Wie kann ich meinem Hund den Jagdtrieb abgewöhnen?

Beim Hund handelt es sich um einen Fleischfresser. Das bedeutet, dass er von Natur aus ein Jäger ist, der darauf angewiesen ist, seine Beute zu jagen und zu fangen, um Nahrung zu bekommen.
Der Jagdtrieb ist angeboren und das Jagdverhalten wird durch späteres Training durch das Rudel oder den Menschen erlernt.

Im Zuge der Hundezucht wurden bestimmte Verhaltensweisen des Jagens bei bestimmten Hunderassen hervorgehoben oder zurückgestellt.
Die Jagdhunde wurden in ihrem Jagdtrieb durch Selektion „spezialisiert“.

Diese Hunderassen haben einen starken Jagdrieb

Hunderassen mit einem starken Jagdtrieb sind alle sogenannten Jagdhunde.
Diese wurden für die Jagd gezüchtet und haben oft entsprechende Namen wie Wolfshound, Deerhound oder Foxterrier.
Dazu gehören aber auch einige Hunde, die man aus dem Volksmund eher als brave Familienhunde ansieht.
Das liegt daran, dass unsere heutigen Jagdhunde sehr spezialisiert sind.

Man unterscheidet Vorsteherhunde, Apportierhunde, Jagende Hunde und einige weitere.
Klassische Jagdhunde sind Bracke, Dachshund, Deutsch Kurz- und Langhaar, Deutsch Drahthaar oder Münsterländer.
Außerdem zu den Hunden mit ausgeprägtem Jagdtrieb zählen viele Terrier wie der Foxterrier und der Jack Russel Terrier.
Modernere Rassen wie der Husky und der Weimaraner gehören ebenfalls zu leidenschaftlich jagenden Hunden.

Oft vergessen wird der Jagdtrieb bei sonst ruhigen und freundlichen Hunden wie den Beagle oder Labrador Retrievern.

Diese Hunderassen haben keinen Jagdtrieb

Hunderassen ohne Jagdtrieb gibt es nicht.
Das liegt daran, dass der Jagdtrieb ein Urinstinkt des Hundes ist ohne den er in der Natur nicht überlebt hätte.
Immerhin ernährt er sich von Fleisch.
Durch Selektion in der Zucht gibt es jedoch Hunde, bei denen der Jagdtrieb umgelenkt  oder in den Hintergrund gedrängt wurde.

Rassen, bei denen der Jagdtrieb umgelenkt wurde, sind Hütehunde, wie zum Beispiel der Border Collie.
Bestimmten Rassen, wie dem amerikanischen Foxhound, wurde der Jagdtrieb seiner englischen Vorfahren abgezüchtet.
Dieser ist heute mehr Showhund als Jagdhund.

Als Rassen mit wenig Jagdtrieb gelten außerdem der Bearded Collie, Großspitz und Eurasier.
Insgesamt können aber viele ruhigere Hunderassen bei guter Erziehung trotz Jagdtrieb problemlos geführt werden.

Wie kann ich den Jagdtrieb umlenken?

Möchte man den Jagdtrieb seines eigenen Hundes von einem Beutetier auf etwas anderes umlenken, um seine Aufmerksamkeit vom Wild abzulenken, helfen Spiele wie apportieren.
Beim Apportieren kann der Hund auch seinen Jagdtrieb ausleben.
Die gleiche natürliche Reflexkette läuft ab: orten, fixieren, jagen, fangen.
Oft wird beobachtet, dass Hunde den gefangenen Stock oder Ball schütteln.
Dabei handelt es sich um die ursprüngliche Verhaltensweise des im Genick packen und tot schütteln der Beute.
Ist der Hund durch Spiele auf den Menschen fixiert achtet er besser auf dessen Befehle und ist weniger empfänglich für andere äußere Einflüsse.

Das Umlenken des Jagdtriebs ist grundsätzlich eine Sache der jahrzehntelangen Züchtung.
So sind die Hütehunde entstanden.
Denn beim Hüten handelt es sich um eine umgelenkte Form des Jagens.
Statt ein Tier von der Herde abzutreiben und es zu hetzen, treibt der Hund die Herde zusammen.
Die Körperhaltung des Hudes ist dabei aber noch die Gleiche wie beim Anpirschen auf der Jagd.

Wie kann ich meinem Hund den Jagdtrieb abgewöhnen?

Einem Hund den Jagdtrieb vollständig abzugewöhnen ist kaum möglich.
Man kann den Jagdtrieb jedoch durch gute Erziehung und viel Training unter Kontrolle halten.
Um dies zu tun, muss man zunächst den Ursprung des Jagdtriebs verstehen.

Der Jagdtrieb besteht aus einer angeborenen Verhaltenskette.
Auf einen Reiz wie die Spur oder das Sichten eines Beutetiers folgt eine festgelegt Kette von Reaktionen des Hundes.
Er ortet die Beute, fixiert diese, pirscht sich dann an sie heran, um sie dann nach einer Hatz zu Packen und zu töten, um sie zu fressen.
Dieses Verhalten wird in der Natur durch lernen im Rudel noch perfektioniert.

In der heutigen Zucht wurde Wert auf spezialisierte Jäger gelegt.
Das bedeutet, dass jeder Jagdhund auf einen bestimmten Vorgang in der Verhaltenskette der Jagd spezialisiert ist.
Vorsteherhunde sind zum Beispiel Hunde, die auf das Orten und Anzeigen einer gesichteten Beute gezüchtet wurden, wohingegen Terrier sich vor allem für die Hatz eignen.
Beim Kauf und in der Ausbildung eines Hundes macht es daher Sinn, sich vor Augen zu rufen für welchen Zweck die jeweilige Hunderasse gezüchtet wurde, da der jeweilige Hund nach aller Wahrscheinlichkeit vor allem diese Verhaltensweise zeigen wird.

