schwimmen gehen, damit die Wunden gut und komplikationslos abheilen können. Nach ungefähr 10 Tagen werden die Fäden beim Rüden am Hodensack und bei der Hündin am Bauch gezogen. Sportlich aktiv werden darf er bei guter Wundheilung wieder nach ca. 3-4 Wochen.
Die Kosten für die Kastration hängen von vielen Faktoren ab. Vor der Untersuchung wird der Hund vom Tierarzt gründlich untersucht und es findet ein ausführliches Beratungs- und Aufklärungsgespräch statt. Eventuell wird Blut abgenommen und eine Blutuntersuchung durchgeführt um den aktuellen Gesundheitsstatus zu überprüfen. Einen weiteren Faktor für die Kosten für die Operation spielt die Art der Narkose und ihre Überwachung. Hier unterscheidet man eine Injektionsnarkose von einer Intubationsnarkose, wobei die Intubationsnarkose deutlich aufwändiger ist.
Die Kastration einer Hündin ist im Allgemeinen deutlich aufwändiger als die Kastration eines Rüden, wobei die Operation von Kryptorchiden (Lageanomalie des Hoden, er verbleibt in der Bauchhöhle und steigt nicht in den Hodensack ab) einen ähnlich hohen operativen Aufwand darstellt wie die Kastration einer Hündin. Die Kosten für eine Kastration bei Rüden ohne Komplikationen liegen daher bei ca. 150-350 Euro, während die Kosten für die Kastration bei Hündinnen oder die Kastration bei Kryptorchiden mit ca. 200-500 Euro zu Buche schlagen.
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Bei der Kastration eines Rüden wird der Hodensack je nach Größe des Hundes mit einem ca. 1-4cm langen Schnitt eröffnet und beide Hoden durch diesen einen Schnitt entfernt. Im Anschluss wird der Schnitt je nach Operationstechnik entweder offen gelassen, so dass die Wundränder während des Heilungsprozesses miteinander verkleben, oder aber mit einer Naht verschlossen. Treten keine Komplikationen auf, werden die Fäden nach ca. 10 Tagen gezogen. Bei der Hündin erfolgt der Schnitt zur Kastration im Bereich des Bauchnabels. Der Schnitt ist je nach Größe des Hundes meist zwischen 2-10 cm lang. Da es sich um eine Eröffnung der Bauchhöhle handelt, wird er im Anschluss immer genäht. Auch hier werden die Fäden nach ca. 10 Tagen entfernt. Die Hunde sollten nach der Operation für insgesamt ca. 3 Wochen ruhig gehalten werden.
Nach einer routinemäßigen Kastration ohne Komplikationen ist die Prognose für die Gesundheit der Hunde sehr gut. Die Wundheilung braucht ungefähr 2-3 Wochen Zeit, während der der Hund möglichst ruhig gehalten werden soll. Dazu gehören auch Gassirunden an der Leine, kein Toben mit anderen Hunden und auch ein Leckschutz. Auch Aktivitäten wie Schwimmen gehen sollten in dieser Zeit vermieden werden.