Übergewicht beim Hund

Man spricht bei Hunden von Übergewicht, sobald das Gewicht des Hundes 15 % über seinem idealen Körpergewicht liegt.
Da es bei Hunden aufgrund der verschiedenen Rassen und deren Kreuzungen schwierig ist, pauschal ein Idealgewicht zu definieren, kann der Fütterungszustand bei Hunden optisch beurteilt werden. So zählt ein Hund als übergewichtig, wenn zum einen die Rippen beim Streicheln nicht mehr zu ertasten sind und zum anderen keine Taille mehr erkennbar ist. Häufig wird das Übergewicht des Hundes allerdings erst bei auftretenden Folgeerscheinungen vom Tierarzt thematisiert und vom Besitzer wahrgenommen.

Ursachen

Die Ursache für Übergewicht ist wie beim Menschen auch die übermäßige Zufuhr von Energie durch die Fütterung.
All die Energie, die vom Körper des Hundes nicht verwertet wird setzt in Form von Fett am Tier an. Dies geschieht durch Fütterungsfehler, wie z. B. eine zu große Tagesmenge, nicht artgerechtes Futter oder durch die Fütterung von unpassendem Spezialfutter (z. B. die Verfütterung von Welpenfutter an ausgewachsene Hunde). Diese Fütterungsfehler in Kombination mit Bewegungsmangel resultieren meistens im Übergewicht des Hundes.
Außerdem gibt es einige prädisponierende Faktoren für Übergewicht,  wie z. B. die genetische Veranlagung einiger Hunderassen (z. B. Beagle oder Labrador Retriever) oder aber auch die hormonelle Umstellung nach einer Kastration. Auch sind es Organerkrankungen wie Morbus Cushing oder auch solche der Schilddrüse, die Stoffwechselveränderungen auslösen und zu Übergewicht führen. Bis zu vierzig Prozent der Haustiere in Deutschland sind von Übergewicht betroffen. Diese hohe Zahl hängt sicherlich damit zusammen, dass der Mensch zur „Vermenschlichung“ der Tiere neigt. So haben viele Menschen ständig das Bedürfnis einem Hund ein Leckerli oder etwas Essen vom Tisch zu geben. Dieses Verhalten resultiert leider häufig darin, dass die Hunde am Tag mehr Nahrung als nötig bekommen und somit fettleibig werden.

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Diagnose

Die Diagnose des Übergewichts erfolgt hauptsächlich optisch.
Zum einen sind die Rippen des Hundes nicht mehr zu spüren und die Taille nicht mehr zu erkennen, zum anderen verläuft die Bauchlinie, also die untere Kontur des Bauches waagrecht anstatt wie bei normalgewichtigen Hunden vom Brustkorb zum Becken hin eher aufsteigend. Außerdem gibt es für jede Rasse Angaben zum Idealgewicht. Durch das Wiegen des Hundes kann das tatsächliche Gewicht mit dem Idealgewicht verglichen werden um Übergewicht festzustellen. Neben den offensichtlichen Anzeichen kann anhand von veränderten Organ- und erhöhten Blutfettwerten Fettleibigkeit festgestellt werden ebenso wie anhand der Symptome der Folgeerscheinungen.

An diesen Symptomen erkenne ich, dass mein Hund Übergewicht hat

Aufgrund des ständigen Zusammenlebens mit dem Hund ist es als Besitzer manchmal schwierig, das Übergewicht anhand der offensichtlichen Symptome wie der Umfangsvermehrung am Bauch und der nicht mehr sichtbaren Rippen festzustellen. Beim regelmäßigen Wiegen des Hundes kann ein von Mal zu Mal steigendes Körpergewicht ein Zeichen dafür sein, dass Hund falsch gefüttert wird und sich eventuell schon im Übergewicht befindet.
Als Symptome für starkes Übergewicht gelten die Symptome von Folgeerkrankungen, wie z. B. ein Leistungsabfall bei längeren Spaziergängen, der sich in Form von Atmungsveränderungen äußert. Außerdem werden übergewichtige Hunde bei zunehmendem Gewicht meistens inaktiver, d. h. sie liegen am Tag hauptsächlich herum und sind bewegungsunlustig. Dies und ein verändertes Gangbild können Symptome von beginnenden Gelenksproblemen sein. Auch vermehrtes Trinken bzw. eine insgesamt höhere Trinkmenge oder Kotabsatzprobleme können Symptome von Folgeerscheinungen des Übergewichts sein.

Wann muss ich zum Tierarzt?

Übergewicht beim Hund ist nicht per se ein Grund für einen Tierarztbesuch.
Sind allerdings Folgeerkrankungen wie z. B. Gelenkprobleme zu erkennen, sollte der Besitzer einen Tierarzt konsultieren, da die Folgeerscheinungen des Übergewichts die Lebensqualität des Hundes einschränken können und deshalb besser medikamentös behandelt werden sollten (z. B. mit Schmerzmitteln).  Außerdem können sich Hundebesitzer beim Tierarzt Tipps zur Gewichtsreduzierung des Hundes holen und Diätfuttermittel erwerben.