Das A und O in der Kontrolle des Jagdtriebs ist eine gute Grundausbildung und gute Erziehung, die immer wieder trainiert werden muss.
Konkret heißt das, dass der Hund auch wenn er ein Beutetier sieht, dass seinen Jagdtrieb reizt so gut auf seinen Menschen achten sollte, dass er auch dann noch auf dessen Befehle hört.
Dafür ist es wichtig den Hund so zu schulen, dass er immer mit einem Teil seiner Aufmerksamkeit beim Menschen bleibt.
Trainiert werden kann dies am besten in einer Hundeschule mit steigender Menge an Ablenkung während der Trainings.
Im Wald kann man den Hund außerdem durch Gehorsamsübungen und Spiele auf einen selbst fixieren, sodass er weniger empfänglich für äußere Einflüsse wird.
Dazu gehören zum Beispiel Apportieren oder Versteckspiele.
Der Hund beschäftigt sich mit dem Menschen und wird weniger empfänglich für äußere Reize sowie empfänglicher für die Kommandos des Menschen, da er sich auf diesen konzentriert.

Homöopathie

Ein Homöopathisches Mittel gegen den Jagdtrieb gibt es nicht.
Helfen können im Einzelfall aber Mittel für die Konzentration oder welche mit einer beruhigenden Komponente.
Oft werden Hunde mit übertriebenem Jagdtrieb schnell hektisch.
Bei Unruhe helfen Arsenicum album, Argentum nitricum, Kalium bromatum oder Tarantula.

Mehr Informationen über Homöopathische Mittel beim Hund lesen Sie unter:
Die Homoöpathie beim Hund - Diese Mittel gibt es

Kann eine Hundeschule helfen?

Hat man Probleme den Jagdtrieb seines Hundes zu kontrollieren, ist ein Besuch bei der Hundeschule auf jeden Fall nicht verkehrt.
Natürlich kann auch ein Hundetrainer den Urinstinkt Jagdtrieb nicht einfach löschen.
Wohl aber kann er an der Bindung zwischen Hund und Besitzer arbeiten sowie an deren Kommunikation.
Nicht umsonst spricht man in der Jägersprache vom „Hundeführer“.
Dieses Wort indiziert, dass der Hund in jeder Situation auf seinen Menschen hören soll.

Besonders wenn der Hund dazu neigt unkontrolliert hinter Wild her zu laufen und es zu jagen, muss trainiert werden, dass der Hund zeitnah und immer die Kommandos seines Menschen annimmt.
Natürlich kann man in der Hundeschule nicht alle Situationen im Wald nachahmen, wohl aber Kommandos unter Ablenkung trainieren und eine gute Vorarbeit für das Befolgen von Kommandos im Wald leisten.

Wann sollte Ihr Hund in die Hundeschule gehen? Die Antwort auf diese Frage finden Sie in unserem Artikel:
Die Hundeschule - Alles was man wissen sollte

Woher bekomme ich professionelle Hilfe?

In fast jedem Dorf und jeder Stadt gibt es mehrere Hundeschulen.
Diese ausfindig zu machen, ist über soziale Medien, das Internet oder Telefonbuch oft nicht schwer.
Helfen der Besuch und das Training dort nicht, kann man sich an spezialisierte Hundetrainer oder eine Jagdschule wenden.

Ziel des Besuchs einer Jagdschule muss nicht immer sein, den Hund tauglich zum Führen bei einer Jagd zu machen.
Es gibt auch viele Kurse zum Trainieren von Gehorsam.
Gerade in einer Jagdschule wird viel mit Materialien gearbeitet, die den Jagdtrieb beim Hund reizen, was in der normalen Hundeschule ausbleibt.
So lernen Hundeführer und Hund den Jagdtrieb zu kontrollieren.

Jagdschulen finden Sie ebenfalls im Internet.
Im Zweifel wenden Sie sich an Ihren Tierarzt. Auch dieser hat oft Kontakte zu Jägern, die Sie eventuell weiter vermitteln können.

Ihr Hund hört nicht auf Sie und Sie möchten das dringend ändern?
Erfahren Sie dies in unserem Artikel:

Mein Hund hört nicht - Was soll ich tun?

Beeinflusst eine Kastration den Jagdtrieb?

Eine Kastration beeinflusst den Jagdtrieb nur indirekt.
Sowohl Hündinnen als auch Hunde sind in der Natur Jäger.

Die Kastration beeinflusst das Fortpflanzungsvermögen und den Hormonhaushalt.
Dadurch wird weniger Revierverhalten und weniger Interesse an anderen Hunden gezeigt, wodurch diese weniger geneigt sind im Wald wegzulaufen, um zum Beispiel eine läufige Hündin zu suchen, die sie weit entfernt gerochen haben.
Auf den reinen Jagdtreib haben die wegfallenden Hormone jedoch keinen Einfluss.
Eine Veränderung im Jagdtrieb lässt sich dennoch in manchen Fällen feststellen.
Das liegt daran, dass kastrierte Hunde oft von ihrem ganzen Wesen her ruhiger werden.
Sie lassen sich einfach erziehen und sind konzentrierter auf den Menschen.

Dies kann durchaus zu einer Verbesserung beim „Problem Jagdtrieb führen“.

 

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 04.09.2018 - Letzte Änderung: 10.11.2021