Bandscheibenvorfall beim Hund (Dackellähme)

Bandscheibenvorfall beim Hund (Dackellähme)

Einem Bandscheibenvorfall (Discusprolaps) geht immer ein Bandscheibenschaden (Discopathie) voraus. Alle Wirbel mit Ausnahme der ersten beiden Halswirbel und Kreuzbein- sowie Schwanzwirbel sind durch Bandscheiben (Disci) miteinander verbunden und jede dieser Bandscheiben kann theoretisch vorfallen.

Bei der sogenannten Dackellähme handelt es sich um die Krankheitssymptome, die durch einen Bandscheibenvorfall mit Beeinträchtigung des Wirbelkanals zustande kommen.

Welche Rassen sind besonders oft betroffen?

Der Bandscheibenvorfall, der durch ein Trauma hervorgerufen wurde, kann jede Hunderasse treffen.

Anders sieht es bei der Bandscheibendegeneration aus, die einen Bandscheibenvorfall zur Folge hat. Bei dieser unterscheidet man eine chondroide und eine fibroide Form. Während die fibroide Metaplasie ebenfalls bei allen Rassen mit Präposition der großen Rassen auftritt und einen Alterungsprozess darstellt, gibt es bei der chondroiden Metaplasie klare Rasseprädispositionen.

Man spricht von „chondrodystrophischen Rassen“. Das bedeutet, dass bereits ab dem 4.-6. Lebensjahr die Bandscheibe austrocknet und in den Kern Kalk eingelagert wird, ähnlich wie es beim Knochenaufbau der Fall wäre. Somit verliert die Bandscheibe an Elastizität und kann vorfallen.
Zu den besonders häufig betroffenen Rassen gehören

  • Pekinese
  • Spaniel
  • Pudel
  • Dackel
  • Französische und Englische Bulldogge
  • Boston Terrier und
  • Mops.

Ursachen für einen Bandscheibenvorfall beim Hund

Die Bandscheibe ist physiologisch elastisch aufgebaut, was eine Beweglichkeit der Wirbel zueinander und eine Stoßdämpfung ermöglicht. Sie besteht aus einer äußeren Hülle, dem festeren Annulus fibrosus, und einem flexiblen gallertartigen Kern, dem Nucleus pulposus.

Durch Degenerationen oder seltener durch Traumata kann es zu Einrissen des Annulus fibrosus (Hülle) und einem Vorfall des Nucleus pulposus (Kern) oder der gesamten Bandscheibe kommen. Am häufigsten sind mechanisch belastete Areale betroffen. So kommen Bandscheibenvorfälle meist zwischen dem elften Brust- und fünftem Lendenwirbel vor.

Durch den Vorfall kann auch der Wirbelkanal beeinträchtig werden. In diesem verläuft das Rückenmark. Wird dieses gequetscht und das Nervengewebe geschädigt, kommt es zur Ausprägung der sogenannten „Dackellähme“. In diesem Fall sind die motorischen Nerven nicht mehr in der Lage Impulse an die Gliedmaßen zu senden und diese sind gelähmt.

An diesen Symptomen erkenne ich, dass mein Hund einen Bandscheibenvorfall hat

Die Symptome eines Bandscheibenvorfalls orientieren sich sehr stark an der Lage der vorgefallenen Bandscheibe.

Im Halsbereich kommt es zu Schmerzsymptomatik, Kopfschiefhaltung und selten zu Vorderbeinlähmungen, noch seltener zu Tetraplegie.
Beim passiven Strecken des Vorderbeins zeigt der Hund durch einen Schmerzlaut das sogenannte „Nervenwurzelzeichen“. Dass Bandscheibenvorfälle im Halsbereich eher mildere Symptome hervorrufen, liegt daran, dass der Spinalkanal an dieser Stelle weiter ist und das Rückenmark weniger schnell gequetscht werden kann.

Im Brustbereich vorgefallene Bandscheiben verursachen Schmerzen im Rücken, welcher aufgekrümmt wird, sowie Ataxien (zitternde Bewegung) und Lähmungen der Hintergliedmaßen. Entsprechend sitzen die Hunde auf ihrer Hinterhand oder zeigen die Fischrobbenstellung. Durch Lähmung der Muskulatur an Anus und Blase kommt es außerdem zu Inkontinenz.

