Mastzellentumor beim Hund

Mastzellen gehören zu den Zellen im Körper, die an allergischen, immunologischen und entzündlichen Reaktionen beteiligt sind.
Sie werden im Knochenmark gebildet und gelangen über den Blutkreislauf in die Regionen, wo sie gebraucht werden.

Verändern sich und entarten nun diese Zellen und sammeln sich in einem Körperareal an einer Stelle an, so spricht man von einem Mastzellentumor.
Dieser kommt beim Hund zum Beispiel besonders häufig in der Haut und seltener in inneren Organen vor.

Lesen Sie mehr über mögliche Tumore beim Hund unter: Welche Tumore gibt es beim Hund?

Was sind die Ursachen für einen Mastzellentumor?

Mastzellentumoren kommen besonders gehäuft bei der Hunderasse Boxer vor, aber auch andere Hunderassen können davon betroffen sein.
Daher vermutet man bei Boxern eine gewisse Rasseprädisposition.
Warum diese Rasse allerdings besonders betroffen ist und warum sich die Mastzellen bösartig verändern, konnte bis heute noch nicht geklärt werden.

Bei bösartig veränderten Mastzellen findet man in einigen Fällen eine Mutation eines Rezeptors, der sich in der Membran der Mastzelle befindet und mit KIT bezeichnet wird.
Durch die Mutation wird dieser Rezeptor dauerhaft aktiviert, wodurch das Wachstum der Tumoren angeregt wird.

Diese Mutation findet man allerdings nicht bei allen Mastzellentumoren, weshalb man derzeit davon ausgeht, dass es noch andere auslösende Faktoren gibt.

Wie sieht ein Mastzellentumor aus?

Beim Hund gibt es zwei verschiedene Formen, wie sich Mastzellentumoren entwickeln können.
Bei der generalisierten Form findet man die Mastzellentumore entweder an vielen verschiedenen Körperarealen oder aber überwiegend in den inneren Organen.
Hier sind Sie für den Besitzer nicht wahrnehmbar.

Bei der Hautform findet man die Umfangsvermehrungen an einer oder mehreren Stellen des Körpers in der Haut und Unterhaut.
Diese können sehr vielfältige Gestalt annehmen und nicht allein durch ihr Erscheinungsbild als Mastzellentumor definiert werden, sodass sie nur durch weiterführende Diagnostik als solche bezeichnet werden können. Das Spektrum reicht von weichen bis derben, von haarlosen über gerötete bis hin zu geschwürartigen oder juckenden Veränderungen, die dem Besitzer häufig beim Streicheln der Hunde auffallen.

An diesen Symptomen erkenne ich, dass mein Hund an einem Mastzellentumor erkrankt ist

Eine Tumorerkrankung zeigt sich sehr vielfältig und es gibt nicht die typischen Symptome, die die Hunde zeigen.
Jeder Tumortyp macht abhängig von ihrer Lokalisation und Größe andere spezifische Probleme mit entsprechenden Symptomen.
Nehmen Sie bei Ihrem Hund Auffälligkeiten wahr, beispielsweise Veränderungen im Verhalten, aber auch anhaltende Beschwerden wie Durchfall und Erbrechen über längere Zeit, sollten Sie daher immer einen Tierarzt aufsuchen.

Je früher eine Tumorerkrankung diagnostiziert werden kann, desto wahrscheinlicher ist eine gute Heilungschance.
Einige Tumore zeigen sich gut sichtbar oder tastbar an der Körperoberfläche im Bereich der Haut und Unterhaut, andere wiederum liegen im Körperinneren oder innerhalb der Organe und können durch den Besitzer selbst nicht wahrgenommen werden.

Wann muss ich zum Tierarzt?

Sie sollten Ihren Hund bei einem Tierarzt vorstellen, wenn Sie einen Verdacht auf einen Tumor haben.
Das heißt, wenn Sie am Körper Ihres Hundes zum Beispiel im Bereich der Haut oder Unterhaut, bei Hündinnen besonders auch im Bereich der Gesäugeleiste eine knotige Veränderung oder eine Umfangsvermehrung finden, sollten Sie diese abklären lassen.