Therapie

Zur Behandlung des Übergewichts reicht es in den meisten Fällen aus, die Futtermenge zu reduzieren, Fütterungen außerhalb der Hauptfütterungen zu unterlassen und/oder auf ein energie- bzw. fettärmeres Futter umzusteigen.
Eine Radikaldiät bei welcher der Hund hungert, ist nicht der richtige Weg. Ein Verlust von einem Prozent des Körpergewichts pro Woche sollte bei einer gesunden Diät angestrebt werden. Zusätzlich sollte für ausreichend Bewegung gesorgt werden. Dabei muss aber beachtet werden, dass stark übergewichtige Hunde Stoßbewegungen wie z. B. Sprünge aus Höhen unterlassen sollten, um die Gelenke zu schonen. Besser hierfür geeignet sind längere, gleichmäßige Spaziergänge oder aber auch Physiotherapie, um die Beweglichkeit der Gelenke zu gewährleisten und Muskeln aufzubauen.
Hängt das Übergewicht mit einer Stoffwechselerkrankung wie Morbus Cushing zusammen, muss das Tier vom Tierarzt überwacht und medikamentös behandelt werden.

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Diese Diätfutter gibt es

Diätfuttermittel gibt es nicht nur beim Tierarzt zu kaufen, sondern auch in Tierfachmärkten.
Die meisten Futtermittelhersteller bieten in ihrem Sortiment Diätfutter für übergewichtige Hunde an. Dieses Diätfutter wird normalerweise mit „Light“ oder „Obesity“ gekennzeichnet. Es ist fettreduziert und dadurch energieärmer und sorgt durch den zusätzlich erhöhten Anteil an Ballaststoffen dafür, dass der Hund trotz kalorienärmerer Nahrung satt wird. Die Auswahl des Futters kann für die Diät entscheidend sein. Dabei ist zu beachten, dass Trockenfutter im Gegensatz zu feuchtem Dosenfutter grundsätzlich einen vielfach höheren Fettanteil hat. Aus diesem Grund kann eine Umstellung von Trocken- auf Nassfutter die Gewichtsabnahme erleichtern. Ernährungsexperten raten abgesehen davon zu einer möglichst getreidefreien Ernährung während der Diätphase.

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Homöopathie

Übergewicht beim Hund lässt sich nicht mithilfe von homöopathischen Mitteln behandeln, da es sich beim Übergewicht weniger um eine Krankheit als um das Resultat einer langfristig zu hohen Energiezufuhr handelt.
Die angelegten Fettdepots sind eigentlich Energiespeicher, also nichts, das homöopathisch behandelt werden kann. Lediglich für die Folgeerscheinungen gibt es homöopathische Präparate. Zum Beispiel wird die Osteoarthose häufig langfristig mit Zeel © (Fa. Heel) behandelt, da die Behandlung mit homöopathischen Entzündungshemmern nebenwirkungsfrei im Gegensatz zu herkömmlichen Schmerzmitteln ist.

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Das sind die Folgeschäden von Übergewicht

Langfristiges Übergewichtig kann beim Hunden wie auch beim Menschen verschieden Folgeschäden mit sich bringen.
Zum einen Leiden die Gelenke unter der hohen Belastung aufgrund des Gewichts, weshalb es oft zur schmerzhaften Osteoarthritis (auch: Arthrose) kommt. Dabei handelt es sich um eine chronische Entzündung im Bereich des Gelenkknorpels, die einen Abbau des Knorpels zur Folge hat und in Funktionseinschränkungen des Gelenks resultiert. Entzündliche Prozesse sind bei übergewichtigen Hunden ebenso häufig im Bereich der Wirbelsäule lokalisiert.
Zum anderen treten verschiedene Organerkrankungen auf, am bekanntesten ist Diabetes mellitus und die sogenannte Fettleber. Die Verfettung der Organe hat eine Leistungsbeeinträchtigung dieser zur Folge. So können Verfettungen z. B. am Herzen zu einer Überlastung führen, die Lunge wird in ihrer Funktion eingeschränkt und auch das den Darm umgebende Fettgewebe kann diesen in seiner Funktion beeinträchtigen, weshalb es sowohl zu Kotabsatzproblemen wie auch zu Durchfall kommen kann.
Durch die massiven Fetteinlagerungen steigt außerdem das Narkoserisiko bei Operationen, da übergewichtige Tiere mehr Narkosemittel benötigen während sie diese allerdings gleichzeitig auch langsamer verstoffwechseln als normalgewichtige, gesunde Tiere. Insgesamt vermindert das Übergewicht sowohl die Lebensqualität des Hundes wie auch dessen Lebenserwartung.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 06.09.2018 - Letzte Änderung: 10.11.2021