Lesen Sie auch

Diagnose der Dackellähme

Die Diagnose wird durch bildgebende Diagnostik in Kombination mit einer neurologischen Untersuchung gestellt.
Die neurologische Untersuchung gibt dabei eine Verdachtsdiagnose anhand derer der zu röntgende Bereich des Rückens eingegrenzt werden kann. Auch alte, mittlerweile klinisch irrelevante Bandscheibenvorfälle sind im Röntgenbild noch monatelang sichtbar.

Wegen der starken Schmerzen und der recht komplizierten Lagerung beim Röntgen der Wirbelsäule wird dies immer in Narkose oder Sedation gemacht. Im Röntgenbild kann der Tierarzt verkalkte und verlagerte Nuclei, Verengungen der Zwischenwirbelräume oder Gelenkfortsätze der Wirbel erkennen.

Bei 25% der Patienten ist der Bandscheibenvorfall im Röntgen allerding nicht verlässlich nachzuweisen. Die Kombination von klinischen Befunden, neurologischer Untersuchung und Bildgebung führt den Tierarzt jedoch zur richtigen Diagnose.

Wann muss ich zum Tierarzt?

Such Sie in jedem Fallen den Tierarzt auf, wenn ihr Hund Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule aufweist. Achten Sie auf Berührungsschmerz sowie untypische Kopf-, Hals- und Gliedmaßenhaltungen. Auch bei Inkontinenz oder Lähmungen müssen Sie dringend zum Tierarzt!

Therapie eines Bandscheibenvorfalls beim Hund

Bei leichten Formen wird zunächst eine konservative Behandlung bevorzugt. Gegen entzündliche Prozesse können Glukokortikoide, Antiphlogistika und Anabolika gegeben werden.

Bei den Antiphlogistika handelt es sich um Schmerzmittel, am besten NSAIDs wie Metacam. Glukokortikoide wie Cortison können lokal gespritzt werden und die Entzündungsreaktion des Körpers hemmen. Anabolika können helfen die Muskulatur zu stärken.
Für die Regeneration des Nervengewebes wird ein Vitamin B Komplex verabreicht.

In der Nachsorge sind kontrollierte Bewegung- und Physiotherapie zur Muskelstärkung entscheidend. Neben der medikamentösen Therapie sollte der Hund kontrolliert bewegt werden. Sinnvoll ist die Ausarbeitung eines Physiotherapie-Programms.

Adipöse Hunde sollten ihr Gewicht reduzieren, um schneller wieder mobil zu werden. Ein geringeres Gewicht reduziert außerdem die Rezidivrate.

Das könnte Sie auch interessieren:

Cortison für den Bandscheibenvorfall beim Hund

Bei Cortison handelt es sich um ein Glukokortikoid, welches die natürliche Entzündugsreaktion des Körpers unterdrückt.

Es hilft jedoch nicht gegen die Ursache der Symptome und ist damit nur zur kurzzeitigen Verbesserung der Lebensqualität hilfreich. Bei der Cortison-Therapie wird unter Röntgen- oder CT-Kontrolle Cortison in die Nähe der betroffenen Nervenwurzel gespritzt und so die Entzündung und damit ein Teil des Schmerzes unterdrückt.  

Wann braucht mein Hund eine OP?

Chirurgisch behandelte Patienten haben eine sehr gute Prognose. Daher sollte man alle Hunde mit wiederkehrenden Problemen, Hunde, die nur schlecht auf die konservative Therapie ansprechen und alle Hunde mit schweren Symptomen operiert werden.

Bei der OP geschieht eine Druckentlastung des Rückenmarks durch Fenestrierung der Bandscheibe und Entfernung des angrenzenden Wirbeldachs. Eine solche Operation sollte allerdings nur von geübten Operateuren durchgeführt werden, da durch Fehler während der OP gravierende Schäden entstehen können.

Dauer eines Bandscheibenvorfalls beim Hund

Bei der Discopathie mit folgendem Discusprolaps handelt es sich um eine chronische und degenerative Erkrankung. Der Krankheitsverlauf mit Einlagerung von Kalk in die Bandscheibe kann sich über Wochen bis Jahre hinziehen.

Es treten erst klinische Symptome wie Schmerz auf, wenn die veränderte Bandscheibe sich verschiebt oder vorfällt. Daraufhin sollte je nach Fall eine entsprechende Behandlung begonnen werden! 