Es gibt viele gutartige Tumoren, aber auch viele bösartige Tumore.
Je früher ein Tumor entdeckt wird, desto besser sind im Allgemeinen die Heilungschancen.

Wie erfolgt die Diagnose?

Die Diagnose Mastzellentumor wird gestellt, indem das veränderte Gewebe von einem Pathologen untersucht wird.
Um einen ersten Anhaltspunkt zu erhalten, um welche Art von Tumor es sich handelt, werden mit einer kleinen Nadel einige Zellen aus dem Tumor gewonnen und unter dem Mikroskop angeschaut um eine Diagnose stellen zu können.

Wurde der Tumor bereits chirurgisch entfernt, wird das Gewebe vollständig untersucht und eine entsprechende Diagnose gestellt.

Beim Mastzellentumor gibt es einige Hunderassen, die besonders häufig von dieser Tumorart  betroffen sind.
Dazu zählen unter anderem der Boxer und der Retriever.
Aber auch andere Hunderassen können betroffen sein.

Behandlung / Therapie

Zu Beginn der Behandlung einer Tumorerkrankung steht zunächst einmal eine ausführliche Diagnostik um herauszufinden um welche Art von Tumor es sich handelt und ob er als gut- oder bösartig eingestuft wird.
Hierzu können bei einer Punktion über eine feine Nadel einige Zellen aus dem Tumor gewonnen und nach einer Aufbereitung unter dem Mikroskop untersucht werden.

Eine weitere Möglichkeit Tumorzellen zu gewinnen, ist die chirurgische Entfernung des Tumors als Ganzes, wenn dies möglich ist.
Im Anschluss erfolgt die Diagnostik der Tumorart häufig durch einen Pathologen.

Wichtig ist auch eine weiterführende Diagnostik, zu der die Suche nach möglichen Metastasen gehört.
Dazu zählen zum Beispiel ein Röntgenbild der Lunge und eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraumes, insbesondere von Leber und Milz, da sich hier besonders gerne Metastasen ansiedeln.

Ist der Tumor gutartig, erfolgt in der Regel keine weiterführende Therapie außer der chirurgischen Entfernung.
Handelt es sich um einen bösartigen Tumor, bei dem es möglicherweise bereits Metastasen oder befallene Lymphknoten in der Nähe der betroffenen Resion gibt, kann je nach Wunsch des Besitzers im Anschluss an die Operation eine Bestrahlungstherapie oder Chemotherapie folgen.
Hierfür gibt es je nach Tumorart bereits einige Chemotherapieprotokolle mit unterschiedlichen Chemotherapeutika.

Kosten für die Behandlung

Die Kosten können abhängig vom Therapieverfahren sehr stark variieren.
Bei alleiniger chirurgischer Entfernung des Tumors muss man mit rund 500-1500 Euro rechnen, je nach Lokalisation der Tumore und Aufwand der Operation.

Bei einer Chemotherapie fallen erheblich höhere Kosten für die Behandlung und die Medikamente an.
Diese sind auch abhängig von Größe und Gewicht des Hundes.
So liegt man im Durchschnitt bei ungefähr 1.500-2.500 Euro pro Chemotherapiezyklus.

Auch die Strahlentherapie ist nicht ganz günstig, da die Therapie nur in Narkose durchgeführt werden kann.
Im Durchschnitt muss man hier ebenfalls mit ca. 2.000-3.000 Euro rechnen.

Hilft Homöopathie beim Mastzellentumor?

Die Homöopathie sollte bei einer Tumorerkrankung nicht das alleinige Mittel der Wahl sein, kann jedoch therapiebegleitend zur Schulmedizin eingesetzt werden.
Mit der Homöopathie hat man die Möglichkeit auch auftretende Begleiterscheinungen und Beschwerden des Hundes wie zum Beispiel Durchfall und Erbrechen oder Appetitlosigkeit begleitend zu behandeln um den Tieren hier ein wenig Erleichterung zu verschaffen.

