Aggressivität bei Hunden ist meist eine Folge falscher Erziehung, schlechter Erfahrungen oder Angst des Hundes. Einige Hunderassen, beispielsweise Pittbullterrier, Rottweiler und Bullterrier, werden häufig mit aggressiven Verhalten assoziiert. Jedoch zeigen einige Studien, dass gesteigertes aggressives Verhalten nicht im Zusammenhang mit der Rasse steht. Aggressive Hunde können durch spezielles Training resozialisiert werden. In besonders schweren Fällen kann ein Einschläfern des Hundes nötig sein.
Die Bezeichnung eines Hundes als aggressiv kann sehr subjektiv ausfallen. Der Eine spricht schon bei einem Knurren von Aggressivität, der Andere erst bei einem echten Angriff. Im Allgemeinen sollte man sich zuerst vor Augen führen, dass jeder Hund ein gewisses „Aggressionspotenzial“ in sich trägt. Dies ist auch gut und wichtig, denn es gehört zum normalen Hundeverhalten. Die Aggressivität spielt sich dabei immer nach einem genetisch festgelegten Muster ab. So geht jedem Angriff normalerweise eine eindeutige Drohung voran.
Als zunehmend aggressiv kann ein Hund bezeichnet werden, der entweder durch antrainiertes Verhalten oder durch schlechte Erfahrungen, Angst, falsche Erziehung o.ä. schon bei geringen Reizen, beispielsweise einer Begegnung mit einem fremden Hund oder Person zum Angriff übergeht.
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Erst einmal ist kein Hund von Geburt aus aggressiver als ein anderer. Zwar gibt es in Deutschland die sogenannten Listenhunde, diese variieren aber schon unter den verschiedenen Bundesländern. Für entsprechende Hunde gelten strengere Auflagen zur Haltung, beispielsweise müssen zum Teil Wesenstests durchgeführt werden, die Halter benötigen entsprechende Sachkundenachweise und die Hundesteuer ist teilweise teurer als für einen „normalen“ Hund. Jedoch ist nicht zuverlässig nachgewiesen, dass jene Hunde häufiger Unfälle wie Bissverletzungen verursachen. Insbesondere die Tatsache, dass die Rasse bei angezeigten Verletzungen durch Hunde vom Anzeiger angegeben wird, sollte verdeutlichen, dass keine zuverlässigen Statistiken angefertigt werden können.
Zu den gelisteten Hunden gehören in Hessen momentan folgende Rassen (Stand 2018)
In anderen Bundesländern variiert die Liste wie bereits erwähnt. Unter anderem die Bundestierärztekammer sieht die allgemeine Einteilung nach „gefährlichen“ und „nicht gefährlichen“ Rassen allerdings sehr kritisch, da diverse Studien und Untersuchungen, unter anderem der Tierärztlichen Hochschule Hannover sowie der Universität Wien, keinen Zusammenhang der Aggressivität mit der Rasse feststellen konnten.
Die Ursachen für eine gesteigerte Aggressivität bei Hunden sind vielfältig. Zum einen kommt eine falsche oder ungenügende Erziehung immer in Frage. Zum anderen kann aber auch Angst, welche natürlich auch durch falsche Erziehungsmaßnahmen ausgelöst werden kann, ursachlich sein.
Des Weiteren kann vor allem Aggressivität gegenüber Artgenossen auch durch mangelnde Sozialisierung im Welpenalter bedingt sein. Jeder aggressive Hund hat eine Vergangenheit, in welcher der Grundstein für sein jetziges Fehlverhalten gelegt wurde. Der Mensch sollte in erster Linie den Grund für die Aggressivität bei Hunden verstehen.
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Aggressivität ist zum einen ein Schutzmechanismus des Tieres. Wölfe, die Vorfahren all unserer Haushunde, müssen ihr Revier und sich selbst gegen Gefahren verteidigen. Zudem müssen sie im eigenen Rudel die Rangordnung klären, um geordnet zusammenleben zu können. Dazu gehören auch sogenannte maternale Aggressionen, d.h. letztlich die Zurechtweisungen der Welpen durch die Mutter. Die Grundaggressivität ist also in unseren Haushunden verankert. Wenn ein Hund nun sein Revier, beispielsweise Garten, verteidigen möchte, wird auch er erst drohen und bei weiterem Eindringen des Fremden zum Angriff übergehen. Dies ist ein normales Verhalten. Es ist die Aufgabe des Halters, den Hund so zu erziehen, dass es, wenn überhaupt, bei der Drohung bleibt und der Hund nicht bis zum ernsthaften Angriff übergeht. Diese Erziehung muss allerdings richtig geschehen, um nicht das Gegenteil zu erreichen.
