Der Kreislaufkollaps beim Hund

Bei einem Kreislaufkollaps handelt es sich um einen Zusammenbruch des Körperkreislaufes. Der Kreislauf setzt sich zusammen aus dem Blutkreislauf, also der Herzaktivität, und dem Atemkreislauf. Beide Systeme müssen parallel zusammenarbeiten, damit der Körperkreislauf aufrechterhalten bleibt. 

Bei einem Kreislaufkollaps verliert dieses System sein natürliches Gleichgewicht und der Körper schafft es nicht mehr die Normalfunktionen, wie die Herz- und Atemfrequenz, aufrechtzuerhalten.

Ein Kreislaufkollaps wird auch noch Schockzustand genannt und ist in der Regel immer ein Notfall. Das Tier ist dabei meistens dehydriert, da sich nicht genug Flüssigkeit im Blutsystem befindet. Die Organe und das Gehirn erhalten dadurch nicht genug Sauerstoff und werden unterversorgt. Auf Dauer wirkt sich das immer weiter negativ auf den kompletten Gesundheitszustand aus.  

 

Die Ursachen

Es gibt eine Vielzahl an verschiedenen Ursachen, die zu einem Schockzustand führen können. Eine klassische Ursache ist ein Trauma mit starkem Blutverlust, zum Beispiel wenn der Hund von einem Auto angefahren wird. Es kommt zu starken inneren Verletzungen und der Körper verliert zu viel Flüssigkeit. Hierbei handelt es sich um einen traumatischen Schock.

Eine andere Ursache sind starke Verbrennungen, zum Beispiel bei einem Hausbrand. Auch hierbei verliert der Körper wieder zu viel Flüssigkeit. Ein Hitzeschlag kann einen ähnlichen Zustand herbeiführen, genauso wie chronisches Erbrechen und Durchfall. Auch allergische Reaktionen können zum Schock führen, zum Beispiel nach einem Insektenstich.

Eine weitere Ursache sind Vergiftungen, zum Beispiel mit Rattengift. Die starken Toxine des Giftes greifen die Blutgefäße an, diese werden undicht und der Körper verliert wieder Flüssigkeit. Es gibt auch Erkrankungen, die zu einem Kreislaufkollaps führen, wie zum Beispiel eine Magendrehung. 7

Alles in allem ist der Schockzustand somit häufig eine Folge einer anderen Grundursache, die zu starken Komplikationen bis hin zum Tod des Tieres führen kann.   

Die Symptome

Hunde, die einen Kreislaufkollaps erleiden, wirken vorher oft schwach oder leicht apathisch. Sie sind nicht mehr gut ansprechbar und können sogar bewusstlos werden und zur Seite wegkippen. Die Tiere zeigen einen wackligen, unsicheren Gang und wirken kraftlos. Oftmals beginnen die Tiere zu zittern und zu hecheln.

Wenn man den Verdacht hegt, dass der Hund gerade einen Schock erleidet, sollte man auch immer die Akren, also die Gliedmaßen, die Schnauze und deie Ohrspitzen abtasten. Bei einem Schockzustand versucht der Körper sämtliches Blut zu zentralisieren. Alle Endgliedmaßen sind somit weniger gut durchblutet und kalt. Man sollte auch die nicht pigmentierten Schleimhäute im Maul und in den Augen kontrollieren. Im Schock sind die Schleimhäute fast weiß und nicht mehr blass rosa. Die Schleimhäute können auch pappig und die Augäpfel leicht eingefallen sein, da dem Tier Flüssigkeit im Körper fehlt.

Die kapilläre Rückflusszeit kann man ebenfalls überprüfen. Dabei drückt man mit dem Finger einmal kurz fest in die Schleimhaut im Maul. Danach lässt man los und man misst die Zeit, die es braucht, bis die Schleimhaut wieder rosa ist. Diese Zeit sollte nicht länger als 2 Sekunden betragen. Des Weiteren kann man noch die Atem- und Herzfrequenz beurteilen. Beides ist im Schock stark erhöht.  

Was sollte ich tun?