Weitere Informationen über die Homöopathie beim Hund lesen Sie hier:
Homöopathie beim Hund

Wie ist die Lebenserwartung des Hundes?

Die Lebenserwartung des Hundes hängt stark von der Art des Tumors ab.
Der Mastzellentumor wird in 3 Grade eingestuft.
Bei Grad I und II wird die Prognose als gut eingestuft, vorausgesetzt der Mastzellentumor wurde vollständig chirurgisch entfernt.
Diese Patienten leben häufig noch mehrere Jahre nach der Tumorentfernung.

Der Mastzellentumor Grad III wird als sehr aggressiv eingestuft und bildet häufig Metastasen in kurzer Zeit.
Trotz chirurgischer Entfernung bleibt die Prognose als schlecht einzustufen.

Je früher der Mastzellentumor diagnostiziert und eine Therapie eingeleitet wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass noch keine Metastasen gebildet worden sind.

Dauer und der typische Verlauf

Eine Tumorerkrankung ist immer eine chronische Erkrankung.
Einzelne entartete Zellen können vom Menschen mit bloßem Auge nicht wahrgenommen werden.
Daher werden Tumore erst sichtbar, wenn sie eine entsprechende Größe erreicht haben.

Je nach Bösartigkeit und Aggressivität des Tumors kann dies von wenigen Wochen bis zu mehreren Monaten dauern.
Gutartige Tumore verbleiben häufig nur an einer Stelle und wachsen dort überwiegend langsam.
Bösartige Tumore wachsen meistens schneller und bilden sehr rasch Metastasen, die sich dann auch in Organen und in vom ersten Tumor abgelegenen Körperregionen ansiedeln und weitere Umfangsvermehrungen bilden, wodurch es zu Folgeproblemen kommt.

Die befallenen Organe können im weiteren Verlauf ihrer eigentlichen Aufgabe im Körper immer weniger nachgehen wodurch es zu weiteren Folgeproblemen kommt.

Das sind die häufigsten Tumore beim Hund

Hunde können unter einer Vielzahl von Tumoren leiden.
Diese können sehr unterschiedlich aussehen und an den verschiedensten Lokalisationen des Körpers auftreten.
Zu den häufigsten Tumoren der Haut zählen:

  • Plattenepithelkarzinome (bösartiger Tumor der Haut und Schleimhaut),
  • Papillome (gutartiger Tumor der Haut),
  • Lipome (gutartige Fettgeschwulst),
  • Mastzellentumore,
  • kutane Histiozytome (gutartiger Hauttumor)  und
  • Melanome (Tumor der Pigmentzellen).

Hündinnen leiden häufig unter Mammatumoren (Gesäugetumor).

Im Verdauungstrakt treten häufig:

  • maligne Melanome,
  • Plattenepithelkarzinome,
  • Fibrosarkome (Tumor des Bindegewebes),
  • Epuliden (Zahnfleischwucherungen),
  • Adenokarzinome (bösartiger Tumor des Drüsengewebes),
  • Lymphome (Tumore des Lymphgewebes) und
  • Leiomyosarkome (bösartiger Tumor der glatten Muskulatur)  auf.

In der Bauchhöhle sind häufig Hämangiosarkome (bösartiger Tumor der Blutgefäße), Lymphome und Mastzellentumore zu finden.

Im Bereich des Atmungstraktes treten häufig Karzinome oder Sarkome (bösartiger Tumor des Bindegewebes) auf.

In den Harnorganen findet man häufig Karzinome und Sarkome und im Bereich der weiblichen Geschlechtsorgane Ovarialtumoren und Leiomyome (gutartige Tumore der glatten Muskulatur) sowie Hoden- und Prostatatumoren beim Rüden.

Zu den häufigen Knochentumoren zählt zum Beispiel das Osteosarkom (bösartiger Knochentumor).
Im Nervensystem kommen überwiegend Meningiome (Tumor der Hirnhaut) und Gliome (Tumor der Gliazellen) vor.
Lesen Sie hierzu mehr unter: Hirntumor beim Hund

Zu den häufigsten Tumoren des blutbildenden Systems zählen das maligne Lymphom, maligne Histiozytome und Plasmazelltumoren.