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Wenn der Hund aggressiv gegenüber dem Halter wird, ist dies immer ein großes Problem. Wichtig ist in erster Linie die Reaktion des Hundebesitzers. Strafe wirkt in der Regel nur sehr kurzfristig und sowieso nur, wenn sie direkt im Anschluss an das Fehlverhalten des Hundes erfolgt. Zuerst sollten Sie den Hund deshalb allein aus Selbstschutzzwecken in Ruhe lassen und ihm Zeit geben, sich zu beruhigen.
Der wichtigste Punkt ist dann die Ursachenforschung, warum hat der Hund also zum Beispiel plötzlich geknurrt, geschnappt oder gar gebissen? Die Reaktion kann auf Schmerzen, Angst, Frustration oder gar auf eine nicht ausreichend geklärte Rangordnung zwischen Hund und Halter hindeuten. In letzterem Fall ist eine grundlegend neue Erziehung notwendig. Am besten sollten Sie sich hier professionelle Hilfe, beispielsweise in einer guten Hundeschule oder von Hundepsychologen holen.
Vermuten Sie Schmerzen bei Ihrem Tier, sollte der nächste Schritt definitiv zum Tierarzt führen. Frustration kann zum Beispiel durch ungenügende Auslastung des Hundes entstehen. In vielen Fällen ist es sinnvoll, sich Hilfe von Hundetrainern zu suchen, da diese viel Erfahrung mit verschiedensten Verhaltensweisen der Hunde haben und somit die individuelle Situation sachlich beurteilen können sowie individuelle Lösungsansätze bieten können.
Wenn Ihr Hund aggressiv gegenüber Kindern ist, kann dies zu extrem gefährlichen Situationen für das Kind führen! Sie sollten in diesem Fall niemals versuchen, das Problem allein zu lösen oder den Hund an Kinder zu gewöhnen, da Sie somit insbesondere die Kinder einer wirklichen Gefahr aussetzen. Sie können sich stattdessen Hilfe bei einem professionellen und sehr erfahrenen Hundetrainer suchen, doch auch hier werden Ihnen viele raten, den Hund abzugeben oder gar einschläfern zu lassen. Hierbei kommt es aber natürlich auch auf die individuelle Aggression des Hundes an. Wenn das Tier also bereits aggressiv auf Kinder reagiert, ist es oft schon zu spät um ein entspanntes und vor allem auf Dauer ungefährliches Zusammenleben zu ermöglichen.
Vielmehr ist darauf zu achten, dass der Hund schon als Welpe, in der sogenannten Sozialisierungsphase, an Kinder jeden Alters gewöhnt wird. Außerdem ist es wichtig, Kindern von Anfang an zu erklären, wie sie sich einem Hund gegenüber zu verhalten haben. Aus Sicht des Tieres verhalten sich Kinder nämlich sehr oft schlichtweg falsch. Beispielsweise laufen sie in jeder Situation einfach auf Hund zu, fassen ihn an, ziehen am Fell, nehmen sein Spielzeug weg, stören ihn beim Schlafen. Generell bewegen sich Kinder eher hektisch, sind laut und erkennen die Signale nicht, wenn der Hund genug hat. Sie als Erwachsener sind also in der Pflicht, dem Kind von Anfang an die Sprache des Hundes zu erklären. Dabei sollten Sie Ihrem Kind auch verständlich machen, einen Hund nur anzufassen, wenn es von mindestens einem Erwachsenen, besser Hundebesitzer sowie einem Elternteil, erlaubt wurde.
Wenn Ihr Hund aggressiv gegenüber anderen Hunden reagiert, ist dies zwar ein ernstzunehmendes Problem, aber deutlich „einfacher“ zu lösen, als Aggressionen gegenüber Menschen oder gar Kindern. In erster Linie müssen Sie natürlich auch hier die Ursache für das entsprechende Verhalten finden. Hat Ihr Tier schlechte Erfahrungen mit anderen Hunden gemacht? Hat er selbst Angst oder versucht er vielleicht Sie als Halter zu beschützen, weil Sie ängstlich und unsicher wirken?