Wichtig ist es die Symptome schnell zu erkennen und dementsprechend schnell zu handeln. Trotzdem sollte man Ruhe bewahren oder für Ruhe sorgen, falls noch andere Menschen dabei sind, die in Panik geraten sind.

Ist die Grundursache zu erkennen, wie zum Beispiel enorme Hitze oder eine starke Blutung, sollte man diese als erstes versuchen zu beheben. Eine starke Blutung kann man versuchen mit Druck zu stoppen, bei Hitze sollte man den Hund schnell ins Kühle bringen und mit feuchten Tüchern einwickeln. Da die meisten Hunde im Schock jedoch unterkühlen, kann man sie mit Decken einwickeln und versuchen aufzuwärmen oder zumindest die Körpertemperatur aufrechtzuerhalten. Man kann auch eine Wärmeflasche in ein Tuch einwickeln und an den Körper des Hundes legen.

Hat der Hund beim Schockgeschehen eine ungewöhnliche Körperhaltung eingenommen, sollte man den Hund in Seitenlage legen und den Kopf möglichs weit nach vorne strecken, damit der Hund gut Luft bekommen kann. All dies sind jedoch nur Erste Hilfe Schritte. Das aller wichtigste ist es, den Hund so schnell wie möglich gut einzupacken und zum Tierarzt zu bringen, damit er dort medizinisch mit Infusion und anderer Medikation versorgt werden kann.  

Wann muss ich zum Tierarzt?

Ein Kreislaufkollaps ist grundsätzlich immer ein Notfall, bei dem man schnell handeln muss, um dem Tier zu helfen. Die Dauer des Kollapses entscheidet über den späteren gesundheitlichen Zustand des Tieres.

Je länger die Organe mit zu wenig Sauerstoff versorgt sind, desto gravierender sind die Folgen. Die Organe leider unter dem Sauerstoffmangel. Ohne Sauerstoff können die Zellen nicht arbeiten und gehen zu Grunde. Je nach Anzahl an verstorbenen Zellen entsteht im Organ ein irreversibler Schaden. Besonders schlimm sind die Folgen, wenn das Gehirn zu lange unter Sauerstoffmangel litt. Bestimmte Gehirnareale sterben ab und das Tier entwickelt Symptome, wie zum Beispiel Gleichgewichtsprobleme.  

Die Kosten der Behandlung

Die Kosten für die Behandlung sind schwer einzuschätzen, da ein Schockgeschehen bei jedem Tier sehr individuell abläuft.

Grundsätzlich handelt es sich immer um einen Notfall und somit kommt häufig die Notfallgebühr beim Tierarzt zu der Rechnung hinzu. Es kann sein, dass der Hund in Anführungszeichen nur einen anaphylaktischen Schock erleidet. Nach einer kurzen Medikation mit Antihistaminika geht es dem Hund wieder super und er kann entlassen werden. Die Kosten für die Behandlung sind somit relativ niedrig.

Es kann jedoch auch sein, dass der Körper des Hundes sich nur sehr langsam wieder regeneriert. Es gibt Hunde, die brauchen mehrere Tage, bis der Körper wieder stabil genug ist und die Hunde nach Hause dürfen. Dort fallen die Kosten der Behandlung mit jedem zusätzlichen stationären Tag in der Klinik wesentlich höher aus. Außerdem muss man eventuelle OP-Kosten mit einplanen, wenn der Hund zum Beispiel ein schweres Trauma erlitt und erstmal operativ versorgt werden muss.

Die Kosten hängen somit immer stark mit der Primärursache zusammen.

Die Prognose

Die Prognose bei einem Kreislaufkollaps hängt von mehreren Faktoren ab. Einerseits spielt die Dauer des Schockzustands eine zentrale Rolle. Je länger die Tiere unter Sauerstoffmangel leiden, desto größer sind die nachfolgenden Schäden.