An welchen Symptomen Sie einen Tumor bei Ihrem Hund erkennen können, erfahren Sie unter:
Tumor beim Hund - Diese Symptome treten auf

 

Milztumor

Milztumore kommen beim Hund relativ häufig vor.
In den meisten Fällen handelt es sich hierbei um ein Hämangiosarkom.
Dies ist ein bösartiger Tumor, der von der innenliegenden Schicht der Blutgefäße ausgeht.
Dieser Tumor neigt sehr stark dazu zu metastasieren.

Die Metastasen werden dann direkt über die Blutbahn abgeschwemmt und gelangen so in andere Körperregionen, wo sie dann heranwachsen.
Ein weiteres Problem ist die Neigung zu Rupturen.
Die Milz ist ein sehr gut durchblutetes Organ. Tumore sind in der Regel ebenfalls gut durchblutet.
Wenn das Gewebe reißt, gelangt in relativ kurzer Zeit sehr viel Blut in die Bauchhöhle, was zu einer lebensbedrohlichen Situation für den Hund führen kann und er letztlich durch Kreislaufversagen versterben kann.

Weitere Informationen zum Krankheitsbild des Milztumors beim Hund erfahren Sie in unserem Artikel:
Milztumor beim Hund - einer der häufigsten Tumore!

Plattenepithelkarzinom

Das Plattenepithelkarzinom kommt besonders häufig in der Haut und Schleimhaut des Hundes vor und tritt bevorzugt im Bereich der Zehen, der Milchleiste oder der Maulhöhle auf.
Der Tumor wächst in der Regel flach, kann aber auch in die Tiefe ziehen, ulzerieren oder blumenkohlartig über die Hautoberfläche erhaben wachsen.

Das Plattenepithelkarzinom zählt zu den bösartigen Tumoren und häufig sind ältere Hunde davon betroffen, ebenso wie Hunde mit heller und unpigmentierter Haut.

 

Hirntumor

Hirntumore kommen bei Hunden relativ selten vor.
Am häufigsten sind hier die sogenannten Meningiome.
Diese Tumore haben ihren Ursprung an den Hirnhäuten und werden mithilfe von bildgebenden Verfahren diagnostiziert, zum Beispiel durch eine Computertomographie oder eine Kernspinuntersuchung.

Tumore im Bereich des Gehirns können je nach Größe und Lokalisation zu neurologischen Ausfällen führen, wozu zum Beispiel Veränderungen im Verhalten, epileptische Anfälle, Störungen im Gangbild oder bei der Sehfähigkeit zählen.

Weitere Erkrankungen, die Epilepsie beim Hund auslösen können, lesen Sie unter:
Epilepsie beim Hund - Ursachen & Therapie

 

Wann muss mein Hund eingeschläfert werden?

Der Hund sollte von seinem Leiden erlöst werden, wenn das Leben für ihn nicht mehr lebenswert erscheint.
Dies kann der Fall sein, wenn er Schmerzen hat, die nicht mehr mit Medikamenten in den Griff zu bekommen sind.

Außerdem können durch die Tumoren selber oder auch eventuell vorhandene Metastasen die Organfunktionen derart eingeschränkt sein, dass diese ihre Arbeit nicht mehr ausreichen tun können.
Wenn zum Beispiel die Lunge betroffen ist, kann es sein, dass der Hund nicht mehr genug Sauerstoff bekommt.
Wenn die Leber betroffen ist, kann der Körper zum Beispiel nicht mehr richtig entgiften.

Wenn Sie das Gefühl haben, dass es Ihrem Hund nicht mehr gut geht, sollten Sie den Rat Ihres Tierarztes einholen. Dieser wird Sie gut beraten und Sie bei Ihrer Entscheidung und der Wahl des richtigen Zeitpunktes unterstützen.

Alles rund um das Einschläfern des Hundes erfahren Sie unter:
Das sollten Sie über das Einschläfern wissen

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 11.07.2019 - Letzte Änderung: 10.11.2021