Genesungszeit bei Dackellähme

Die Genesungszeit wird beeinflusst durch den Grad des Bandscheibenvorfalls und die Form der Therapie.

Eine frühzeitige (operative) Entfernung von verändertem Gewebes sorgt dafür, dass der Hund sehr viel schneller seine Gehfähigkeit zurück erlangt als bei einer konservativen Therapie.

Je nach Therapie und Zustand des Hundes zu Beginn der Therapie dauert die Genesung zwischen 14 und 90 Tagen.

Prognose - So sehen die Heilungschancen aus

Die Prognose ist sehr stark abhängig von den vorausgegangenen neurologischen Symptomen sowie der Lokalisation des Bandscheibenvorfalls und den ergriffenen Therapiemaßnahmen.

Begonnen wird die Therapie weniger schwerwiegender Krankheitsbilder meist konservativ. Ist dies nicht erfolgreich, sollte sich jedoch zu einer Operation entschieden werden, um die Prognose zu verbessern.

Die Prognose nach erfolgreicher OP ist bei korrekter Durchführung sehr gut. Die Gehfähigkeit kann bei korrekter Entlastung des Rückenmarks wieder hergestellt werden.

Insgesamt ist die Prognose bei akuten Patienten besser als bei Patienten, die über Wochen und Monate Symptome zeigen oder immer wieder neue Probleme entwickeln, deutlich besser.

Wann muss ich meinen Hund einschläfern lassen?

Über das Einschläfern sollten Sie erst nachdenken, wenn ihr Hund vollständig gelähmt oder dauerhaft unter starken Schmerzen leidet.

Bei einer Lähmung ist es wichtig festzustellen, ob der Hund Schmerzen im gelähmten Bereich verspürt oder nicht. Eine Lähmung in Kombination mit Schmerzen ist eine dringende Indikation den Hund einschläfern zu lassen, wenn vorherige Therapieversuche nicht erfolgreich waren oder der Tierarzt von keinen guten Heilungschancen ausgeht.

Ist der Hund gelähmt aber spürt keine Schmerzen, lässt sich sowohl eine Euthanasie als auch eine weitere Pflege des Hundes vertreten. Welche Option besser ist, hängt von der individuellen Lebensqualität des bewegungsunfähigen Hundes ab.
Auch bei erhaltener Gehfähigkeit kann die Lebensqualität durch immer wiederkehrende Schmerzen durch Bandscheibenprobleme stark eingeschränkt werden und eine Euthanasie notwendig machen.

Ein einzelner Bandscheibenvorfall dagegen ist definitiv noch keine Indikation zur Euthanasie, da die Heilungschancen insgesamt sehr gut sind.

Erfahren Sie mehr unter: Hund einschläfern - Was muss ich wissen?

Was kostet die Behandlung der Dackellähme?

Die Kosten der Behandlung beziehen sich zunächst auf den ersten Besuch beim Tierarzt, bei dem dieser die Diagnose stellt.

Dazu sind eine allgemeine Untersuchung (15-40€), eine neurologische Untersuchung (15-50€) und das Anfertigen von mehreren Röntgenbildern (30-50€ pro Bild) notwendig. Unter Umständen wird außerdem ein CT (100-300€) gemacht.

Nach der Diagnosesicherung werden verschiedene Medikamente verschrieben. Die Kosten dafür belaufen sich auf 100-200€,  je nachdem welche Medikamente gewählt werden und wie viel Medizin entsprechend des Schweregrads der Krankheit und dem Körpergewicht des Hundes nötig ist.

Folgeuntersuchungen im gleichen Fall kosten 10-30€. Eine Physiotherapie kostet zwischen 10 und 100€ je nach Länge der Einheit.

Kosten für die OP

Die Kosten bei der Operation hängen ab von Lokalisation und verwendeter OP-Methode. Die Fenestration kostet zwischen 250 und 900€, die folgende Hemilaminektomie oder Laminektomie kostet zwischen 400 und 1.200€.
Da die Operation nur unter Narkose vorgenommen werden kann kommen entsprechende Kosten (50-100€) hinzu.

Insgesamt sollte man von OP Kosten von  1.000-2.500€ rechnen.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 04.09.2018 - Letzte Änderung: 10.11.2021