Ein weiterer Faktor ist der gesundheitliche Zustand des Tieres vor dem Kreislaufkollaps. Sehr alte, vorerkrankte oder immunsupprimierte Hunde stecken einen Kreislaufkollaps wesentlich schlechter weg, als junge gesunde Hunde. Die Körper der älteren Tiere können den Schockzustand nicht so gut kompensieren, wie die jungen Tiere und sie schaffen es oftmals nicht so schnell wieder zum Normalzustand zurückzukehren.  

Die Synkope (Ohnmacht)

Viele Menschen verstehen unter dem Begriff Kreislaufkollaps beim Hund eine kurze Bewusstlosigkeit des Tieres. Der eigentliche Begriff Kreislaufkollaps bezieht sich jedoch auf die Schocksymptomatik. Eine kurze Bewusstlosigkeit, beim Menschen verglichen mit der Ohnmacht, fällt beim Tier unter den Begriff Synkope. Eine Synkope ist somit definiert als einen vorübergehenden Verlust des Bewusstseins. Meist ist die Synkope an vorherige körperliche Anstrengung gekoppelt. Während der Synkope setzten die Tiere weder Kot noch Harb ab. Nach dem Wiedererlangen des Bewusstseins, sind die Tiere in der gleichen körperlichen Verfassung, als vor der Synkope. Bei einer Synkope ist die Muskelspannung im Körper herabgesetzt. Aus diesem Grund fangen die Tiere manchmal vorher kurz an zu taummeln und fallen dann unerwartet um.

Während der Bewusstlosigkeit gibt es jedoch keinerlei Ruderbewegungen, wie sie zum Beispiel während eines epileptischen Anfalls auftreten. Ursächlich ist meistens eine Minderversorgung mit Sauerstoff der Gehirngefäße. Diese wird wiederum grob in 4 verschiedene Kategorien eingeteilt: strukturelle Herz- oder Lungenerkrankungen, Herzrhythmusstörungen, akute vorübergehende Sauerstoffunterversorgung und Reflexvermittelte Synkopen.

Es gibt eine Vielzahl an Ursachen für die strukturellen Herz- oder Lungenerkrankungen. Gemeinsam haben sie, dass sich die morphologische Form des Herzens oder der Lunge unter der Erkrankung verändert. Bei den Herzrhythmusstörungen ist die Erregerbildung- und/oder Weiterleitung gestört. Akute Sauerstoffunterversorgung kann durch Veränderungen im Bereich der Atemwege auftreten, wie zum Beispiel bei einer Larynxparalyse. Bei den Reflexvermittelten Synkopen werden die Blutgefäße reflexartig erweitert oder die Herzfrequenz gesenkt. Bei Verdacht auf Synkopen ist es wichtig, das Tier klinisch und diagnostisch komplett abzuklären, um die Grundursache zu finden und gegebenenfalls beheben zu können. Die Prognose richtet sich somit auch immer nach der Primärursache. 

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Welche Rassen sind häufig von einem Kreislaufkollaps betroffen?

Generell können jede Rasse und jedes Tier von einem Kreislaufkollaps betroffen werden. Besonders gefährdet sind brachycephale Tiere. Brachycephalie bedeutet eine Kurz- oder Rundköpfigkeit. Es handelt sich dabei um eine züchterisch gewollte erbliche Deformation des Schädels.

Zu den brachycephalen Rassen gehören unter anderem Möpse, Französische Bulldoggen und Chihuahuas. Durch den kleineren Schädel kommt es automatisch zu einer Verengung der oberen Atemwege. Viele Hunde dieser Rassen bekommen nur schwer Luft. Sobald es etwas wärmer draußen wird, bekommen sie häufig schneller Atemnot als andere Rassen. Durch die zu kleinen Luftwege gelangt nicht ausreichend Sauerstoff in die Lungen. Das Blut kann nicht mehr mit genügend Sauerstoff angereichert werden. Folglich werden einzelne Körperteile unterversorgt. Diese Tiere neigen somit häufiger zu einem Kreislaufkollaps.

Ansonsten gibt es keine Rassenprädispositionen für einen Kreislaufkollaps. 

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Weiterführende Information

Mehr Informationen rund um die Gesundheit des Hundes finden Sie unter:

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 05.09.2018 - Letzte Änderung: 10.11.2021