Hat Ihr Hund Angst, sollten Sie versuchen, ihm mehr Selbstbewusstsein zu geben, beispielsweise indem Sie mit ihm zum Hundesport gehen, einfache Aufgaben mit ihm lösen und ihn natürlich viel loben. Sind Sie selbst das „Problem“, sollten Sie sich bemühen, dem Hund zu zeigen, dass Sie nicht beschützt werden müssen. Sie sind selbst stark genug, um sich zu wehren und Ihr Vierbeiner hat sich Ihnen unterzuordnen. Diese Umerziehung wird Geduld und Zeit erfordern, ist jedoch essentiell, um wieder entspannt spazieren gehen zu können. Seien Sie immer selbstbewusst, wenn Sie an anderen Hunden vorbei gehen. Lassen Sie Ihren Hund Sitz oder Platz machen, wenn sich ein anderer Hund nähert, am besten auch mit dem Rücken zum angeblichen Feind. Ihr Hund soll sich auf Sie konzentrieren, die anderen Hunde müssen egal sein.
Dazu kommt, dass Sie in Gegenwart fremder Hunde immer möglichst gelassen, entspannt und gut gelaunt sein sollten. Ihr Hund spürt Ihre Laune und reagiert entsprechend. Sind Sie also entspannt, wird auch er entspannter werden. Reagieren Sie auf Ihren Hund mit einem klaren „Nein“, wenn er versucht, zu einem anderen Hund zu rennen und ersticken Sie solche Situationen direkt im Keim. Schreien Sie Ihr Tier aber nicht an und üben Sie keine Gewalt aus. Falls Sie selbst mit dem Problem nicht mehr zurecht kommen, scheuen Sie sich nicht, sich professionelle Hilfe zu suchen.
Es ist definitiv eine gute Idee, bei einem problematischen Hund einen Hundepsychologen aufzusuchen. Natürlich ist nicht jeder Hundepsychologe gleich gut und oft ist es sinnvoll, sich bei mehreren vorzustellen und das Problem zu schildern. Wie auch bei Psychologen für uns Menschen muss die Beziehung zueinander stimmen.
Was macht ein Hundepsychologe überhaupt? Hundepsychologen analysieren letztendlich mit Ihnen gemeinsam das Verhalten des Hundes. Zum einen geschieht dies durch Fragen an Sie als Besitzer, zum anderen durch Beobachtung des Hundes in verschiedensten Situationen. Schlussendlich hilft er Ihnen, Wege für die Problemlösung zu finden, dabei wird er Ihnen auch gute Hundetrainer zur Unterstützung ans Herz legen. Wichtig ist, dass ein guter Hundetrainer Sie als Besitzer immer aktiv mit in die Therapie einbezieht, denn schließlich sind Sie es, die lebenslang mit Ihrem Tier auskommen wollen!
Die Frage, wann ein aggressiver Hund eingeschläfert werden muss, hängt von verschiedenen individuellen Faktoren ab. Sicher ist allerdings: Geht von dem Hund eine eindeutige Gefährdung der Allgemeinheit aus, ist die Euthanasie in jedem Fall in Betracht zu ziehen. So eine Gefahr liegt vor, wenn der Hund ohne Vorwarnung zum Angriff übergeht oder eventuell sogar schon einen Menschen lebensgefährlich verletzt oder gar getötet hat. Ein solcher Hund sollte einem Gutachten unterworfen werden. Gilt er nach diesem als nicht mehr therapierbar, muss er eingeschläfert werden.
Ebenfalls kann es sein, dass Hunde mit festgestelltem, erhöhtem Aggressionspotenzial einem Leinen- und Maulkorbzwang unterworfen werden oder an eine Tierschutzeinrichtung abgegeben werden müssen. Dies ist aber in der Regel nicht mehr möglich, wenn bereits ein schwerer Vorfall mit dem Hund vorliegt und ein entsprechendes Gutachten vorliegt, in welchem das Tier als untherapierbar erklärt wird.
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